Einzigartige Integration und unverkennbar brachiales Design – das SCOTT Patron eRide 920 hebt sich von der breiten Masse ab und zieht alle Blicke auf sich. Doch kann das SCOTT mit 750-Wh-Akku und Bosch Smart System nur Bling Bling oder punktet es auch mit guter Fahrperformance sowie guten Alltags-Qualitäten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

SCOTT Patron eRide 920 | Bosch Smart System/750 Wh | 160/160 mm (v/h)
26,9 kg in Größe L | 6.299 € | Hersteller-Website

Wie ein Musclecar kommt das neue SCOTT Patron eRide 920 angerollt, mit unverkennbarem und brachialem Look sowie kraftvollem Bosch-Motor. Aber es steckt viel mehr dahinter, als man anfangs vermutet und so schafft es das 6.299 € teure SCOTT Patron eRide 920 eigentlich Gegensätzliches zu vereinen: Trotz hohem Gewicht, großem Akku und viel Power kann es mit einem coolen Handling punkten. Da zeigt sich mal wieder, dass Gewichtsverteilung wichtiger ist als das Gewicht selbst! Dem SCOTT gelingt der Spagat zwischen Alltag und Vollgas besser als einem Musclecar – zumindest wenn man etwas an Fahrskills mitbringt. Dabei setzt es nicht auf Understatement wie das FOCUS. Mit seinem extravaganten Auftritt stellt es öffentlich zur Schau, wie fett alles im Rahmen integriert ist, vermittelt ein „ich-planiere-alles-platt”-Gefühl und trumpft mit vielen Tech-Spielereien auf.

Zurück in die Zukunft – Design und Integration des SCOTT Patron eRide 920

Der aufwendig designte Alu-Rahmen polarisiert, ist in Kombination mit der edlen Lackierung jedoch ein richtiger Eyecatcher und bietet eine hochwertige Haptik. Im massiven Bereich um das Sattelrohr versteckt sich der FOX Float EVOL eRide mit 160 mm Federweg, der speziell für das Patron entwickelt wurde. Aber keine Sorge: Der Dämpfer ist für die wichtigsten Einstellungen über ein solides Cover im Oberrohr zu erreichen. Ein kleiner SAG-Indikator soll das Setup zusätzlich erleichtern, lässt sich aber nur von einem Helfer ablesen. Statt den Bosch Performance Line CX-Motor wie den Dämpfer zu verstecken, sitzt dieser auffällig im Rahmendreieck und spielt mit den Muckies. Um den Schwerpunkt so zentral und niedrig wie möglich zu halten, rotiert SCOTT den Motor, um Platz für das Unterrohr zu schaffen. Dadurch sitzt der große 750 Wh Bosch PowerTube-Akku tief im Rahmen. Zur Entnahme muss das Patron Kopf stehen oder zur Seite gelegt werden, das funktioniert aber werkzeuglos und besser als beim Canyon.

Unter dem Kleid aus Alu versteckt sich der FOX Float EVOL eRide-Luftdämpfer mit 160 mm Federweg, der für die wichtigsten Einstellungen über die Serviceklappe zu erreichen ist.
Die RockShox Domain mit 160 mm Federweg ist der kleinere Bruder der ZEB, aber kommt auch mit 38er-Standrohren und sorgt für genügend Reserven.
Multitaskingfähig? – der linke Daumen muss am Patron TwinLoc, Sattelstütze und den Bosch-Motor bedienen.
Der Bosch Performance Line CX-Motor ist stark rotiert, um den Schwerpunkt so zentral und tief wie möglich zu halten und um den großen Akku im Unterrohr unterzubringen.

SCOTT Patron eRide 920

6.299 €

Ausstattung

Motor Bosch Smart System 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel RockShox Domain 160 mm
Dämpfer FOX Float X Performance 160 mm
Sattelstütze Duncan Dropper 2,5 150 mm
Bremsen Shimano BR-MT520 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/DEORE 12
Vorbau Syncros 65 mm
Lenker Syncros Hixon 2.0 800 mm
Laufradsatz Syncros 29"
Reifen MAXXIS Dissector EXO+ 2,6"

Technische Daten

Größe S - XL
Gewicht 26,9 kg
Zul. Gesamtgewicht 128 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 101 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja


Das aufwendige Design des SCOTT Patron ist auch an der Alu-Variante komplett durchgezogen und gleicht sich mit dem teureren Carbon-Modell.
Zur zusätzlichen Erleichterung des Setups ist am Oberrohr ein SAG-Indikator angebracht. Zum Ablesen wird ein Helfer benötigt.
Das sehr schön integrierte Rücklicht macht nicht nur einiges her, sondern sorgt auch für Sicherheit bei Nacht.
Der MAXXIS Dissector EXO+ 2,6”-Vorderreifen neigt am Patron bei schneller Fahrweise zum Untersteuern.
Größe S M L XL
Sattelrohr 411 mm 441 mm 470 mm 500 mm
Oberrohr 579 mm 595 mm 626 mm 656 mm
Steuerrohr 120 mm 125 mm 135 mm 145 mm
Lenkwinkel 64,5° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 77,0° 76,9° 76,9° 76,8°
Kettenstrebe 454 mm 454 mm 454 mm 454 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm 230mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.222 mm 1.232 mm 1.264 mm 1.295 mm
Reach 433 mm 446 mm 474 mm 501 mm
Stack 635 mm 642 mm 651 mm 660 mm
Helm POC Kortal | Brille SCOTT Pro Shield | Rucksack USWE Flow 25 Protector | Shirt POC Rouse Shirt
Shorts POC M’S Infinite All-Mountain Shorts | Knieschoner POC VPD Air Leg
Schuhe Crankbrothers Mallet E | Socken Stance

Eine gute Übersicht über den Ladestatus und alle Fahrmodi bietet das Bosch Kiox 300-Display. Wenn ihr das Bike abstellt, könnt ihr über die eBike Lock-Funktion das Smartphone als digitalen Schlüssel verwenden, welches die Motorfunktionen deaktiviert und so besser gegen Langfinger geschützt ist. Bedient wird das Display mit der Remote am Lenker, die in Kombination mit dem TwinLoc-Hebel für sehr viele Tasten auf kleinem Raum sorgt – Klavierspieler, die Beethoven’s Nr. 29 B-Dur op. 106 beherrschen, mögen damit zurechtkommen, aber für Normalos wie wir ist das Cockpit definitiv überladen! Viele Hebel heißt auch viele Kabel, aber die werden am Cockpit gut geordnet direkt am Vorbau in den Rahmen geführt.

Brachial nicht nur im Look, sondern auch im Fahrverhalten, denn das SCOTT planiert talwärts alles weg, was ihm in den Weg kommt!

Die Kombination aus großem Akku, kraftvollem Motor und massivem Rahmen treibt das Gewicht des SCOTT ordentlich in die Höhe und es ist mit 26,9 kg das schwerste Bike im Test. Dennoch liegt das zulässige Gesamtgewicht nur bei 128 kg und die Zuladung bei 101 kg. Das SCOTT Patron bietet eine vielseitige Plattform, die nicht ganz identisch ist zur voll ausgestatteten Axis-Version. Trotzdem kommt es mit einem sehr schön in die Sitzstrebe integrierten beidseitigem Rücklicht und einer Ständeraufnahme. Uns fehlt jedoch ein serienmäßiges Frontlicht, um für Nightrides stets gerüstet zu sein!

Geht es wieder bergauf, überzeugt das Patron mit einer sehr angenehmen und aufrechten Sitzposition durch die hohe Front

Nicht zu stoppen – Das SCOTT Patron eRide 920 auf dem Trail

Brachial nicht nur im Look, sondern auch im Fahrverhalten: das SCOTT planiert talwärts alles weg, was ihm in den Weg kommt – dank exzellenter Balance steht man zentral zwischen den beiden 29”-Laufrädern. Viel Sicherheit bietet die gute Laufruhe und die hohe Front. Das schluckfreudige Fahrwerk bietet ordentlich Reserven: die RockShox Domain mit 160 mm Federweg ist der kleinere Bruder der ZEB, aber kommt auch mit 38er-Standrohren und punktet mit guter Funktion. Enge Kurven brauchen deutlich mehr Kraftaufwand und Aufmerksamkeit: Hier neigt das Bike zum Untersteuern und man muss durch das hohe Gewicht Abstriche in Kauf nehmen. Der MAXXIS Dissector EXO+ 2,6”-Vorderreifen, der noch zur gemütlichen Fahrweise am Centurion passt, ist am schnellen und schwereren Patron unterdimensioniert. Ein ASSEGAI an der Front wäre hier deutlich besser!

Ruft der Gipfel, überzeugt das Patron im Uphill mit einer sehr angenehmen und aufrechten Sitzposition durch die hohe Front. Das Vorderrad liegt satt und hält treu die Spur. Ein Griff zum TwinLoc-Hebel ist nicht nötig, denn das Heck sackt auch im offenen Modus nicht ein und stellt immer genügend Traktion zur Verfügung.

Tuning-Tipps: passendes Frontlicht zum Rücklicht und Laderampe fürs Auto oder den Fahrradheckträger

Durch exzellente Balance steht man gut integriert im Bike und das SCOTT planiert alles weg, was einem in den Weg kommt.

Qualitäten

1

Design

  1.  
  2.  

Qualität

  1.  
  2.  

Handhabung

  1.  
  2.  

Preis-Leistung

  1.  
  2.  

Einsteigerfreundlichkeit

  1.  
  2.  

Expertentauglichkeit

  1.  
  2.  

Einsatzbereich

Alltagseinsatz

Tour

Flowtrails

Schnell & anspruchsvoll

Technische Uphills

Fazit

Techniknerds, die auf maximale Integration stehen und einen brachialen Look abfeiern, kommen beim Patron voll auf ihre Kosten! Das besondere Konzept hat coole Lösungen parat, die aber einige Kompromisse, wie das überladene Cockpit, mit sich bringen. Aber auch der Fahrspaß kommt nicht zu kurz. Trotz höchstem Gewicht im Test punktet das SCOTT Patron eRide 920 mit einem guten Handling und hohem Sicherheitsgefühl. Aktive Fahrer, die ein leichtfüßigeres Bike mit Mountainbike-Feeling suchen, finden im Test definitiv bessere Optionen.

Tops

  • hohes Maß an Integration und futuristisches Design
  • gut gelöste werkzeuglose Akkuentnahme
  • sehr souveränes und sicheres Handling
  • nicht aus der Ruhe zu bringen

Flops

  • hohe Kraft für Remote der Dropperpost notwendig
  • überladenes Cockpit
  • untersteuert in engen Kurven
  • mit fast 27 kg schwer zu verladen

Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic EVO AM-SL1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF8 (Zum Test) | Centurion Numinis R2700i (Zum Test) | FOCUS JAM² 7.9 (Zum Test) | Giant Trance X E+19 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 975 (Zum Test) | Mondraker Crafty R (Zum Test) | Moustache Trail 7 (Zum Test) | Orbea Rise H15 (Zum Test) | Rossignol Mandate Shift XT (Zum Test) | SCOTT Patron eRide 920


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Mike Hunger Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.