Das 10.999 € teure Pivot Shuttle SL Pro X01 mit 150 mm Federweg an der Front und 132 mm am Heck ist nicht nur das erste Light E-MTB von Pivot, sondern auch eines der ersten vorgestellten Bikes mit dem neuen FAZUA Ride-60 Motor. Ob es im großen Vergleichstest genauso voran prescht wie bei der Entwicklung?

Pivot Shuttle SL Pro X01 | FAZUA Ride 60/430 Wh | 150/132 mm (v/h)
18,7 kg in Größe L | 10.999 € | Hersteller-Website

Mit dem Shuttle SL Pro X01 wagt Pivot den Sprung auf die leichte Seite des E-MTB-Business. Dafür setzen die Amerikaner auf den schlanken FAZUA Ride 60-Motor mit 60 Nm Drehmoment, kombiniert mit einem 430-Wh-Akku. Bei der Entwicklung wurde im Hauptquartier in der Wüste von Arizona keine Zeit verloren, was das Bike zu einem der ersten vorgestellten und verfügbaren Bikes mit dem neuen Antriebssystem macht. Mit seiner schlanken Optik erinnert es stark an das analoge Pivot Switchblade und grenzt sich – wie auch sein Full-Power-Bruder Shuttle LT – vom älteren, etwas pummeligen Shuttle AM ab. Ausgestattet mit 150 mm Federweg an der Front und nur 132 mm am Heck ist es das E-MTB im Pivot Line-up mit dem wenigsten Federweg. Auch im Testfeld unseres großen E-Mountainbike-Vergleichstests liegt es damit am unteren Ende des Federwegsspektrums. Ob es sich trotzdem gegen die auf dem Papier deutlich potentere Konkurrenz behaupten kann?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

Bleib dir treu – Was das Pivot Shuttle SL Pro X01 ausmacht

Passend zum leichten Motor verpasst Pivot dem Shuttle SL X01 einen schlanken Look mit klaren Kanten und langen Linien. Die knallige, leicht retro anmutende Lackierung zeigt schon, dass es mit seinen eleganten Linien gesehen werden möchte. Zusammen mit dem klassischen DW-Link Hinterbau, der an Pivot Bikes – analog oder motorisiert – nicht wegzudenken ist, ergibt sich ein sehr klassisches Pivot-Erscheinungsbild.

Match made in heaven
Der leichte FAZUA Ride-60 Motor passt sehr gut zum effizienten Hinterbau des Pivot Shuttle SL.
Aus dem 1-€-Shop?
Die FAZUA Ring Remote lässt sich einfach bedienen, erinnert in puncto Material und Verarbeitung aber etwas an Plastikspielzeug aus dem 1-€-Shop.
Unfreiwilliges Gefummel
Der Ladeport ist etwas zu tief in den dicken Unterfahrschutz eingelassen, was das Öffnen etwas fummelig macht.

Die Motor-Systemintegration beinhaltet das FAZUA LED HUB-Display im Oberrohr und die FAZUA Ring Remote am Lenker. Am Display wird der Akkustand in 20-%-Schritten angezeigt und die 3 Unterstützungsstufen über die Farbe der LEDs. Unter dem Display verbirgt sich noch ein USB-C-Ladeport, mit dem der Fahrradcomputer oder das Handy während der Fahrt geladen werden können. Die Ring Remote aus Kunststoff lässt sich mit dem Daumen einfach bedienen, wirkt aber billig und schlecht verarbeitet. Pivot verzichtet auf die Möglichkeit der Akkuentnahme, was heißt, dass ihr das Bike zum Laden mit in die Wohnung nehmen müsst, falls ihr in der Garage oder im Keller keine Steckdose habt.

Heißer als jede Poolparty …
Die kleine 180-mm-Bremsscheibe am Heck wird in der Abfahrt schnell heißer, als euch lieb ist.
Ein Hauch von Magie
Durch den DW-Link-Hinterbau lassen sich die 132 mm Federweg wie durch Magie nach deutlich mehr anfühlen.

Denen von euch, die gut aufgepasst haben, dürfte beim Blick auf die Ausstattungstabelle nicht entgangen sein, dass an unserem Shuttle SL Pro X01 Test-Bike das namensgebende Bauteil fehlt: und zwar die SRAM X01-Schaltung. Dafür wurde ein Shimano XTR-Schaltwerk mit XT-Trigger verbaut, das seine Arbeit mindestens genauso gut verrichtet und mit knackigen Schaltvorgängen überzeugt. Gebremst wird ebenfalls mit Produkten der Japaner, allerdings kommt am Hinterrad nur eine kleine 180 mm Bremsscheibe zum Einsatz, die besonders unter schweren Fahrern schnell ins Schwitzen kommt. Alles in allem hat sich Pivot hier nicht komplett dem Leichtbau verschrieben und die Waage pendelt sich bei 18,7 kg ein, was es im Mittelfeld des Light-Testfelds platziert. Highlights der Ausstattung sind das FOX-Factory Fahrwerk, bestehend aus FOX 36 Factory GRIP2-Gabel und FOX FLOAT X Factory-Dämpfer. Cooles Detail: Pivot spendiert dem Dämpfer einen kleinen SAG-Indikator, der euch das Setup etwas vereinfacht. Etwas Kopfschmerzen haben uns auf dem Trail die verbauten MAXXIS DISSECTOR-Reifen bereitet. Während das Profil des DISSECTORs auf den knochentrockenen Hometrails der Entwickler in Arizona sicher keine schlechte Wahl ist, würden wir in etwas feuchteren Breiten eher zu einem grobstolligeren Reifen, wie einem MAXXIS Minion DHR oder ASSEGAI, raten. Für mehr Spaß auf technischen Trails und weniger Pannenanfälligkeit lohnt sich auch – besonders für schwere Fahrer – ein Upgrade auf eine dickere Karkasse vorne wie hinten und eine weichere Gummimischung an der Front.

Schönheitsfehler
Reifen mit einer dickeren Karkasse würden dem Pivot Shuttle SL deutlich besser stehen.
Japanische Arbeitsmoral
Knackig wie eh und je wechselt die Shimano XTR-Schaltung die Gänge.

Pivot Shuttle SL Pro X01

10.999 €

Ausstattung

Motor FAZUA Ride 60 60 Nm
Akku FAZUA Energy 430 Wh
Display FAZUA LED HUB
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 Kashima 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 132 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 175 mm
Bremsen Shimano XT 200/180 mm
Schaltung Shimano XTR/XT 1x12
Vorbau Phoenix Team Enduro/Trail 40 mm
Lenker Phoenix Team Low Rise Carbon 780 mm
Laufradsatz NEWMEN EVOLUTION SL A.30 29"
Reifen MAXXIS DISSECTOR 3C MaxxTerra EXO/MAXXIS DISSECTOR 3C MaxxTerra EXO 2,4/2,4

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 18,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 149 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 130 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Flip-Chip
Toolmount

Tuning-Tipp: Ein Reifen-Upgrade auf gröbere Reifen mit dickerer EXO+ oder Doubledown-Karkasse vorne wie hinten und die weichere MaxxGrip-Gummimischung an der Front.

Flowtrail-Hero – Was kann das Pivot Shuttle SL Pro X01?

In erster Linie macht das Pivot Shuttle SL Pro X01 mit euch eines: auf Flowtrails ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern! Der effiziente Hinterbau mit viel Gegenhalt lässt euch durch Pushen rekordverdächtig viel Speed generieren und an Bodenwellen weiter fliegen als je zuvor. Auch Richtungswechsel werden ohne Verzögerung sehr direkt und mit wenig Krafteinsatz umgesetzt, was das Grinsen von Kurve zu Kurve immer breiter macht. Hier kommt dem Bike auch die leichte und schnell rollende Bereifung zugute. Aufgrund der harten Gummimischung an der Front sollte man aber auf genug Druck auf dem Vorderrad achten. Zusammen mit dem Orbea WILD M-LTD ist das Pivot Shuttle SL Pro X01 unser Favorit für flowige Trails. Aber kann es sich auch im technischen Gelände behaupten? Hier überrascht es mit guten Reserven und viel Progression, was einen etwas daran zweifeln lässt, dass man am Heck nur 132 mm Federweg zur Verfügung hat. Werden die Schläge allerdings größer und die Geschwindigkeit höher, muss man das Pivot recht gut festhalten und bekommt viel Feedback vom Untergrund. Verglichen mit dem SCOTT Lumen oder dem Trek Fuel EXe, die beide in einer ähnlichen Federwegsklasse spielen, bekommt man beim Pivot Shuttle SL Pro X01 mehr Trail-Performance als beim SCOTT und ein etwas anspruchsvolleres Handling als beim Trek.

Hoch hinaus
Mit dem Pivot Shuttle SL wird jede Bodenwelle zur Abschussrampe.
Gut festhalten
Werden die Schläge größer und der Speed höher, braucht es einen erfahrenen Piloten, um das Bike auf Linie zu halten.

Auch bergauf profitiert es vom effizienten Hinterbau, der keine Energie verschenkt, gleichzeitig aber auch an Bodenwellen oder Schlaglöchern genug Federweg freigibt, um euch bandscheibenschonend zum Trail-Einstieg zu bringen. Unter den mit FAZUA-Motor ausgestatteten Bikes ist das Pivot Shuttle SL das effizienteste, muss sich hier aber dem mit TQ-Motor ausgestatteten SCOTT Lumen geschlagen geben, das noch etwas effizienter vorwärts geht. Trotz des hoch im Federweg stehenden Hinterbaus generiert das Shuttle auf technischen Climbs viel Grip und folgt gut dem Untergrund. Geht es steiler bergauf, muss die Front etwas belastet werden, damit keine Überschlagsgefühle nach hinten aufkommen.

Nur 132 mm?! Das Pivot Shuttle SL Pro X01 nutzt jedes bisschen Federweg effizient aus.

Grösse S M L XL
Sattelrohr 368 mm 394 mm 432 mm 470 mm
Oberrohr 598 mm 632 mm 646 mm 660 mm
Steuerrohr 95 mm 112 mm 117 mm 130 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76.8°
Kettenstreben 432 mm 432 mm 434 mm 438 mm
BB Drop 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.186 mm 1.223 mm 1.240 mm 1.272 mm
Reach 435 mm 465 mm 478 mm 500 mm
Stack 610 mm 626 mm 630 mm 642 mm
Helm Giro Tyrant | Brille Melon Optics Kingpin | Hip Pack CAMELBAK Flow 4 | Shirt DHaRCO 3/4 Jersey Bull Ant | Hose DHaRCO Gravity Pants | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA | Socken Stance Hot Wheels

Für wen ist das Pivot Shuttle SL Pro X01 das richtige Bike, für wen nicht?

Das Pivot Shuttle SL Pro X01 ist kein Bike für Fahrer, die einfach gern auf dem Trail dahin rollen. Vielmehr braucht es einen aktiven, fortgeschrittenen Fahrer, der vom direkten Handling und Feedback profitiert und es im technischen Gelände auf Linie halten kann. Solche Piloten finden hier ihren perfekten Begleiter für klassische Mittelgebirgs- und Hometrails, auf denen man in flachen Passagen durch Pushen ordentlich Speed generiert und auf denen das fordernde Handling im technischen Gelände ebenso wenig ins Gewicht fällt wie die Reifenwahl. Die knallige Retro-Lackierung macht es auch zu einem Bike für Fahrer, die den auffälligen Auftritt vor der Eisdiele lieben.

Bam, Bam, Bam! Durch sein direktes und präzises Handling lässt sich das Pivot Shuttle SL Pro X01 von einer Kurve in die nächste werfen.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Pivot Shuttle SL Pro X01

Das Pivot Shuttle SL Pro X01 überzeugt im Uphill mit seinem gewohnt straffen DW-Link-Hinterbau, der es zum effizientesten Bike mit FAZUA Ride 60-Motor macht. Auch im Downhill geht es effizient mit seinem Federweg um, bietet viel Gegenhalt bei spritzigem Handling und gibt einem das Gefühl mehr Federweg als 132 mm zu haben. Während erfahrene Piloten so besonders auf Flowtrails viel Geschwindigkeit generieren, haben Anfänger Schwierigkeiten das Bike im technischen Gelände auf Linie zu halten.

Tops

  • sehr effizientes Fahrwerk
  • fühlt sich nach mehr Federweg an
  • sehr hohe Präzision

Flops

  • Akku zum Laden nicht entnehmbar
  • Reifen passen nicht zum Potential
  • forderndes Handling

Mehr Informationen findet ihr unter pivotcycles.com

Das Testfeld

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Words: Felix Rauch Photos: Peter Walker