Das Canyon Spectral:ON konnte uns schon oft mit seinen Stärken überzeugen. Zuletzt sicherte es sich den Kauftipp in unserem High-End-Vergleichstest 2019. Doch was passiert, wenn die Sparschrauben angezogen werden? Kann der Koblenzer Versender mit dem Canyon Spectral:ON 7.0 noch immer ein gutes Gesamtpaket schnüren?
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste E-Mountainbike 2019 um 4.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest
Wir vermuten, dass „Form follows function“ einer der Grundsätze bei der Entwicklung des Spectral:ON war. Bestes Beispiel dafür ist der Trinkflaschenhalter, der trotz externem 500-Wh-Shimano-Akku (besser für den Schwerpunkt des Bikes) im Inneren des Rahmendreiecks Platz hat. Auch der Sattel, die Schweißnähte um den Geschwindigkeitssensor oder die USB-Buchse auf dem Oberrohr sind optisch eher rustikal, verbessern die Funktion des 4.299 € teuren Canyon Spectral:ON 7.0 aber ungemein. Die Koblenzer setzen auf unterschiedlich große Laufräder und kombinieren ein 29”-Vorderrad mit einem 27,5”-Hinterrad, auf dem ein super breiter 2,8” MAXXIS Minion für Traktion sorgt. Das FOX-Fahrwerk kitzelt 150 mm Federweg aus dem 22,38 kg schweren Bike. Lob gibt es für die super kraftvolle und äußerst standfeste Shimano XT-Vierkolbenbremse mit den großen 200-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten. Das durchdachte Konzept spiegelt sich auch im aufgeräumten Cockpit wider. Denn den starken Shimano STEPS E-8000-Motor kombiniert Canyon mit dem E7000-Trigger und -Display. Kritik gibt es für die Iridium-Sattelstütze, die bereits vor den ersten Metern auf dem Trail sehr viel Spiel hatte. Außerdem gab es bei unserem Spectral:ON Probleme mit starkem Lager-Spiel am Hinterbau. In Zukunft wird allerdings ein anderes Buchsenmaterial verwendet, das deutlich beständiger gegen Abrieb sein soll.
Form follows function. Das Canyon Spectral:ON steckt voller smarter Details, wie dem Flaschenhalter oder dem gut geschützten Geschwindigkeitssensor.
Das Canyon Spectral:ON 7.0 im Detail
Federgabel FOX 36 Performance 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPS Performance 150 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000 504 Wh
Schaltung Shimano XT 11-fach
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze Iridium Dropper 150 mm
Vorbau Race Face Aeffect R 40 mm
Lenker Race Face Aeffect Riserbar 800 mm
Laufradsatz Alexrims EM30/XT 29″/27,5″
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHRII 2,5″/2,8″
Größe | XS | S | M | L | XL |
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Sattelrohr | 420 mm | 430 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohr | 582 mm | 597 mm | 616 mm | 638 mm | 660 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 95 mm | 100 mm | 113 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 66,0° | 66,8° | 66,8° | 66,8° | 66,8° |
Sitzwinkel | 73,3° | 73,8° | 73,8° | 73,8° | 73,8° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Tretlager Höhe | 33/24 mm | 33/24 mm | 33/24 mm | 33/24 mm | 33/24 mm |
Radstand | 1.151 mm | 1.161 mm | 1.183 mm | 1.208 mm | 1.233 mm |
Reach | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm | 485 mm |
Stack | 605 mm | 618 mm | 622 mm | 634 mm | 644 mm |
Das Canyon Spectral:ON 7.0 im Test
Canyon setzt bei allen Spectral:ON-Modellen auf den eigens entwickelten Canyon SD:ON-Sattel. Mit seinem hochgezogenen Heck soll er vor allem im Uphill unterstützen. Das ist auch gut so, denn aufgrund des flachen Sitzwinkels haben vor allem größere Fahrer das Problem, zu weit über dem Hinterrad zu sitzen. Das sorgt zwar für viel Druck auf dem 2,8” breiten Hinterrad, doch trotz der sportlichen Sitzposition hat man als Fahrer des Spectral:ON bei steilen Uphills vor allem eine Aufgabe: Das Vorderrad mit viel Körpereinsatz am Boden halten. Gelingt das, sind auch technische und steile Uphills machbar. Dabei hilft auch der MAXXIS Minion am Hinterrad, der zusammen mit dem feinfühligen Fahrwerk selbst auf losem Untergrund viel Traktion erzeugen kann. Sportliche Tourenfahrer haben mit der Geometrie und dem Fahrwerk des Canyon Spectral:ON im flacheren, weniger extremen Gelände verdammt viel Spaß.
Neigt sich der Trail in Richtung Tal, zeigt sich eine ganz andere Stärke der gemischten Laufradgröße. Dank der hohen Front (29”-Laufrad) und des tiefen Tretlagers steht der Fahrer sehr integriert im Bike. Das gibt Anfängern viel Sicherheit und Experten das Selbstvertrauen, auch mal blind in einen ruppigen Trail zu schießen. Dabei schluckt das Fahrwerk auch größere Brocken willig und bietet dennoch sehr viel Gegenhalt für Sprünge und Lenkimpulse. Für Letzteres benötigt das Spectral:ON wegen der kurzen Kettenstreben, dem langen Hauptrahmen und der hohen Front aber einen aktiven Fahrstil. Wer das Vorderrad aktiv belastet, wird mit einer Agilität und Präzision belohnt, die sich schon fast auf dem Niveau des Conway in diesem Vergleichstest befindet.
Das Canyon Spectral:ON fordert einen wachen und agilen Fahrer. Dafür blüht es bergab so richtig auf, wenn die meisten anderen Bikes aufgeben.
Fazit
Das Canyon Spectral:ON 9.0 überzeugt vor allem sportlich-aktive Fahrer mit seinem agilen Fahrverhalten bei gleichzeitig großen Reserven. Aber auch entspanntere Fahrer kommen dank des komfortablen Fahrwerks auf ihre Kosten. Allerdings leistet sich das Bike Schwächen im Uphill und schrammt dadurch haarscharf am begehrten Kauftipp vorbei.
Tops
- durchdachte Ausstattung
- lebendiges und agiles Fahrverhalten
- ein E-Mountainbike für Mountainbiker
- Flaschenhalter im Rahmen
- Preis-Leistung
Flops
- Variostütze hat Spiel
- Buchsenspiel am Hinterbau (laut Canyon in Serie behoben)
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Mehr Informationen findet ihr unter: canyon.com
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste E-Mountainbike 2019 um 4.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest
Alles Bikes im Test: COMMENCAL META POWER 27 RIDE | CONWAY eWME 629 | FLYER Uproc7 4.10 | Haibike XDURO AllMtn 3.0 | MERIDA eONE-SIXTY 800 | RADON SWOOP HYBRID 9.0 | Specialized Turbo Kenevo Comp
„Die Hütte ist das Ziel, nicht die Trails“ – überwiegend auf Schotterstraßen und flowigen Single-Trails unterwegs, Komfort spielt eine wichtige Rolle↩
der Fahrspaß steht im Vordergrund, das Fahrkönnen reicht von Beginnern bis zu erfahrenen Bikern – die Spanne reicht von flowigen Single-Trails bis zu anspruchsvollen, technischen Trails↩
Fahrer mit sehr guter Bike-Beherrschung – unterwegs auf anspruchsvollen und herausfordernden, technischen Trails – bergauf wie bergab.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Christoph Bayer, Valentin Rühl