FOCUS setzt ihren Allrounder JAM² komplett neu auf. Jetzt kommt das FOCUS JAM² 6.9 mit neuem Bosch Smart System-Motor, großem 750-Wh-Akku und neu designter Hinterbaukinematik, und da zu einem verlockenden Preis von 7.399 €. Hat es damit Chancen auf eine Top-Platzierung in unserem E-Mountainbike-Vergleichstest mit 30 E-MTBs?

FOCUS JAM² 6.9 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 160/150 mm (v/h)
26 kg in Größe L | 7.399 € | Hersteller-Website

Das JAM² ist das sportliche Do-it-All-Bike im E-MTB-Portfolio von FOCUS. Im Testfeld-Trio aus FOCUS-Bikes siedelt sich das JAM² in der Mitte zwischen dem Light-E-MTB JAM² SL und dem abfahrtslastigen SAM² an. Für das Modelljahr 2023 besitzt es den neuen Bosch Smart System-Motor, den dazugehörigen 750-Wh-Akku und die neue F.O.L.D.-Hinterbaukinematik. Der Hinterbau generiert 150 mm Federweg, an der Front stehen 160 mm zur Verfügung. In der Ausstattungsvariante 6.9 stellt das JAM² die Speerspitze der Aluminium-Serie mit Bosch-Motor dar und soll dadurch gleichzeitig hochwertig ausgestattet und dennoch bezahlbar sein. Mit 7.399 € verfehlt es den dritten Platz auf dem Treppchen der günstigsten E-MTBs in diesem Vergleichstest um nur knapp 150 €. Gleichzeitig teilt es sich mit 26 kg den zweiten Platz unter dem Listenaspekt schwerstes E-MTBs mit dem Cannondale Moterra LT und wird nur vom firmeneigenen SAM² übertrumpft. Ist es als Mediator zwischen den E-MTBs im eigenen Portfolio auch der beste Allrounder im FOCUS Line-up?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test.

That’s my Jam – Was macht das neue FOCUS JAM² 6.9 aus?

Angeblich steht das A in JAM für Allrounder, und das M für modern. Und die Modernisierung wird am neuem JAM² auf den ersten Blick ersichtlich. Für 2023 erstrahlt das JAM² mit neuem zweiteiligen Lackgewand, der neuen Designsprache bei FOCUS. Abgesehen von Moustache und MERIDA steuert nur der Hersteller FOCUS Mountainbikes mit Alu-Rahmen in den großen Vergleichstest bei. Das sorgt für die ein oder andere dicke Schweißnaht am Rahmen. Der Bosch Smart System-Motor ist nach oben rotiert in das Alukleid integriert, sodass der Motorbereich klobig erscheint.

Performance Pur: An der Front arbeitet die hochwertige FOX 36 Factory-Gabel mit fein justierbarer GRIP2-Kartusche.
Damenhandtasche in Unisex: Die FOCUS-Bikes im Vergleichstest kann man nur um diese praktische Zubehörtasche beneiden. Sie bietet genug Platz für einen Ersatzschlauch und ein selbst zusammengestelltes Tool-Set.
Das Unterrohr wird zur Akku-Rutsche: Der große 750-Wh-Akku lässt sich werkzeuglos nach unten aus dem JAM² ziehen. Wer Angst vor Dieben hat, kann den Akku trotzdem per Schlüssel im Rahmen verriegeln.

Der 750-Wh-Akku lässt sich nach unten aus dem Unterrohr ziehen. Direkt am Akku befindet sich ein Schloss, um ihn im Rahmen zu verriegeln. Der Bosch PowerTube-Akku arretiert aber auch ohne Schlüssel sicher im Rahmen und kann so werkzeuglos entnommen werden. Strom empfängt das FOCUS JAM² über einen Ladeport am Sattelrohr. Der Ladeport wird von einer etwas labbrigen, aber leicht zu handhabenden Gummiabdeckung geschützt. Ein alter Bekannter bei FOCUS ist der C.I.S.-Vorbau, durch den alle Leitungen vor dem Cockpit geordnet in den Rahmen wandern. Auf dem Oberrohr sitzt ein USB-Ladeport, um das Smartphone oder ggf. eine Lampe während der Fahrt zu laden. Praktisch: Im Rahmendreieck des Hauptrahmens verschraubt FOCUS an dem Toolmount eine Zubehörtasche mit einem Strap, in die ein Ersatzschlauch und ein paar Werkzeuge locker Platz finden.

FOCUS hat sich für eine eigene Abdeckung aus Gummi für den Ladeport entschieden. Die Abdeckung wirkt etwas labbrig und wenig hochwertig, die Handhabung gelingt jedoch leicht.
Bei drei FOCUS-Bikes mit C.I.S.-Vorbau im Vergleichstest sind uns leider die Wortspiele ausgegangen, darum nochmal ernsthaft und in Kürze: Die Zugverlegung durch den Vorbau sorgt für Ordnung, hat aber einen gewöhnungsbedürftigen Look.
Bewahrt das Smartphone vor dem Hungertod: Der USB-C-Ladeport auf dem Oberrohr versorgt das Navi, ein Licht oder das Smartphone mit schwachem Strom, gerade genug, um den Akkustand aufrechtzuerhalten.

Trotz des vergleichsweise günstigen Preises gibt die Ausstattung nur wenig Anlass zur Kritik. Das Highlight stellt mit Sicherheit die hochwertige FOX 36-Federgabel mit fein abstimmbarer GRIP2-Kartusche dar. Sie wird aber nicht von einem Dämpfer aus der gleichen Serie gematcht. Der FOX FLOAT X-Dämpfer aus der Performance Serie besitzt nur einen Plattform-Hebel, aber keine Druckstufenregelung, wodurch die Abstimmung des Hinterbaus eingeschränkt wird. Je nach Rahmengröße steuert man das JAM² über einen 800 bis 820 mm breiten Race Face-Lenker, der für schmal gebaute Biker schnell zu breit ausfällt und gekürzt werden muss. Im gleichen Schritt des Setup-Prozesses kann man einen Blick auf die drehbaren Steuersatzschalen werfen. Je nach Orientierung liefern sie einen Lenkwinkel von steilen 65,5° für ein direkteres Handling oder flachen 64,5° für mehr Fahrstabilität.

FOCUS JAM² 6.9

7.399 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel FOX 36 Factory FLOAT GRIP2 Kashima 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Performance 150 mm
Sattelstütze Post Moderne 170 mm
Bremsen SRAM DB8 200/200 mm
Schaltung Shimano DEORE XT/ SLX 1x12
Vorbau FOCUS C.I.S. 50 mm
Lenker Race Face Atlas 820 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 Hybrid 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Trail, ADDIX Soft/Schwalbe Big Betty, Super Trail, ADDIX Soft 2,6/2,6

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 26 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 124 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Toolmount Tasche

Tuning-Tipp: Lenker kürzen

Was kann das neue FOCUS JAM² 6.9 auf dem Trail?

Startet man auf dem FOCUS JAM² 6.9 auf eine Fahrradtour, fällt die angenehm zentrale und kompakte Sitzposition auf. Das Fahrwerk spricht sanft auf Unebenheiten an und sorgt für hohen Tourenkomfort. Ausstattungsdetails, wie die kleine Transporttasche auf dem Unterrohr, der USB-C-Ladeport, die Anhängerfreigabe und die Möglichkeit, per Adapter einen Ständer zu montieren, machen das JAM² zu einem formidablen Tourer. Die etwas auf der weicheren Seite abgestimmte Fahrwerksbalance sorgt nicht nur für hohen Fahrkomfort, sondern auch für guten Grip am Hinterrad auf Kletterpassagen. Durch die zentrale Sitzposition und die Unterstützung aus der leichten Kante am Sattelende gelingen Anstiege, ohne dass man sich dazu aus dem Sattel erheben und das Gewicht auf die Front verlagern muss. Der kraftvolle Bosch Smart System-Motor übernimmt dabei den Löwenanteil der Arbeit. Erst auf richtig steilen Kletterpassagen muss man mit etwas Druck nach vorne arbeiten, um für etwas mehr Spurtreue unter dem Vorderrad zu sorgen. Hat man das verinnerlicht, kann man selbst an den besten Kletterern im Testfeld, wie dem FLYER Uproc X oder dem Orbea WILD, dranbleiben.

Für alle, die nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen aufs Bike steigen, bietet das JAM² eine entspannte Fahrweise auf Touren und im Uphill.
Pump up the Jam – Aktive Biker können auch auf dem eher soft abgestimmten JAM² durch starkes Pushen Geschwindigkeit generieren. Biker mit weniger 90er-Jahre Dancefloor-Erfahrung und nicht so gestählten Beinen bietet das Fahrwerk zu wenig Gegenhalt.

Bergab hingegen trifft die Fahrwerksbalance nicht so zielsicher ins Schwarze wie im Aufstieg. Aktive Fahrer können mit gut dosiertem Druck ins Fahrwerk genug Pop aus dem JAM² 6.9 herauskitzeln, um an Kanten in die Luft zu ziehen oder sich aus Kurven herauszudrücken. Die hohe Front integriert den Biker für jegliche Art von Fahrmanöver gut im Bike und sorgt für Sicherheit. Aber gerade bei schnellen Richtungswechseln und engen Kurven macht sich das hohe Gesamtgewicht und das etwas träge Handling zusammen mit dem breiten Lenker bemerkbar. Auf schnellen und ruppigen Passagen gerät die Fahrwerksbalance noch weiter aus dem Lot. Das JAM² bügelt zwar selbst mit recht hohem Tempo noch über Steinfelder und Wurzelteppiche hinweg, vermittelt dabei aber zu wenig Feedback vom Untergrund. Gerade in offenen Kurven ist dadurch schwer vorherzusehen, wann die Traktion abreißt. Versucht man auf wilden Abfahrten an den potentesten Bikes wie dem SIMPLON Rapcon oder Orbea WILD dranzubleiben, braucht das JAM² seine Fahrwerksreserven zu schnell aus und lässt Endprogression vermissen.

Lust auf eine ausgedehnte Tour oder eine kleine Kletterpartie? – Let’s Jam! Wer den E-MTB-Sport nicht zu verbissen angeht, hat auf dem JAM² 6.9 eine gute Zeit.

Größe S M L XL
Oberrohr 578 mm 608 mm 637 mm 672 mm
Sattelrohr 390 mm 420 mm 440 mm 460 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 120 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,5/65,5° 64,5/65,5° 64,5/65,5° 64,5/65,5°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1.200 mm 1.230 mm 1.263 mm 1.302 mm
Reach 430 mm 460 mm 485 mm 515 mm
Stack 616 mm 616 mm 634 mm 652 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer MIPS | Brille SCOTT Shield
Rucksack POC Column VPD Backpack 8L | Jacke POC Pro thermal vest
Shirt POC MTB Pure LS Jersey | Shorts POC Essential Enduro Shorts | Knieschoner POC VPD System
Schuhe Unparallel Up Link | Socken H&M Blinky the three eyed fish

Ist das FOCUS JAM² 6.9 das richtige E-MTB für mich?

E-Mountainbike-Anfänger und Freunde ausgedehnter Touren finden mit dem JAM² ein gutes E-MTB zu einem vernünftigen Kurs. Es findet einen Kompromiss aus Fahrkomfort und gutmütigem Handling auf einfachen Trails, solange man nicht mit zu hohen Ambitionen an die ganze Sache rangeht. Treue FOCUS-Fans mit hohen sportlichen Ansprüchen finden im leichtfüßigen JAM² SL oder dem um eine ganze Liga potenterem SAM² bessere Bikes der gleichen Marke in diesem Vergleichstest. Auch diejenigen, die auf eine schlanke Optik an ihrem E-MTB stehen, werden sich mit dem etwas klobigen Design des JAM² nicht anfreunden.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum neuen FOCUS JAM² 6.9

FOCUS liefert mit dem relativ günstigen JAM² 6.9 ein anfängerfreundliches E-MTB ab, das den Einsatzbereich von Touren bis hin zu einfachen Trails gut abdeckt. Dafür bietet es auch ein gutes Ausstattungspaket und viele praktische Features. Auf anspruchsvollen Abfahrten verhält es sich jedoch sehr fordernd, sowohl für Anfänger wie auch erfahrene Piloten. So hat das FOCUS JAM² hinter den besseren Allroundern im Vergleichstest das Nachsehen und kann sich nur im Mittelfeld des Testfelds platzieren.

Tops

  • clevere Touren-Features
  • gutmütiges Fahrverhalten auf leichten Trails

Flops

  • Motorintegration und Design weniger graziös
  • träges Fahrverhalten bei spitzen Kehren

Mehr Informationen findet ihr unter focus-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

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Words: Rudolf Fischer Photos: Mike Hunger, Peter Walker

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …