GIANT rüstet das Trance X E+1 für die Saison 2022 mit neuem Motor und dickerem Akku auf. Der neue GIANT SyncDrive Pro2-Motor bietet noch mehr Power und ist mit einem größeren 750-Wh-Akku kombiniert. Was hat das neue Trance X E+1 sonst noch zu bieten? Wir haben es für euch getestet.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Giant Trance X E+1 | Giant SyncDrive Pro 2/750 Wh | 150/140 mm (v/h)
25,46 kg in Größe L | 6.199 € | Hersteller-Website

Erinnert ihr euch noch an das eine Kind aus eurem Kindergarten, das nie mit den anderen Ball spielen wollte, sondern immer nur auf Bäume oder das Klettergerüst geklettert ist? So verhält sich das neue GIANT Trance X E+1 2022 in diesem Vergleichstest: Es ist ein Kletter-Experte mit dem dazu passenden Antrieb – auf andere Disziplinen hat es jedoch kaum Bock! Der neue GIANT SyncDrive Pro2-Motor mit 85 Nm ist im Vergleich zum bisherigen SyncDrive Pro-Motor mit 80 Nm im Vorgängermodell kleiner, leichter und dabei sogar noch kraftvoller geworden, doch seine grundlegende Charakteristik behält er bei. Das neue Trance X E+ ist auch mit Carbonrahmen verfügbar, in der Topausstattung der Alu-Variante kostet das neue GIANT Trance X E+1 6.199 € und wiegt 25,46 kg in Größe L.

Das eigenwillige GIANT Trance X E+1 2022 will hoch hinaus

Trotz einigen Spacern unter dem Vorbau fällt die Sitzposition auf dem GIANT bei Touren oder im Alltag frontlastig aus, mit unbequem viel Druck auf den Handgelenken. Geht es steiler bergauf, zeigt sich die Sitzposition als gut ausbalanciert für den Uphill. Hier sorgt die Gewichtsverteilung für Grip am 29”-Vorderrad, wodurch das GIANT bergauf sicher die Spur halten kann. Der stets aktive Hinterbau mit 140 mm Federweg klebt selbst über Stock und Stein am Boden und sorgt für viel Grip am 29”-Hinterrad. Will man das GIANT für andere Zwecke nutzen, weigert es sich – wie der Spielkamerad, der damals nicht vom Baum kommen wollte. Bergab verlangt die schwere Front viel Kraft und Fahrkönnen, damit das GIANT auf dem Trail zum Leben erwacht. Die langen Kettenstreben erschweren es, das Bike in die Luft zu ziehen oder aufs Hinterrad zu bugsieren. Ein Lenker mit viel Rise würde den Effekt zwar abschwächen, die in der Geometrie und dem sehr kurzen Steuerrohr verwurzelten Ursachen jedoch nicht wirklich beheben. Die Gewichtsverteilung sorgt zwar vorne für guten Grip durch offene Kurven, am meisten Fahrspaß hat man auf dem Trance X E+1 jedoch bergauf statt bergab.

Der GIANT SyncDrive Pro2-Motor ist kleiner, leichter und sogar etwas stärker als der Vorgänger. Besonders die durch den neuen Bauraum gewonnene Bodenfreiheit bringt Vorteile auf technischen Anstiegen.
Das minimalistische RideControl GO-Display liefert die wichtigsten Infos, wie Motorunterstützung und Akkustand, auf einen Blick. Es sitzt als einziges Display im Test perfekt geschützt im Oberrohr.
Turmbau zu Babel: Selbst mit allen Distanzringen unter dem Lenker ist das Cockpit des GIANT noch zu tief und stark handlastig. Hier muss man mit einem Lenker mit viel Rise nachhelfen.
Der 750-Wh-Akku lässt sich in wenigen Handgriffen mit einem einfachen Torx-Schlüssel aus dem Rahmen entnehmen.

Giant Trance X E+1

6.199 €

Ausstattung

Motor Giant SyncDrive Pro 2 85 Nm
Akku EnergyPak Smart XL 750 Wh
Display Ride Control Go
Federgabel FOX 36 Performance 150 mm
Dämpfer FOX Float X Performance 140 mm
Sattelstütze GIANT Contact Switch Vario 170 mm
Bremsen Shimano XT M8120 220/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 12
Vorbau GIANT Contact SL 45 mm
Lenker GIANTContact Trail 780 mm
Laufradsatz GIANT AM 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI EXO/Dissector EXO+ 2,6"

Technische Daten

Größe S - XL
Gewicht 25,46 kg
Zul. Gesamtgewicht 156 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 130 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein


Der Flip-Chip erfüllt keinen Zweck. Die Geo und der Sitzwinkel sind in der Low-Einstellung bereits für die meisten Einsatzzwecke zu steil, steiler braucht keiner!
Vom Schweißerlehrling geschweißt: Die Schweißnähte am GIANT wirken stark aufgesetzt und wurden auch nicht sonderlich nachbearbeitet.
Von der Ästhetik der Ride Ergo3-Remote neben dem Griff sollte sich die Bosch LED-Remote eine Scheibe abschneiden. Die Tasten sind per App frei belegbar, bieten aber nicht das beste haptische Feedback.
Vorbildlich – das GIANT Trance X E+1 besitzt mit 220 mm die größte Bremsscheibe an der Front und auch genug Bremspower für schwere Fahrer und lange Abfahrten.
Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 425 mm 450 mm 475 mm
Oberrohr 577 mm 610 mm 637 mm 667 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 65,7/66,5° 65,8/66,5° 65,8/66,5° 65,8/66,5°
Sitzwinkel 76,0/76,7° 76,0/76,7° 76,0/76,7° 76,0/76,7°
Kettenstrebe 473 mm 473 mm 473 mm 473 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.205 mm 1.239 mm 1.268 mm 1.300 mm
Reach 439 mm 457 mm 482 mm 510 mm
Stack 606 mm 611 mm 621 mm 630 mm
Helm MET Bluegrass Rogue Core MIPS | Brille 100% Glendale | Rucksack USWE Flow 25 Protector
Shirt ION Tee Seek LS | Shorts ION Scrub | Knieschoner ION K-Pact Zip | Schuhe ION Scrub Amp

Der neue SyncDrive Pro2-Motor basiert auf dem Yamaha PW-X3, wurde aber von GIANT mit eigenen Systemkomponenten kombiniert. Die minimalistische RideControl Ergo3-Remote schließt bündig mit dem linken Lenkergriff ab und ist gut positioniert. Ihr haptisches Feedback ist jedoch nicht so gut wie bei der Shimano-Remote. Immerhin lassen sich die drei kleinen Tasten per RideControl-App frei belegen. Ein Display am Lenker gibt es nicht. GIANT integriert die minimalistischen RideControl GO-LED-Leisten im Oberrohr, die Akkustand und Fahrmodi anzeigen. Der GIANT-eigene 750-Wh-Akku lässt sich mit einem Torx-Schlüssel unkompliziert aus dem Unterrohr entnehmen und ist sogar per Range-Extender auf 1.000 Wh erweiterbar.

Selbst Reinhold Messner wäre beeindruckt von den guten Kletterqualitäten des GIANT Trance X E+1

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – Die neueste Generation des GIANT Trance X E+1 im Detail

Auch die Motorabstimmung stammt von GIANT. Der progressive Automatikmodus steigert die Leistung situationsabhängig, verhält sich aber beim Anfahren viel zu zurückhaltend, d. h. man tritt erstmal aus eigener Kraft, bevor die Unterstützung richtig einsetzt. Damit trifft er nicht so gut ins Schwarze wie der Bosch eMTB-Modus. Im höchsten Unterstützungsmodus hingegen interpretiert der Motor selbst leichten Pedalkontakt als das Kommando zum Vollgas geben. Bereits bei niedriger Drehzahl entfaltet er viel Kraft und erlaubt es, selbst an steilsten Rampen noch anzufahren – zudem ist er im Gegensatz zu vielen anderen Motoren weniger sensibel gegenüber falscher Gangwahl. Es erfordert jedoch etwas mehr Feingefühl, um mit der Leistung zurechtzukommen. Trotz viel Motorpower reicht das GIANT im Uphill nicht ganz an das noch traktionsstärkere Moustache Trail 7 heran, dem besten Kletterer im Vergleichstest.

Das GIANT Trance X E+1 kämpft lieber gegen die Schwerkraft, als ihr zu folgen. Bergab erfordert die extreme Geo eine angestrengte Riding Position und eine vorausschauende Fahrweise.

Abseits des neuen Motors erinnert das GIANT stark an seinen Vorgänger. Das unverändert hohe zulässige Gesamtgewicht von 156 kg ist das höchste im Test und erlaubt 130 kg Zuladung für vollgepackte E-MTB-Alpenüberquerer. Dazu passen die Shimano XT-Bremsen mit 220 mm großer Bremsscheibe vorne, die selbst auf langen Abfahrten standfest verzögern. Der geschrumpfte Motor fügt sich gut in den Rahmen ein und die Linienführung des massiven Unterrohrs wird durch geschwungene Kanten etwas aufgelockert. Doch die dicken Schweißnähte und insbesondere die Ausrichtung der verschweißten Rohre lassen den Qualitätseindruck sinken. Der beim Vorgängermodell von uns bereits kritisierte Flip-Chip erfüllt weiterhin keinen Zweck. Denn das Trance X E+1 besitzt schon in der flachen Einstellung einen steilen Sitzwinkel und schiebt den Fahrer auf die niedrige Front, sodass man das High-Setting nicht braucht.

Tuning-Tipp: Lenker mit mehr Rise verbauen

Klettern bis über die Baumgrenze. Tester Erik zieht auf dem GIANT Trance X E+1 mit Leichtigkeit den anspruchsvollen Climb von Baiersbronn bis auf den Gipfel des Tannenfels am Stück durch.

Qualitäten

1

Design

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Qualität

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Handhabung

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Preis-Leistung

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Einsteigerfreundlichkeit

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Expertentauglichkeit

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Einsatzbereich

Alltagseinsatz

Tour

Flowtrails

Schnell & anspruchsvoll

Technische Uphills

Fazit

Dem GIANT Trance X E+1 2022 ist der Umstieg auf die neue Motorengeneration gut gelungen. An der extremen Rahmengeometrie des Vorgängers hat sich jedoch nichts geändert, was den Einsatzbereich deutlich beschneidet. So ist das neue GIANT abermals nur was für Kletterfans. Für spaßige Trails, steile Abfahrten oder lange Touren eignet es sich aufgrund der frontlastigen Gewichtsverteilung weniger und kann mit den Allroundern im Testfeld nicht mithalten.

Tops

  • gelungene Motorintegration
  • starke Klettereigenschaften
  • hohes zGG

Flops

  • forderndes Handling bergab
  • schmales Einsatzgebiet

Mehr Informationen findet ihr unter giant-bicycles.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2022 bis 6.500 € – 11 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic EVO AM-SL1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF8 (Zum Test) | Centurion Numinis R2700i (Zum Test) | FOCUS JAM² 7.9 (Zum Test) | Giant Trance X E+19 | MERIDA eONE-SIXTY 975 (Zum Test) | Mondraker Crafty R (Zum Test) | Moustache Trail 7 (Zum Test) | Orbea Rise H15 (Zum Test) | Rossignol Mandate Shift XT (Zum Test) | SCOTT Patron eRide 920 (Zum Test)


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Words: Rudolf Fischer Photos: Robin Schmitt, Mike Hunger

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …