Ist das Schweizer Feinmechanik oder ein Hobel fürs Grobe? Die Bike-Marke FLYER hat ihr Uproc beim großen E-MOUNTAINBIKE Vergleichstest ins Rennen geschickt. Der Klassiker wurde neu aufgelegt und geht mit 150 mm Federweg plus Bosch Performance Line CX-Motor für – im Vergleichstest günstige – 7.999 € über die Ladentheke. Wie schlägt sich das neue Modell?

FLYER Uproc X 8.70 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 150/150 mm (v/h)
25,1 kg in Größe M | 7.999 € | Hersteller-Website

Die FLYER Uproc-Serie gibt es schon lange. Mit dem Namenszusatz X soll es mit 150 mm Federweg vorn und hinten die Allzweckwaffe im FLYER-Portfolio sein und überall eine gute Figur machen: auf Touren, Alpenpass-Aufstiegen sowie Abfahrten in anspruchsvollem Gelände. Das neue Uproc X kommt mit Bosch Performance Line CX-Motor anstelle des früher verbauten Panasonic-Antriebs. Das macht das Bike zwar weniger exotisch, dennoch bleibt die Schweizer Marke FLYER eine der exklusiveren im Portfolio des ZEG-Mutterschiffs. Die Mullet-Laufräder – also 29” vorn und 27,5” hinten – werden vom Vorgänger übrigens übernommen. Zur Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft gehören neben FLYER auch BULLS, Pegasus und weitere Marken rund um die Bike-Welt. Wie sich die neueste Veröffentlichung von FLYER Uproc X im großen Vergleichstest geschlagen hat und ob die Veränderungen das Bike aufs Treppchen bringen, haben wir herausgefunden.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das FLYER Uproc X 8.70 2024 aus?

Schweift der Blick übers Oberrohr des Vollcarbon-E-Mountainbikes, macht FLYER die hoch angesetzten Erwartungen gleich deutlich: „Swiss Quality Assembly“. Die hochwertige Verarbeitung des FLYER Uproc X wird quasi per Aufkleber attestiert, aber wie steht’s um den Rest? Der weiße Hauptrahmen setzt auf Details in einem Grauton, der sich am ebenfalls aus Carbon gefertigten Hinterbau wiederfindet. Lediglich die Dämpferwippe ist aus Aluminium und so bleibt die Nadel der Waage in Rahmengröße M bei 25,1 kg stehen. Der Vorgänger des FLYER Uproc X ist im großen E-MTB Vergleichstest im letzten Jahr nicht so gut weggekommen – nun hat sich bei der Nachfolgeauflage aber einiges geändert. Der Knick im Oberrohr gehört nicht mehr zur FLYER-Designsprache und auch das extravagante Panasonic-Motorsystem samt großer Remote und exponiertem Display wurden ersetzt. Das neue Uproc X wird von einem salonfähigen Bosch Performance Line CX-Motor mit 85 Nm angetrieben. Der ist formschön integriert und wird vom Bosch PowerTube 750 Wh Akku gespeist.

Aquila steht für den Adler in der Gattung der Greifvögel. Die gleichnamigen ONZA Reifen greifen sich bei Nässe und losem Untergrund leider nicht so fest, wie ein hungriger Adler in seine Beute.
Trade-off: Die FOX 36-Performance mit FIT Grip-Kartusche ist zwar beim Setup sehr einsteigerfreundlich, lässt aber ordentlich Endprogression vermissen.
Praktisch, im Steuersatz versteckt sich ein kleines Multitool, das ihr schnell griffbereit habt!

Die beim Vorgängermodell noch vorhandene seitliche Akku-Entnahme entfällt allerdings: Beim neuen Modell muss das Bike auf den Kopf gestellt oder zumindest abgelegt werden, um den Akku zu entnehmen. Dann lässt sich der 750-Wh-Akku durch eine Schraube gesichert nach unten aus dem sonst geschlossenen Unterrohr herausziehen. Zusammen mit dem fest am Akku montierten Cover bildet dieser einen sauberen Übergang zum Motor-Bereich. Zudem ist das Bike für den Bosch PowerMore Range Extender mit 250 Wh Akkukapazität vorbereitet. Das Bosch Kiox 300-Display ist links neben dem Vorbau befestigt, dank dem Feature eBike Lock kann der Motor per Bluetooth gesperrt werden und das serienmäßige Bosch Connect Modul macht das Bike Ortungsdienst-ready. So kann es bei einem Diebstahl aufgespürt werden.

Zentriert: Der Ladeport sitzt gut erreichbar und nicht im Rotationsumfang der Kurbel. Top, so kann man während des Ladens auch noch die Kette ölen und die Kurbel drehen.
Mechanisches Collier: Die Shimano-Gangschaltung funktioniert mechanisch und ist nur so intelligent wie der, der sie bedient. Unter Volllast des Bosch-Motors kann es darum auch mal ganz schön krachen im Antriebsstrang.

Das FLYER Uproc X-Fahrwerk setzt auf bewährte FOX-Komponenten. Die FOX 36 Performance-Federgabel bietet 150 mm Federweg und ermöglicht dank der FIT Grip-Kartusche einfache, wenn auch weniger umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Am Heck verwaltet der FOX FLOAT X Performance-Dämpfer die 150 mm Federweg. Auch hier stehen dem Fahrer mit Rebound, Compression und Lockout einfache Einstellmöglichkeiten zur Verfügung. Die KS LEV INTEGRA Vario-Sattelstütze mit 150 mm Stützenhub ist etwas unterm Durchschnittswert im Vergleichstest und schränkt eure Bewegungsfreiheit auf dem Trail ein. Die Schalt- und Bremskomponenten des FLYER Uproc X stammen aus dem Hause Shimano: Für ausreichende Verzögerung und Kontrolle auf anspruchsvollen Abfahrten sorgen die Shimano XT-Bremsen mit 203 mm Bremsscheiben vorne und hinten. Die Shimano XT 12-Gang-Schaltgruppe ermöglicht präzise Gangwechsel, auf mechanische Weise mit Schaltzug anstatt kabellos. Selbstschrauber wird die klassische Kabelführung durch Cable-Ports am Rahmen freuen. Das FLYER-eigene Cockpit kommt mit einem integrierten Multitool der Marke Granite. Das kleine Werkzeug erleichtert einfache Reparaturen oder Anpassungen direkt auf dem Trail. Eine einfache Lösung für Sicherheit bei Dunkelheit bietet die MonkeyLink-Halterung vor dem Lenker: Damit lässt sich ein Anstecklicht befestigen, das direkt vom Hauptakku des Bikes gespeist wird. Die DT Swiss H 1900 Mullet-Laufräder sind mit selten gesehenen ONZA Aquila GRC vorn und hinten bereift. Wie die 2,4/2,6 Zoll breite Reifenkombi in Verbindung mit dem Fahrwerk harmoniert, erfahrt ihr im folgenden Fahreindruck.

FLYER Uproc X 8.70

7.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel FOX 36 Performance 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Performance 150 mm
Sattelstütze KS LEV INTEGRA 150 mm
Bremsen Shimano XT 203/203 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau SATORI Ursa 35 mm
Lenker FLYER Alloy 780 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 29"/27,5"
Reifen ONZA Aquila GRC/50 2,5

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 25,1 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 115 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

MonkeyLink Lichthalterung
Flip-Chip

Tuning-Tipp: Volumenspacer in die Gabel, um die Endprogression zu steigern

Was kann das FLYER Uproc X 8.70 2024 im Praxistest?

Mit dem FLYER Uproc X startet man die Ausfahrt komfortabel und aufrecht. Die Sitzposition und der gut arbeitende Hinterbau sorgen für einen angenehmen Langstreckenkomfort. Man sitzt nur leicht handlastig auf dem Rad und kann so auch gut längere Touren bewältigen. Im Uphill verleiht das Fahrwerk dem Bike eine gute Traktion und der Bosch Performance Line CX-Motor schiebt kraftvoll bereits bei niedrigen Kadenzen an. So könnt ihr locker steilste Anstiege auf SIngletrails erklimmen und über Stufen oder ausgewaschene Spurrillen sicher die Linie halten, denn auch die Front des Bikes bleibt zuverlässig am Boden. Das Bike bleibt stets einfach zu steuern, ohne dass man sein Gewicht hin und her verlagern muss wie ein Seiltänzer. So überragt es im technischen Uphill zum Beispiel Bikes wie das ROTWILD oder das GASGAS.

Trockener Fels in Nordspanien sorgt für massig Grip, auch wenn die Reifen bei Nässe so ihre Schwächen haben.
Mit Vorsicht zu genießen: Nach hohen Stufen neigt die Front des FLYER dazu, unvermittelt wegzusacken. Hier sollte die Compression höher gedreht werden.

Dreht man dem Uphill den Rücken, geht das FLYER Uproc X sehr intuitiv im Handling den Hang runter. Das Bike verlangt wenig Eingewöhnungszeit vom Piloten. Alle Tester haben sich schnell wohlgefühlt und das Uproc X wartet nicht mit unerwarteten Überraschungen auf. Ähnlich wie das FOCUS SAM² lässt es sich so auf dem Trail nicht beirren, sondern bietet ein einfach zu steuerndes Fahrgefühl. So macht das FLYER Uproc X auf flowigen Trail-Passagen Spaß, es ist aber nicht ganz so spritzig wie beispielsweise das sehr straff ausgelegte Lapierre Overvolt GLP 3. Das Fahrwerk des FLYER Uproc X bietet eher einen guten Kompromiss aus Tour und Trail als eine dezidierte Performance-Orientierung. Der Mix aus Traktion und Gegenhalt sorgt dennoch für Spaß und zum Vorteil weniger erfahrener Piloten erfordert die initiale Einstellung der Fahrwerkskomponenten weniger Know-how. Grobe Schläge werden gut gefiltert, gleichzeitig erhält man ausreichend Feedback vom Untergrund. Allerdings gibt es ein Manko: Der Gabel mangelt es deutlich an Endprogression. Beim Abrollen von hohen Stufen oder Drops neigt die Front dazu, tief einzutauchen. Das kostet Sicherheitsgefühl und steigert das Unwohlsein in sehr steilen Trail-Passagen. Für alle, die sich schon besser mit Fahrwerken auskennen: Um für mehr Gegenhalt zu sorgen, solltet ihr einen Volumenspacer in der Federgabel ausprobieren. Zudem sorgen die Reifen auf matschigen und losen Untergründen häufiger für Unbehagen als die der Mitbewerber. Hier reißt bei den eher flach profilierten Reifen schnell und oft unvermittelt der Grip ab. Damit reicht die Performance des FLYER Uproc X nur bei trockenen und griffigen Bedingungen, um flott den Berg runterzukommen, aber überzeugt dann als guter Allrounder mit schnell einkehrendem Wohlfühlfaktor. Die Spaßgarantie wird jedoch von der Federgabel eingebremst und lässt die Wahl einmal mehr auf die Chicken-Line anstatt auf die großen Gaps fallen. Dadurch ist das FLYER eher ein treuer Begleiter auf bewährten Touren, als der Coach in der Spielfeldecke, der euch antreibt, immer schneller und gröbere Trails runterzusegeln.

Das FLYER ist kein Vollgas-Abfahrts-E-Bike, aber es macht in allen Könnerstufen viel Spaß und ist intuitiv zu fahren.

Größe S M L XL
Oberrohr 567 mm 600 mm 632 mm 664 mm
Sattelrohr 400 mm 415 mm 450 mm 485 mm
Steuerrohr 102 mm 110 mm 120 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,5° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 77,0° 77,0° 77,0° 77,0°
Kettenstreben 460 mm 460 mm 460 mm 460 mm
Tretlagerabsenkung 31 mm 31 mm 31 mm 31 mm
Radstand 1.221 mm 1.229 mm 1.261 mm 1.292 mm
Reach 435 mm 445 mm 473 mm 495 mm
Stack 612 mm 622 mm 631 mm 650 mm
Helm Fox Mainframe Mips Helm | Hip Pack Thule Rail2 | Shirt DHaRCO Womens GravityJersey Sunset
Hose ION Shelter 2L Softshell | Schuhe Leatt 2.0 Flat | Socken Monserat TS03
Handschuhe Endura FS260-Pro Nemo

Für wen ist das FLYER Uproc X 8.70 2024 das richtige Bike, für wen nicht?

Dem FLYER Uproc X merkt man seine Herkunft an: Es erklimmt steile (Schweizer) Anstiege mit Leichtigkeit. So richtet es sich an alle, die gern technische Singletrails hoch- und flowige Strecken wieder runterfahren wollen. Durch den hohen Wohlfühlfaktor eignet sich das Bike für alle, die entspannten Hausrunden drehen wollen und nicht auf der Suche nach Bestzeiten und Racing sind – denn dafür wird das Bike auch durch die Ausstattung begrenzt. Das FLYER Uproc X ist ein solider Begleiter für Rider, die Spaß auf dem Trail suchen, aber ihr Bike auch mal im Alltag nutzen möchten. Hier punktet das Bike mit dem integrierten Lampenhalter und den Bosch Software-Features.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum FLYER Uproc X 8.70 2024

FLYER zeigt mit dem Uproc X 8.70 ein gutes Gesamtpaket, das mit Schweizer Qualität eine breite Zielgruppe anspricht und nicht mit bösen Überraschungen aufwartet. Für 7.999 € bekommt man ein rundes, einsteigerfreundliches Bike zu einem fairen Preis im Vergleichsfeld. Vor allem auf Tour, im Uphill und auf flowigen Trails macht das FLYER Uproc X Spaß, ohne fordernd zu sein. Für den Testsieg fehlt dem FLYER Uproc zwar der nötige Aha-Effekt, aber es landet dennoch im soliden Mittelfeld.

Tops

  • einsteigerfreundliches Wohlfühl-Handling
  • Tool im Steuersatz
  • guter Allrounder

Flops

  • Gabel mangelt es an Endprogression

Mehr Informationen findet ihr unter flyer-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BULLS VUCA EVO AM 2 (Zum Test) | BULLS SONIC EVO AM SX-I (Zum Test) | Canyon Strive:ON CFR LTD (Zum Test) | Canyon Torque:ON CF Roczen (Zum Test) | CENTURION No Pogo SL R8000i (Zum Test) | CUBE AMS Hybrid ONE44 (Zum Test) | FLYER Uproc X 8.70 | FOCUS SAM² 6.9 (Zum Test) | GASGAS ECC 6 (Zum Test) | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 (Zum Test) | KTM Macina Scarp SX Prime (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP3 (Zum Test) | Merida eOne-Sixty 10K (Zum Test) | Mondraker Neat RR SL (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 11 FOX (Zum Test) | Orbea WILD M-LTD (Zum Test) | Pivot Shuttle AM Team (Zum Test) | Propain Ekano 2 CF (Zum Test) | RADON RENDER 10.0 HD (Zum Test) | ROTWILD R.X 1000 Ultra (Zum Test) | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV (Zum Test) | SCOR 4060 ST (Zum Test) | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned (Zum Test) | SIMPLON Rapcon Pmax Pinion (Zum Test) | Specialized Turbo Levo SL Expert (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Pro (Zum Test) | Spherik E-SMT XX AXS (Zum Test)


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Words: Julian Schwede Photos: Peter Walker

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.