Das neue Trek Rail 9.9 XX1 AXS setzt auf Grips und Muckis. Mit dem neuen Bosch Smart System-Motor und dem vernetzten RockShox AirWiz-Fahrwerk sowie vielen weiteren elektronischen Helferlein will es in unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest den Titel bester Allrounder 2022 abräumen. Klappt das?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test

Trek Rail 9.9 XX1 AXS | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 160/150 mm (v/h)
23,52 kg in Größe L | 13.599 € | Hersteller-Website

Trek hält bei vielen Eckdaten am Rail-Erfolgsrezept fest: Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS rollt 2022 wie sein Vorgänger auf 29”-Laufrädern und besitzt 160 mm Federweg vorne und 150 mm hinten. Es wiegt 23,52 kg in Größe L und kostet 13.599 €. Neu ist der gekonnt integrierte Bosch Smart System-Motor, auf den in diesem Vergleichstest nur das Rail setzt. Zum Smart System gehört die LED-Remote am Lenker, die mit ihren kleinen Tasten etwas schwer zu bedienen ist. Das neue Kiox 300-Display sitzt gut geschützt auf dem Oberrohr. Ebenfalls neu ist der große 750-Wh-Akku. Er wird mit einem Schlüssel entriegelt und – typisch Trek – zur Seite entnommen. Das hinterlässt beinahe über die gesamte Länge des Unterrohrs eine Öffnung von über einem halben Meter im Carbonrahmen. Um Akkuklappern zu verhindern, sind im Unterrohr Schaumstoffeinlagen verklebt. Trotzdem entwickelt der Akku bei hohem Tempo ein eigenleben im Rahmen und sorgt für Unruhe.

Voll vernetzt – Die Ausstattung des Trek Rail 9.9 XX1 AXS im Detail

Das Rail setzt auf digital vernetzte SRAM- und RockShox-Komponenten. Die RockShox ZEB Ultimate-Gabel und der speziell für Trek gefertigte Super Deluxe-Dämpfer mit Thru Shaft-Technologie verfügen über das neue AirWiz-System. Sensoren messen dabei den Luftdruck im Fahrwerk und senden ihn zusammen mit einer Druckempfehlung ans Smartphone des Fahrers. Analog dazu prüfen die TyreWiz-Sensoren den Reifendruck und schlagen bei niedrigem Druck Alarm. Das ist bitter notwendig, denn die dünnwandigen Bontrager SE5/SE6-Reifen bieten bei niedrigem Druck kaum Schutz vor Durchschlägen auf die Bontrager Line-Carbonfelgen. Leider geht beim benötigten hohen Luftdruck viel Traktion an den Reifen verloren. Die SRAM CODE RSC-Bremsen mit 220-mm-Bremsscheiben vorne und 200 mm hinten liefern eine Top-Performance, ebenso wie die XX1 AXS-Funkschaltung. Im Unterschied zu unserer Bontrager Line Elite-Sattelstütze im Test setzt das Rail in Serie auf die knackige Reverb AXS-Funksattelstütze mit 170 mm Hub.

Es hat nicht gefunkt – die elektronischen Helferlein machen das Setup einfacher, steigern aber nicht die Trail-Performance.

Störenfried
Der lange 750-Wh-Akku entwickelt auf unebener Fahrbahn ein Eigenleben und klappert im Rahmen. Das versetzt das Trek Rail in Vibration. Auf schnellen Downhill-Strecken wird das kritisch.
Das weise AirWiz hat alle Antworten
… aber nur auf die Frage, welcher Luftdruck in das Fahrwerk gehört. Der elektronische Luftdrucksensor sendet per Bluetooth den Luftdruck an die SRAM AXS-App, gibt Druckempfehlungen und blinkt rot, wenn der Druck nicht stimmt.
Poleposition
Das Kiox 300-Display ist clever auf dem Oberrohr positioniert. So ist es kaum exponiert und im Falle eines Sturzes gut geschützt.
Smart integriert
Der Bosch Performance Line CX Smart System-Motor ist sauber in den Rahmen integriert und durch einen massiven Unterfahrschutz geschützt.

Trek Rail 9.9 XX1 AXS

13.599 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe ThruShaft 150 mm
Sattelstütze Bontrager Line Elite 170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Vorbau Bontrager Line Pro 45 mm
Lenker Bontrager Line Pro 800 mm
Laufradsatz Bontrager Line Pro 29"
Reifen Bontrager SE5/SE6 Core Strength 2,5"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 23,52 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

TyreWiz
AirWiz


Trio Infernal
Die dünnwandigen Bontrager SE5/SE6-Reifen bieten bei niedrigem Luftdruck nur wenig Schutz vor Durchschlägen an die Bontrager Line Pro 30-Carbonfelgen. Der TyreWiz-Sensor passt auf, dass der Druck im Reifen nicht abfällt – der hohe Druck geht aber zulasten des Grips.
Numero Uno!
Das Trek Rail 9.9 wird in einer von drei möglichen Project One-Lackierungen mit aufwendigen Farbeffekten ausgeliefert. Wem Treks Vorauswahl nicht zusagt, der kann sich den Lack seines Trek Rail im Project One-Konfigurator selbst zusammenstellen.
Greifen Sie zu!
Die SRAM CODE RSC-Bremsen mit 220 mm großen Bremsscheibe vorne und 200 mm hinten liefern hervorragende Bremskraft und Modulation und bleiben selbst auf langen Abfahrten besonders standfest.
Hat geklappt!
Das Trek Rail besitzt eine dezente und gut funktionierende Klappe über dem Ladeport. Sie hält selbst während der ärgsten Schlammschlacht den Ladeport sauber.

Einmal Trek extra long bitte – Die Geometrie des Trek Rail 9.9 XX1 AXS im Detail

Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS ist in den Größen M bis XL erhältlich. Eine Größe S hat leider der längliche Akku verhindert. Der Flip-Chip an den Sitzstreben verstellt Lenk- und Sitzwinkel um 0,4°. Die Einstellung High liefert für die Fahreigenschaften keinen echten Zugewinn, weshalb wir die flache Einstellung empfehlen. Der 487 mm lange Reach, der längste im E-Mountainbike-Vergleichstest, lässt eine sportliche Sitzposition erwarten. Ein hoher Spacerturm unter dem Vorbau sorgt jedoch dafür, dass man relativ aufrecht auf dem Rail Platz nimmt. Aufgrund des straff abgestimmten Fahrwerks kommt auf dem Trek trotzdem nicht derselbe Tourenkomfort auf wie beim FOCUS JAM² oder beim Norco Sight VLT C1.

Größe M L XL
Sattelrohr 420 mm 450 mm 500 mm
Oberrohr 601 mm 639 mm 673 mm
Steuerrohr 110 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,2° 64,2° 64,2°
Sitzwinkel 70,8° 70,8° 70,8°
Kettenstrebe 448 mm 448 mm 448 mm
Tretlagerhöhe 341 mm 341 mm 341 mm
Radstand 1.236 mm 1.278 mm 1.314 mm
Reach 452 mm 487 mm 517 mm
Stack 625 mm 634 mm 643 mm
Helm Troy Lee Designs A2 MIPS Sliver Silver | Brille Oakley Jawbreaker
Shirt Troy Lee Designs Skyline Air LS | Hose Troy Lee Designs Sprint Ultra Pants
Knieschoner Troy Lee Designs Raid | Schuhe ION Rascal

Ein reines Schönwetterfahrrad? Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS im Uphill

Ab dem ersten Pedalkontakt sorgt der Bosch-Motor im Trek für kraftvollen Vortrieb und nimmt steilen Rampen ihren Schrecken. Auf verschlungenen Pfaden bergauf lässt sich mit guter Technik viel Fahrspaß aus dem spritzigen Rail herauskitzeln und man kann mit Speed aus Kurven herausbeschleunigen. Neulinge sollten darauf achten, genug Druck auf das nur schlecht greifende Vorderrad zu geben, um vom langen Motor-Nachlauf nicht aus engen Kehren geschoben zu werden. Wenn es technisch bergauf geht, unterstützt der lange Nachlauf jedoch dabei, Hindernisse zu überwinden – zumindest solange die Fahrbahnverhältnisse das zulassen. Auf losem Untergrund und bei Nässe dreht das Hinterrad schnell durch, auf griffigem Untergrund klettert das Trek gekonnt. Das straffe Fahrwerk steht hoch im Federweg und sorgt an steilen Rampen dafür, dass das Vorderrad erst spät steigt.

American Railways – in gebauten Anliegern fährt das Trek Rail wie auf Schienen.

Ohne ins Schwitzen zu kommen
Der kraftvolle Bosch-Motor und das straffe Fahrwerk machen das Trek Rail zu einem effizienten Kletterer. Selbst im Wiegetritt hält es sicher die Spur, solange die Fahrbahn guten Grip bietet.

Eine (Un-)Wucht bergab – Das Trek Rail 9.9 XX1 AXS im Downhill

Das Rail liebt gebaute Flowtrails bergab! Dabei positioniert es den Fahrer in eine ausbalancierte Riding-Position. Durch die hohe Bewegungsfreiheit und das effiziente Fahrwerk lässt es sich leicht durch Wellen und aus Anliegern drücken. In steilen und technischen Spitzkehren verhindert die tiefe und zentrale Fahrposition Überschlagsgefühle, doch das niedrige Grip-Niveau sorgt dafür, dass man so manche abschüssige Felskante auslässt, auf der z. B. das Orbea – trotz ähnlich straffem Fahrwerk – noch leicht die Linie hält. Auf ruppigen und schnellen Downhill-Strecken gibt das starke Fahrwerk seine hohen Reserven durch Senken und Bremswellen effizient frei und schlägt auch in harten Landungen nicht durch. Problematisch ist der laut klappernde Akku, der in Bremswellen, an Wurzelkanten oder beim Landen spürbar von innen an den Rahmen schlägt. Die dadurch entstehenden Vibrationen bringen das Rail aus der Ruhe und machen sich bis in die Lenkerspitzen bemerkbar, was bergab den Mut raubt.

Tuning-Tipp: robuste, pannensichere Reifen mit weicher Gummimischung aufziehen (Doubledown oder Super Gravity)

Nervenkitzel
Das niedrige Tretlager und die hohe Bewegungsfreiheit sorgen dafür, dass selbst auf sehr steilen Abfahrten keine Überschlagsgefühle aufkommen. Das Sicherheitsgefühl wird jedoch stark von den schlecht greifenden Reifen getrübt.

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Auf der Suche nach dem besten Allrounder konnte sich das Trek Rail 9.9 XX1 AXS in keiner Disziplin an die Spitze des Testfelds setzen. Zwar zeigt es bei guten Fahrbahnbedingungen Potenzial im technischen Uphill und erfahrene Piloten können das straffe Fahrwerk und die hohe Bewegungsfreiheit bergab zu ihren Gunsten nutzen. Aber weil der Akku auf Downhill-Strecken gegen den Rahmen schlägt, kann das Rail nur als Verlierer aus dem E-Mountainbike-Vergleichstest gehen. Hoffentlich bessert Trek schnellstens nach.

Tops

  • hohe Fahrwerksreserven
  • Performance im technischen Uphill

Flops

  • Akku schlägt an den Rahmen
  • Ausstattung wird dem Bike nicht gerecht

Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: FOCUS JAM² 7.0 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Norco Sight VLT C1 (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 (Zum Test) | ROTWILD R.E375 PRO (Zum Test) | SCOR 4060 Z ST XT (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Kenevo SL (Zum Test) | Trek Rail 9.9 XX1 AXS | Yeti 160E T1 (Zum Test) | YT DECOY MX CORE 4 (Zum Test)


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Words: Rudolf Fischer Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …