Eine klare Ansage! – Die verspricht und macht Cardo Systems mit dem Packtalk Outdoor Duo und behauptet, das am besten klingende schnurlose Kompakt-Funkgerät mit Freisprechanlage der Welt zu produzieren. Mit 449,95 € ist die Technologie aus Pennsylvania zwar nicht gerade billig, doch ist sie ihr Geld wert? Wir haben es herausgefunden.

Cardo Systems Packtalk Outdoor Duo | Tester: Peter | Testdauer: 5 Monate | Gewicht: 98 g | Preis: 449,95 € | Hersteller-Website

Jeder kennt die Situation: Man ist mit seinen Freunden mitten auf einem neuen Trail unterwegs und plötzlich taucht vor einem ein Baum auf, den es beim letzten Sturm quer über den Trail geweht hat. Jetzt hilft nur noch ein lauter Schrei, um seinen Hintermann schnellstmöglich zu warnen. Doch geht das auch anders? Der US-Hersteller Cardo hat hierfür seine Kommunikationssysteme im Programm, die vor allem im Hobby-Motorsport Anklang finden. Der Hersteller verspricht eine klare hands-free Kommunikation für mehr als nur den Motorsport-Bereich und bietet sein System unter anderem auch fürs Skifahren, Gleitschirmfliegen, Kajakfahren und natürlich auch fürs Mountainbiken an. Das Portfolio der Pittsburgher aus Pennsylvania umfasst daher Kommunikationssysteme für Schutzhelme aller Art, die für eine stabile Verbindung auf ein Funknetzwerk zugreifen können und nicht auf eine Smartphone-Verbindung angewiesen sind. Diese Technologie lässt sich Cardo Systems ordentlich bezahlen und verlangt für unser getestetes Duo-Set satte 449,95 €.

Cardo gibt den Ton an! – Das kann das Cardo Systems Packtalk Outdoor Duo Kommunikationssystem

Im Lieferumfang enthalten sind zwei Funkgeräte, die in ihrer Länge 88 mm, in der Breite 44 mm messen und 98 g auf die Waage bringen. Zwei kleine Mikrofone des Herstellers JBL, jeweils eines pro Gerät, dienen zur Sprachübertragung, und die beiden JBL-Lautsprecher, die seitlich im Vollvisier-Helm angebracht werden, übertragen die Stimme des Gesprächspartners. Durch ein Kabel werden Mikrofon und Lautsprecher mit dem Funkgerät verbunden. Wer bei seinem Lieblingssport lieber einen Halbschalen-Helm trägt, kann auch die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer verwenden. Zwei verschiedene Halterungen zur Befestigung der Funkgeräte liegen von Haus aus bei, die entweder per Klebeplatte oder mit einer Befestigungsklemme am Helm montiert werden können. Wenn ihr zwischen Motocross- und Skihelm wechseln wollt, könnt ihr euch im Shop für 12,95 € eine zusätzliche Klebeplatte dazu kaufen.

Montiert werden kann das System durch eine Klebeplatte direkt am Helm oder …
… durch eine Befestigungsklemme am Rucksack oder am Kinnbügel.
Die seitlichen Aussparungen im Vollvisier-Helm haben uns die Montage der JBL-Lautsprecher deutlich erleichtert.
Mikrofon und Lautsprecher werden seitlich …
… in den USB-C-Port des Funkgeräts gesteckt.

Geladen wird das System über einen USB-C-Ladeanschluss, und es erreicht bei einer 3-stündigen Ladeaktion die volle Akku-Kapazität, die in der Regel für bis zu 10 Stunden Sprechzeit ausreicht. Im Standby-Modus soll laut Hersteller die Kapazität des Akkus sogar ganze 10 Tage ausreichen. Verbinden können sich mit dem System bis zu 15 Fahrer, wobei die Reichweite bei mehreren Personen erhöht wird. So dürfen die Geräte zweier Fahrer für eine klare Kommunikation eine Reichweite von 1 km nicht überschreiten, während eine vollständige Gruppe von 15 Personen sich auch noch bei einer Distanz von bis zu 5 km ohne Verbindungsabbruch unterhalten kann, sagt der Hersteller. Grund dafür ist die verwendete „Dynamic Mesh Communication“ Netzwerktechnologie, kurz DMC, die unabhängig von Handy- oder Internet-Netzwerk funktioniert. Bei der DMC-Technologie werden Funk-Signale der einzelnen Geräte ganz einfach in einem gemeinsamen Netz zusammengeschaltet und die Signale der einzelnen Personen bei Übersteigung der Distanz von 1 km über die anderen Teilnehmer im Netz weitergeleitet. Um extremen Wetterbedingungen standzuhalten, ist das System laut Hersteller nicht nur bei Temperaturen von -30–55°C nutzbar, sondern gemäß IP67 auch wasserdicht. Nützliche Features bietet die Cardo Connect App, mit der sich durch das Smartphone kabellos Musik hören, Anrufe annehmen oder Feinjustierungen vornehmen lassen. Aber auch ohne das mobile Endgerät aus der Hose ziehen zu müssen, lässt sich über ein Verstellrädchen am Funkgerät die Lautstärke anpassen, und zwei Tasten links und rechts davon regeln Musikwiedergabe sowie das Ein-und Ausschalten. Updates lassen sich bequem over-the-air installieren.

Über die Cardo Connect App lassen sich weitere Einstellungen vornehmen und zusätzliche Features nutzen.

Musik in den Ohren oder nur nerviges Geplapper? – Das Cardo Kommunikationssystem im Praxistest

Bei unserem Test hat sich sofort die einfache Bedienung bemerkbar gemacht, denn durch das Gedrückthalten der beiden Tasten an allen Funkgeräten gleichzeitig, stellt das System in nur wenigen Sekunden eine direkte Verbindung zu den Geräten her. Alle weiteren Einstellungen können dann per Bluetooth über die App vorgenommen werden. Die Installation an unserem Fullface-Helm ging problemlos, denn unser Helm hatte wie viele der neuen Vollvisierhelm-Modelle zwei kleine Aussparungen seitlich im Helm zur Platzierung der Lautsprecher. Nur die Verlegung der Kabel für Mikrofon und Lautsprecher war etwas umständlich, da diese in zwei verschiedene Richtungen aus dem Gerät laufen. Das bereitet aber nach einmaliger Installation keine großen Probleme mehr.
Beginnt man seine Abenteuer auf dem Bike, überzeugt die gute Audioqualität. Das System filtert selbst extreme Umgebungsgeräusche zuverlässig aus. Je nach Umgebungslautstärke muss man jedoch etwas lauter reden, um eine verständliche Kommunikation zu gewährleisten. Doch selbst bei unserem Test mit einer laufenden Motocross-Maschine konnten wir uns noch gut verstehen. Auch gleichzeitiges Reden der einzelnen Personen ist für das System kein Problem. Das Finden der perfekten Lautstärke bedarf am Anfang der Benutzung allerdings einer „Trial and Error“-Methode. Hier wäre ein Testton hilfreich. Die Distanz der beiden Fahrer bei unserer Testfahrt überstieg gerne mal die maximale Reichweite von 1 km, und die Verbindung riss ab. Dann teilt kurz darauf das Gerät die verlorene Konnektivität den Fahrern mit, sodass ein nerviges „Hallo? Hörst du mich noch?“ vermieden werden kann. Zudem ist euch jetzt auch ohne Umdrehen klar, dass euer Hintermann verloren gegangen ist und es mal an der Zeit wäre, zu warten. Ein akustisches Signal bei der erneuten Verbindung gibt das Gerät aber nicht wieder. Die Akku-Kapazität hat bei unserer ganztägigen Testfahrt völlig ausgereicht. Zur Sicherheit benachrichtigt das Gerät den Fahrer bei der Hälfte der Akku-Leistung, und auch beim Ausschalten verabschiedet sich das System akustisch.

Durch die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer lässt sich das System auch am Halbschalenhelm nutzen.

Für wen ist das Cardo Systems Packtalk Outdoor Duo Kommunikationssystem?

Das Cardo Packtalk Outdoor Duo richtet sich an Personen, die bei ihrem Lieblingshobby ihre Fahrerlebnisse gerne direkt teilen und sich währenddessen unterhalten wollen. Aber auch Sportorganisationen wie Ski- oder Bikeschulen, die während der sportlichen Tätigkeit über größere Distanzen getrennt sind, finden hier eine clevere Lösung, um eine gute Kommunikation zu gewährleisten und vor möglichen Gefahren zu warnen. Wer der Cardo-Freundesgruppe beitreten will, kann sich natürlich auch ein einzelnes Gerät für 249,95 € zulegen.

Fazit zum Cardo Systems Packtalk Outdoor Duo

Cardo bietet mit seinem Packtalk Outdoor Duo ein hochpreisiges Kommunikations-Tool für Outdoor-Sportarten an, das in der Praxis mit einfacher Benutzung und guter Audioqualität überzeugt. Wer die anfängliche Montagearbeit geschafft hat und sich bei seinem Lieblingssport von seinem Kommunikationspartner nicht mehrere Kilometer entfernt, findet hier ein zuverlässiges Kommunikationssystem, das nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern mit dem sich auch Eindrücke direkt teilen lassen und ein ganz neues Fahrfeeling möglich wird.

Tops

  • einfache Bedienung
  • lange Akku-Laufzeit
  • gute Audioqualität

Flops

  • recht teuer
  • etwas umständliche Erstmontage der Kabel für Lautsprecher und Mikrofon

Für mehr Infos besucht cardosystems.com


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Words: Benedikt Schmidt Photos: Peter Walker