SCOR verabschiedet sich mit dem 4060 Z ST XT von der Bestzeitenjagd auf dem Trail und hat stattdessen nur Fahrspaß im Sinn. Hat das Modell mit Shimano EP8-Motor, 720-Wh-Akku und individualisierbaren Designs Chancen auf Erfolg im E-Mountainbike-Vergleichstest? Wir haben es herausgefunden.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test

SCOR 4060 Z ST XT | Shimano EP8/720 Wh | 150/140 mm (v/h)
22,74 kg in Größe L | 8.299 € | Hersteller-Website

SCOR hat mit dem 4060 Z eine Plattform aus dem Boden gestampft, die sowohl mit 160 mm als auch mit 140 mm Federweg am Heck angeboten wird. Wir haben das 29”-E-Mountainbike in der kurzen Federwegsvariante ST (Short Travel) getestet. Es kostet 8.299 € und wiegt 22,74 kg in Größe L. Angetrieben wird es von einem Shimano EP8-Motor, der formschön in den Carbonrahmen integriert wurde, und einem darüber liegenden 720-Wh-Akku, der sich leicht mit einem 4-mm-Inbus aus dem Unterrohr entnehmen lässt. Auf dem Unterrohr befindet sich ein Flaschenhalter, gegenüber liegt ein praktisches Toolmount unter dem Oberrohr. Das Kabelrouting vor dem Lenker wurde hingegen lieblos behandelt und hinterlässt vor dem Cockpit einen unaufgeräumten Eindruck. Der dezente Lack des SCOR bietet euch die perfekte Leinwand für individuell designte Lackschutzfolien. Ihr könnt entweder selbst kreativ werden oder auf knallige Designvorlagen im Konfigurator zurückgreifen. Die Schutzfolie ist nicht nur nett anzuschauen, sondern an der Kettenstrebe auch unverzichtbar. Da reibt die Kette nämlich im kleinsten Gang am Carbonhinterbau.

Die Ausstattung des SCOR 4060 Z ST XT im Detail

Das SCOR 4060 Z besitzt in der ST XT-Variante ein hochwertiges FOX Factory-Fahrwerk mit FOX 38-Federgabel und FOX FLOAT X-Dämpfer, die 150 mm Federweg vorne und 140 mm hinten generieren. Für Schaltung und Bremsen setzt SCOR auf die bewährte Shimano XT-Gruppe und XT-Bremsen mit 200-mm-Scheiben vorne wie hinten. Die BikeYoke Divine-Sattelstütze fällt mit 160 mm Hub etwas kurz aus für ein Bike in Größe L. Das Sattelrohr wird vom Dämpfer unterbrochen, wodurch für Stützen mit mehr Hub nicht die nötige Einstecktiefe gegeben ist. Das SCOR rollt auf soliden DT Swiss-Alurädern und MAXXIS-Reifen. Für den ASSEGAI-Vorderreifen hätte SCOR besser zur griffigen MaxxGrip-Gummimischung statt zur harten MaxxTerra greifen sollen, auch die pannenanfällige EXO+ Karkasse wird dem Einsatzzweck nicht gerecht. Die robuste Doubledown-Karkasse am DISSECTOR-Hinterrad fügt sich besser ins Gesamtbild.

Mit integriertem Schmutzmagneten
Der Dämpfer wurde tief in den Rahmen integriert. Der Fender ist mit einem Kabelbinder befestigt und dient als SAG-Indikator. Allerdings verrutscht er leicht und fällt recht klein aus – dementsprechend erleichtert er weder das Setup noch hält er zuverlässig Schmutz vom Dämpfer ab.
Verpatzte Landung
Im auffällig geformten Kettenstrebenschutz ist die Jumpline des Chaumont-Bikeparks verewigt. Doch statt auf den Schutz zu treffen, schlägt die Kette regelmäßig gegen das vordere Ende des Hinterbaus. Die Stelle ist mit etwas Lackschutzfolie geschützt, man sollte sie aber im Auge behalten.
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SCOR hält sich mit dem eigenen Branding dezent im Hintergrund. Stattdessen hat man sich mit den Lackschutzfolien-Experten von Slicy zusammengetan, um individuelle Designs auf dem Rahmen zu ermöglichen.
Fährt nicht bis in den Keller
Die BikeYoke Divine-Sattelstütze liefert in Größe L nur 160 mm Hub. Mehr war nicht möglich, da der Dämpfer die Einstecktiefe des Sattelrohrs limitiert. In technischem Gelände kann das zu Problemen mit der Bewegungsfreiheit führen.

SCOR 4060 Z ST XT

8.299 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Darfon 720 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 E-Bike+ 150 mm
Dämpfer FOX X Factory 140 mm
Sattelstütze BikeYoke DIVINE 160 mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Burgtec MK3 35 mm
Lenker SCOR Carbon 800 mm
Laufradsatz DT Swiss H 1900 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO + / DISSECTOR DD 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 22,74 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 107 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein


Das bisschen Schlamm … ist leider zu viel
Auf losem oder matschigem Untergrund hat der nur schwach profilierte DISSECTOR mit Traktionsproblemen zu kämpfen.
Partyfuchs
Das hochwertige FOX-Fahrwerk mit FOX 38-Federgabel macht nicht nur auf superpotenten Baller-Bikes Sinn. Auch das verspielte SCOR profitiert von der starken Trailperformance der noblen Gabel!
Aufräumaktion
Aus der Cockpit-Perspektive wirkt der Lenker durch die Verwendung von I-SPEC-Schellen gut aufgeräumt. Das Kabelrouting vor dem Cockpit ist hingegen noch etwas ungeordnet.

Kürzer, steiler, höher? Die Geometrie des SCOR 4060 Z ST XT im Detail

Das SCOR ist in den Größen S–XL erhältlich. Mit 436 mm hat es die kürzesten Kettenstreben und mit 65,5° auch den steilsten Lenkwinkel in unserem Vergleichstest, was sich in seinem agilen Charakter widerspiegelt. Der Lenkwinkel lässt sich für mehr Laufruhe per Steuersatzschale auf 63,8° abflachen. Auf dem Papier wirkt der Sitzwinkel mit 78° recht steil, durch das stark nach hinten geneigte Sattelrohr flacht er aber mit zunehmendem Sattelauszug weiter ab. In der Ebene sitzt man auf dem SCOR kompakt und angenehm aufrecht. Durch das komfortable Fahrwerk und den großen Akku beweist das 4060 Z erstklassige Tourentauglichkeit.

Voll auf Fahrspaß ausgelegt – das lebendige SCOR 4060 Z ST XT ist der Mittelpunkt jeder Trailparty.

Größe S M L XL
Oberrohr 561 mm 590 mm 621 mm 655 mm
Sattelrohr 400 mm 425 mm 440 mm 470 mm
Steuerrohr 87 mm 99 mm 115 mm 127 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 436 mm 436 mm 436 mm 436 mm
Tretlagerabsenkung 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.185 mm 1.210 mm 1.235 mm 1.265 mm
Reach 436 mm 461 mm 485 mm 516 mm
Stack 599 mm 611 mm 625 mm 636 mm
Helm POC Kortal | Brille POC Devour | Shirt Carhartt Madison Cord Shirt
Hose Fox Flexair shorts | Schuhe Leatt DBX 5.0

Der will nur spielen – Das SCOR 4060 Z ST XT im Uphill

Auf verschlungenen und moderat ansteigenden Trails bringt das SCOR die Party ins Rollen. Spritzig windet es sich den Berg empor, geht bereitwillig aufs Hinterrad und lässt seine Shimano EP8-Muskeln spielen. Trotz gleichem Motor fühlt es sich dabei deutlich kraftvoller an als z. B. das Norco Sight VLT. Es lässt sich leicht beherrschen und erzeugt Fahrspaß auf allerhöchstem Niveau. Anders sieht das aus, wenn der Trail sich von spaßig zu fordernd wandelt: Sobald die Rampen steiler werden und die Fahrbahn unwegsamer ausfällt, kämpft man wegen des kurzen Hecks mit einem steigenden Vorderrad. Auch der schwach profilierte DISSECTOR hinten neigt auf losem Untergrund zum Traktionsverlust und dreht durch. Auf technisch anspruchsvollen Kletterpassagen bleibt durch das fordernde Handling nicht viel übrig vom anfänglichen Fahrspaß.

Das Foto des Hamsters auf dem Oberrohr und Bananen auf dem Unterrohr? Kein Problem. Durch die frei designbare Lackschutzfolie bekommt jedes SCOR eine individuelle Note.

Die Ruhe selbst
In offenen Kurven und Highspeed-Passagen verlangt das SCOR nach einem versierten Fahrer mit einer ruhigen Hand, um seine mangelnde Laufruhe zu kompensieren.

Das SCOR 4060 Z ST XT im Downhill

Bergab folgt das SCOR dem Firmencredo „Fun Time First“. Dank dem poppigen Hinterbau lässt sich das 4060 Z beinahe auf der Stelle wenden und ohne große Mühe in die Luft befördern. Auf gut geshapten Trails und bei mittleren Geschwindigkeiten fühlt sich das verspielte SCOR zu Hause. Will man auf dem Hometrail eine neue Bestzeit aufstellen, sollte man aktiv nach vorne arbeiten, um genug Grip an der Front zu generieren. In technischen Passagen limitiert die kurzhubige Sattelstütze die Bewegungsfreiheit und man muss mit der beschränkten Traktion gut haushalten, um die angepeilte Linie zu treffen. Sind die Strecken darauf ausgelegt, um mit Mach 3 durch ruppige Steinfelder und offene Kurven zu donnern, lehnt sich das SCOR weit aus der eigenen Komfortzone. Dann schlägt seine Agilität in Nervosität um und es braucht einen erfahrenen Piloten, der große Hindernisse und Senken aktiv umfährt, statt sie wie auf dem Norco Sight oder dem Rocky Mountain Altitude frontal anzusteuern.

Tuning-Tipp: Vorderreifen in griffiger MaxxGrip-Gummimischung und stärkerer Doubledown-Karkasse aufziehen

Auf der Suche nach der nächsten Partylocation
Das SCOR 4060 Z geht lieber bei einer Trailparty an den Start als bei einem Rennen. Da sagt selbst unser CEO Robin nicht nein und hält in der sonnigen Toskana Ausschau nach dem nächsten Flowtrail.

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Das SCOR 4060 Z ST XT eignet sich für aktive Fahrer, die auf maximalen Fahrspaß und einen individuellen Look aus sind. Es punktet mit seiner Wendigkeit auf Hometrails mit Anliegern und gebauten Sprüngen. Auf langen Touren glänzt es mit viel Komfort und der praktischen Flaschen- und Werkzeughalterung. Kompromisse geht man bei der Laufruhe in Highspeed-Passagen und der Traktion ein, weshalb sich das SCOR keinen Spitzenplatz in unserem E-Mountainbike-Vergleichstest sichern kann.

Tops

  • hoher Fahrspaß auf Flowtrails
  • individuelle Lackschutzfolien
  • hohe Tourentauglichkeit

Flops

  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit
  • nichts für Unerfahrene
  • Kette reibt am Hinterbau

Mehr Informationen findet ihr unter scor-mtb.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test

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Words: Rudolf Fischer Photos: Robin Schmitt, Julian Lemme

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …