Wie gut muss man Motocross fahren, damit man ein Pro E-Bike-Modell bekommt? Die Antwort darauf liefert Ken Roczen mit seinem Canyon Torque:ON CF-Sondermodell. In einem Motocross-Look gehüllt bringt es massiv Federweg, eine riesige Akkukapazität und den überarbeiteten Shimano EP-8-Motor mit.

Canyon Torque:ON CF Roczen | Shimano EP801/900 Wh | 180/175 mm (v/h)
25,1 kg in Größe M | 9.399 € | Hersteller-Website

Das Canyon Torque:ON CF Roczen ist das Baller-Bike im großen E-Bike Line-up des deutschen Direktversenders. Durch den riesigen 900-Wh-Akku shuttelt einen das Bike mit Vollcarbon-Rahmen mehrmals. So lässt sich auch ohne heraushängende Zunge öfters bergab ballern, wenn der Sessellift gerade geschlossen ist oder es einfach keine Lift- oder Shuttle-Möglichkeit gibt. Wer möchte, kann aber auch beim Bestellvorgang den kleineren 720-Wh-Akku wählen und damit 400 € sparen. Das Torque:ON ist mit 180 mm Federweg an der Front und 175 mm am Heck das bulligste Bike im Canyon-Portfolio und auch der Vertreter mit dem meisten Federweg im Vergleichstest. Angetrieben wird das Torque:ON von dem überarbeiteten Shimano EP8-Motor, der mit dem Update ein kraftvolleres Gefühl vermittelt. Das Ken Roczen-Modell ist gleichzeitig das Topmodell im Torque:ON-Line-up. Verpackt als 25,1 kg Schwergewicht in Größe M betritt es für 9.399 € eure Türschwelle.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das Canyon Torque:ON CF Roczen 2024 aus?

Das Canyon Torque:ON CF Roczen kommt in einem bulligen Motocross-Look mit Stahlfederdämpfer, der auf dem Unterrohr aufliegt. Der superflache Hinterbau erinnert dabei an die Hinterradschwinge eines Motorrads. Auf den ersten Blick wirkt die Lackierung schlicht, doch bei genauerer Betrachtung fällt ein schicker Marmorierungs-Effekt auf. Zusammen mit Eyecatcher-Akzenten – wie die lila metallic schimmernde Startnummer 94 von Ken Roczen auf der Hinterbauschwinge – bekommt das Torque:ON so einen exquisiten Look. Da durch das ungewöhnliche Hinterbau-Konzept nicht mehr viel Platz im Hauptrahmen ist, hat Canyon ganz tief in die Trickkiste gegriffen: So findet sich eine eigens entwickelte Flasche in einer Aussparung im Oberrohr. Das sieht zwar ungewohnt aus, ist aber super, weil man so überhaupt erst eine Flasche mitnehmen kann. Zudem passt die tankartige Flasche ebenfalls zum Motocross-Look des Bikes.

Benzintank?
Die Flasche im Oberrohr passt zum Motocross-Look des Torque:ON und stellt sicher, dass ihr immer gut hydriert auf die Trails startet.
Blickfang
Die Lackierung des Ken Roczen-Pro-Modells ist schlicht, aber dennoch besonders mit einigen Eyecatcher-Decals.
Moto-Vibes
Der Hinterbau des Torque:ON ist super flach und erinnert etwas an die Hinterradschwinge eines Motorrads. Passend.

Der eigens entwickelte Akku des Torque:ON CF Roczen lässt sich mit einem 5er Inbus-Schlüssel wechseln, sorgt damit aber auch für einen klobigen Tretlagerbereich um den Shimano EP8-Motor herum. Wie gewohnt findet sich hier die kleine Remote am Lenker links und das Display mit allen wichtigsten Infos diskret mittig neben dem Vorbau. Die wichtigsten Stellen des Rahmens sind mit Schutzfolie bedeckt und ein großzügiger Kettenstrebenschutz hält das Bike schön leise. Zudem kann ein optionaler Fender am Hinterbau angebracht werden, der den Rahmen vor dem gröbsten Dreckbeschuss schützen soll.

Alter Bekannter
Die Akku-Entnahme funktioniert gleich wie beim Spectral:ON und ist mit wenigen Handgriffen erledigt.
Klotzen statt Kleckern
Brachiale 180 mm Federweg bringt die ZEB Ultimate des Bikes mit. Das kann kein Bike aus dem Testfeld übertrumpfen.

Die Ausstattung des Torque:ON CF Roczen ist stark und passt perfekt zum Einsatzgebiet des Bikes. Der robuste DT Swiss HFR1500 Hybrid-Alu-Laufradsatz ist hinten mit einem robusten MAXXIS-Reifen mit Doubledown-Karkasse geschützt. Vorne ist ein Reifen mit leichterer EXO+ Karkasse aufgezogen, der dafür mit der weichen MaxxGrip-Gummimischung die Extraportion Grip mitbringt. Schwere und ungestüme Fahrer können über ein Upgrade zu robusteren Doubledown-Reifen auch an der Front nachdenken. Durch kabellose Schaltung und Dropper ist das Cockpit sehr aufgeräumt und die einzelne verbleibende Leitung verschwindet durch den Steuersatz im Rahmen. Allerdings ist die Sattelstütze mit einem Hub von 170 mm zu kurz und schränkt eure Bewegungsfreiheit auf dem Trail ein. Passend zur robusten Ausstattung kommt das Torque:ON mit einem Stahlfederdämpfer am Heck, bei dem die Federhärte je nach Rahmengröße variiert. In unserem Bike in Größe M und mit rund 80 kg schweren Fahrern hat die 300 lbs-Feder sehr gut gepasst. Die SRAM CODE RSC-Vierkolbenbremsen sind kombiniert mit einer 200-mm-Scheibe am Heck und einer brachialen 220er an der Front. Für Bremspower ist also mehr als ausreichend gesorgt. Die Geo gleicht dabei fast dem Race-E-Bike Canyon Strive:ON, das Plus an Federweg sowie die größere Tretlagerabsenkung und der höhere Stack setzen das Torque:ON ab. Die Rahmengrößen sind durch die Bank sehr lang und kleine Fahrer könnten hier eventuell in die Röhre schauen.

Canyon Torque:ON CF Roczen

9.399 €

Ausstattung

Motor Shimano EP801 85 Nm
Akku Trend Power Simplo 900 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 180 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil Ultimate 175 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung SRAM X0 Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Canyon:ON 45 mm
Lenker Canyon Handlebar 800 mm
Laufradsatz DT Swiss HFR1500 HYBRID 29"/27,5"
Reifen MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, EXO+/MAXXIS Minion DHR II, MaxxTerra, Doubledown 2,5/2,4

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 25,1 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 115 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Tuning-Tipp: vorne Reifen mit robusterer Doubledown-Karkasse für schwere Fahrer und Shredder

Was kann das Canyon Torque:ON CF Roczen 2024 im Praxistest?

Tritt man das Canyon Torque:ON CF Roczen bergauf, sitzt man sehr komfortabel und durch die hohe Front lastet nicht viel Druck auf den Händen. Dadurch ist es ein komfortabler Tourer. Auch wenn es steil bergauf geht, bleibt die Front zuverlässig auf dem Boden und Lenkimpulse werden weiterhin umgesetzt. In technischen Uphills generiert der softe Hinterbau massig Traktion, durch das niedrige Tretlager besteht allerdings die Gefahr von Pedalaufsetzern. Hier ist Pedaltiming das A und O. Der Shimano EP8-Motor fühlt sich dank dem Update etwas kraftvoller an und die Lücke zum Bosch CX ist geringer geworden. Bei sehr steilen Parts geht ihm jedoch weiterhin etwas die Puste aus.

Bergauf ist das Torque:ON sehr komfortabel und der softe Hinterbau generiert massig Traktion.
Das Torque:ON ist kein Kurventänzer. Wird es aber schnell und ruppig, zeigt es dafür Laufruhe und Sicherheit wie kein anderes Bike im Test.

Neigt sich der Trail dann in Richtung Tal, fühlt man sich schnell wohl auf dem Torque:ON und die hohe Front, zusammen mit dem tief integrierten Stand, geben super viel Sicherheit. Dennoch bekommt man das Bike easy aufs Hinterrad für Manuals oder Wheelies. Wenn man die Flasche vorne am Oberrohr allerdings gerade frisch aufgefüllt hat, spürt man das Mehrgewicht. So muss man aktiv nach oben ziehen, um das Vorderrad vom Boden zu bekommen. Das Handling ist intuitiv, schnelle Richtungswechsel benötigen zwar viel Input, das Torque:ON ist aber dennoch spürbar agiler als das Focus SAM². Seine Stärken spielt das Canyon dann aus, wenn es schnell und rough wird. Hier bietet es eine extrem hohe Laufruhe und lässt sich auch von den ruppigsten Stein- und Wurzelfeldern kein bisschen aus der Ruhe bringen. Dabei übertrumpft es auch das Strive:ON, muss durch seine geringe Agilität allerdings etwas an Allround-Tauglichkeit einbüßen. Das Torque:ON ist zwar alles andere als flink, für seine Federwegsklasse bleibt es dennoch sehr gut manövrierbar. Das Fahrwerk ist dabei passend zum Charakter des Bikes sehr satt und saugt sich förmlich am Boden fest. Dadurch hat man massig Traktion in Kurven und beim Anbremsen, auch auf rauem Untergrund. Allerdings büßt man etwas an Gegenhalt ein und beim Pumpen und Pushen geht viel Energie im Fahrwerk verloren. Es ist dabei aber dennoch definiert und dass es zudem massig Reserven für dicke Hits hat, wird niemand wundern.

Optik, Handling und Fahrwerk machen klar: Das Torque:ON ist die Pistole in einer Messerstecherei und bringt unglaubliche Laufruhe und Sicherheitsempfinden auf den Trail.

Größe S M L XL
Oberrohr 592 mm 619 mm 646 mm 673 mm
Sattelrohr 395 mm 420 mm 435 mm 460 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77,5° 77,5° 77,5° 77,5°
Kettenstreben 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 32 mm 32 mm 32 mm 32 mm
Radstand 1.247 mm 1.276 mm 1.306 mm 1.335 mm
Reach 450 mm 475 mm 500 mm 525 mm
Stack 639 mm 648 mm 657 mm 666 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer MIPS | Brille Coast Optics Nita | Shirt Canyon CLLCTV
Hose Northwave Bomb Pants | Schuhe Fizik Gravita Tensor | Socken Stance

Für wen ist das Canyon Torque:ON CF Roczen 2024 das richtige Bike, für wen nicht?

Das Canyon Torque:ON CF Roczen ist eine auffällige Sonderedition, die sich natürlich an Fans von Ken Roczen richtet. Aber auch als Shuttle-Ersatz für Freeride-Enthusiasten geht das Bike-Konzept sehr gut auf. Es ist eine Ballermaschine, die in Steeps und beim Geradeaus-Shreddern extrem stark ist und durch den massigen Grip viel Sicherheit vermittelt. Durch den großen Akku und die entspannte Sitzposition ist das Bike aber auch für lange Touren sehr gut geeignet.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Canyon Torque:ON CF Roczen 2024

Das Canyon Torque:ON CF Roczen kommt im ausgefallenen Look mit ungewöhnlicher Lackierung und man sieht dem Bike direkt an, wofür es gemacht ist. Denn was das Torque:ON kann, das kann es sehr gut: viel Laufruhe, viel Selbstvertrauen und viel Grip. Das geht zwar auf Kosten der Agilität und damit auch der Allround-Fähigkeit des Bikes. Aber zusammen mit dem großen, wechselbaren Akku ist es perfekt für alle, die lange Touren auf steilen, roughen und schnellen Trails machen wollen.

Tops

  • extrem hohe Laufruhe
  • starke Ausstattung
  • radikaler Look
  • hohe Tourentauglichkeit

Flops

  • etwas träges Handling
  • tiefes Tretlager sorgt für Pedalaufsetzer
  • kleine Fahrer gehen leer aus

Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BULLS VUCA EVO AM 2 (Zum Test) | BULLS SONIC EVO AM SX-I (Zum Test) | Canyon Strive:ON CFR LTD (Zum Test) | Canyon Torque:ON CF Roczen | CENTURION No Pogo SL R8000i (Zum Test) | CUBE AMS Hybrid ONE44 (Zum Test) | FLYER Uproc X 8.70 (Zum Test) | FOCUS SAM² 6.9 (Zum Test) | GASGAS ECC 6 (Zum Test) | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 (Zum Test) | KTM Macina Scarp SX Prime (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP3 (Zum Test) | Merida eOne-Sixty 10K (Zum Test) | Mondraker Neat RR SL (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 11 FOX (Zum Test) | Orbea WILD M-LTD (Zum Test) | Pivot Shuttle AM Team (Zum Test) | Propain Ekano 2 CF (Zum Test) | RADON RENDER 10.0 HD (Zum Test) | ROTWILD R.X 1000 Ultra (Zum Test) | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV (Zum Test) | SCOR 4060 ST (Zum Test) | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned (Zum Test) | SIMPLON Rapcon Pmax Pinion (Zum Test) | Specialized Turbo Levo SL Expert (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Pro (Zum Test) | Spherik E-SMT XX AXS (Zum Test)


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Words: Simon Kohler Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“