BULLS will die SONIC All Mountain-Modelle für anspruchsvolle Singletrails, verblocktes Gelände und technische Anstiege im Hochgebirge entwickelt haben. Das SONIC EVO AM-SL1 kommt mit tollem Look und unglaublichen Eckdaten: geringes Gewicht kombiniert mit 750 Wh großem Akku, Carbonrahmen und das alles zu einem Preis von 5.199 €. Geht die Rechnung auf oder gibt es einen Haken?

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Bulls Sonic EVO AM-SL1 | Shimano EP8/750 Wh | 140/140 mm (v/h)
21,5 kg in Größe L | 5.199 € | Hersteller-Website

Das BULLS SONIC EVO AM-SL1 kommt im durchgestylten Design und mit superheißen Eckdaten. Mit seinen 5.199 € ist es das zweitgünstigste Bike im Test, obwohl es neben dem Canyon als einziges mit Carbonrahmen daherrollt. Trotz 750-Wh-Akku schafft es das BULLS, das Gewicht gering zu halten, nur das Orbea Rise mit 540 Wh ist noch leichter. Durch clevere Features macht es im Alltag eine gute Figur, eignet sich dank der entspannten Sitzposition aber auch durchaus für längere Touren. Ein Abstecher auf sanfte Trails ist durch das agile Handling des SONIC EVO AM-SL1 kein Problem, im groben oder anspruchsvollen Terrain kommt es allerdings sehr schnell ans Limit.

Komm, lass spielen, aber bitte easy – Das BULLS SONIC EVO AM-SL1 auf dem Trail

Flowtrail in Sicht – mit dem BULLS kommt auf gemäßigten Flowtrails am meisten Fahrspaß auf. Mit einem ähnlich agilen und leichtfüßigen Handling wie beim Orbea Rise sind schnelle Richtungswechsel möglich. Rollt man über Wellen oder Kanten, verleitet der flinke Charakter zu spontanen Flugmanövern. Hier bietet das Fahrwerk noch guten Gegenhalt. Wird das Terrain sowohl steiler als auch ruppiger, kommen die Federelemente schnell an ihr Limit. Die RockShox 35 verfügt über ein schlechtes Ansprechverhalten, ist wenig schluckfreudig und hat Probleme, präzise die Spur zu halten. An dieser Stelle sei bereits gesagt, dass das BULLS SONIC EVO AM-SL1 mit 5.199 € das zweitgünstigste Bike im Test ist und mit 1.000 € Tuning-Budget ein großes Plus an Performance herauszuholen wäre!

Von weitem lockt das BULLS SONIC EVO AM-SL1 mit modernem Design und vielversprechenden Eckdaten.

Die schwach profilierten Nobby Nic 2,4” Performance-Reifen werden dem Einsatzbereich des Bikes nicht gerecht, denn sie bieten bereits auf Schotterstraßen wenig Grip.
Mit genügend Strom versorgt wird der Motor durch den BMZ 750-Wh-Akku. Er kann werkzeuglos aus dem Rahmen entnommen werden und verzichtet auf ein extra Cover.
Das Fahrwerk ist der limitierende Faktor, denn die RockShox 35 verfügt über ein schlechtes Ansprechverhalten, flext stark und hat Probleme, die Spur zu halten.
Gedämpft wird am Heck mit einer RockShox SuperDeluxe Select+, die am Anfang des Federwegs feinfühlig anspricht. Bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen reißt die Traktion jedoch ab.

Bulls Sonic EVO AM-SL1

5.199 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku BMZ 750 Wh
Display Shimano SC-EM 8000
Federgabel RockShox 35 140 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Select+ 140 mm
Sattelstütze Limotec Alpha 1 Light 150 mm
Bremsen Shimano BR M6120 200/180 mm
Schaltung Shimano XT/DEORE 12
Vorbau Bulls MTB 35 mm
Lenker Bulls 7050 Alu 780 mm
Laufradsatz Shimano MT620 29"
Reifen Schwalbe Nobby Nic Performance 2,4"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 21,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 108 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja


Geschaltet wird mit einem Shimano XT 12-fach-Schaltwerk. Kombiniert ist es mit einer günstigeren Kassette und Trigger aus der DEORE-Serie und gaukelt so einen hochwertigeren Antrieb vor.
Angetrieben wird das BULLS von dem 85 Nm starken Shimano EP8-Motor, der formschön in den durchgestylten Carbonrahmen integriert wurde.
Die MonkeyLink-Halterung wird über den Akku des Bikes gespeist und nimmt ein optionales Frontlicht auf. Allerdings wird die Bremsleitung zwischen Licht und Steuerrohr eingeklemmt und führt zu unschönen Kratzern.
Für den Durst unterwegs findet durch die Aussparung auf der Unterseite des Unterrohrs ganz versteckt ein Fidlock-Flaschenhalter Platz.
Größe M L XL
Sattelrohr 440 mm 480 mm 510 mm
Oberrohr 613 mm 635 mm 657 mm
Lenkwinkel 66,0° 66,0° 66,0°
Sitzwinkel 75,0° 75,0° 75,0°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.214 mm 1.238 mm 1.262 mm
Reach 450 mm 470 mm 490 mm
Stack 628 mm 637 mm 646 mm
Helm MET Bluegrass Rogue Core MIPS | Brille POC Aspire Solar Switch | Rucksack USWE Patriot 15
Jacke Specialized Men’s Trail Alpha | Hose Specialized Demo Pro | Schuhe ION Scrub

Das Heck mit vom RockShox Deluxe Select+ Luftdämpfer bereitgestellten 140 mm Federweg spricht am Anfang feinfühlig an, aber bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen reißt die Traktion am Hinterrad ab. Dazu tragen auch die schwach profilierten Nobby Nic Performance 29 x 2,4”-Reifen ihren Teil bei. Die Reifen werden dem von Bulls versprochenen Einsatzbereich absolut nicht gerecht und haben bereits auf der Schotterstraße wenig Traktion – klarer Fall von Gewichtsersparnis an der falschen Stelle. Steigt die Geschwindigkeit, schwindet die Laufruhe, dann erfordert das BULLS einen präzisen und vorausschauenden Fahrstil, um die Linien zu treffen. Für gemäßigte Uphills bietet das BULLS ausreichend Traktion, bei anspruchsvolleren Trailbedingungen können die Reifen jedoch nicht ausreichend Grip aufbauen. Hier wird das SONIC EVO AM-SL1 nervös, die Front verliert an steilen Passagen zudem leicht den Bodenkontakt.

Nicht alles ist Gold, was glänzt – das BULLS SONIC EVO AM-SL1 im Detail

Volle Kraft voraus – der 85 Nm starke Shimano EP8-Motor wurde formschön in den Rahmen integriert. Allerdings bildet der Carbonrahmen des BULLS einen großen Resonanzkörper, der das typische Shimano-Klappern auf dem Trail verstärkt. Damit dem Motor nicht der Saft ausgeht, wird er von einem großen 750-Wh-Akku von BMZ versorgt und kann diagonal entnommen werden. Das Akkugehäuse aus Carbon bildet die Oberseite vom Unterrohr, wodurch auf ein extra Cover verzichtet werden kann. Allerdings führt die Konstruktion zu unschönen Spaltmaßen, die den ersten hochwertigen Eindruck trüben. Das Shimano XT-12-fach-Schaltwerk gaukelt einen teuren Antrieb vor, denn Trigger sowie Kassette kommen aus der DEORE-Serie. Schade, weil vor allem der Trigger für ein präzises Schaltgefühl verantwortlich ist.

Bergauf punktet es mit einer angenehmen und aufrechten Sitzposition und bietet auch für längere Touren ausreichend Komfort.

Im Morgengrauen auf dem Weg zur Arbeit sorgt die MonkeyLink-Lichtvorbereitung für Freude. An die vom E-Bike gespeiste Schnittstelle kann ein Licht kinderleicht montiert werden. Leider fehlt es dem SONIC EVO AM-SL1 an manchen Stellen an Durchdachtheit: Die Bremsleitung klappert gegen das Licht oder schleift bei nicht montiertem Licht am Carbon-Steuerrohr. Praktisch auf längeren Touren ist der Fidlock-Flaschenhalter, der in einer Nut an der Oberrohr-Unterseite nahezu komplett verschwindet. Insgesamt bekommt man für den Preis ein E-MTB mit sehr spannenden Eckdaten. BULLS nimmt aber bei manchen Komponenten, wie der RockShox 35-Gabel und den Nobby Nic Performance-Reifen, Abstriche in Kauf. Somit kann es den durch die Optik erweckten Performance-Anspruch nicht halten. Allerdings ist das BULLS über 1.300 € günstiger als das teuerste Bike im Test. Somit ist das Budget groß, um das durch die günstige Ausstattung limitierte Potenzial ausschöpfen zu können.

Tuning-Tipps: griffige Reifen, wie Schwalbe Magic Mary in weicher Gummimischung und performantere Gabel.

Auf Flowtrails kommt mit dem BULLS durch das agile Handling am meisten Fahrspaß auf. Wird es steiler und ruppiger, kommt das Bike an seine Grenzen.

Qualitäten

1

Design

  1.  
  2.  

Qualität

  1.  
  2.  

Handhabung

  1.  
  2.  

Preis-Leistung

  1.  
  2.  

Einsteigerfreundlichkeit

  1.  
  2.  

Expertentauglichkeit

  1.  
  2.  

Einsatzbereich

Alltagseinsatz

Tour

Flowtrails

Schnell & anspruchsvoll

Technische Uphills

Fazit

Von weitem lockt das BULLS SONIC EVO AM-SL1 mit modernem Design und vielversprechenden Eckdaten. Die Erwartungshaltung und den BULLS-eigenen Claim kann das Bike jedoch nicht erfüllen. Es punktet zwar mit einem agilen Handling auf flachen Flowtrails, bei anspruchsvolleren Trails kommt das BULLS aber schnell ans Limit. Aufgrund des günstigeren Preises bietet es reichlich Budget für Tuning. Für Tourenfahrer auf Schotterstraßen oder gemäßigten Flowtrails ist es ab Werk geeignet.

Tops

  • schicke, schlanke Optik
  • leichtfüßiges Handling auf Flowtrails
  • große Akku-Kapazität bei geringem Gewicht
  • Kaufpreis lässt viel Budget für Tuning übrig

Flops

  • Fahrwerk limitiert das Bike
  • kleine Bremsscheibe hinten

Mehr Informationen findet ihr unter bulls.de

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic EVO AM-SL1 | Canyon Spectral:ON CF8 (Zum Test) | Centurion Numinis R2700i (Zum Test) | FOCUS JAM² 7.9 (Zum Test) | Giant Trance X E+19 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 975 (Zum Test) | Mondraker Crafty R (Zum Test) | Moustache Trail 7 (Zum Test) | Orbea Rise H15 (Zum Test) | Rossignol Mandate Shift XT (Zum Test) | SCOTT Patron eRide 920 (Zum Test)


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Words: Mike Hunger Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.