CENTURION schlägt mit dem No Pogo SL R8000i gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Es ist nicht nur das erste Light-E-MTB der deutschen Marke, sondern auch das erste Vollcarbon-Fully. Ausgestattet mit 150/145 mm Federweg (v/h) und dem Bosch Performance Line SX-Motor soll das No Pogo einen sportlichen Fahrertyp ansprechen. Doch wie schlägt es sich im Test?

CENTURION No Pogo SL R8000i | Bosch Performance Line SX/400 Wh | 150/145 mm (v/h)
19 kg in Größe L | 9.999 € | Hersteller-Website

Der Modellname No Pogo findet sich schon seit mehr als 25 Jahren im Portfolio von CENTURION, aber ein Light-E-MTB hat bislang gefehlt. Nun stellen die Schwaben mit dem CENTURION No Pogo SL8000i ihr erstes Light-E-MTB vor. Es setzt auf 150/145 mm Federweg (v/h) und rollt auf gemischten Laufrädern mit 29” an der Front und 27,5” am Heck. Für Vortrieb sorgt der Bosch Performance Line SX-Motor mit 55 Nm Drehmoment und einer maximalen Leistung von 600 Watt, der mit einem 400-Wh-Akku kombiniert ist. Das neue Light-E-MTB soll mit seiner geringeren Power vor allem eine sportliche Käuferschicht ansprechen und wechselt für 9.999 € den Besitzer. Somit ist das erste CENTURION-Bike mit Light-Konzept und Vollcarbon-Rahmen auch das teuerste Bike der Firmengeschichte. In Größe L bringt es 19 kg auf die Waage und ist das „schwerste“ Bike mit Bosch Performance Line SX-Motor im Test. Doch nackte Zahlen sind nicht alles, was wir herausgefunden haben. Spannend war auch, wie sich das CENTURION No Pogo SL R8000i auf den Trails schlägt.

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Was macht das CENTURION No Pogo SL R8000i 2024 aus?

Passend zum Light-E-MTB-Konzept verpassen die Designer dem CENTURION No Pogo SL R8000i einen schlanken Look. Der Carbonrahmen kommt mit klaren Kanten und Linien und der Dämpfer bildet eine Linie mit der Sitzstrebe. Die Kabel laufen direkt am Steuersatz in den Rahmen und kommen erst kurz vor ihrem Wirkungsort wieder ans Tageslicht. Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch eine knallige Lackierung, bei der sich matte und glänzende Oberflächen abwechseln und für einen edlen Look sorgen. Die Liebe zum Detail zeigt sich, sobald man etwas genauer hinschaut. Direkt mit in den Lack eingelassen findet sich auf dem Gelenk zwischen Sitzstreben und Dämpferwippe ein SAG-Indikator. Er vereinfacht das Setup ungemein, insofern ihr Adleraugen besitzt, um die kleine Markierung auch ablesen zu können. Praktisch ist auch der Toolmount am Oberrohr oder der Fizik Terra Apaca X5-Sattel mit einer weiteren Toolmount-Option, um z. B. zwei CO2-Kartuschen aufzunehmen. Selbst der CENTURION Sideclip-Flaschenhalter besitzt noch ein weiteres Feature als nur den schnöden Wassertransport: An eine kleine Schiene mit Haken lässt sich eine Mini-Pumpe direkt am Flaschenhalter befestigen – Wasser und Luft to go. Last but not least finden sich versteckt in der Steckachse ein 6er-Inbus und ein Flaschenöffner für das kühle After Ride-Getränk.

Der 55 Nm starke Bosch Performance Line SX soll durch den typischen CENTURION-Kühlergrill im Motorcover etwas gekühlt werden. Zudem sticht die Motor-Integration etwas aus der Masse hervor.
Wie ein Garagentor verschwindet das Cover des gut platzierten Ladeports an der Sitzstrebe im Rahmen.
Bei (un)gewollten Nachtschichten leuchtet einem das Supernova MINI 2-Frontlicht den Weg. Es wird vom Hauptakku gespeist, sodass man nie im Dunkeln ist.

Auch die Motor-Integration am CENTURION No Pogo SL R8000i lassen die Entwickler gekonnt in das Gesamtbild miteinfließen. Zwar fällt die Integration durch den etwas größeren Bosch Performance Line SX nicht ganz so unauffällig aus wie bei der Light-Motoren-Konkurrenz von TQ oder FAZUA, aber gerade das haben sich die Designer zu ihrem Nutzen gemacht. CENTURION-typisch besitzt das Motorcover einen Kühlergrill, der den Fahrtwind etwas einfangen und einen Hitzestau verhindern soll. Gespeist wird der 55 Nm starke Bosch Performance Line SX-Motor von einem 400 Wh starken Bosch PowerTube-Akku, der fest im Unterrohr verbaut und nicht entnehmbar ist. Dafür setzt CENTURION auf ein modulares Konzept mit Range Extender. Auch hier wurde mit Köpfchen gearbeitet, so wurden direkt zwei Montagepunkte auf dem Unterrohr für Flaschenhalter und Range Extender angebracht. An heißen Tagen lassen sich somit zwei Flaschen oder auf langen Touren eine Flasche plus einen Range Extender mit 250 Wh mitnehmen. Das Cover des gut platzierten Ladeports an der Sitzstrebe verschwindet beim Hochklappen wie ein Garagentor im Rahmen und hängt bei eingestecktem Range Extender oder Ladegerät nicht im Weg herum. Gut zum sportlichen Konzept passt der im Oberrohr integrierte Bosch System Controller und die kabellose Bosch Mini Remote am Lenker.

Dank dem SAG-Indikator zwischen Sitzstreben und Dämpferanlenkung wird das Setup erleichtert.
Der Schwalbe Magic Mary-Reifen an der Front kommt in der dünnen Super Ground-Karkasse und sollte für mehr Trail-Performance unbedingt gegen die robustere Super Trail-Karkasse getauscht werden.

Gar nicht CENTURION typisch setzen die Magstadter beim No Pogo auf relativ wenig Komponenten aus eigenem Haus, sondern vermehrt auf Parts von namhaften Herstellern mit sportlichem Image. Die Kurbel und der Spider kommen noch aus Magstadt und sind mit der neuen elektrischen SRAM X0 Eagle Transmission-Schaltgruppe kombiniert, die ohne Schaltauge am Rahmen befestigt ist und sehr robust ist. Ebenfalls aus dem Hause SRAM kommen die kraftvollen CODE Ultimate Stealth-Vierkolbenbremsen mit 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck, die für ordentlich Bremspower auch auf längeren Abfahrten sorgen. Weiteres Highlight der Ausstattung ist das FOX Factory-Fahrwerk, bestehend aus einer 36er-Gabel mit hochwertiger GRIP2-Kartusche und FOX FLOAT Factory-Luftdämpfer. Das Fahrwerk überzeugt nicht nur mit goldener Kashima-Beschichtung, sondern bietet auch eine hohe Trail-Performance und Einstellbarkeit. Die dazu passende FOX Transfer Factory-Sattelstütze verfügt über 175 mm Hub und lässt sich komplett im Rahmen versenken. Die robusten DT Swiss HX 1501 Hybrid Alu-Laufräder sind mit Schwalbe-Pneus kombiniert: vorne ein Magic Mary in der dünnen Super Ground-Karkasse und in der Soft-Gummimischung, hinten ein Hans Dampf in der etwas robusteren Super Trail-Karkasse und der härteren Speedgrip-Mischung. Diese Kombi ist für leichte Fahrer, die nur auf Flowtrails unterwegs sind, noch in Ordnung. Schwere Fahrer, die sich viel in technischem Gelände austoben, sollten auf eine robustere Karkasse und weichere Gummimischung umrüsten.

CENTURION No Pogo SL R8000i

9.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line SX 55 Nm
Akku Bosch CompactTube 400 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT Factory 145 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 175 mm
Bremsen SRAM CODE Ultimate Stealth 200/200 mm
Schaltung SRAM X0 Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Race Face Turbine R 40 mm
Lenker Race Face Next R 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1501 Spline 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Ground, Soft/Hans Dampf, Super Trail, Speedgrip 2,4/2,35

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 19 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 121 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Supernova Mini 2 Frontlicht

Tuning-Tipp: robustere Super Trail-Karkasse am Vorderrad

Was kann das CENTURION No Pogo SL R8000i 2024 im Praxistest?

Auf dem CENTURION No Pogo SL R8000i nimmt man in einer XC-ähnlichen Sitzposition mit weit nach vorne gestrecktem Oberkörper und Platz. In der Ebene lastet dadurch viel Druck auf den Händen. Dafür lässt sich im Uphill die angepeilte Linie halten, ohne dass das Vorderrad zu steigen beginnt und es aktiv belastet werden muss. Der straffe Hinterbau wippt kaum, generiert aber auch wenig Traktion, sodass es auf technischen Climbs schnell zu einem durchdrehenden Hinterrad kommt. Das macht das Centurion zu einem der schlechtesten Kletterern im Test. Passend zum sportlichen Charakter muss der Bosch Performance Line SX-Motor mit höherer Trittfrequenz gefahren werden, damit er seine volle Power entfaltet. Dennoch unterstützt er deutlich stärker als die Konkurrenz von TQ, FAZUA oder Specialized. Wenn man es darauf anlegt und sportlich in die Pedale tritt, kann man sogar mit dem größeren Bruder Bosch Performance Line CX mithalten. Um in Ruhe den Kaiserschmarrn und die Tasse Kaffee auf der Alm genießen zu können, kann die Motorfunktion des CENTURION No Pogo SL R8000i mit der verknüpften Bosch eBike Lock-Funktion lahmgelegt werden.

Durch die sportliche Sitzposition lastet auch im Uphill Druck auf den Händen. So lassen sich ohne steigendes Vorderrad präzise die angepeilte Linie halten.
In technischen Sektionen fordert das No Pogo SL ein hohes Maß an Konzentration vom Fahrer, um nicht abgeworfen zu werden.

Startet man nach der kleinen Pause wieder in den Trail, steht man gut integriert im Bike. Wie schon im Uphill lastet mehr Druck auf der Front, sodass man vor allem in offenen Kurven den Grip aufrecht halten kann, ohne das Vorderrad aktiv belasten zu müssen. Das Fahrwerk ist trotz mehr Federweg deutlich straffer als das CUBE AMS Hybrid One44. Dadurch kann man auf flowigen Teilen des Trails viel Geschwindigkeit aufbauen und dann leicht mit Pushen Kurven und Roller mitnehmen. Wird der Trail rougher, mangelt es dem No Pogo SL etwas an Sensibilität und Laufruhe und Anfänger sind schnell überfordert. Im Steinfeld werden die Schläge direkt an den Fahrer weitergegeben und es fordert viel Konzentration, das Bike in der richtigen Spur zu halten. Nimmt das Gefälle weiter zu, kommen durch die niedrige Front schnell Überschlagsfühle auf und gerade Einsteiger würden sich einen etwas höheren Lenker für mehr Sicherheit wünschen. Wird man nach einem langen Tag im Sattel von der Dunkelheit überrascht, leuchtet einem das unter dem Vorbau montierte Supernova MINI 2-Frontlicht den Weg.

Passend zur sportlichen Optik gesellt sich der XC-ähnliche Fahrcharakter des CENTURION No Pogo SL R8000i.

Größe S M L XL
Oberrohr 573 mm 596 mm 625 mm 654 mm
Sattelrohr 400 mm 420 mm 445 mm 460 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 440 mm 440 mm 440 mm 440 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.186 mm 1.209 mm 1.241 mm 1.272 mm
Reach 430 mm 450 mm 475 mm 500 mm
Stack 616 mm 626 mm 639 mm 652 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer | Brille Naked Optics The Volt | Hip Pack Thule Rail2
Shirt alpinestars RACER LURV LS JERSEY | Hose ION MTB TECH LOGO | Schuhe Five Ten Freerider Pro
Socken Stance BOYD CREW SOCKEN | Handschuhe Troy Lee Designs Flowline

Für wen ist das CENTURION No Pogo SL R8000i 2024 das richtige Bike, für wen nicht?

Das CENTURION No Pogo SL R8000i kommt mit praktischen Alltags-Features und schönen Rahmendetails, richtet sich aber an erster Linie an sportliche Rider, die mit dem direkten und straffen Fahrcharakter umgehen können. Auch Ex-XC-Fahrer, die ein Bike für schnelle Touren auf moderaten Trails suchen, können mit dem No Pogo SL glücklich werden. Wer jedoch ein abfahrtsorientiertes Light-E-MTB sucht, sollte sich nach einem anderen Bike Ausschau halten.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum CENTURION No Pogo SL R8000i 2024

Mit dem No Pogo SL R8000i schlägt CENTURION einen neuen Weg ein. Es kommt mit einem neuen und modernen Design und bringt viele clevere und durchdachte Detaillösungen mit. Auch in Sachen Ausstattung gibt es nicht viel zu meckern. Das straffe und direkte Handling ist nichts für Anfänger. Sportliche Rider jedoch, die das CENTURION No Pogo SL R8000i im Zaum halten können, finden einen guten Partner für schnelle Touren auch abseits befestigter Wege.

Tops

  • clevere Detaillösungen
  • hochwertige Ausstattung
  • Frontlicht

Flops

  • forderndes Handling in technischem Gelände
  • pannenanfällige Reifen

Mehr Informationen findet ihr unter centurion.de

Das Testfeld

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Words & Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.