E-Bike oder analog? Santa Cruz schickt das Heckler SL mit FAZUA Ride 60-Motor und 430-Wh-Akku in den großen Vergleichstest. Die 160/150 mm (v/h) Federweg und Mullet-Laufräder sollen dem Kalifornier den nötigen Spaßfaktor liefern. Wir haben das Santa Cruz Heckler SL getestet und verraten euch, wie es sich im großen Vergleichstest schlägt.
Der kalifornische Bike-Hersteller stellt dem Heckler – als Erstgeborenen noch mit kraftvollem Shimano EP801-Antrieb ausgestattet – nun einen kleinen Bruder hin: das Heckler SL. Es trägt als Herzstück einen FAZUA Ride 60-Motor mit 60 Nm Drehmoment, der mit internem und nicht entnehmbaren, 430 Wh starkem FAZUA Energy-Akku in Serie produziert wird. Damit ist das Heckler SL nicht nur das einzige E-MTB im Vergleichstest mit FAZUA-Antrieb, sondern auch das Light-E-Bike mit der größten Akkukapazität. Mit geänderter Geometrie und Kinematik soll das Heckler SL zudem das Pendant zum analogen Bronson im Portfolio darstellen. Die 160/150 mm Federweg (v/h) und das Mullet-Setup, also 29”-Vorderrad und 27,5” großes Hinterrad, versprechen, dass die verspielten Fahreigenschaften des Bronson auch auf das Light-E-MTB übertragen werden. Damit hat das abfahrtsorientierte Light-E-MTB Heckler SL genau gleich viel Federweg wie der große Bruder Heckler. Das Heckler SL wiegt mit 19,3 kg rund 1 Kilogramm mehr als das Durchschnittsgewicht der von uns getesteten Light-E-MTBs im Vergleichstest und geht in der XX AXS RSV-Ausstattung für 12.999 € über die Ladentheke.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
Was macht das Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV 2024 aus?
Auf den ersten Blick macht sich die Santa Cruz-typische Rahmenform mit bewährtem VPP-Hinterbau bemerkbar. Denn wie bei fast allen Full-Suspension-Bikes der Kalifornier verläuft der weit unten eingebaute Dämpfer durch das Sitzrohr und ermöglicht so den typischen Look der Bike-Schmiede am Monterey Bay. Der Hersteller bietet das Bike in zwei verschiedenen Carbonrahmen an: entweder in der C- oder CC-Ausführung, wobei sich die beiden Rahmenvarianten in ihrer Qualität unterscheiden. Unser Test-Bike mit CC-Carbonrahmen soll mit weniger Carbon-Schichten gleiche Steifigkeit bei geringerem Gewicht erreichen. Erhältlich ist das Bike in einem „Gloss Magenta“ oder – wie in unserer Ausstattung – in einer „Matte Silver“-Lackierung. Durch den verbauten Flip-Chip im Lower Link des Dämpferbereichs kann der Fahrer zwischen den Einstellungen High und Low wählen.
Clean sieht es auch am Cockpit des Heckler SL aus, vor allem durch die verbauten SRAM AXS-Komponenten. Alle Kabel verlaufen – zugunsten von Selbstschraubern – durch Kabelports seitlich in den Rahmen und kommen über dem Motor nochmal zum Vorschein. Dort verschwinden sie dann im Hinterbau und treten erst wieder am Einsatzort hervor. Um die edle Lackierung vor Steinschlägen zu schützen, verbaut Santa Cruz einen Unterrohrschutz sowie einen großzügigen Kettenstrebenschutz. Der konnte auf unseren Testfahrten durch einen extrem geringen Geräuschpegel punkten – das Heckler SL lässt sich super leise fahren. Zusätzlich soll ein kleiner Fender über dem Dämpfer das Fahrwerk vor Schmutz und Verunreinigungen schützen. Ein Shuttle Guard wie am Bronson gibt es nicht. Verständlich, denn das Bike unterstützt ja beim Shutteln! An der Oberseite des Unterrohrs gibt es eine Aufnahme für einen Trinkflaschenhalter.
Die typische Santa Cruz- Rahmenform hat den Entwicklern bei der Motorintegration in die Karten gespielt. Denn der längliche FAZUA Ride 60-Motor lässt sich gut in das Hockeyschläger-förmige Unterrohr integrieren. So ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass man ein E-MTB vor sich hat. Verglichen mit dem TQ-Motor an unserem getesteten Mondraker Neat RR SL ist der FAZUA-Antrieb dennoch optisch etwas kräftiger. Mit 60 Nm Drehmoment, 350 Watt Spitzenleistung und integriertem Boost-Modus, der für kurze Zeit sogar 450 Watt freigibt, unterstützt der FAZUA-Motor den Fahrer im Uphill. Gespeist wird der Motor vom fest verbauten 430 Wh starken FAZUA Energy-Akku, der über einen Ladeport am Unterrohr in Motornähe aufgeladen wird und durch eine gefederte Klappe geschützt ist. Wer keinen Ladeplatz im Keller oder in der Garage hat, muss das Bike mit ins Haus schleppen.
Der ins Oberrohr eingelassene FAZUA LED-Hub zeigt euch in verschiedenen Farben die aktuelle Unterstützungsstufe und die Akkukapazität an und verfügt zusätzlich über einen USB-C Ladeport, den man zum Anschluss eines Navigationsgeräts oder zum Laden des Smartphones nutzen kann.
Zum Auswählen der Unterstützungsstufe dient die Ring Control auf der linken Seite des Lenkers. Allerdings liefert sie ein schlechtes haptisches Feedback, was die Bedieneinheit etwas erschwert. Auch optisch wirkt sie eher billig und nicht hochwertig verarbeitet.
Ein kabelloser 12-Gang-Antrieb mit SRAM XX Eagle AXS Transmission sorgt für butterweiche Schaltvorgänge und trägt zum cleanen Gesamtbild des Bikes bei. Auch die RockShox Reverb AXS-Dropper ist kabellos, bietet mit 170 mm Hub allerdings zu wenig Bewegungsfreiheit auf dem Bike. Bei den Laufrädern setzt Santa Cruz am Heckler SL auf die hauseigenen Santa Cruz Reserve 30HD Carbon-Modelle im 29”/27,5” (v/h) Mullet-Setup. Kombiniert werden sie an der Front mit MAXXIS Minion DHF-Reifen in der MaxxGrip-Gummimischung und EXO-Karkasse und am Heck mit MAXXIS Minion DHR II in der MaxxTerra-Gummimischung und EXO+. Die weiche MaxxGrip-Gummimischung vorne generiert guten Grip auf dem Trail und die etwas härtere MaxxTerra-Mischung hinten sorgt für einen effizienten Aufstieg durch weniger Rollwiderstand. Bei schwereren Fahrern sollte aber zum Schutz der Carbon-Laufräder vorne gegen EXO+ und hinten gegen die dickwandigere Doubledown-Karkasse getauscht werden.
Das Fahrwerk des Heckler SL stammt von RockShox und bietet vorne mit der Lyrik Ultimate 160 mm Federweg, die mit guter Einstellbarkeit und Trail-Performance punkten kann. Passend dazu arbeitet am Heck ein Super Deluxe Ultimate-Dämpfer mit 150 mm, der durch eine kleine Aussparung im Rahmen ebenfalls das Einstellen erleichtert. Gebremst wird mit den SRAM CODE Ultimate Stealth-Vierkolbenbremsen, die vorne und hinten auf 200 mm großen Bremsscheiben zugreifen und für kraftvolle Verzögerung sorgen.
Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV
12.999 €
Ausstattung
Motor FAZUA Ride 60 60 Nm
Akku FAZUA Energy 430 Wh
Display FAZUA LED Hub
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Ultimate 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE Ultimate Stealth 200/200 mm
Schaltung SRAM XX Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Burgtec Enduro MK3 42,5 mm
Lenker Santa Cruz Carbon 800 mm
Laufradsatz Santa Cruz Reserve 30 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF MaxxGrip EXO/MAXXIS Minion DHR II MaxxTerra EXO+ 2,5/2,4
Technische Daten
Größe S M L XL XXL
Gewicht 19,3 kg
Zul. Gesamtgewicht 155 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 136 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Flip-Chip
Tuning-Tipp: schwereren Fahrern empfehlen wir zum Schutz der Carbon-Laufräder hinten die dickwandigere Doubledown- und vorne die EXO+ Karkasse
Was kann das Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV 2024 im Praxistest?
Schwingt man auf das Heckler SL, nimmt man auf dem Light-E-MTB eine relativ aufrechte, aber entspannte Sitzposition ein. Durch die hohe Front lastet wenig Druck auf den Händen und der mitwippende VPP-Hinterbau liefert hohen Komfort und generiert zusätzlich gute Traktion. Dadurch ist das Heckler SL auch für längere Touren tauglich. Der FAZUA Ride 60-Motor treibt im Anstieg mit natürlicher Unterstützung an und unterstützt bei gleichmäßigem Pedalieren angenehm. Für ein Light-E-MTB bietet das Heckler SL viel Power und im Vergleich zu maxon oder TQ hat der FAZUA-Antrieb nicht nur nominal, sondern auch auf dem Trail spürbar mehr Leistung. Fordert das Heckler SL die anderen Light-E-MTBs zu einem Bergauf-Sprint oder einer kniffligen Uphill-Challenge heraus, muss es sich in puncto Motorpower mit Bikes wie dem KTM Macina Scarp und dem CUBE AMS Hybrid mit nochmals stärkerem Bosch SX-Motor geschlagen geben. Trotz der hohen Front bleibt das Vorderrad auch in steilen Abschnitten noch am Boden und die angepeilte Linie lässt sich ohne große Mühe halten. Wer Fingerakrobat ist, kann in steilen technischen Anstiegen durch langes Drücken der Remote nach oben den Boost-Modus aktivieren und für kurze Zeit noch mehr Leistung abrufen.
Das Santa Cruz Heckler SL gehört zu den besten Light-E-MTBs im Test mit maximalem Fahrspaß auf allen Arten von Trails.
Geht es bergab, ist man zwischen Front und Heck gut integriert und die hohe Front vermittelt viel Sicherheit. Dadurch lässt sich das Bike sehr intuitiv fahren und man fühlt sich auf dem Heckler SL schnell wohl, was vor allem Einsteiger, aber auch Fortgeschrittene erfreuen dürfte. Generell braucht man wenig Kraftaufwand, um das Bike in die gewünschte Richtung zu steuern, und es folgt zuverlässig der gewünschten Linie. Nur die hohe Front muss den Fahrer etwas nach vorne arbeiten lassen, um vor allem in Kurven genügend Grip am Vorderrad zu generieren. Im steilen und technischen Downhill überzeugt das Heckler SL mit guter Laufruhe, ohne sich träge zu fahren. Das einfache Handling lädt den Fahrer sogar zum aktiven Fahrstil ein und belohnt dann mit viel Agilität und Fahrspaß. Das Heckler SL ist sogar noch etwas verspielter als das Specialized Levo SL Expert und bietet noch zusätzlich einen guten Mix aus Laufruhe und Agilität. Durch den gelungenen Kompromiss des Fahrwerks aus Traktion und Gegenhalt sowie durch das gutmütige Handling verzeiht das Bike auch ein paar Fahrfehler. Vor allem beim Pushen über Wellen bietet das Fahrwerk genug Gegenhalt und man gewinnt sehr schnell an Geschwindigkeit. Damit gehört das Santa Cruz Heckler SL zu den besten Flowtrail-Bikes im Test mit maximalem Fahrspaß und Grinse-Garantie.
Das Santa Cruz Heckler SL schafft den Spagat zwischen Agilität und Laufruhe.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 580 mm | 603 mm | 622 mm | 643 mm | 670 mm |
Sattelrohr | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 140 mm | 155 mm |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel | 76,6° | 76,9° | 77,2° | 77,5° | 77,5° |
BB Drop | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm |
Kettenstrebe | 444 mm | 444 mm | 444 mm | 447 mm | 451 mm |
Radstand | 1210 mm | 1239 mm | 1263 mm | 1295 mm | 1331 mm |
Reach | 432 mm | 457 mm | 478 mm | 497 mm | 523 mm |
Stack | 617 mm | 626 mm | 635 mm | 653 mm | 667 mm |
Für wen ist das Santa Cruz Heckler SL AXS XX RSV 2024 das richtige Bike, für wen nicht?
Das Santa Cruz Heckler SL spricht vor allem Trail-Jäger an, die kein hohes Bike-Gewicht und etwas Unterstützung bergauf wollen, beispielsweise für eine schnelle Feierabendrunde. Egal ob Fortgeschrittene oder Anfänger, alle Piloten, die im Vergleich zum analogen Bruder keinen Trail Spaß einbüßen wollen, werden mit dem Light-E-MTB der Kalifornier auf ihre Kosten kommen. Das Heckler SL ist auch für schwerere Fahrer attraktiv, denn mit 136 kg hat das Bike die höchste maximale Zuladung im gesamten Vergleichstest – dann sollte aber vor Fahrtantritt das Upgrade auf robustere Reifenkarkassen erfolgen.
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Santa Cruz Heckler SL AXS XX RSV 2024
Die Kalifornier präsentieren mit dem Heckler SL AXS XX RSV ein Light-E-MTB im klassischen Santa Cruz-Look und hohem Preis. Dafür gibts eine solide High-End-Ausstattung, die auf allen Trails überzeugt und Profis wie Einsteiger ein breites Grinsen verpasst. Auf dem Trail punktet das abfahrtsorientierte Light-E-MTB mit guter Traktion im Uphill und einem ausgewogenen Mix aus Laufruhe und Agilität.
Tops
- maximaler Fun-Faktor auf allen Trails
- guter Mix aus Laufruhe und Agilität
- höchste maximale Zuladung im Vergleichstest
Flops
- hoher Preis
- Reifen passen nicht zum Einsatzgebiet
Mehr Informationen findet ihr unter santacruzbicycles.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
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Words: Benedikt Schmidt Photos: Peter Walker