Die neue Shimano-Plattform des FOCUS JAM² setzt auf einen großen 720-Wh-Akku – vorbei sind die Zeiten des modularen Akkusystems! Dabei hat FOCUS dem JAM² 7.0 zum fairen Preis ein neues Hinterbausystem und einige Neuerungen spendiert. Kann der Allrounder so die Konkurrenz ausstechen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test
Das JAM² gibt es nach wie vor mit Bosch- oder Shimano-Motor. Für 2022 hat FOCUS das Shimano-basierte Bike aber von Grund auf neu entwickelt, um einen E-MTB-Allrounder zu schaffen. Zu diesem Zweck hat es einen großen 720-Wh-Akku spendiert bekommen, der vor dem Motor und tief im Unterrohr positioniert ist. Das Ziel: ein möglichst zentraler und tiefer Schwerpunkt. Um den Akku zu entnehmen, muss man ihn nach unten aus dem Unterrohr ziehen. Neu ist auch das F.O.L.D. 2.0-Hinterbausystem mit 150 mm Federweg. Das hauseigene C.I.S.-Cockpit, durch das alle Kabel vom Lenker über den Vorbau in den Hauptrahmen geführt werden, ist einzigartig im Testfeld und optisch der Bringer! So ist die Silhouette super clean und das Cockpit aufgeräumt. Apropos Optik: Die Tasche auf dem Unterrohr für Ersatzschlauch und Trail-Essentials ist zwar wirklich praktisch, der Look bleibt allerdings genau wie der externe Gabelanschlag Geschmackssache. Dafür ist die Funktion sinnvoll, denn ihr habt dadurch einen größeren Lenkeinschlag als bei Gabelanschlägen, die im Steuersatz integriert sind. Mit der zweithöchsten Zuladung von 124 kg, der fast unsichtbaren Ständeraufnahme und der Anhängerfreigabe kann das FOCUS JAM² 7.0 auch abseits vom Trail punkten. Cool!
Auf Zuverlässigkeit und Trailperformance ausgerichtet – Die Ausstattung des FOCUS JAM² 7.0
Mit der Ausstattung des 25,66 kg schweren E-Bikes macht FOCUS fast alles richtig und setzt auf Zuverlässigkeit und Trail-Performance für den fairen Preis von 7.799 €. Das Highlight ist die SRAM CODE RSC-Bremse mit 220-mm-Bremsscheiben vorne und hinten. Die beste Bremse im Testfeld! Aber auch der DT SWISS HX1700-Laufradsatz, die drahtlose SRAM GX Eagle AXS 12-fach-Schaltung und die Federgabel sind eine gute Wahl. Die verbaute RockShox ZEB Select+ mit 150 mm Federweg steht ihrem Topmodell Ultimate in Sachen Feinfühligkeit und Performance in nichts nach. Nur wer gerne mit besonders viel Highspeed-Compression fährt, wird den Unterschied merken. Um die 150 mm Federweg am Heck kümmert sich ein FOX FLOAT X Performance, der leider zu schnell zu viel Federweg freigibt. Damit Hinterbau, Dämpfer und Gabel besser harmonieren, solltet ihr ALLE an Front und Heck Volumenspacer verbauen (lassen). Bei den Reifen setzt FOCUS auf eine Kombination aus Schwalbe Magic Mary und Big Betty mit Super Trail-Karkasse. Für schwere Fahrer wäre am Heck die noch pannensicherere Super Gravity-Karkasse die bessere Wahl. Bis auf die wackelige und undefinierte Remote der hauseigenen Variostütze mit 170 mm Hub gibt es trotz des drittniedrigsten Preises im Testfeld keine Kritik an den Komponenten.
FOCUS JAM² 7.0
7.799 €
Ausstattung
Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku FOCUS Custom 720 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel RockShox ZEB Select+ E-MTB 150 mm
Dämpfer FOX Float X Performance 150 mm
Sattelstütze FOCUS Post 170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/220 mm
Schaltung SRAM GX Eagle AXS 1x12
Vorbau FOCUS C.I.S. 50 mm
Lenker Race Face Chester 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1700 Hybrid 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary / Big Betty Super Trail 2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 25,66 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 124 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
Zubehörtasche inkl.
USB-C Ladebuchse
Das beste Touren-Bike im Testfeld – Das FOCUS JAM² 7.0
Die aufrechte und komfortable Sitzposition auf dem FOCUS JAM² 7.0 ist für Touren perfekt! Sie sorgt für eine gute Lastverteilung zwischen Händen und Po und hilft dabei, immer den Überblick zu behalten. Auch dank dem super komfortablen Fahrwerk und der USB-C-Ladebuchse am Oberrohr ist das FOCUS das beste Touren-Bike im Testfeld. Nur wer extrem lange unterwegs sein will, sollte sich das Norco mit ähnlichen Tourenqualitäten und noch größerem Akku anschauen.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 572 mm | 602 mm | 637 mm | 671 mm |
Sattelrohr | 390 mm | 420 mm | 450 mm | 470 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 110 mm | 130 mm | 150 mm |
Lenkwinkel | 65,5°/65° | 65,5°/65° | 65,5°/65° | 65,5°/65° |
Sitzwinkel | 76,5°/76° | 76,5°/76° | 76,5°/76° | 76,5°/76° |
Kettenstrebe | 448 mm | 448 mm | 448 mm | 448 mm |
Tretlagerabsenkung | 20/25 mm | 20/25 mm | 20/25 mm | 20/25 mm |
Radstand | 1.191 mm | 1.223 mm | 1.261 mm | 1.300 mm |
Reach | 425 mm | 455 mm | 485 mm | 515 mm |
Stack | 609 mm | 613 mm | 637 mm | 655 mm |
So fährt sich das FOCUS JAM² 7.0 bergauf
Im flowigen Uphill geht es das FOCUS JAM² 7.0 bequem und gelassen an. Es bietet ein gutmütiges und fehlerverzeihendes Fahrverhalten, wodurch ihr einfach nur lenken müsst. Das JAM² 7.0 kümmert sich um den Rest und fährt genau dahin, wo ihr hinwollt. Der Fahrspaß liegt dabei in der Einfachheit und nicht im Spielen mit dem Gelände wie z. B. beim Orbea Rise. Auch in Steilstücken bergauf behält das traktionsstarke FOCUS diesen Charakter bei. Erst wenn es richtig steil und verblockt wird, sinkt es tief in den Federweg. Dadurch sind an Schlüsselstellen Pedalaufsetzer nicht zu vermeiden.
Komfort, Ausstattung und Fahrverhalten des FOCUS JAM² 7.0 sind für den Toureneinsatz perfekt. Für harte Trails und Highspeed-Geballer gibt es aber bessere Bikes.
Ab gehts in die Abfahrt – Der Trail-Test mit dem gutmütige FOCUS JAM² 7.0
Geht es bergab, zeichnet sich ein ähnliches Bild. Solange es nicht zu steil wird, lässt sich das gutmütige FOCUS von wirklich jedem sicher und präzise steuern. Durch die hohe Front, massig Grip und die starken und gut dosierbaren Bremsen ist das Sicherheitsempfinden auf Topniveau. Erst wenn es richtig steil wird, erfordert es eine aktive und saubere Fahrtechnik. Auf technischen Singletrails und bei Highspeed ordnet sich das FOCUS in der Mitte des Testfelds ein – vorausgesetzt, mehr Volumenspacer sind in Dämpfer und Gabel verbaut. Erfahrene Highspeed-Junkies werden anderswo glücklicher. Wer sich allerdings an fordernde und technische Abfahrten herantasten will, findet mit dem JAM² 7.0 ein Bike, mit dem er sich lange weiterentwickeln kann. Ein Wermutstropfen bleibt: Es klappert nicht nur der Shimano-Motor, sondern auch der Akku.
Tuning-Tipps: Volumenspacer in Dämpfer und Gabel verbauen | bessere Remote für die Dropperpost, z. B. Wolf Tooth Components ReMote mit Matchmaker X
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das FOCUS JAM² 7.0 ist das beste Bike im Testfeld für Tourenfahrer und verlässt erst im extrem steilen Gelände seinen Wohlfühlbereich. Wer das verkraften kann, findet einen guten Allrounder mit stimmigem Gesamtpaket, klasse Motorintegration und starker Ausstattung zum fairen Preis. Mit dem einfachen, präzisen Handling und dem hohen Sicherheitsempfinden ist es gerade für Neulinge eine gute Wahl. Auch wer sich fahrtechnisch weiterentwickeln will, findet mit dem FOCUS JAM² 7.0 einen guten Begleiter.
Tops
- Touren- und Allroundfähigkeiten
- sehr starke Ausstattung
- Motorintegration und Kabelführung
Flops
- hohe Geräuschkulisse im Downhill
- Fahrwerksabstimmung ab Werk
Mehr Informationen findet ihr unter focus-bikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: FOCUS JAM² 7.0 | MERIDA eONE-SIXTY 10k (Zum Test) | Norco Sight VLT C1 (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 (Zum Test) | ROTWILD R.E375 PRO (Zum Test) | SCOR 4060 Z ST XT (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Kenevo SL (Zum Test) | Trek Rail 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | Yeti 160E T1 (Zum Test) | YT DECOY MX CORE 4 (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Julian Lemme