Das Yeti 160E T1 geht als amtierender Champion des letzten Vergleichstests erneut ins Rennen um den Titel „das beste E-Mountainbike des Jahres“. Wie stehen die Chancen, dass das 14.490 € teure E-MTB mit Shimano EP8-Motor und 630-Wh-Akku den Titel gegen 29 der besten E-Mountainbikes des Jahres verteidigen kann?

Yeti 160E T1 | Shimano EP8/630 Wh | 170/160 mm (v/h)
23,5 kg in Größe L | 14.490 € | Hersteller-Website

Das Team von Yeti teilt das eigene Portfolio in zwei Kategorien auf: Rip und Race. Während Ripper für jede Art von Offroad-Fun außerhalb einer abgesteckten Rennstrecke gedacht sind, sind Racer für Bestzeiten auf rauen Rennstrecken getrimmt. Das 160E T1 fällt bei Yeti unter die Kategorie Racer und wurde von den Amerikanern als erstes Renn-spezifisches E-MTB der Welt angekündigt. In unserem Vergleichstest im vergangenen Jahr hat uns das Yeti aber nicht nur als potentes Bike für die Sekundenjagd auf anspruchsvollen Downhillstrecken überzeugt, sondern sich sogar als bester Allrounder den Testsieg gesichert. Das Yeti 160E T1 tritt fast unverändert zum Vorjahr die Titelverteidigung an. Es besitzt 170 mm Federweg an der Front, 160 mm am Heck und rollt auf 29” Laufrädern. Angetrieben von einem Shimano EP8-Motor und 630-Wh-Akku bringt das Vollcarbon-Bike 23,5 kg auf die Waage.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

Was macht das Yeti 160E T1 aus?

Yeti-Mountainbikes leben von ihrer Hinterbau-Performance. Während die analogen Mountainbikes mit dem Yeti-eigenen Switch Infinity-Hinterbau ausgestattet werden, haben die Entwickler von Yeti für ihr erstes E-MTB einen komplett neuen 6-Gelenker-Hinterbau erdacht. Der Sixfinity-Hinterbau soll speziell auf das Gewicht und die Fahrweise von E-MTBs abgestimmt sein und harmoniert extrem gut sowohl mit dem Shimano EP8-Motorsystem als auch mit den restlichen Fahrwerkskomponenten. Kaum einem anderen Bike mit Shimano-Motor im Test gelingt es, so effizient die Kraft des Motor auf den Untergrund zu übertragen wie dem Yeti. Um das letzte Quäntchen an Fahrwerks-Performance aus dem Hinterbau zu kitzeln, lässt sich die Progression mit einem Flip-Chip an der Dämpferaufnahme in drei Schritten zwischen 25 %, 30 % und 35 % einstellen. Wer auf ein lineares Feeling steht und selten den Federweg aufbraucht, nimmt die Einstellung mit 25 %, wer regelmäßig durchschlägt, dreht den Flip-Chip am besten auf 35 %. Für alle Fahrweisen dazwischen sind die 30 % ein super Ausgangswert. Die Geometrie des Bikes bleibt dabei in allen Einstellungen erhalten.

Die Kettenführung setzt einen fragwürdigen Farbakzent. Sie würde das Yeti 160E T1 mit ikonischer Yeti-Türkis-Lackierung matchen, aber nicht mit unserem Test-Bike in der Lackierung „Rhino“.
Dem Yeti 160E gelingt es, die Leistung aus dem kraftvollen Shimano EP8-Motor effizient in Vortrieb umzusetzen, es erklimmt spielerisch jeden Berg. Bergab nervt jedoch der Shimano-Motor mit seinem Geklapper.
Mit der RockShox Reverb AXS-Sattelstütze mit 170 mm Hub und einem relativ langen Sattelrohr von 450 mm in Größe L verschenkt Yeti etwas Bewegungsfreiheit auf steilen Abfahrten.
Die Bedienung des etwas fummeligen Standard-Shimano-Ladeport erfordert etwas Fingerspitzengefühl und lange Fingernägel.

Auch wenn sich vieles beim Yeti um den Hinterbau dreht, kann sich auch „der Rest“ des 160E T1 sehen lassen. Der Carbonrahmen besitzt stimmige Proportionen und ist hochwertig verarbeitet, feuert aber nicht ein Design-Feuerwerk ab wie z. B. ein UNNO Mith oder Forestal Siryon. Formschön in den Rahmen integriert ist der Shimano EP8-Motor und der großzügige Unterfahrschutz geht in das Akkucover über. Der 630-Wh-Akku kann nach unten aus dem Unterrohr entnommen werden. Leider fehlt es an einem Toolmount, um den für die Akkuentnahme benötigten 4er-Inbus am Bike unterzubringen. Lädt man den Akku im Bike, muss man das etwas fummelige Ladeport-Cover überwinden. Bei der Zugführung beweist das Team von Yeti viel Liebe zum Detail und führt alle Kabel gut geklemmt durch den Rahmen, den Hinterbau und teilweise sogar durch den Lenker. Bei der Ausstattung gibt sich das Yeti 160E T1 ebenfalls keine Blöße und greift zu vielen namhaften Herstellern. Highlight ist das FOX Factory-Fahrwerk aus potenter FLOAT 38-Federgabel und FLOAT X2-Dämpfer mit vielen Einstellmöglichkeiten für Setup-Nerds. Alle, für die das Fahrwerkssetup jedoch ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, findet im Yeti Setup Calculator eine detaillierte Anleitung. Ein Upgrade gibt es dann doch zum letzten Jahr: Yeti hat sich unsere Kritik zu Herzen genommen und liefert das 160E T1 nun mit MAXXIS-Reifen in robuster Doubledown-Karkasse vorne wie hinten aus, und den vorderen ASSEGAI-Reifen zusätzlich in der weicheren MaxxGrip-Gummimischung.

Error 404: Der entnehmbare Akku besitzt am oberen Ende eine Schrauböffnung für einen 4er-Inbus zum schnellen Akkuwechsel. Ein Toolmount oder ein verstecktes Mutlitool am Rahmen ist jedoch nicht vorhanden.
Eine gefühlte Ewigkeit: Die Entwicklung des Yeti 160E mit eigens für das E-MTB designten Sixfinity-Hinterbau hat angeblich 5 Jahre gedauert. Aber das Warten hat sich gelohnt, der Hinterbau performt extrem gut.
Die goldene Mitte: An der Dämpferaufnahme befindet sich ein Flip-Chip, der die Progression des Fahrwerks ändert, ohne die Geometrie zu beeinflussen. Von 25 % über 30 % in der mittleren Einstellung bis hin zu 35 %.

Yeti 160E T1

14.490 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 Kashima 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Factory 160 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Burgtec Enduro MK3 50 mm
Lenker Yeti Carbon 800 mm
Laufradsatz DT Swiss EX 1700 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI Doubledown 3C MaxxGrip/MAXXIS Minion DHR II Doubledown 3C MaxxTerra 2,5/2,4

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 106 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Flip-Chip

Tuning-Tipp: mit Progressions-Flip-Chip experimentieren

Titelverteidigungskampf über 29 Runden – Was kann das Yeti 160E T1?

Als Testsieger aus unserem letzten Vergleichstest sollte bereits klar sein, dass das Yeti 160E T1 ein erstklassiger Allrounder ist. Die Frage, die sich stellt, lautet: Wie schlägt es sich im Vergleich zum Testfeld aus 29 weiteren der besten Bikes des Jahres 2023? Auch in diesem Jahr kann es sich durch ein gutes Maß an Fahrkomfort unter den besseren Tourern im Testfeld platzieren. Der relativ steile Sitzwinkel sorgt jedoch für eine leicht frontlastige Sitzposition, wodurch es nicht mit den bequemsten Bikes wie einem Cannondale Moterra im Test mithalten kann. Auch in puncto Alltagsausstattung hat es nur wenig zu bieten, und wem es einfach um die höchste Akkureichweite geht, findet ebenfalls bessere Bikes im Test. Runde 1 geht somit an die Konkurrenz. In Runde 2 geht es bergauf: Egal ob shutteln über Schotterwege oder über technische Kletterpassagen, das Yeti nimmt jeden Aufstieg spielerisch. Das effiziente und dennoch traktionsstarke Fahrwerk sorgt dafür, dass keine Leistung aus dem kraftvollen Shimano EP8-Motor verloren geht und jede Kurbelumdrehung direkt in Vortrieb umgesetzt wird. Durch die ausbalancierte Gewichtsverteilung im Bike hält auch das Vorderrad sicher die Spur. Nur das Orbea WILD klettert noch einen Tick gewillter jeden Trail bergauf als das Yeti. Wieder kein klarer Punktsieg für das Yeti.

Das Yeti 160E T1 geht spielerisch den Berg hinauf. Das effiziente Fahrwerk verschenkt keine Körner.
Bergab zeigt sich das Yeti von seiner traktionsstarken Seite und spricht feinfühlig auf Unebenheiten an.

Im Downhill schlägt die Sternstunde für das Yeti. Auf Flowtrails kaschiert das 160E sein vergleichsweise hohes Gewicht von 23,5 kg durch viel Gegenhalt im Fahrwerk und lädt dazu ein, mit dem Untergrund zu spielen. Es tanzt agil über den Trail, erreicht aber nicht ganz den extrem hohen Spaßfaktor eines Pivot Shuttle SL oder erneut des Orbea WILD auf Flowtrails. Legt man die Stoppuhr an und begibt sich auf die Sekundenjagd über steile und technisch anspruchsvolle Abfahrten, zaubert das Yeti einem das breiteste Grinsen ins Gesicht. Anfänger profitieren vom intuitiven Handling und vom feinfühlig arbeitenden Hinterbau, der Unebenheiten extrem gut ausfiltert und ein Maximum an Laufruhe erzeugt. Das stärkt das Selbstvertrauen und verleitet dazu, die eigenen Grenzen auszutesten. Unter rennerprobten Bikern deklassiert es fast das ganze Testfeld und wetteifert mit dem Orbea WILD und SIMPLON Rapcon um die Bestzeiten bergab. Die Hinterbau-Performance des Yetis bleibt im Test unerreicht. Je härter und schneller Schläge aufeinander folgen, umso besser arbeitet es und sorgt für enorm viel Traktion und ermöglicht es, selbst schwierigste Linien anzupeilen. Nur an die messerscharfe Präzision und das extrem hohe Sicherheitsempfinden des Orbea WILD reicht es nicht ganz heran und muss daher die Downhill-Krone weiterreichen.

Yeti ordnet alle Bikes in die Kategorie Racer oder Ripper ein, für uns ist das Yeti 160E T1 beides

Größe S M L XL
Oberrohr 561 mm 592 mm 613 mm 642 mm
Sattelrohr 380 mm 410 mm 450 mm 495 mm
Steuerrohr 105 mm 110 mm 122 mm 133 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 78,0° 78,0° 78,0° 78,0°
Kettenstrebe 446 mm 446 mm 446 mm 446 mm
Tretlagerhöhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1.209 mm 1.240 mm 1.262 mm 1.292 mm
Reach 430 mm 460 mm 480 mm 505 mm
Stack 617 mm 620 mm 625 mm 635 mm
Helm POC Tectal | Brille 100% Glendale | Rucksack FOX Utility Hydration Pack
Shirt Monserat F02 | Hose Monserat TP01 | Schuhe Endura Hummvee | Handschuhe Prologo Proxim

Für wen ist das Yeti 160E T1 das richtige Bike, für wen nicht?

Das Yeti 160E T1 liefert für jeden Fahrertyp eine Plattform, um den eigenen Fahrstil ausleben zu können. Es bietet ein einsteigerfreundliches Handling und schier unerschöpfliche Reserven, um selbst unter den erfahrensten Bikern nicht einzuknicken. Yeti-Fans werden ebenfalls nicht enttäuscht, das kultige Image, das die Marke umgibt, springt auch auf das erste Yeti-E-MTB über. Nur das relativ hohe Preisschild wird den meisten Bikern den Zugang zum 160E verwehren, wodurch es wahrscheinlich seinen Weg nur zu einem kleinen Kreis von finanziell gut gestellten Racern und Zahnärzten findet.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Yeti 160E T1

Das Yeti 160E T1 ist eines der teuersten E-MTBs im Testfeld. Es bietet jedoch ein breites Einsatzgebiet, eine Top-Ausstattung und ein enorm hohes Maß an Fahr-Performance, was insgesamt das Preisschild auch rechtfertigt. Es ist für jedes Fahrniveau geeignet, blüht aber erst so richtig im härtesten Geländeeinsatz auf. Obwohl es sich einem Jahr auf dem Thron des besten E-MTBs ausgeruht hat, ist es kaum gealtert. Leider gelingt die Titelverteidigung dennoch nicht, und es muss den Titel in einem ganz engen Kopf-an-Kopf-Rennen abgeben.

Tops

  • breites Einsatzspektrum
  • grandiose Fahrwerks-Performance
  • fast makelloses Ausstattungspaket

Flops

  • fummeliger Ladeport

Mehr Informationen findet ihr unter yeticycles-de.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

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Words: Rudolf Fischer Photos: Peter Walker

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …