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Die Eckdaten des des neuen RADON klingen vielversprechend: Bosch Performance CX-Motor, metallic-rot lackierter Alu-Rahmen mit 165 mm Federweg am Heck und 170 mm Federweg an der Front, beides bereitgestellt von einem FOX Performance-Fahrwerk. Das 23 kg schwere Bike rollt auf DT Swiss Hybrid-Systemlaufrädern mit 29”, dazu kommt eine Shimano XT-Schaltung und eine bissige XT-Vierkolbenbremse. Das aufgeräumte Cockpit freut nicht nur das Auge. Alle Hebel sind dort, wo sie hingehören, und lassen sich ergonomisch gut bedienen. Doch die anfängliche Euphorie ebbt beim genauen Betrachten des Aluminium-Rahmens etwas ab: Der Bosch-Motor ist ungeschützt unterm Rahmen befestigt. Auch der externe 500-Wh-Akku wirkt auf dem Unterrohr aufgesetzt. Unter ihm findet sich eine Wanne, in der sich schnell Dreck und Wasser ansammeln. Obendrein muss der Akku des SWOOP HYBRID zum Laden entnommen werden, eine Ladebuchse am Rahmen fehlt. Nominell beträgt das zulässige Gesamtgewicht des SWOOP HYBRID nur 115 kg.
VersENDEr gut, alles gut? Trotz super hochwertiger Parts zum niedrigen Preis kann das RADON SWOOP HYBRID 9.0 auf dem Trail nicht richtig überzeugen.

Das RADON SWOOP HYBRID 9.0 im Detail
Federgabel FOX 36 Performance 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 165 mm
Motor/Akku Bosch Performance Line CX 500 Wh
Schaltung Shimano XT 11-fach
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze SDG Tellis Dropper 150 mm
Vorbau Race Face Turbine R 50 mm
Lenker Race Face Turbine R 780 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 SPLINE 29″
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf 2,35″

Auf dem 29” DT Swiss-Systemlaufradsatz sorgt die 2,35” breite Reifenkombi aus Magic Mary/Hans Dampf für massig Traktion und gutes Überrollverhalten.

Der Bosch Performance Line CX sorgt wegen seiner Bauform für einen extrem langen Hinterbau. Das geht zulasten der Agilität.

In der großen Öffnung unterhalb des Akkus sammeln sich jede Menge Dreck und Wasser.

Bei der Shimano XT-Vierkolbenbremse setzt RADON auch am Hinterrad auf große 200-mm-Scheiben. Bremspower? Vorhanden!

Ohne Unterfahrschutz ist der Motor Steinkontakten komplett ausgeliefert.

Die FOX 36 mit 170 mm Federweg steht dem RADON sehr gut und bietet massig Reserven. Sie wäre auch in anderen Bikes aus dem Test die bessere Wahl.
Größe | 17″ | 19″ | 21″ |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 440 mm | 465 mm | 490 mm |
Oberrohr | 598 mm | 616 mm | 634 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 65,8° | 65,8° | 65,8° |
Sitzwinkel | 75° | 75° | 75° |
Kettenstrebe | 499 mm | 499 mm | 499 mm |
Tretlagerabsenkung | -8 mm | -8 mm | -8 mm |
Radstand | 1.262 mm | 1.281 mm | 1.301 mm |
Reach | 432 mm | 447 mm | 463 mm |
Stack | 620 mm | 629 mm | 638 mm |
Das RADON SWOOP HYBRID 9.0 im Test
Die Sitzposition auf dem SWOOP HYBRID ist angenehm und komfortabel, mit einer ausgewogenen Lastverteilung zwischen Gesäß und Händen. Zusammen mit dem sehr sensiblen Fahrwerk am Heck sorgt das dafür, dass das Rad auf Touren sehr komfortabel ist. Auch im technischen Uphill klettert das RADON sicher und ruhig bergauf. Ein steigendes Vorderrad oder Traktionsverlust am Hinterrad kennt das SWOOP HYBRID 9.0 nicht. An steilen Rampen kommt es aber nicht mit der Konkurrenz mit. Schuld daran ist der Dämpfer: Er sinkt tief in den Federweg, sodass man von weit hinten pedaliert. Das führt zu einer ineffizienten Sitzposition, die in Kombination mit der zu geringen Übersetzungsbandbreite der Schaltung – dem SWOOP HYBRID fehlt ein leichter Klettergang – die Kletterfähigkeit des Bikes verringert. Das kann auch der Turbo-Modus des kraftvollen Bosch-Motors nicht mehr ausgleichen.




170 mm Federweg, 29”-Laufräder, flacher Lenkwinkel … Mit Ausnahme der extrem langen Kettenstreben deuten die meisten Kennzahlen des RADON SWOOP HYBRID 9.0 auf ein super potentes Downhill-Geschoss hin. Die Praxis zeigt aber, dass man sich von isoliert betrachteten Kennzahlen nicht täuschen lassen darf. Ja, das Fahrwerk des SWOOP HYBRID generiert unglaublich viel Traktion. Mit den 29” großen Reifen und dem schluckfreudigen Fahrwerk überrollt es auch Hindernisse wie kein anderes Bike im Test und vermittelt mit seiner hohen Laufruhe viel Sicherheit. Aber dem Rad mangelt es an Agilität. Die 499 mm langen Kettenstreben und wenig Gegenhalt aus dem Fahrwerk fordern bei Richtungswechseln oder Sprüngen sehr viel Körpereinsatz. In sehr weiten, offenen und schnellen Kurven positioniert der extrem lange Hinterbau den Fahrer sehr zentral im Bike, mit einer guter Lastverteilung zwischen beiden Rädern. Für die meisten Kurven auf dem Trail ist das Heck aber einfach zu lang, wodurch man sich fühlt wie ein Lastwagenfahrer in einer italienischen Altstadt.
Wie lang ist zu lang? Das fast einen halben Meter lange Heck des SWOOP HYBRID 9.0 macht enge Kurvenfahrten zum Ganzkörpertraining.

Fazit
Das RADON SWOOP HYBRID 9.0 bietet eine wahnsinnig hochwertige Ausstattung zum günstigen Preis. Auf einfachen Touren überzeugt das Rad mit hohem Komfort und hoher Sicherheit. Sobald es aber auf den Trail geht, macht es aufgrund der geringen Agilität nur bedingt Spaß und erfordert in Kurven viel Körpereinsatz, weil das Heck durch die sehr langen Kettenstreben nur langsam nachzieht.

Tops
- hoher Komfort auf Touren
- vermittelt viel Sicherheit im Steilen
- niedriger Preis

Flops
- träge und behäbig im Handling
- keine Ladebuchse
- Dreck und Wasser sammeln sich unterm Akku
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Mehr Informationen findet ihr unter: radon-bikes.de
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste E-Mountainbike 2019 um 4.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest
Alles Bikes im Test: Canyon Spectral:ON 7.0 | COMMENCAL META POWER 27 RIDE | CONWAY eWME 629 | FLYER Uproc7 4.10 | Haibike XDURO AllMtn 3.0 | MERIDA eONE-SIXTY 800 | Specialized Turbo Kenevo Comp
„Die Hütte ist das Ziel, nicht die Trails“ – überwiegend auf Schotterstraßen und flowigen Single-Trails unterwegs, Komfort spielt eine wichtige Rolle↩
der Fahrspaß steht im Vordergrund, das Fahrkönnen reicht von Beginnern bis zu erfahrenen Bikern – die Spanne reicht von flowigen Single-Trails bis zu anspruchsvollen, technischen Trails↩
Fahrer mit sehr guter Bike-Beherrschung – unterwegs auf anspruchsvollen und herausfordernden, technischen Trails – bergauf wie bergab.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
Words: Photos: Christoph Bayer, Valentin Rühl