Auf den ersten Blick wirkt das FOCUS SAM² 6.9 vielversprechend und lässt auf Baller-Qualitäten schließen. Mit 180/170 mm Federweg (v/h), Aluminium-Rahmen und Bosch Performance Line CX-Motor soll das FOCUS SAM² 6.9 auch härtesten Ansprüchen genügen. Doch wie fährt sich das schwerste E-Mountainbike im Vergleichstest?

FOCUS SAM² 6.9 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 180/170 mm (v/h)
27,1 kg in Größe L | 7.899 € | Hersteller-Website

FOCUS ordnet das FOCUS SAM² 6.9 als das abfahrtsorientierteste E-MTB in ihrem Portfolio ein. Laut Hersteller ist es selbst im härtesten Gelände kompromisslos in der Abfahrt, brettert über Steinfelder und meistert große Sprünge. Hört sich schon mal spannend an! Es rollt mit massiven 180/170 mm Federweg auf 29”-Reifen daher und wiegt stolze 27,1 kg in Größe L. Damit ist es – mit 2 kg Abstand – das schwerste Bike im Test. Im Gegenzug dazu stellt es nach dem Radon mit 7.899 € das günstigste Bike im großen Vergleichstest dar. Und es gibt ein drittes Detail, mit dem sich das FOCUS vom Testfeld abhebt: Mit robusten Aluminiumrahmen ist es neben dem Moustache das einzige Alu-Bike im Test. Angetrieben wird das FOCUS SAM² 6.9 von einem Bosch Performance Line CX-Motor mit 85 Nm Drehmoment, der mit Strom von einem 750 Wh großen Bosch PowerTube-Akku gespeist wird. Wie schlägt sich der Alu-Bomber?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das FOCUS SAM² 6.9 2024 aus?

Passend zum Charakter des abfahrtsorientierten FOCUS SAM² 6.9 haben die Stuttgarter das Design entwickelt und die Ausstattung gewählt. So präsentiert sich der massive Aluminiumrahmen in einem Look, der die Robustheit des Bikes unterstreicht. Der Rahmen wirkt beinahe unzerstörbar, wobei sichtbare Schweißnähte und ein Oberrohr mit klaren Linien dem SAM diesen Charme verleihen. Mit der FOCUS-eigenen Cockpit Integration Solution (C.I.S) verlaufen alle Kabel durch den Vorbau in den Rahmen. Das ist zwar ordentlicher als eine Kabelführung direkt in den Rahmen, sieht aber gewöhnungsbedürftig aus und ist für den Hobbymechaniker etwas umständlich, falls mal ein Zug getauscht werden muss.

Vor allem durchdachte Details wie die Rahmentasche im Winkel von Ober- und Unterrohr, die zusätzlichen Stauraum bietet, ziehen den Blick auf sich. Neben den Anschraubpunkten für eine Flaschenhalterung gibt es einen USB-C-Anschluss am Oberrohr, um das Smartphone laden zu können. Zusammen mit dem BULLS VUCA ist das FOCUS SAM2 6.9 das einzige Bike im Test mit einer Ständeraufnahme. Außerdem kann es als eines der wenigen mit einer Anhängerfreigabe aufwarten.

Die FOX 38-Federgabel mit hochwertiger GRIP2-Kartusche bringt eine hohe Trail-Performance mit sich.
Handyakku leer? Zumindest hält der USB-C Anschluss den Akkustand aufrecht. Die Power reicht jedoch nicht ganz, um den Akkustand stark zu erhöhen.
Der Akku wird nach unten herausgenommen, kann aber auch direkt am Bike geladen werden.

Die Integration des Bosch Performance Line CX-Motors ist etwas klobiger im Vergleich zu anderen Bikes mit dem gleichen Motor. Das liegt daran, dass der Motor leicht nach oben rotiert ist, um den 750 Wh großen Bosch PowerTube-Akku werkzeuglos nach unten entnehmen und extern laden zu können. Dafür sollte das Bike seitlich auf den Boden gelegt oder auf den Kopf gestellt werden – was etwas umständlich ist. Wer sein FOCUS SAM² 6.9 vor Langfinger schützen will, kann den Akku mit einem Schlüssel von außen abschließen. Alternativ dient auch ein Ladeport im Sattelrohr direkt über dem Motor für bequemes Aufladen.

Die Bedienung erfolgt über die klobige Bosch LED Remote, die wenig intuitiv ist. Für den abfahrtslastigen Einsatz, für das das FOCUS SAM² 6.9 gedacht ist, würde es in jedem Fall von einer kleineren Remote profitieren. Das Bosch Kiox 300-Display ist links vom Vorbau, hinter dem Lenker gegen die Fahrtrichtung montiert. Somit ist es auch bei Stürzen gut geschützt. Die Shimano XT-Bremsen mit 200-mm-Scheiben vorne und hinten sorgen für ausreichend Verzögerung. Ebenfalls von Shimano ist das mechanische XT-Schaltwerk in Kombination mit der 12-fach SLX-Kassette, die die Kraft des Motors an das Hinterrad weitergibt. Hier spart FOCUS minimal und verbaut die etwas günstigere SLX-Kassette, was aber in Sachen Performance keinen Abbruch tut, lediglich ein bisschen Mehrgewicht nimmt man dabei in Kauf.

Die praktische Rahmentasche ist ein cleveres Detail von FOCUS. In ihr lässt sich eine Regenjacke oder auch ein Schlauch mit Kartuschen verstauen.
Das SAM² kommt mit einem FOX DHX Performance Coil. Für schwere Fahrer kann die Stahlfedergabel nicht geeignet sein und muss auf eigene Kosten gegen eine andere getauscht werden.

Ein Highlight ist das FOX-Fahrwerk. Es besteht an der Front aus einer knallorangenen FOX 38 Factory-Gabel mit hochwertiger GRIP2-Kartusche, die viel Einstellungsmöglichkeiten und eine hohe Trail-Performance mit sich bringt. Außerdem ist das SAM eines der wenigen Bikes im Vergleichstest mit so viel Federweg an der Front: Wie auch das Torque:ON und das Propain Ekano liefert es 180 mm. Am Heck setzt FOCUS auf den FOX DHX Performance Coil mit 170 mm, was zur brachialen Optik und dem Charakter des Bikes passt. Leider kommt dieser ohne Einstellbarkeit der Compression. Wer nun noch das Pech hat, dass die Härte der von FOCUS gelieferten Stahlfeder nicht zu eurem Gewicht passt, muss aus eigenem Geldbeutel eine andere kaufen.
Da das FOCUS SAM² 6.9 beim Händler erhältlich ist, besteht die Möglichkeit, das erste Setup direkt vor Ort beim Händler durchführen zu lassen. Sollte die Einstellung nicht optimal sein, könnte ein kostenfreier Tausch der Feder erfragt werden. Die Post Moderne-Sattelstütze mit 170 mm Hub würde noch ein paar Millimeter mehr vertragen, ist aber gut mit der Remote bedienbar.

Die Schwalbe Magic Mary-Reifen, vorne in der Super Trail-Karkasse und Soft-Mischung und hinten in der Super Gravity-Karkasse und Soft-Mischung, sind mit den robusten Mavic E-Deemax 30 Alu-Laufrädern kombiniert. Eine Super Gravity Karkasse vorne mit der weicheren Ultra Soft-Gummimischung wäre noch das i-Tüpfelchen, da sie mehr Grip und Kontrolle vermittelt. Vor allem für schwere Fahrer macht die dickere Karkasse Sinn. Das FOCUS SAM² 6.9 hat zwar keinen Rahmenschutz, dafür aber einen gut dimensionierten Kettenstrebenschutz, der störendes Klappern verhindern soll. Leider sitzt das Motor-Cover etwas tiefer, was zu gelegentlichem Aufsetzen führen kann. Zudem schränkt der weit nach vorne ausladende Motorbereich die Bodenfreiheit des FOCUS SAM² ein. Nachdem wir bereits im Vergleichstest 2023 damit zu kämpfen hatten, hat FOCUS reagiert und ein Unterfahrschutz/Akku- und Motor-Cover mit mehr Bodenfreiheit designt. Leider ist damit das Problem nicht aus der Welt geschafft: Das FOCUS SAM² tendiert weiterhin zu Aufsetzern mit dem Motor-Cover und es kam im Test erneut zum Bruch der Kunststoffabdeckung.

FOCUS SAM² 6.9

7.899 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 180 mm
Dämpfer FOX DHX Performance Coil 170 mm
Sattelstütze Post Moderne 170 mm
Bremsen Shimano XT 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x12
Vorbau FOCUS C.I.S. 50 mm
Lenker Race Face Atlas 820 mm
Laufradsatz Mavic E-Deemax 30 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Trail, Soft/ Magic Mary, Super Gravity, Soft 2,6

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 27,1 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 122 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Toolmount-Tasche

Tuning-Tipp: Das Vorderrad kann mit der Super Gravity-Karkasse mit Ultra Soft-Gummimischung pannensicherer gemacht werden und sorgt gleichzeitig für mehr Grip

Was kann der Alu-Panzer aka FOCUS SAM² 6.9 2024 im Praxistest?

Schwingt man sich auf den Sattel und tritt in die Pedale des FOCUS SAM² 6.9, sitzt man aufrecht und spürt das hohe Gewicht des massiven Rahmens deutlich. Kommt der erste Anstieg, lässt der Bosch Performance Line CX-Motor das FOCUS SAM² 6.9 aber trotz des hohen Gewichts gut bergauf treten und gibt dem Fahrer auch bei niedriger Kadenz genügend Power für steile Abschnitte. Der Hinterbau spricht feinfühlig an und verläuft auf unebenem Untergrund komfortabel und smooth: definitiv ein Pluspunkt für Uphill-Ambitionierte. Nur bei technisch anspruchsvollen Uphill-Sektionen kann das lange Bike zum Verhängnis werden, wenn nicht genug Körpereinsatz gezeigt wird. Präzise Lenkbewegung werden durch die Länge und das Gewicht des Bikes zur Herausforderung, was zu Unsicherheiten im Gleichgewicht führen kann.

Warhaftig ein Koloss, der im Downhill trotzdem Fahrspaß mit sich bringt!

Im Uphill schiebt der Bosch CX-Motor ordentlich bergauf. In engen technischen Passagen kann es allerdings knifflig werden.
Dank laufruhigem Charakter macht das FOCUS SAM² im Downhill erst richtig Spaß!

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es in den ersten Downhill-Abschnitt unserer Teststrecke, wo das FOCUS SAM² 6.9 einen zentral zwischen Vorder- und Hinterrad integriert. Obwohl es das schwerste Bike im Vergleichstest ist, ist es für seine Gewichts- und Federwegsklasse relativ wendig und geht erstaunlich leichtfüßig durch die Kurven. Durch das intuitive Handling sind keine großen Gewichtsverlagerungen nach vorne oder hinten erforderlich und Lenkimpulse werden direkt umgesetzt. Das macht es auch für Anfänger zum Kinderspiel, sich schnell mit dem Bike einzugrooven. In Top-Speed Downhill-Passagen glänzt das FOCUS SAM² 6.9 mit hoher Laufruhe und die hohe Front gibt hier ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit. Man spürt förmlich, wie das Bike über Steine und Wurzeln walzt. Dazu trägt vor allem das softe Fahrwerk mit der anfangs feinfühligen Stahlfeder bei. In Kombination mit der Luftfedergabel mit 180/170 mm Federweg (v/h) gibt das Fahrwerk wenig Feedback vom Untergrund an den Fahrer weiter. Dennoch ist genug Gegenhalt und Kontrolle vorhanden, was dem Bike eine vorhersehbare Fahrweise verleiht.

In Sachen Agilität mangelt es dem FOCUS SAM² 6.9 jedoch etwas. Startet ihr in einen Flowtrail, muss mit eigener Kraft zugearbeitet werden, um den schweren Panzer über Roller und Wellen zu pushen. Schnelle Ausweichmanöver oder kurze Abzieher an kleinen Kanten sind für das FOCUS SAM² 6.9 etwas zu viel des Guten und es fühlt sich etwas träge an.

Wenn das Handy auf einer längeren Tour ausgeht, lässt sich der Akku über den USB-C-Anschluss sogar während der Fahrt aufrechterhalten.

Größe S M L XL
Oberrohr 578 mm 608 mm 637 mm 671 mm
Sattelrohr 390 mm 420 mm 440 mm 460 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 120 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 77,5° 77,5° 77,5° 77,5°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1.229 mm 1.259 mm 1.293 mm 1.332 mm
Reach 440 mm 470 mm 495 mm 525 mm
Stack 623 mm 623 mm 641 mm 659 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer | Brille NAKED Optics The VOLT | Hip Pack EVOC HIP PACK 3 | Shirt Monserat F02 | Hose ION MTB Tech Logo | Schuhe Five Ten Freerider Pro | Socken Fox Ranger Sock | Handschuhe Troy Lee Designs Flowline

Für wen ist das FOCUS SAM² 6.9 2024 das richtige Bike?

Das FOCUS SAM² 6.9 eignet sich für Rider, die nur ein begrenztes Budget investieren und dennoch nicht auf eine erstklassige Ausstattung verzichten möchten. Egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittene, wer es in Bikeparks oder auch Destinationen wie Finale Ligure mal krachen lassen will, dem bietet das FOCUS SAM² 6.9 eine gute Grundlage. Darüber hinaus ist das Bike auch etwas für preisbewusste Tourenfahrer mit Trail-Ambitionen, die zusätzlich mit der Anhänger-Freigabe und Ständeraufnahme auf ihre Kosten kommen. Wer ein agiles und leichtfüßiges Bike bevorzugt, wird hier jedoch nicht fündig.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum FOCUS SAM² 6.9 2024

Das FOCUS SAM² 6.9 ist ein solides Shredder-Bike mit hochwertiger Ausstattung, das mit durchdachten Detaillösungen überzeugt. Die faire Preis-Leistung macht es besonders attraktiv für abfahrtsorientierte Fahrer, für die das Gewicht des Bikes keine entscheidende Rolle spielt und deren Prio nicht in der Agilität eines Bikes liegt. Wer kein Kurvenjäger ist, kommt beim FOCUS SAM² 6.9 auf seine Kosten.

Tops

  • laufruhig
  • fairer Preis für viel Bike
  • vermittelt viel Sicherheit

Flops

  • hohes Gesamtgewicht
  • häufige Motoraufsetzer in roughen Abschnitten
  • etwas träges Handling

Mehr Informationen findet ihr unter focus-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BULLS VUCA EVO AM 2 (Zum Test) | BULLS SONIC EVO AM SX-I (Zum Test) | Canyon Strive:ON CFR LTD (Zum Test) | Canyon Torque:ON CF Roczen (Zum Test) | CENTURION No Pogo SL R8000i (Zum Test) | CUBE AMS Hybrid ONE44 (Zum Test) | FLYER Uproc X 8.70 (Zum Test) | FOCUS SAM² 6.9 | GASGAS ECC 6 (Zum Test) | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 (Zum Test) | KTM Macina Scarp SX Prime (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP3 (Zum Test) | Merida eOne-Sixty 10K (Zum Test) | Mondraker Neat RR SL (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 11 FOX (Zum Test) | Orbea WILD M-LTD (Zum Test) | Pivot Shuttle AM Team (Zum Test) | Propain Ekano 2 CF (Zum Test) | RADON RENDER 10.0 HD (Zum Test) | ROTWILD R.X 1000 Ultra (Zum Test) | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV (Zum Test) | SCOR 4060 ST (Zum Test) | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned (Zum Test) | SIMPLON Rapcon Pmax Pinion (Zum Test) | Specialized Turbo Levo SL Expert (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Pro (Zum Test) | Spherik E-SMT XX AXS (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Antonia Feder Photos: Mike Hunger