Im Skibereich lange etabliert, will Rossignol nun auch die Berge im Sommer erobern. Mit dem Mandate Shift XT wollen die Franzosen die eierlegende Wollmilchsau unter den E-MTBs geschaffen haben: stark, wendig und komfortabel – das alles verspricht Rossignol mit seinem Mandate Shift XT mit Shimano EP8, 630-Wh-Akku und hochwertiger Ausstattung für 6.399 €. Ob es das auch halten kann?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Rossignol Mandate Shift XT eMTB | Shimano EP8/630 Wh | 150/140 mm (v/h)
24,16 kg in Größe L | 6.399 € | Hersteller-Website

Wer schon Rossignol-Ski sein Eigen nennt und Fan der Wintersportmarke ist, wird am neuen Rossignol Mandate Shift XT-E-Mountainbike kaum vorbeikommen. Mit Matt-Grün und Glanz-Schwarz ist die Farbgebung des Bikes sehr gelungen und entspricht dem trendigen Zeitgeist. Neben farblichen Akzenten sucht man am Rahmen jedoch vergebens nach ausgefallenen Gimmicks. Der Rahmen selbst wirkt ziemlich von der Stange und „Standard”, anstatt aus der Feder eines großen Industriedesigners entsprungen.

Rossignol Mandate Shift XT – Makellose Ausstattung trifft traditionelles Rahmendesign

In puncto Akku- & Motorintegration macht das nüchterne Rahmendesign keine Ausnahmen. Das Bike kommt mit einem Shimano EP8-Motor und 630-Wh-Batterie – die zweitkleinste Kapazität im gesamten Testfeld und die kleinste im Testfeld mit voller Motorpower. Dabei verfolgt das Rossignol-Bike kein „Light”-Konzept, sondern setzt einfach auf den Standard-Shimano-Akku. Dieser ist durch ein Akkucover geschützt, das an der Unterseite durch einen etwas fummeligen Bajonett-Verschluss gesichert ist und werkzeuglos abgenommen werden kann. Der Akku selbst muss zur Entnahme via Inbus entsichert werden. Der Motor wird ebenfalls durch ein Cover geschützt, welches uns im Test jedoch abgebrochen ist. Unverständlich ist die Position des Ladeports, der sich am Rossignol Mandate Shift XT denkbar unpassend am unteren Ende des Unterrohrs befindet, direkt in Schussrichtung vom Dreck des Vorderrads. Beim zweitteuersten Bike dieses Vergleichstests hätten wir hier mehr Detailliebe erwartet, auch wenn die Shimano XT-Ausstattung sowie das RockShox-Fahrwerk sehr hochwertig sind!

Unter Dreckbeschuss – der Ladeport ist schlecht positioniert und ständig Dreck und Feuchtigkeit ausgesetzt.
Outdoor Colors – Das matte Grün mit dem glänzenden Schwarz passt garantiert zu jeder Förster-Flecktarn-Uniform oder G-Klasse.
Feinjustierung – die RockShox ZEB Ultimate garantiert eine feine Einstellbarkeit und sensibles Ansprechverhalten.

Rossignol Mandate Shift XT eMTB

6.399 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel RockShox ZEB Ultimate E-MTB 150 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select + 140 mm
Sattelstütze KS Lev Integra 150 mm
Bremsen Shimano M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 12
Vorbau Rossignol 35 mm
Lenker Rossignol 800 mm
Laufradsatz e*thirteen LG 1+ 29"
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHR 2,4"

Technische Daten

Größe S - XL
Gewicht 24,16 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 111 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein


Mehr Details gibts nicht – bis auf ein paar Lackdetails wartet das Rossi mit keinen Überraschungen auf.
Schlecht geklemmt – Die Cableports nehmen die Leitungen im Rahmen auf, aber klemmen sie nicht.
Gefühlloses Gefummel – der Bajonett-Verschluss des Akkucovers gibt wenig Feedback.
Größe S M L XL
Sattelrohr 375 mm 425 mm 445 mm 485 mm
Oberrohr 582 mm 611 mm 636 mm 660 mm
Steuerrohr 105 mm 110 mm 120 mm 135 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 78° 78° 78° 78°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1214 mm 1228 mm 1255 mm 1281 mm
Reach 439 mm 455 mm 475 mm 493 mm
Stack 613 mm 617 mm 626 mm 640 mm
Helm Rapha x Smith Forefront 2 | Brille POC Aspire | Hippack Bontrager Rapid Pack
Shirt ION Jersey Scrub Longsleeve | Hose ION Shelter 4W | Schuhe ION Scrub Amp

Das Rossignol würde euch selbst nach dem Absacker in der Aprés-Bike-Hütte noch sicher den Berg runter bringen… Warnhinweis: Don’t drink and ride!

Das Rossignol positioniert einen aufrecht auf dem Sattel. Das Fahrwerk bietet einen guten Komfort und sorgt mit dem stabilen Geradeauslauf für eine gute Tourtauglichkeit. Passend zur kurzen rucksackfreien Runde sind die Mounting Points für Flasche und Tool Box. Eigentlich wäre das Rossignol mit seiner komfortablen Position perfekt gerüstet für lange Tagesausfahrten – die 630 Wh begleiten euch jedoch höchstens im Eco-Modus eine ganze Tagestour lang zuverlässig. Wer lange Touren unternehmen will, findet im Testfeld bessere Bikes mit höherer Reichweite und deutlich besserer Touren- und Trailtauglichkeit, wie z. B. das FOCUS, MERIDA oder Moustache!

Das Rossignol Mandate Shift XT im Test – Für Schnellfahrer und Kitzbühel-Urlauber

Wer die Pisten in den Kitzbüheler Alpen auch im Sommer unsicher machen will oder seiner Lieblings-Skimarke ewige Treue schwört, ist mit dem Rossignol sehr gut beraten. Im Wintersport wäre das Rossignol in die Kategorie Riesenslalom einzuordnen: Technisches Gelände, Vollgas und überwiegend geradeaus mit weitläufigen Kurven sind das bevorzugte Revier des Rossignol Mandate Shift XT. In der Abfahrt bei gemäßigtem Tempo zeigt sich das Rossignol eher behäbig und schwerfällig. Vor allem das Vorderrad lässt sich nur mit hohem Kraftaufwand anheben – von Wheelies ganz zu schweigen… Auch auf engen Singletrails mit schnellen Richtungswechseln ist das Bike nur mit viel Fahrerinput zügig zu bewegen. Eng aufeinanderfolgende Kurven brauchen viel Kraft und eine aktive Gewichtsverlagerung. Erst bei hohem Tempo blüht das Rossignol auf und überzeugt durch hohe Souveränität und Laufruhe.

Das laufruhige Rossignol blüht bei hohen Geschwindigkeiten und im rauen Gelände erst richtig auf. Es profitiert dabei enorm von der potenten RockShox ZEB Ultimate-Federgabel.

Der dicke Alu-Rahmen gepaart mit den massiven 38-mm-Standrohren der RockShox Zeb Ultimate sorgen für die von Highspeed-Fahrern gewünschte Präzision. Hier setzt es dann jeden Lenkimpuls präzise um und lässt sich auch von großen Hindernissen und Schlägen nicht aus der Ruhe bringen. Zusammen mit dem MERIDA eONE-SIXTY 975 im Test ist das Rossignol das einzige Bike mit der potentesten RockShox ZEB-Federgabel im Test, die sich separat in High- und Lowspeed-Druckstufe einstellen lässt und damit vor allem unter Experten brilliert. Wie die Super-G-Piloten auf der Piste ihr Gewicht nach vorn verlagern, neigt auch die Balance des Rossignol leicht nach vorn. Es zieht zwar nicht so nach vorn runter wie das GIANT Trance X E+1, dennoch lässt es sich nur sehr unwillig aufs Hinterrad bugsieren. Der stabile Geradeauslauf und das stoische Verhalten des Bikes lassen häufig das Gefühl entstehen, ein passiver Passagier auf dem Rossignol zu sein. Es bringt euch zwar selbst nach dem obligatorischen Absacker im Après-Ski-Zelt sicher den Berg herunter, aber schränkt euch ein, wenn ihr aktiv mit den Hindernissen auf dem Trail spielen wollt.

Tuning-Tipp: Pistenkarte für den Winter und Trailkarte für den Sommer von den Kitzbüheler Alpen.

Genauso wie die Rossignol Riesenslalom Ski performt das Mandate Shift XT am besten auf steilen Abfahrten mit weiten Kurven.

Qualitäten

1

Design

  1.  
  2.  

Qualität

  1.  
  2.  

Handhabung

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  2.  

Preis-Leistung

  1.  
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Einsteigerfreundlichkeit

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  2.  

Expertentauglichkeit

  1.  
  2.  

Einsatzbereich

Alltagseinsatz

Tour

Flowtrails

Schnell & anspruchsvoll

Technische Uphills

Fazit

Rossignol liefert ein solides Bike ab, das schick aussieht, aber wenig Detailliebe und weniger durchdachte Detaillösungen bietet. Aufgrund seiner stoischen Art fühlt man sich oftmals mehr als Passagier denn als Pilot – nur mit sehr viel Fahrerinput kann man das Rossi zu lebendigen Fahrmanövern überreden. Einzig in Highspeed-Ballerpassagen brilliert das Bike mit seinem laufruhigen Charakter. Die Top-Ausstattung bringt euch Abfahrtsperformance, aber haucht dem Bike kein neues Leben ein.

Tops

  • hochwertige Ausstattung
  • hohe Laufruhe bei Highspeed

Flops

  • ungünstig und unpraktisch positionierter Ladeport
  • Standard-Design mit wenig Detailliebe
  • lethargischer Fahrcharakter, schwere Front

Mehr Informationen findet ihr unter rossignol.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic EVO AM-SL1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF8 (Zum Test) | Centurion Numinis R2700i (Zum Test) | FOCUS JAM² 7.9 (Zum Test) | Giant Trance X E+19 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 975 (Zum Test) | Mondraker Crafty R (Zum Test) | Moustache Trail 7 (Zum Test) | Orbea Rise H15 (Zum Test) | Rossignol Mandate Shift XT | SCOTT Patron eRide 920 (Zum Test)


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Words: Julian Schwede Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.