KTM führt eine ganze Palette an Bikes mit dem neuen Bosch SX-Motor. Das Macina Scarp SX ist das potenteste Fully darunter. Dennoch entpuppt es sich als eine der leichtesten Bikes im Test und viele andere Light-E-Bikes bringen mehr Federweg mit als das KTM. Doch wie schlägt es sich auf den Trails?

KTM Macina Scarp SX Prime | Bosch Performance Line SX/400 Wh | 140/140 mm (v/h)
17,7 kg in Größe L | 8.399 € | Hersteller-Website

KTM ist keine Seltenheit in unseren Vergleichstests. Doch während wir letztes Jahr noch das Macina Prowler Exonic mit massig Federweg und ordentlich Gewicht getestet haben, bringt dieses Jahr das Macina Scarp SX Prime gerade einmal 17,7 kg auf die Wage. Damit ist es fast das leichteste Bike im Testfeld. Und das, obwohl es den kraftvollen Bosch SX-Motor mit bis zu 55 Nm Drehmoment zusammen mit einem 400-Wh-Akku verbaut bekommen hat. Mit einem Federweg von 140 mm an Front und Heck gehört es allerdings auch zu den kurzhubigsten Bikes im Test. Nur das BULLS SONIC unterbietet das noch. Da ist es durchaus passend, dass das 8.399 € teure KTM in CC-Look mit schlanken Sitzstreben und dem Dämpfer unterhalb des Oberrohrs daherkommt.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das KTM Macina Scarp SX Prime 2024 aus?

Der Vollcarbonrahmen des KTM Macina Scarp SX Prime kommt im eleganten Look daher. Wie bei allen anderen Bikes mit dem Bosch Performance Line SX-Motor ist der Tretlagerbereich allerdings etwas wuchtiger als bei den Light-EMTBs mit TQ- oder FAZUA-Motor. Durch die elegante Motor-Integration hat es aber unter den SX-Bikes im Test die schlankeste Silhouette. Der Akku kann nach oben aus dem Unterrohr entnommen werden – dieses Feature besitzt sonst nur noch das BULLS SONIC unter den Light-E-MTBs im Test. Allerdings ist der Energiespeicher mit einem Schlüssel gesichert, was nicht ganz zur sportlichen Ausrichtung des Bikes passt. Zudem ist die Entnahme etwas fummelig und das Cover klappert beim Fahren. Dafür bringt das Bike ganze drei Anschraubpunkte für Flaschenhalter mit. So könnt ihr einen Range Extender anbringen und seid dennoch immer gut hydriert, auch für lange Touren. Mega!
Die Leitungen am Cockpit laufen oben durch den Steuersatz in den Rahmen und tragen durch ihre saubere Sortierung zum cleanen Look des KTM bei. Durch den Flexstay-Hinterbau spart sich KTM zudem ein Lager ein.

Die Züge verschwinden oberhalb des Lenkers im Vorbau. Das macht Service-Arbeiten am Steuersatz aufwendiger
Der 740 mm schmale Carbon-Lenker, zusammen mit dem langen 80-mm-Vorbau, vermittelt XC-Feeling.
FOX 34-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche sieht man nicht oft. Wir sind aber Fans, da sie geringes Gewicht mit ordentlich Trail-Performance verbindet.

Die schmale FOX 34 Factory-Gabel hat die GRIP2-Dämpfungskartusche verbaut – eine Kombi, die sehr selten vorkommt. Wir sind aber Fans, da die GRIP2 eine sehr starke Performance auf dem Trail bringt. Der passende FOX FLOAT Factory-Dämpfer ist hingegen auf Leichtbau getrimmt und kommt ohne Ausgleichsbehälter daher.

Die dünnen MAXXIS Rekon-Reifen haben ein flaches Profil und dadurch wenig Rollwiderstand. Gerade bei nassen Bedingungen bringen sie dafür nur wenig Grip mit.
Die 120-mm-Dropper ist zu kurz für ein modernes Mountainbike. Mit ihr wird eure Bewegungsfreiheit auf dem Bike unnötig eingeschränkt und euch Sicherheit genommen.

Auch einige andere Parts am KTM sind eher auf Leichtbau optimiert: Die superkurze 120-mm-Dropperpost von FOX schränkt allerdings die Bewegungsfreiheit auf dem Trail massiv ein und wir empfehlen dringend ein Upgrade auf eine längere Variante für mehr Spaß auf dem Trail. Ebenso passen der 740 mm schmale, hauseigene Carbon-Lenker zusammen mit dem superlangen 80-mm-Vorbau zum sportlichen Cross-Country-Charakter des Bikes, auf dem Trail ist das aber eindeutig spürbar. Ebenso wie der Lenker kommen auch die Carbon-Laufräder von KTM selbst. Darauf sind vorne und hinten leichte MAXXIS Rekon-Reifen aufgezogen. Diese bieten mit ihrem flachen Profil zwar wenig Rollwiderstand, aber auch nicht den besten Grip, vor allem wenn die Bedingungen etwas nass sind. Zudem ist die dünne EXO-Karkasse anfällig für Platten. Für mehr Trail-Performance durch einen geringeren Luftdruck würden wir hier auf Reifen mit robusterer Karkasse, zumindest EXO+, upgraden.

KTM Macina Scarp SX Prime

8.399 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line SX 55 Nm
Akku Bosch CompactTube 400 Wh
Display Bosch Mini Remote
Federgabel FOX 34 Factory GRIP2 140 mm
Dämpfer FOX Float Factory 140 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 120 mm
Bremsen Shimano XT 203/180 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau FSA NS MTB 80 mm
Lenker KTM Prime 740 mm
Laufradsatz KTM Prime Carbon Trail 29 CL 29"/29"
Reifen MAXXIS Rekon EXO 2,4

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 17,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 118 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 100 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Tuning-Tipps:
– breiterer Lenker und grobstolligere Reifen für mehr Trail-Performance
– längere Dropper

Was kann das KTM Macina Scarp SX Prime 2024 im Praxistest?

Nimmt man auf dem KTM Macina Scarp SX Prime Platz, sitzt man sportlich – mit tiefem und schmalem Lenker. Die Sitzposition fühlt sich dadurch an, wie auf einem Cross-Country-Bike, mit nach vorne gebeugtem Oberkörper und viel Druck auf den Händen. Dadurch ist der Tourenkomfort eingeschränkt. Sobald es aber bergauf geht, hat man dafür noch ordentlich Druck auf der Front. Lenkimpulse lassen sich so auch bei steilen Climbs weiterhin gut auf den Boden bringen. Das Fahrwerk ist dabei komfortabel und etwas weicher als das des BULLS SONIC EVO, wodurch das KTM gute Traktion hat. Der Bosch SX-Motor bringt dabei deutlich mehr Power als die Motoren von TQ oder FAZUA. Er braucht aber eine hohe Trittfrequenz, um diese abzurufen. Um mit den Full-Power-Bikes mit Bosch CX- oder Shimano EP8-Motor mithalten zu können, muss man deshalb dennoch hart arbeiten.

Der Rahmen des KTM hat sportliche Linien und einen schnellen Look. Die Akku-Entnahme per Schlüssel passt aber nicht sehr gut dazu.

Bergauf kommen die XC-Gene des KTM zum Vorschein. Man sitzt sportlich nach vorne gebeugt und kann so ordentlich Druck in die Pedale geben.
Auf dem Trail ist das Macina Scarp SX Prime sehr agil, kann aber dennoch mit einer guten Laufruhe punkten.

Geht der Trail dann in Richtung Tal, steht man gut ausbalanciert zwischen Vorder- und Hinterrad und das Bike lässt sich intuitiv steuern. Hier zeigt sich, dass das KTM nicht nur für sportliche Touren mit viel Eigenleistung gemacht ist, sondern durchaus auch als kleines Trail-Bike einiges hermacht. Durch das geringe Gewicht und den schmalen Lenker ist es schön agil, ohne dass das Handling dadurch zu fordernd wird. Der Mix aus Agilität und Laufruhe ist gut gelungen und das KTM ist deutlich leichter zu fahren als die beiden anderen kurzhubigen Kontrahenten BULLS SONIC oder CENTURION No Pogo. Durch die niedrige Front hat man viel Druck auf dem Vorderrad und kann dadurch dem wenig griffigen MAXXIS Rekon-Reifen soliden Grip entlocken. Wird der Trail dann aber steiler, kommen allerdings auch schnell Überschlagsgefühle auf. Hier vermittelt das KTM zwar etwas mehr Sicherheit als das BULLS und CENTURION, kommt allerdings dennoch ans Limit. Und sobald die Schläge größer werden, kann auch das Fahrwerk nicht mehr viel ausrichten und gibt viel an den Fahrer weiter. Zurück auf dem Flowtrail bietet es dafür eine gute Allround-Leistung und schmiegt sich gut an den Untergrund an, bei hohem Gegenhalt zum Pumpen und Pushen.

Das KTM Macina Scarp SX Prime ist ein Grenzgänger zwischen Cross-Country- und Trail-E-Bike und vereint geringes Gewicht und sportliche Sitzposition mit ordentlich Trail-Spaß.

Größe M L XL
Oberrohr 600 mm 620 mm 650 mm
Sattelrohr 430 mm 450 mm 480 mm
Steuerrohr 90 mm 105 mm 120 mm
Lenkwinkel 66° 66° 66°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 451 mm 451 mm 451 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.208 mm 1.231 mm 1.264 mm
Reach 456 mm 472 mm 499 mm
Stack 601 mm 615 mm 629 mm
Helm Troy Lee Designs A3 MIPS | Brille Coast Optics Nita | Jacke POC Pro Thermal Vest | Shirt POC Mtb Pure LS | Hose Troy Lee Designs Flowline Mtb | Schuhe Crankbrothers Mallet Enduro Speed Lace | Socken Crankbrothers Icon Mtb

Für wen ist das KTM Macina Scarp SX Prime 2024 das richtige Bike, für wen nicht?

Das KTM Macina Scarp SX Prime ist passend für alle, die ein kleines, leichtes Trail-E-Bike haben wollen, ohne dabei zu sehr auf Motorpower zu verzichten. Durch seine Cross-Country-ähnliche Sitzposition spricht es zudem alle an, die ein CC-Bike haben möchten, aber für die fiesesten Anstiege dennoch auf Motorpower zurückgreifen können. Zudem bietet es einigermaßen Komfort aus dem Fahrwerk und eine solide Trail-Performance. Das macht das KTM zu einer guten Option für alle, die sportliches Cross-Country-Feeling mit hohem Trail-Spaß verbinden möchten.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum KTM Macina Scarp SX Prime 2024

Das KTM Macina Scarp SX Prime ist superleicht, bringt aber dennoch gute Motorpower und eine solide Akku-Kapazität mit. Aber nicht nur auf dem Papier kann es überzeugen und ist ein Grenzgänger zwischen Cross-Country- und Trail-E-Bike. So bietet es eine sportliche Sitzposition und ein agiles Handling, gleichzeitig aber eine gute Laufruhe auf dem Trail. Mit einigen simplen Upgrades an Reifen und Lenker lässt sich all das noch einfach, aber effektiv steigern.

Tops

  • superleicht
  • agiles Handling

Flops

  • kommt in grobem Gelände ans Limit
  • sehr kurze Dropper schränkt Bewegungsfreiheit ein

Für mehr Infos besucht ktm.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

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Words: Simon Kohler Photos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“