Das Specialized Turbo Levo Pro hat sich weit oben an der Spitze der E-MTB-Welt etabliert. Es rollt mit 160/150 mm Federweg (v/h) und dem hauseigenen Specialized 2.2-Motor mit satten 90 Nm Drehmoment daher. Als jahrelanger Innovationsträger ist es etwas in die Jahre gekommen. Hat es das Potenzial, nochmal aufs Podest zu kommen?

Specialized Turbo Levo Pro | Specialized 2.2/700 Wh | 160/150 mm (v/h)
22,4 kg in Größe S4 | 11.000 € | Hersteller-Website

Das Specialized Turbo Levo ist sozusagen ein Must-have in der Welt der E-Mountainbikes und ist in vielen Bereichen Vorreiter. Denn es ist für seine guten Allround-Fähigkeiten, dem breiten Einsatzgebiet und die ganzheitliche Herangehensweise bekannt. Optisch hat es sich über die Jahre kaum verändert und mag polarisieren. Die Formgebung wurde aber zum Erkennungsmerkmal und jeder, der ein Turbo Levo über die Trails dieser Welt rollen sieht, weiß sofort, um welches Bike es sich handelt.

Auch wir haben das Specialized Turbo Levo schon in allen erdenklichen Ausstattungsvarianten getestet und unzählige Trail-Kilometer mit ihm unter die Pedale genommen. Seit 2021 ist die dritte Generation des Specialized Turbo Levo fester, aber unveränderter Bestandteil im Specialized-Portfolio. Das Levo deckt bei Specialized einen Einsatzbereich ab, für den die Konkurrenten wahrscheinlich drei unterschiedliche Bikes in das Portfolio packen würden. Anders als die restlichen Hersteller sieht die amerikanische Bike-Brand ihr Levo nicht in unterschiedlichen Federwegsklassen, sondern vielmehr als das „Do-it-all“-Bike. Warum erfahrt ihr weiter unten. Es rollt auf einem Mullet-Setup mit 29” vorne und 27,5” hinten und setzt auf 160/150 mm Federweg (v/h). Für die Saison 2024 haben die Specialized-Entwickler in der von uns getesteten Pro-Variante eine kleine Anpassung bei der Komponentenwahl vorgenommen: Es wurde zwar weiterhin die alte Rahmenplattform verwendet, aber eine neue Schaltgruppe verbaut. Damit ordnet sich das Pro-Modell unter dem S-Works Modell – die High-End-Ausstattung von Specialized – ein. Gewichtstechnisch hält sich das Pro-MTB mit 22,4 kg unter dem Durchschnitt im Vergleichstest auf. Wir haben das 11.000 € teure E-MTB für euch getestet und herausgefunden, ob es mit dem Testfeld mithalten kann oder langsam in die Jahre kommt.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das Specialized Turbo Levo Pro 2024 aus?

Das Specialized Turbo Levo mit Vollcarbonrahmen und geschwungenen Linien kommt auch weiterhin mit dem typischen Markenzeichen des Bikes: dem halbseitig von einer Strebe umschlossenen Dämpfer. Trotz seiner Jahre auf dem Buckel wirkt das Specialized Turbo Levo noch recht modern, zumindest fast. Denn der Motorbereich ist im Vergleich zur Konkurrenz sehr ausladend, was am großen Specialized 2.2-Motor mit satten 90 Nm Drehmoment liegt. Der Strom des Levo wird vom Specialized Akku mit 700 Wh geliefert, er wird zum Laden wie beim Canyon Strive:ON nach unten aus dem Rahmen entnommen und ist durch eine Schraube gesichert. Über den doppelt gedichteten Ladeport vor dem Tretlager kann der Akku im Bike geladen werden. Bewusstes Schließen nach Beenden des Ladevorgangs ist hier wichtig: Wer das vergisst, bleibt schnell mit der Kurbel hängen und die Klappe bricht dann leicht ab. Alle wichtigen Informationen wie Geschwindigkeit oder Akkustand werden über das MasterMind TCU-Display im Oberrohr am Specialized Turbo Levo angezeigt. Die Fenster im Display lassen sich über die Specialized App individualisieren und nach euren Wünschen anpassen. Darüber hinaus bietet die App viele weitere Funktionen und kann in Sachen Connectivity mit dem Platzhirsch Bosch locker mithalten. Specialized hat den Fokus vor allem auf sportliche Features gelegt, kann dafür aber nicht mit einer Navi-Funktion aufwarten, wie es z. B. bei Bosch-Bikes möglich ist.

Neben den SRAM Code Bremsen bietet das Turbo Levo dank Flip-Chip ein breites Spektrum an Fahreigenschaften für Biker an, weil man damit die Geo an den Einsatzzweck anpassen kann.
Das schön integrierte MasterMind TCU-Display im Oberrohr ist super clean und lässt sich über die Specialized App individualisieren.
Schneller als die SWAT-Einheit ist das SWAT-Tool von Specialized griffbereit.

Bei der Größenwahl ist Specialized mit ihrem S-Sizing vielen anderen Herstellern einen Schritt voraus. Über alle Größen hinweg haben die Bikes von Specialized ein relativ niedriges Sitzrohr mit viel Einstecktiefe. Dadurch wird ermöglicht, dass man sich zwischen zwei Größen entscheiden kann: ein längeres Bike für mehr Stabilität oder ein kürzeres für mehr Agilität. Und das, ohne befürchten zu müssen, beim längeren Bike mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit ein zu hohes Sitzrohr zu haben. Wenn notwendig, kann über die Steuersatzschalen oder den Flip-Chip im Ausfallende die Geo noch weiter an eigene Vorlieben angepasst werden. Hier hat Specialized 6 Größen im Portfolio, damit Biker von 149 cm bis 198 cm Körpergröße ein Levo für sich finden.

Der hauseigene Specialized 2.2-Motor mit 90 Nm ist einer der wenigen Motoren, der in der Abfahrt nicht klappert.
Der Akku wird nach unten aus dem Rahmen geslidet – schnell und einfach, aber nicht zwangsläufig komfortabel.

An der von uns getesteten Specialized Levo Pro-Variante ist die robuste und kabellose SRAM X0 Eagle Transmission-Schaltung verbaut, die direkt am Rahmen ohne Schaltauge befestigt ist. Sie sorgt für präzise Schaltvorgänge selbst unter Last. Die Züge der mechanische BikeYoke REVIVE-Sattelstütze wandern sauber durch Kabelports hinter dem Steuerrohr in den Rahmen. Zudem bietet die Dropper mit 185 mm ausreichend Hub, mehr als die meisten anderen im Test. Lediglich das Orbea WILD mit 230 mm und dasMERIDA eONE-SIXTY bieten mit 230 mm bieten noch mehr Hub. Für ordentliche Bremspower sorgt die SRAM CODE Silver Stealth-Vierkolbenbremsen, die auf 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten zu packt.

Die restliche Ausstattung am Specialized Turbo Levo, bestehend aus dem FOX Factory-Fahrwerk und hauseigenen Parts, ist durchgehend hochwertig. Typisch Specialized werden bei den Laufrädern, dem Motor, Akku, und Display proprietäre Komponenten verbaut. Auf den Roval Traverse Carbon-Laufrädern ist die Specialized-Reifenkombi aus Butcher vorn und Eliminator hinten aufgezogen. Leider kommen beide in der etwas dünnen GRID Trail-Karkasse. Vor allem schwere Fahrer mit aggressivem Fahrstil sollten auf Reifen mit der robusteren GRID Gravity-Karkasse upgraden. Und zu guter Letzt befindet sich direkt ein SWAT-Tool mit den benötigten Werkzeugen passend zum Bike im Gabelschaft. Wer sein Multitool mal vergisst, hat hier immer eins parat.

Specialized Turbo Levo Pro

11.000 €

Ausstattung

Motor Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned 90 Nm
Akku Specialized M3-700 700 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Factory 150 mm
Sattelstütze BikeYoke REVIVE 185 mm
Bremsen SRAM CODE Silver Stealth 200/200 mm
Schaltung SRAM X0 Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau DEITY 35 mm
Lenker Roval Traverse SL Carbon 780 mm
Laufradsatz Roval Traverse Carbon 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail T9/Specialized Eliminator GRID Trail T7 2,6

Technische Daten

Größe S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 22,4 kg
Zul. Gesamtgewicht 131 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

SWAT-Tool

Tuning-Tipp: robustere GRID Gravity-Karkasse für schwere Fahrer mit aggressivem Fahrstil

Was kann das Specialized Turbo Levo Pro 2024 im Praxistest?

Im Sattel des Turbo Levo genießt man eine bequeme und aufrechte Sitzposition. Dies zeigt sich besonders angenehm auf längeren Touren, da es eine entspannte Haltung ermöglicht. Der Hinterbau des Bikes neigt zwar etwas zum Mitwippen, aber gerade deshalb schmiegt der aktive Hinterbau sich gut dem Untergrund an und generiert gute Traktion, die sich gerade bei technischeren Anstiegen als vorteilhaft erweist.

Auch knifflige Passagen wie enge Kurven lassen sich mit dem Specialized Turbo Levo Pro easy meistern.
Zwar nicht ganz so verspielt wie eine Gruppe Kindergartenkinder im Sandkasten, aber abziehen geht trotzdem!

Der kraftvolle Specialized 2.2-Motor des Turbo Levo überzeugt durch ein angenehmes Shuttle-Feeling bergauf. Er kann durchaus mit dem leistungsstarken Bosch Performance Line CX mithalten und ist im Downhill leiser im Vergleich zu den Bosch- oder Shimano-Motoren. So hört man kein Klappern, sondern lediglich das sanfte Abrollgeräusch der Reifen – top. Die Kraft des Motors lässt sich gut dosieren und ist deutlich natürlicher im Feeling als beispielsweise der GIANT SyncDrive Pro2. Dadurch ist das Bike auch für Einsteiger leicht beherrschbar und erweist sich als starker Kletterer mit gutem Kontakt zum Boden.

Das Specialized Turbo Levo Pro ist weiterhin ein Klassiker für jedermann!

Größe S2 S3 S4 S5 S6
Sattelrohr 390 mm 405 mm 425 mm 445 mm 465 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm 145 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 77,2° 77,2° 77,2° 77,2° 77,2°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlagerabsenkung 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.200 mm 1.225 mm 1.255 mm 1.284 mm 1.318mm
Reach 432 mm 452 mm 477 mm 502 mm 523 mm
Stack 617 mm 626 mm 635 mm 644 mm 653 mm

Wie für Specialized-Bikes üblich, fühlt man sich bereits auf den ersten Metern mit dem Specialized Turbo Levo wohl. Die zentrale Standposition und die großzügige Bewegungsfreiheit tragen zu einem hohen Sicherheitsempfinden bei. Selbst Einsteiger werden ermutigt, auch knifflige Passagen zu versuchen, da Lenkbefehle vorhersehbar umgesetzt werden. Die ausgewogene Gewichtsverteilung sorgt für gleichmäßige Traktion an Front und Heck, was besonders in schwierigem Terrain von Vorteil ist, weil das Bike stabiler bleibt und sich präziser lenken lässt.

Wer sich auf sein Bike verlassen will und ein hohes Sicherheitsgefühl braucht, ist mit dem Specialized Turbo Levo Pro gut beraten.

Das Fahrwerk des Specialized Turbo Levo bringt aufgrund des schluckfreudigen Fahrwerks ein sattes Fahrfeeling und hohes Sicherheitsgefühl mit sich. Anfänger können hier jedoch voll auf ihre Kosten kommen und ihre Limits pushen. Fortgeschrittene Fahrer werden jedoch etwas Gegenhalt und Pop im mittleren Federwegsbereich vom Fahrwerk und Untergrund missen, was Bikes wie das Orbea WILD oder das Canyon Strive:ON bieten. Wird der Trail rougher, bügelt das Fahrwerk souverän über Felsen und Wurzeln hinweg und bietet dabei hohe Reserven, gibt aber dem Fahrer wenig Feedback. Es lässt sich nicht ganz so verspielt von Kurve zu Kurve springen oder über Wellen pushen.

Helm Cannondale Terrus | Hip Pack Thule Rail 2 | Shirt FOX Flexair | Hose 7Mesh Flightpath | Schuhe Leatt 2.0 Flat | Socken FOX Ranger Sock | Handschuhe Fox Flexair

Für wen ist das Specialized Turbo Levo Pro 2024 das richtige Bike, für wen nicht?

Das Specialized Turbo Levo bietet damit ein gutmütiges und intuitives Handling und ist so ein Bike für jede Könnerstufe. Da es mit keiner Situation überfordert ist, gehen Anfänger mit dem Levo auch mal über ihre Komfortzone hinaus. Doch Biker mit fortgeschrittenem Niveau sind meist auf der Suche nach einem schnellen Bike mit viel Feedback und könnten sich das Canyon Strive:ON näher anschauen. Das Specialized Turbo Levo überzeugt mit seinem hohen Allround-Potenzial und ist sowohl für gemütliche Touren, Trailrunden oder einen Bikepark-Besuch richtig: Das Levo ist für alle Schandtaten zu haben.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Specialized Turbo Levo Pro 2024

Das Specialized Turbo Levo Pro ist und bleibt ein Spitzen-Allrounder. Es bietet ein breites Einsatzgebiet und hohe Performance, egal ob für Anfänger oder Fortgeschrittene. Auch nach all den Jahren kann es locker mit einem Großteil der Konkurrenz mithalten und gehört immer noch zu den besten Bikes im Testfeld. Lediglich Fahrer mit einem aktiven Fahrstil kommen hier nicht ganz auf ihre Kosten, da das letzte bisschen Pop fehlt.

Tops

  • starke Trail-Performance für alle Könnerstufen
  • leise Motorperformance in der Abfahrt
  • niedriges Sitzrohr ermöglicht mehr Größenauswahl nach Fahrstil
  • integriertes Tool

Flops

  • wuchtiger Look

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 – Die 27 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BULLS VUCA EVO AM 2 (Zum Test) | BULLS SONIC EVO AM SX-I (Zum Test) | Canyon Strive:ON CFR LTD (Zum Test) | Canyon Torque:ON CF Roczen (Zum Test) | CENTURION No Pogo SL R8000i (Zum Test) | CUBE AMS Hybrid ONE44 (Zum Test) | FLYER Uproc X 8.70 (Zum Test) | FOCUS SAM² 6.9 (Zum Test) | GASGAS ECC 6 (Zum Test) | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 (Zum Test) | KTM Macina Scarp SX Prime (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP3 (Zum Test) | Merida eOne-Sixty 10K (Zum Test) | Mondraker Neat RR SL (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 11 FOX (Zum Test) | Orbea WILD M-LTD (Zum Test) | Pivot Shuttle AM Team (Zum Test) | Propain Ekano 2 CF (Zum Test) | RADON RENDER 10.0 HD (Zum Test) | ROTWILD R.X 1000 Ultra (Zum Test) | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV (Zum Test) | SCOR 4060 ST (Zum Test) | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned (Zum Test) | SIMPLON Rapcon Pmax Pinion (Zum Test) | Specialized Turbo Levo SL Expert (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Pro | Spherik E-SMT XX AXS (Zum Test)


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Words: Antonia Feder Photos: Mike Hunger