Spherik schickt mit dem E-SMT XX AXS einen echten Exoten ins Rennen. Das Light-E-MTB aus Kanada kommt mit dem sehr seltenen maxon BIKEDRIVE AIR-Motorsystem mit 40 Nm Drehmoment und 360-Wh-Akku. Doch kann das Spherik mit 150/140 mm Federweg (v/h) die Light-Konkurrenz aufmischen?
Spherik? Noch nie davon gehört? Nicht schlimm, die kanadische Bike-Marke ist in Europa bisher so gut wie gar nicht vertreten, plant aber Großes für die nächsten Jahre. Dabei bietet Spherik ein breites Portfolio von City-E-Bikes über Road-Bikes bis hin zu analogen MTBs und E-MTBs. Mit der Light-E-MTB-Serie wollen sie vor allem im Trail- und Enduro-Segment angreifen und haben dafür gleich 3 verschiedene Modelle entwickelt. Die von uns getestete Trail-Variante, das Spherik E-SMT in der XX AXS-Ausstattungsvariante, verfügt über 150/140 mm Federweg (v/h), rollt auf 29”-Laufrädern daher und ist verpackt in einen Vollcarbonrahmen. Für analoges und natürliches Fahrgefühl soll der maxon BIKEDRIVE Air-Motor mit 40 Nm und einem 360-Wh-Akku sorgen. In Größe M ist es mit 17,4 kg das leichteste Bike im Test, aber für 13.400 € auch das teuerste nach dem Pivot Shuttle AM.
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Selten, seltener, Spherik – Was macht das Spherik E-SMT XX AXS 2024 aus?
Das Herzstück des Spherik E-SMT XX AXS ist der maxon BIKEDRIVE AIR-Motor. In ihm steckt echte Raketenwissenschaft, denn der Schweizer Motorenhersteller hat auch schon Motoren für den Mars-Rover entwickelt. Der maxon BIKEDRIVE AIR bringt in der Spitze 40 Nm Drehmoment und ist unter der Light-E-MTB-Konkurrenz nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Trail spürbar der Schwächste – aber dazu gleich mehr. Um hier überhaupt einen E-Antrieb zu erkennen, muss man seine Augen zusammenkneifen und ganz genau hinschauen. Er ist ähnlich nahtlos in den Carbonrahmen integriert wie der TQ-HPR50 im SCOTT Voltage oder dem Mondraker Neat. Beim Akku hat man bei der Bestellung die Wahl zwischen einer 250- und 360-Wh-Version, der dann fest im Bike verbaut ist. Unser Test-Bike kam mit der 360-Wh-Variante. Wer also keine Steckdose im Keller oder in der Garage hat, muss das Bike zum Laden immer mit ins Haus nehmen. Der Ladeport sitzt gut erreichbar auf der Oberseite des Unterrohrs und ist durch einen etwas fummeligen Gummistöpsel vor den Elementen geschützt. Wer längere Touren bestreiten will, für den gibt es noch einen optionalen Range Extender mit 160 Wh Akkukapazität, der kompatibel mit einem speziellen maxon BIKEDRIVE AIR-Flaschenhalter ist. Allerdings muss man sich dann entscheiden, ob man lieber eine Flasche Wasser transportiert oder den zusätzlichen Stromspeicher – beides geht nicht. Die restliche Integration des Systems ist am Spherik minimalistisch gehalten. Die kleine ringförmige Metall-Remote am Lenker fühlt sich hochwertiger an als die FAZUA Ring Remote und punktet mit einer guten Haptik. Die im Oberrohr integrierte Kontrolleinheit zeigt den Akkustand in acht Stufen und den gewählten Fahrmodus in farbigen LED-Balken an. In der maxon Connect-App könnt ihr die Unterstützungsstufen nach euren Wünschen anpassen und den genauen Akkustand anschauen. Wer will, kann das Motorsystem auch über ANT+ mit einem Bike-Computer verbinden.
Das Motorsystem ist von einem Vollcarbonrahmen in knalliger Farbe und modernem Design umhüllt. Er kommt mit klaren Kanten und Linien und das Oberrohr bildet mit der Sitzstrebe eine Linie. Die wenigen Leitungen laufen direkt in das hauseigene One Piece Carbon-Cockpit und dann direkt durch Steuersatz in den Rahmen. Das sorgt zwar für einen aufgeräumten Look, bietet aber kaum Möglichkeiten, das Cockpit auf eigene Vorlieben anzupassen, und lässt Hobbyschrauber bei der Wartung verzweifeln. Der Tretlagerbereich wird von einem Unterfahrschutz aus Kunststoff vor herumfliegenden Steinen geschützt. Gar nicht geschützt an unserem Test-Bike waren die Kettenstreben und mussten wie die Ohren unserer Tester einiges einstecken. In Serie soll das Bike laut Hersteller mit einem Kettenstrebenschutz ausgeliefert werden.
Bei der Ausstattung setzen die Kanadier auf fast nur namhafte Hersteller. Das FOX Factory-Fahrwerk kommt mit hoher Trail-Performance und lässt bei der Einstellbarkeit keine Wünsche offen. Nur die FOX Transfer Factory-Dropperpost ist mit ihren 150 mm Hub zu kurz. SRAMs Topmodell XX Eagle Transmission sorgt für smoothe Schaltvorgänge und durch die kabellose Übertragung für ein cleanes Cockpit. Die verbauten SRAM Level Ultimate Stealth-Vierkolbenbremsen sind eigentlich für den Cross-Country-Einsatz entwickelt worden. Sie brauchen viel Fingerkraft, vor allem mit der kleinen 180-mm-Bremscheibe am Heck, um euch auf langen Abfahrten zum Stehen zu bringen – da hilft auch nicht, dass vorne eine große 200-mm-Bremsscheibe verbaut ist. Ein Großteil der Bike-Marken im Test setzen bei den Reifen auf die Platzhirsche MAXXIS oder Schwalbe. Spherik dagegen wählt die eher seltenen und schwach profilierten ONZA Porcupine-Reifen, die auf Carbon-Laufräder der Schweizer Marke HOOPS aufgezogen sind. Die schwach profilierten Reifen kommen vor allem im Nassen schnell ans Limit. Shredder sollten zudem das dünne TRC Trail Casing und die harte Medium Compound 60-Gummimischung gegen ein Modell mit der robusten GRC-Karkasse und der weicheren Soft Compound 50-Mischung tauschen. Laut Hersteller soll bald auf der Internetseite auch die Vittoria Mazza- und Martello-Reifenkombination verfügbar sein.
Spherik E-SMT XX AXS
13.400 €
Ausstattung
Motor maxon BIKEDRIVE AIR 40Nm 250 W 40 Nm
Akku maxon BIKEDRIVE AIR Battery 250Wh 360 Wh
Display maxon Interface
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 140 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Bremsen SRAM Level Ultimate 200/180 mm
Schaltung SRAM XX Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Spherik One Piece Carbon Handlebar/Stem 50 mm
Lenker Spherik One Piece Carbon Handlebar/Stem 800 x 50 800 mm
Laufradsatz HOOPS Carbon 927 29"
Reifen ONZA Porcupine TRC/60 2,6
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 17,38 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Range Extender
Tuning-Tipps: grobstollige Reifen und Sattelstütze mit mehr Hub für mehr Trail-Performance
Was kann das Spherik E-SMT XX AXS 2024 im Praxistest?
Ist man in der Ebene oder im Uphill unterwegs, wird der Fahreindruck des Spherik E-SMT durch den sehr natürlichen maxon BIKEDRIVE AIR-Motor bestimmt. Er setzt fast geräuschlos und unauffällig ein, bietet bergauf leichten Rückenwind und nimmt fiesen Anstiegen den Schrecken. In puncto Power kann er trotzdem nicht mit dem SCOTT Voltage eRide und dem Mondraker Neat mit TQ-HPR50 oder dem Specialized Levo SL Expert mit Specialized SL1.2-Motor mithalten und man fällt schnell zurück. Passend zum leichten Motor kommt das Spherik mit einer sportlichen und leicht handlastigen Sitzposition, die eher für schnelle und sportliche Touren geeignet ist als für lange gemütliche Tagestrips. Geht es im Gelände steil bergauf, hat man genug Druck auf der Front und der Hinterbau wippt auch mit Dämpfer im offenen Modus kaum. Allerdings generiert er mit den schwach profilierten Reifen wenig Traktion und man muss viel Zehenspitzengefühl auf die Pedale bringen, um ein durchdrehendes Hinterrad zu verhindern – obwohl der Motor keine Rekordwerte in den Asphalt brennt.
Auch sobald es wieder bergab geht, liefert die ONZA-Reifenkombination nicht viel Grip und man verliert beim Anbremsen und in Kurven schnell die Traktion. Dazu trägt auch das unsensible und straffe Fahrwerk bei und die Schläge werden fast ungehindert an den Fahrer weitergegeben, wenn man durch Anlieger mit Bremswellen hämmert. Das ist schade, denn das straffe Fahrwerk generiert hingegen auf Flowtrails viel Pop und Gegenhalt, was auf Flowtrails Spaß aufkommen lässt. Das Handling des Spherik ist sehr fordernd und man hat das Gefühl, eher auf dem Bike zu stehen, als darin integriert zu sein. So wechselt der agile Fahrcharakter auf moderaten Trails zu einem nervösen Fahrverhalten, sobald der Trail technischer wird. Wird es steil, sorgt die niedrige Front schnell für Überschlagsgefühle und die kurze Sattelstütze schränkt die Bewegungsfreiheit ein, was zusätzlich Sicherheitsgefühl kostet.
Bergauf unterstützt der maxon BIKEDRIVE AIR-Motor des Spherik E-SMT XX AXS mit einem leichten Rückenwind und nimmt den steilsten Anstiegen den Schrecken.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 548 mm | 574 mm | 600 mm | 627 mm | 654 mm |
Sattelrohr | 360 mm | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 455 mm |
Steuerrohr | 92 mm | 102 mm | 114 mm | 126 mm | 138 mm |
Lenkwinkel | 64,7° | 64,6° | 64,6° | 64,6° | 64,6° |
Sitzwinkel | 78,1° | 78,1° | 78,1° | 78,1° | 78,1° |
Kettenstreben | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Tretlagerabsenkung | 37 mm | 37 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm |
Radstand | 1.191 mm | 1.218 mm | 1.247 mm | 1.284 mm | 1.303 mm |
Reach | 424 mm | 447 mm | 470 mm | 493 mm | 516 mm |
Stack | 614 mm | 623 mm | 634 mm | 644 mm | 655 mm |
Für wen ist das Spherik E-SMT XX AXS 2024 das richtige Bike, für wen nicht?
Das Spherik E-SMT kann für alle, die auf der Suche nach einem Exoten sind, die richtige Wahl sein. Durch das selten anzutreffende Motorsystem und die auffällige Lackierung sticht man garantiert aus der Masse heraus. Auf den ersten Blick mag es wie ein spaßiger Untersatz für alle Arten von Trail-Biker erscheinen, allerdings bietet es nur ein sehr begrenztes Einsatzgebiet: Das Leichtgewicht richtet sich eher an gut betuchte Ausdauer-Athleten, die von den Höchstleistungen bei der Cross-Country-Olympiade schwärmen, aber sich beim eigenen Konditionstraining noch vom Motor etwas Unterstützung abholen. Trail-Sektionen, für die man Knieschoner benötigt, lässt man häufiger aus und hängt stattdessen lieber eine extra Konditions-Schleife an den Fitness-Loop ran. Unter dem sehr hohen Preis leidet auch das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Spherik E-SMT XX AXS 2024
Das Spherik E-SMT XX AXS sticht definitiv aus der Masse heraus. Die moderne Optik und das seltene Motorsystem sorgen für Hingucker und interessante Gespräche auf der Ausfahrt. Auf dem Trail kann es in Sachen Performance durch das fordernde Handling nicht überzeugen und wird von einigen Schwächen in der Ausstattung eingebremst. Im Uphill überzeugt es mit einem sehr natürlichen Fahrgefühl, ist aber nur für sportliche Fahrer geeignet. Zum hohen Preis kommt das sehr begrenzte Einsatzgebiet hinzu.
Tops
- natürliches Motor-Feeling
- wendiges Fahrverhalten in moderatem Gelände
Flops
- sehr hoher Preis
- nervös in der Abfahrt
- spitzer Einsatzbereich
- Schwächen in der Ausstattung
Mehr Informationen findet ihr unter spherikbike.com
Das Testfeld
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Words & Photos: Mike Hunger