Das SCOTT Ransom eRIDE 910 hat sich schon den begehrten Kauftipp in unserem Mega-Vergleichstest mit den 25 heißesten Bikes der Saison gesichert. Jetzt haben wir den kleinen Bruder – das SCOTT Ransom eRIDE 920 für 5.499 € – in unserem Budget-Vergleichstest gegen die Konkurrenz antreten lassen. Setzt er sich als Allrounder durch?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 um 5.500 € – 7 günstige E-MTBs im Vergleichstest

24,95 kg in Größe L | 5.499 € | Hersteller-Website
Lange haben wir darauf gewartet: Das Ende des TwinLoc-Systems an E-Mountainbikes von SCOTT ist gekommen. Mit dem potenten, abfahrtsorientierten Ransom eRIDE leiten die Schweizer eine neue Ära ein und verzichten dabei auf den komplizierten Lockout-Hebel am Lenker. Gleichzeitig warten die neuen Bikes nun auch mit einen cleanen Look auf, inklusive dezenten Farben. Dank des fehlenden Hebels schafft es SCOTT, Kabelsalat und Hebelchaos am Cockpit zu reduzieren. An die super cleanen Lösungen vom FOCUS und MERIDA kommt das Ransom eRIDE allerdings nicht ran. Das potente Bike mit 180 mm Federweg und 29”-Laufrädern integriert den Bosch Performance Line CX-Motor gut und wird von einem 625-Wh-Akku mit Energie versorgt. Ein Gummischutz an Rahmen, Motorcover und Akkucover wendet Steinschläge ab und sorgt optisch für schöne Übergänge am Unterrohr. Der Geschwindigkeitssensor des 24,95 kg schweren Bikes (Größe L) sitzt pannensicher im Ausfallende, top! Das Purion-Display zusammen mit der Shimano-Bremse zu verbauen, war keine gute Idee – die Display-Remote-Kombination lässt einem nicht genügend Spielraum bei der Positionierung, da sie an der Klemmschelle der Bremse anstößt. Das Resultat: Man erreicht die Knöpfe schlecht, mit denen man zwischen den verschiedenen Unterstützungsstufen hin- und herschaltet. Immerhin reduzieren gut geklemmte interne Züge und ein profilierter Kettenstrebenschutz die Geräuschkulisse auf das typische Klackern des Bosch-Motors. Während des Tests haben sich die Schrauben des Hinterbaus mehrfach gelockert. Unser Tipp, um nicht dauernd nachziehen zu müssen: LOCTITE.



Die Ausstattung des SCOTT Ransom eRIDE 920 ist der limitierende Faktor
Um die 180 mm Federweg am Heck kümmert sich der FOX X2 Performance-Dämpfer, der auch am Topmodell des Ransom eRIDE zum Einsatz kommt und maßgeblich zur guten Hinterbau-Performance beiträgt. Die an der Front verbaute RockShox ZEB R-Federgabel mit Charger R-Dämpfungskartusche und fest eingestellter Druckstufe kann mit der Hinterbau-Performance allerdings nicht mithalten. Die Kraft des Bosch Performance CX-Motors wird mit einer SRAM SX-/NX Eagle-Schaltkombination an das 29”-Hinterrad übertragen. Die sehr breite Klemmschelle des Triggers ist nur bedingt mit der Bremse kompatibel und kann für Probleme im Cockpit-Setup sorgen. Auch bei der Schaltperformance muss man Abstriche machen, denn sie ist nicht ganz so knackig und schnell wie die Shimano SLX-Schaltungen an den anderen Bikes im Test. In Sachen Bremspower und Dosierbarkeit ist die Shimano MT520-Vierkolbenbremse mit günstigen SM-RT30-Bremsscheiben und 200 mm Durchmesser zu schwach für das Ransom eRIDE. Auch an der hauseigenen Variosattelstütze mit 170 mm Hub müssen wir Kritik üben: Die hohen Bedienkräfte und die schlechte Erreichbarkeit limitieren den Spaß am Absenken des Sattels. Die Kombination aus 2,6” breiten MAXXIS ASSEGAI EXO+ in Front und DISSECTOR am Heck liefert zwar gute Traktion, wird dem Potenzial des Ransom eRIDE in Sachen Pannenschutz aber nicht gerecht.
Die Ausstattung lässt das SCOTT Ransom eRIDE 920 hängen. Das Bike kann das eigentliche Potenzial der Baureihe deshalb nicht ausspielen.

SCOTT verbaut auch am günstigen 920er-Modell den FOX X2 Performance-Dämpfer, der auch am Topmodell zum Einsatz kommt. Traktion, Kontrolle und Gegenhalt sind top!

Die Charger R-Kartusche der RockShox ZEB R-Federgabel bietet kaum Einstellmöglichkeiten, versackt in steilem Gelände und beim Anbremsen tief im Federweg und limitiert das Bike in seiner Paradedisziplin. Das Einzige, was hilft: mit dem Luftdruck experimentieren.

Die Kombi aus Shimano-Bremse und SRAM-Schalttrigger ist nicht kompatibel, die breiten Klemmen lassen zu wenig Einstellmöglichkeiten zu. Die Folge: Entweder erreicht man die Bremse oder die Schaltung – für beides muss man sich meist die Finger verrenken.

SCOTT spart bei den Stoppern Geld und verbaut die schwache Shimano MT520-Bremse mit günstigen SM-RT30-Bremsscheiben. Ein Upgrade auf gesinterte Bremsbeläge ist mit den Scheiben nicht möglich, denn es sind nur organische Beläge erlaubt.
SCOTT Ransom eRIDE 920
5.499 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel RockShox ZEB R 180 mm
Dämpfer FOX X2 Performance 180 mm
Sattelstütze Syncros Duncan 125–170 mm
Bremsen Shimano MT520/501 200/200 mm
Schaltung SRAM SX/NX-Eagle 1x12
Vorbau Syncros XM1.5 60 mm
Lenker Syncros Hixon 2.0 Rise 800 mm
Laufradsatz Formula CL/Syncros MD30 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI/DISSECTOR EXO+ 2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 24,95 kg
Zul. Gesamtgewicht 128 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 103 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Der MAXXIS DISSECTOR mit der dünnwandigen EXO+ Karkasse bieten im Gelände zu wenig Pannenschutz. Wer das Potenzial des Bikes ausfahren möchte, sollte zumindest am Heck zur stabileren Doubledown-Karkasse greifen.

Ein Gummischutz am Motor- und Akkucover sowie am Rahmen sorgt für guten Schutz bei Steinschlägen und harten Bikeparkeinsätzen.

Der Speichenmagnet für den Bosch-Motor ist in der Bremsscheibe von Shimano versteckt.

Um am Cockpit Ordnung zu schaffen, verlässt sich SCOTT auf Spiralschläuche. Mit den eleganten Lösungen, die FOCUS oder MERIDA fürs Kabelmanagement anbieten, kann das SCOTT nicht mithalten.
Die Tourentauglichkeit und Geometrie des SCOTT Ransom eRIDE 920
Die Kettenstreben des Ransom eRIDE sind mit 465 mm auffallend lang und beeinflussen das Handling des SCOTT maßgeblich. Der Reach von 470 mm in Größe L sorgt in Kombination mit der 649 mm hohen Front und den 170 mm Stützenhub der Syncros Duncan-Dropperpost für reichlich Bewegungsfreiheit in alle Richtungen. Durch den steilen Sitzwinkel ist die Sitzposition auf dem SCOTT zentral und eher für den Uphill als für die Ebene gemacht, denn in der Ebene lastet relativ viel Druck auf dem Po.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Oberrohr | 568 mm | 569,5 mm | 595,5 mm | 597,0 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 120 mm | 125 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 64,0° | 64,0° | 64,0° | 64,0° |
Sitzwinkel | 76,5° | 76,3° | 76,1° | 75,9° |
Kettenstrebe | 465 mm | 465 mm | 465 mm | 465 mm |
Tretlagerabsenkung | 22 mm | 22 mm | 22 mm | 22 mm |
Radstand | 1.230 mm | 1.255 mm | 1.288 mm | 1.318 mm |
Reach | 415 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Stack | 644,4 mm | 644,4 mm | 649 mm | 649 mm |

Shirt SCOTT Defined Dri | Shorts SCOTT Trail Vertic | Schuhe Crankbrothers Mallet E BOA
Socken SCOTT Performance No Shortcuts Crew | Handschuhe SCOTT Enduro LF
Kann es an die Erfolge seines Bruders anknüpfen? Das SCOTT Ransom eRIDE 920 im Test
Von einem Bike mit so riesigen Federwegreserven erwartet man es nicht – aber sobald es bergauf geht, ist das SCOTT in seinem Element. Der steile Sitzwinkel positioniert einen auch an Rampen zentral im Bike. Im Zusammenspiel mit dem langen Heck und dem Dämpfer, der hoch im Federweg steht, klebt das Vorderrad am Boden und das Ransom lässt sich spielerisch und mit viel Flow durch Kurven schlängeln. Das traktionsstarke Fahrwerk überträgt die Kraft des Motors gekonnt auf den Boden und nimmt Steilstücken mit losem Geröll und technischen Schlüsselstellen trotz des flach profilierten DISSECTOR-Hinterreifens ihren Schrecken. Wer ein Bike sucht, mit dem sich neue technische Herausforderungen meistern lassen, ist mit dem SCOTT gut beraten. Nur das Propain Ekano ist hier noch etwas besser. Wer hingegen mit einem Wheelie aus den Spitzkehren fahren möchte, sollte sich lieber das MERIDA eONE-SIXTY anschauen.

Mit dem Ransom eRIDE 920 gelingen Schlüsselstellen im Uphill super. Im Downhill kann es daran leider nicht an die klasse Uphill-Performance anknüpfen.


Tuning-Tipps: Reifen mit robusterer Karkasse (z. B. MAXXIS Doubledown) | LOCTITE auf alle Schrauben am Hinterbau
Bergab integriert das SCOTT den Fahrer zentral zwischen den großen Laufrädern und vermittelt mit seiner hohen Front viel Selbstvertrauen in steilem Gelände. Trotzdem mangelt es dem Vorderrad selbst in offenen Kurven auf losem Untergrund nicht an Traktion, wodurch das Ransom eRIDE bei langsamen und mittleren Geschwindigkeiten stets einfach zu beherrschen ist. Mittelgroße Hindernisse überrollt man mit ihm einfach! Wird es richtig steil, bietet die Gabel aber zu wenig Gegenhalt und versinkt im Federweg, wodurch man nach vorne über den Lenker gezogen wird. Wegen der geringen Einstellmöglichkeiten der Gabel bleibt euch nichts anderes übrig, als mit dem Luftdruck-Setup zu experimentieren, um eine bessere Balance zwischen Gegenhalt und Ansprechverhalten zu finden. Eigentlich will es das SCOTT im Downhill so richtig krachen lassen und ist gerne echt schnell unterwegs. Allerdings setzt ihm seine Ausstattung hier eine klare Grenze: Die Bremse hat zu wenig Biss und die Karkasse der Reifen ist für den Highspeed-Einsatz unterdimensioniert. Dazu kommt noch die Disbalance des Fahrwerks zwischen Front und Heck. In Sachen Gegenhalt, Kontrolle und Präzision kann die RockShox ZEB R nicht mit der Hinterbau-Performance mithalten. In Summe muss sich das SCOTT deshalb in seiner eigentlichen Paradedisziplin einem Teil des Testfelds geschlagen geben. Piloten, die ein Bike für technische Singletrails suchen und am liebsten mit Speed über den Trail jagen, sollten sich besser das Propain Ekano oder MERIDA eONE-SIXTY anschauen. Oder sie greifen für das 6.999 € teure Topmodell Ransom eRIDE 910 deutlich tiefer in die Tasche.

Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das SCOTT Ransom eRIDE 920 ist eigentlich dafür gemacht, es auf technischen Trails und Bikeparkstrecken richtig krachen zu lassen. Aber genau hier wird es durch seine Ausstattung limitiert und kann sein Potenzial nicht optimal in Trail-Performance umwandeln. Das Ransom eRIDE ist in der günstigeren 920er-Ausstattungsvariante nur etwas für Einsteiger und Fortgeschrittene, die die Federwegreserven, guten Klettereigenschaften und das intuitive Handling zu schätzen wissen, das Potenzial des Bikes aber nicht ausfahren wollen.

Tops
- Hinterbau-Performance
- Klettereigenschaften
- intuitives Handling

Flops
- Ergonomie im Cockpit
- Schrauben am Hinterbau lockern sich
- Reifen, Gabel und Bremsen limitieren das Potenzial des Bikes

Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 um 5.500 € – 7 günstige E-MTBs im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: Canyon Spectral:ON CF 7 (Zum Test) | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | Haibike AllMtn 4 (Zum Test) | INFRONT IF-2.1 Fully (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 700 (Zum Test) | Propain Ekano AL 29 (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 920

Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!
Words: Photos: Felix Stix & Peter Walker