Berria schickt mit dem Mako Hybrid GT LTD einen echten Exoten ins Rennen. Für 12.199 € bekommt ihr hier ein Carbon-Bike made in Spain mit 90 Nm starkem Polini E-P3+ MX-Motor und 720 Wh großem Akku. Doch hat der Exot das Zeug dazu, die Konkurrenz mit etablierten Motorsystemen hinter sich zu lassen?
Mit dem Berria Mako Hybrid LTD ist euch der große Auftritt an der Eisdiele sicher. Denn nicht nur seine Seltenheit macht das Bike zu einem Hingucker, sondern auch die limitierte schwarz-goldene Lackierung zusammen mit dem exotischen Polini E-P3+ MX-Motor ziehen einige Blicke auf sich. Auch im Testfeld gehört das Berria damit zu den wenigen Bikes, die auf Motoren der großen Hersteller Bosch und Shimano verzichten. Falls euch die Marke Berria bisher noch unbekannt war, seid ihr damit sicher nicht allein. Bekannt ist die Bike-Schmiede aus der Nähe von Madrid bisher vor allem für analoge Rennräder und Cross-Country-Bikes, allerdings erweitert sich auch ihr E-MTB Portfolio zunehmend. Im Berria Line-up ist das Mako Hybrid LTD mit 160 mm Federweg an der Front und 151 mm am Heck das potenteste Modell und soll sich an Fahrer richten, die nur das Beste vom Besten wollen – ohne Kompromisse versteht sich.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test.
Bling Bling Vroom Vroom – Was macht das Berria Mako Hybrid GT LTD aus?
Das Herzstück des Berria Mako Hybrid GT LTD ist ohne Zweifel der 90 Nm starke Polini E-P3+ MX-Motor, der zusammen mit den Motoren von Specialized und Panasonic zu den stärksten im Test gehört. Fast nahtlos ist er im Tretlagerbereich integriert und mit einem dicken Unterfahrschutz vor Feindkontakt geschützt. Angesteuert wird er über eine Remote am Lenker in Kombination mit einem großen, im Oberrohr eingelassenen Farbdisplay. Das Display fällt nur minimal kleiner aus als das Touchdisplay am Forestal Siryon, ist allerdings nicht so schön ins Oberrohr eingepasst und wird mit zwei sichtbaren Schrauben fixiert.
Etwas überfrachtet ist der sehr hohe Informationsgehalt. Besonders die Kombination mit der sehr minimalistischen Remote, die nur über zwei Knöpfe verfügt, macht die Navigation zwischen den verschiedenen Menüs schwierig. So müssen zum Beispiel für den Wechsel zurück ins übergeordnete Menü beide Tasten gleichzeitig gedrückt werden, wodurch man den gewünschten Menüpunkt gerne mal verpasst. Da geht die Handhabung des 720 Wh großen Akkus leichter von der Hand: Einfach mit dem Schlüssel an der Seite des Unterrohrs entriegeln, dann den Hebel auf der Unterseite umlegen und schon hat man den Akku in der Hand. Der dazugehörige Gummi-Ladeport ist unauffällig am Akku integriert, aber eher von der fummeligeren Sorte. Auch der Power-Button des E-MTBs auf der Unterseite des Akkus ist nicht ideal platziert.
Ausgestattet ist das Berria Mako Hybrid GT LTD mit allem, was glänzt – allerdings scheint es, als ob sich die Spanier dabei etwas haben blenden lassen. Das RockShox-Fahrwerk, bestehend aus Lyrik Ultimate und Super Deluxe Select+ Dämpfer, stammt leider aus dem Vorjahr und verfügt damit nicht über die neuen Dämpfungseinheiten. Sticht das elektronische SRAM AXS Eagle XX1-Schaltwerk noch positiv hervor, ist bei der kabellosen RockShox Reverb AXS-Sattelstütze genau das Gegenteil der Fall. Die ist nämlich nur 125 mm lang und damit die kürzeste im Testfeld – fast 50 mm kürzer als der Testdurchschnitt! Dadurch muss die Stütze im Uphill weit ausgezogen werden, was die Bewegungsfreiheit im Downhill stark einschränkt. Auch die silberglänzenden SRAM G2-Bremsen gehören eher zu den schwächeren Stoppern im Testfeld und haben für lange und steile Abfahrten, besonders für schwere Piloten, zu wenig Power. Berria bietet euch die Möglichkeit, die Ausstattung ebenso wie den Lack auf eure persönlichen Wünsche anzupassen und zu individualisieren. Allerdings beschränkt sich die Anpassbarkeit bei der Ausstattung hauptsächlich auf die Laufräder, wobei ihr die Wahl zwischen den hier verbauten Zipp 3ZERO MOTO Carbon-Laufrädern oder Modellen von Mavic sowie Fulcrum habt.
Berria Mako Hybrid GT LTD
12.199 €
Ausstattung
Motor Polini E-P3+ MX 90 Nm
Akku Portapower 720 Wh
Display Polini Color display TFT 3
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ 151 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 125 mm
Bremsen SRAM G2 Ultimate 200/200 mm
Schaltung SRAM AXS Eagle XX1 1x12
Vorbau Avanforce 60 mm
Lenker Avanforce UD Carbon 785 mm
Laufradsatz Zipp 3ZERO MOTO 29"
Reifen Vittoria Martello Graphine 2.0 Trail / Vittoria Agarro Graphine 2.0 Trail 2,6/2,6
Technische Daten
Größe S M L
Gewicht 21,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 98 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Range-Extender
Flip-Chip
Tuning-Tipp: stärker profilierter Hinterreifen, der die Power besser auf den Trail bringt
Auf zu Kompromissen! – Was kann das Berria Mako Hybrid GT LTD?
In der Ebene und im Uphill wird der Fahreindruck des Berria Mako Hybrid GT LTD durch den sehr kraftvollen Polini-Motor bestimmt. Er verfügt über 3 vordefinierte Unterstützungsstufen und weitere 2 frei abstimmbare Profile, die nochmals in jeweils 5 Unterstufen unterteilt sind – insgesamt stehen euch also 25 verschiedene Modi zur Verfügung! Im Touring-Modus wird die viele Kraft zurückhaltend freigegeben und die Beschleunigung fällt nicht unangenehm plötzlich aus. Zusammen mit einer entspannten, aufrechten Sitzposition lassen sich so auch lange Touren bequem bewältigen. Schaltet man für steile und technische Uphills in den Race-Modus, zeigt sich der Motor von seiner kraftvolleren und direkteren Seite. Apropos umschalten: Der Wechsel zwischen den fünf Unter-Modi innerhalb einer Unterstützungsstufe geht mit den zwei Tasten der Remote einfach von der Hand. Möchte man allerdings zwischen den übergeordneten Modi wechseln, muss man das Drücken der Tasten gut timen. Außerdem muss für die Betätigung der hinteren Taste der Zeigefinger von der Bremse genommen werden, was ein schnelles Hin- und Herschalten auf dem Trail zu einer aufregenden Sache macht. Ist man im Race-Modus angekommen, lässt der Polini-Motor seine Muskeln spielen. Er setzt sehr direkt ein und liefert linear und unabhängig von der Trittfrequenz guten Power-Output. Dadurch fühlt sich die Unterstützung allerdings nicht gerade natürlich an und Anfahren am steilen Berg wird zu einer kleinen Herausforderung.
Auch auf technischen Uphills liegt das Berria Mako Hybrid GT satt und folgt gut dem Untergrund, nur der schwach profilierte Vittoria Agarro-Hinterreifen schafft es nicht, die ganze Power auf den Trail zu bringen und neigt zum Traktionsverlust. Hier ziehen Kletterexperten wie das FLYER Uproc oder das Specialized Turbo Levo mit ähnlich starken Motoren vorbei. Auch auf der Abfahrt liefert die Vittoria-Reifenkombi nicht den besten Grip und man verliert in Kurven oder beim harten Anbremsen schnell Traktion. Das ist schade, denn das straffe Fahrwerk generiert viel Pop und Agilität, was auf Flowtrails Spaß macht. Allerdings ist das Handling sehr fordernd. Die gute Balance und die integrierte Position auf dem Bike werden durch den steilen Lenkwinkel gestört, der besonders bei hohen Geschwindigkeiten für Unruhe sorgt. In Kombination mit den Schwächen in der Ausstattung ist das Berria-Versprechen vom kompromisslosen Performance-Bike also etwas mit Vorsicht zu genießen.
Uiuiui, der Polini-Motor im Berria Mako Hybrid GT LTD hat aber ganz schön Bumms!
Größe | S | M | L |
---|---|---|---|
Oberrohr | 573/574 mm | 602/604 mm | 635/636 mm |
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 470 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 115 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 65,2/64,8° | 65,2/64,8° | 65,2/64,8° |
Sitzwinkel | 77,9/77,4° | 77,6/77,2° | 77,3/76,9° |
Kettenstrebe | 454/456 mm | 454/456 mm | 454/456 mm |
Tretlagerabsenkung | 27/33 mm | 27/33 mm | 27/33 mm |
Radstand | 1.220/1.221 mm | 1.252/1.253 mm | 1.284/1.285 mm |
Reach | 440/435 mm | 470/465 mm | 500/495 mm |
Stack | 634/638 mm | 639/642 mm | 643/647 mm |
Für wen ist das Berria Mako Hybrid GT LTD das richtige Bike, für wen nicht?
Das Berria Mako Hybrid GT LTD ist das perfekte Bike für Tourenfahrer, die Wert auf Individualität und einen Hauch Exotik legen. Durch das sehr selten anzutreffende Motorsystem, die individualisierbare Lackierung und die vielen – zumindest auf den ersten Blick – prestigeträchtigen Anbauteile sticht man garantiert aus der Masse heraus. Fahrer, die auf der Suche nach Trail-Performance sind, sind mit anderen Bikes besser bedient.
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Berria Mako Hybrid GT LTD
Das Berria Mako Hybrid GT LTD sticht aus der Masse heraus! Die auffällige Optik mit dem exotischen Motorsystem machen euch zum Mittelpunkt der Eisdielenschlange. Auf dem Trail kann es leider nicht so hervorstechen und wird dazu noch von einigen Schwächen in der Ausstattung ausgebremst. Auch in steilen und technischen Uphills bekommt es die viele Motorpower nicht auf den Boden und fällt hinter die ähnlich stark motorisierte Konkurrenz zurück. Dafür überzeugt es als komfortabler und kraftvoller Tourer.
Tops
- Rahmenfarbe individualisierbar
- sehr kraftvoller Motor
Flops
- Ausstattung mit vielen Schwächen
- fehlende Stabilität in anspruchsvollem Terrain
Mehr Informationen findet ihr unter berriabikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: Berria Mako Hybrid GT LTD | Bulls SONIC EVO SL EN-1 (Zum Test) | Cannondale Moterra Neo Carbon LT1 (Zum Test) | Flyer Uproc X 9.50 (Zum Test) | Focus SAM² 6.9 (Zum Test) | Focus JAM² 6.9 (Zum Test) | Focus Jam² SL 9.9 (Zum Test) | Forestal Siryon Diōde (Zum Test) | Giant Trance X Advanced E+ Ltd (Zum Test) | Haibike Lyke CF SE (Zum Test) | Ibis OSO (Zum Test) | KTM Macina Prowler Exonic (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 975 (Zum Test) | Mondraker Crafty Carbon XR LTD (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 11 (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Orbea WILD M-LTD (Zum Test) | Pivot Shuttle SL Pro X01 (Zum Test) | Pivot Shuttle LT Team XTR (Zum Test) | Radon Deft 10.0 (Zum Test) | Rotwild R.X735 Ultra (Zum Test) | Santa Cruz Heckler MX XO1 AXS RSV (Zum Test) | SCOTT Lumen eRide 900 SL (Zum Test) | Simplon Rapcon Pmax TQ (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Expert (Zum Test) | Transition Repeater AXS Carbon (Zum Test) | Thömus Lightrider E Ultimate (Zum Test) | Trek Fuel EXe 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | UNNO Mith Race (Zum Test) | Yeti 160E T1 (Zum Test)
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!
Words: Felix Rauch Photos: Peter Walker