Das Ransom eRIDE 910 hat sich letztes Jahr als klasse Allrounder zum fairen Preis bewiesen – und konnte sich so den begehrten Kauftipp im großen E-Mountainbike- Vergleichstest sichern. Für 2022 hat sich nichts am Bike geändert. Schafft es das Ransom eRIDE 910 trotzdem, den Kauftipp zu verteidigen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test
SCOTT geht mit dem Ransom eRIDE 910 erneut ins Rennen um das beste E-Mountainbike des Jahres. Das Ziel: ein gutes Gesamtpaket zum fairen Preis bieten und den Kauftipp-Titel verteidigen. Für 2022 geht das mit 7.199 € günstigeste Bike nahezu unverändert an den Start und setzt weiterhin auf das 2021er Bosch-Motorsystem mit 625-Wh-Akku. Auf das aktuelle Bosch Smart System mit größerem 750-Wh-Akku, wie es im Trek Rail 9.9 zum Einsatz kommt, verzichtet SCOTT. Dass das Ransom eRIDE 910 vor allem für den Highspeed-Einsatz konzipiert wurde, beweist es bereits im Stand durch sein schützendes Akkucover, das großzügig verlängert ist und nahtlos ins robuste Motorcover übergeht. Auf unsere Kritik vom letzten Jahr ist SCOTT leider nicht eingegangen – so kommt das Ransom eRIDE 910 weiterhin mit dem Standard-Ladebuchsencover und altbackenen Purion-Display von Bosch.
Verbessert, aber immer noch nicht tadellos: Die Ausstattung des Ransom eRIDE 910 ohne Bling-Faktor
Bei den Komponenten spart SCOTT teilweise gezielt Geld und investiert am Ransom eRIDE 910 vor allem ins Fahrwerk, genauer gesagt in das 180-mm-Fahrwerk aus FOX 38 Performance Elite-Federgabel mit GRIP2-Kartusche und FOX X2 Performance-Dämpfer. Zwar kommt der Dämpfer ohne einstellbare Highspeed-Zug- und Druckstufe daher, durch die gute Abstimmung mit dem Hinterbau ist das aber auch nicht nötig. Die verbaute SRAM Eagle 12-fach-Schaltung aus NX-, GX- und X01-Komponenten gaukelt dagegen mehr Performance vor, als in ihr steckt. Das Geld wäre in bessere Reifen sinnvoller angelegt gewesen. Denn die Reifen-Kombination aus 2,6” breiten MAXXIS ASSEGAI und DISSECTOR in EXO+Karkasse ist mit dem Potenzial des Ransom eRIDE in Sachen Pannenschutz und Traktion überfordert. Ein stärker profilierter Hinterreifen mit Doubledown-Karkasse und ein Vorderreifen mit der griffigen 3C MaxxGrip-Gummimischung würde dem Abfahrtspotenzial des SCOTT deutlich besser stehen.
SCOTT Ransom eRIDE 910
7.199 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel FOX 38 Performance Elite GRIP2 E-Bike+ 180 mm
Dämpfer FOX X2 Performance 180 mm
Sattelstütze FOX Transfer 175 mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/200 mm
Schaltung SRAM NX/GX/X01 Eagle 1x12
Vorbau Syncros XM1.5 50 mm
Lenker Syncros Hixon 1.5 800 mm
Laufradsatz Syncros MD30 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI / DISSECTOR EXO+ 2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 24,6 kg
Zul. Gesamtgewicht 128 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 103 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Die Geometrie und der Tourencharakter des SCOTT Ransom eRIDE 910
Die Geometrie steht mit der zweithöchsten Front (649 mm Stack in L), einem langen Sitzrohr (470 mm) und den längsten Kettenstreben (465 mm) im Testfeld auf der extremen Seite des Lebens und beeinflusst den Charakter des SCOTT deutlich. Im Sitzen positioniert das Ransom eRIDE seinen Fahrer sehr mittig auf dem Bike und ist dank der hohen Front in der Ebene nicht so handlastig wie z. B. das Specialized Levo, das ebenfalls einen steilen Sitzwinkel hat. Das Ransom ist zwar nicht als Touren-Bike entwickelt worden, eignet sich durch seine entspannte Sitzposition und reichlich Komfort aus dem Fahrwerk aber auch für längere Ausflüge.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 568 mm | 596 mm | 629 mm | 661 mm |
Sattelrohr | 420 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 120 mm | 125 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 64,0° | 64,0° | 64,0° | 64,0° |
Sitzwinkel | 76,5° | 76,3° | 76,1° | 75,9° |
Kettenstrebe | 465 mm | 465 mm | 465 mm | 465 mm |
Tretlagerabsenkung | 22 mm | 22 mm | 22 mm | 22 mm |
Radstand | 1.230 mm | 1.255 mm | 1.286 mm | 1.318 mm |
Reach | 415 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Stack | 644 mm | 644 mm | 649 mm | 649 mm |
Auf dem Trail – So fährt sich das SCOTT Ransom eRIDE 910
Geht es bergauf, sitzt man auf dem SCOTT genau richtig. Durch den steilen Sitzwinkel in Kombination mit den langen Kettenstreben klebt die Front am Boden und folgt dem eingeschlagenen Kurs zielstrebig. So schlängelt sich das SCOTT entspannt, einfach und sicher auf Flowtrails empor. Liefert dabei aber weniger Fahrspaß als das SCOR. Auch wenn es steil wird, ist der Fahrer immer zentral zwischen den beiden Rädern positioniert und der Hinterbau steht trotz der 180 mm hoch im Federweg. Steigende Front? Fehlanzeige. Dank der guten Traktion aus dem Hinterbau gelingen auch technische Schlüsselstellen einfach – vorausgesetzt, es ist trocken. Sobald es nass wird, weist der flach profilierte DISSECTOR-Hinterreifen das SCOTT in seine Schranken.
Je schneller, desto besser. Das SCOTT mag es, wenn es zur Sache geht und kann seine Vorteile dann gekonnt ausspielen.
Das SCOTT Ransom eRIDE 910 im Downhill
Geht es bergab, fühlt sich jeder sofort auf dem SCOTT sicher. Die ausbalancierte Lastverteilung zwischen den beiden Laufrädern, die hohe Front und das klasse Fahrwerk sorgen für ein ausgewogenes und einfaches Handling sowie volle Kontrolle – egal auf welcher Könnerstufe man steht. Auf Flowtrails lässt es sich leicht fahren, Fahrspaß kommt dort im Vergleich zu Bikes wie dem Orbea Rise allerdings nicht auf. Dafür ist das SCOTT zu träge, hat zu wenig Gegenhalt und verlangt zu viel Input vom Fahrer, um in die Luft zu gehen oder an Wellen zu beschleunigen. Im technischen Gelände profitiert das Ransom eRIDE 910 von der Traktion aus dem Fahrwerk, lässt sich intuitiv fahren und vermittelt mit seiner hohen Front reichlich Selbstvertrauen, egal wie steil der Trail wird. Jetzt zur Paradedisziplin – Highspeed. Erst wenn es richtig zur Sache geht, erwacht das Ransom zum Leben und entlockt einem Freudenschreie. Wird es schnell, profitiert es von reichlich Reserven aus dem Fahrwerk sowie seiner hohen Laufruhe und spornt dazu an, auf gebauten Bikeparkstrecken richtig Gas zu geben! Die limitierenden Faktoren sind hier – wie auch bei verblockten Singletrails– die Reifen, die dem Potenzial des Bikes nicht gerecht werden.
Tuning-Tipp: Reifen mit griffigerer Gummimischung (z. B. MAXXIS 3C MaxxGrip) an der Front und mit robusterer Karkasse vorne sowie hinten (z. B. MAXXIS Doubledown
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das SCOTT Ransom eRIDE 910 liefert erfahrenen Bikern nach wie vor gute Reserven, stellt Einsteiger mit seinem intuitiven Handling zufrieden und ist obendrein ein komfortables Touren-Bike. Auch das Fahrwerk überzeugt in vielen Situationen und die Preis-Leistung des Bikes ist gut – mit 7.199 € ist es übrigens das günstigste Bike im Test. Mit der Konkurrenz kann es 2022 aber weder bei den Allroundfähigkeiten noch bei den Detaillösungen mithalten und kann daher den Titel nicht verteidigen.
Tops
- maximales Sicherheitsempfinden bei allen Könnerstufen
- traktionsstarkes Fahrwerk mit hohen Reserven
- Tourentauglichkeit
Flops
- kompromissbehaftete Ausstattung
- Standard-Ladebuchsencover von Bosch bietet zu wenig Schutz vor den Elementen
- Purion-Display
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 – 13 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: FOCUS JAM² 7.0 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Norco Sight VLT C1 (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 (Zum Test) | ROTWILD R.E375 PRO (Zum Test) | SCOR 4060 Z ST XT (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Kenevo SL (Zum Test) | Trek Rail 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | Yeti 160E T1 (Zum Test) | YT DECOY MX CORE 4 (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Robin Schmitt, Julian Lemme