Das Canyon Spectral:ON CF mit Shimano EP8-Motor und 630-Wh-Akku ist ein alter Bekannter aus unserem Mega-Vergleichstest. Das günstigere Spectral:ON CF 7 für 5.199 € hat einige Canyon-typische Features, die bereits am Topmodell überzeugen konnten. Setzt sich das leichteste Bike im Testfeld damit gegen die Konkurrenz durch?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 um 5.500 € – 7 günstige E-MTBs im Vergleichstest

22,92 kg in Größe L | 5.199 € | Hersteller-Website
Bereits in unserem großen Vergleichstest mit den 25 heißesten Bikes der Saison konnte uns das Topmodell des Canyon Spectral:ON mit seinem schicken Look und seiner gekonnten Integration des Shimano EP8-Motors überzeugen. Umso besser finden wir, dass auch das 5.199 € günstige Spectral:ON CF 7 auf demselben Carbonrahmen und Design basiert. Zudem ist es mit einigen der Features ausgestattet, die auch am Topmodell zum Einsatz kommen, wie z. B. dem speziellen Canyon SD:ON-Sattel mit hochgezogenem Heck, ON-Key zum Entnehmen des 630-Wh-Akkus und USB-C-Ladebuchse auf dem Oberrohr. Auch bei der Integration setzt Canyon auf bewährte Mittel und hat bis auf die einteilige Lenker-Vorbau-Kombination keine Änderungen am günstigeren Modell vorgenommen: Der Geschwindigkeitssensor ist ins Ausfallende und der Magnet in die Bremsscheibe integriert, die Kabelführung am Hauptrahmen ist gut und das Cockpit punktet mit seiner ergonomischen Gestaltung. Canyons Ziel mit dem Spectral:ON: ein verspieltes E-Mountainbike für Trailspaß abzuliefern. Um das zu erreichen, setzt der deutsche Direktversender auf 150 mm Federweg an Front und Heck, gemischte Laufradgrößen mit großem 29-Zöller an der Front und einem kleineren 27,5”-Laufrad am Heck, außerdem auf einen leicht verdreht eingebauten Shimano EP8-Motor, der superkurze Kettenstreben ermöglicht, und ein leichtes Gesamtgewicht. Mit 22,92 kg in Größe L ist es übrigens das leichteste Bike im Testfeld.



Die Ausstattung des Spectral:ON CF 7
Beim Fahrwerk mit 150 mm setzt das zweite günstige Bike im Testfeld auf die RockShox Lyrik Select und den RockShox Deluxe Select-Dämpfer. Am Cockpit kommen der 780 mm breite Alu-Lenker, Vorbau und Griffe von Canyon und alles andere aus dem Hause Shimano. Ergonomisch passt hier alles. Motor- und Dropperremote, SLX-Bremsen mit 200-mm-Bremsscheiben und die 12-fach-Schaltung lassen sich individuell einstellen. Die Kombination aus XT-Schaltwerk mit einer SLX-Kassette und einem SLX-Trigger verwaltet die Gänge gut. Kritik auf hohem Niveau: Hätte man einen XT-Trigger mit praktischer Multi-Release-Funktion genutzt wie am FOCUS, statt das teure XT-Schaltwerk zu verbauen, wäre noch mehr Schaltperformance drin gewesen. Bei den Reifen setzt Canyon auf 2,5” breite MAXXIS Minion DHF an der Front und 2,6” breite DHRII am Heck. Mit der dünnwandigen EXO/EXO+ Karkasse wird am Canyon Gewicht gespart. In Anbetracht des Einsatzgebiets ist die Kombination für leichte Fahrer noch okay. Schwere und aktive Fahrer sollten vor allem am Heck einen pannensicheren Reifen aufziehen, um niedrigere Luftdrücke fahren zu können und Druckschläge zu vermeiden. Beim Laufradsatz verbaut Canyon den bewährten DT Swiss H1900, der auch in Sachen Haltbarkeit überzeugen kann.
Die Ausstattung des Canyon ist mit Bedacht gewählt und passt gut zum Einsatzgebiet des Bikes.

Bei der Integration des Shimano EP8-Motors kann sich die Konkurrenz eine Scheibe abschneiden.

Die Sattelklemme integriert Canyon schön ins Sitzrohr. Doch das ist einfach zu lang. Zusammen mit dem Sattel, dessen Heck erhöht ist, schränkt der lange Sitzrohrturm die Bewegungsfreiheit spürbar ein.

Motor-, Dropperremote und Bremshebel kommen alle von Shimano und lassen sich individuell einstellen. Dieses I-SPEC-System hat eindeutig System – und wird allen Handgrößen und persönlichen Vorlieben gerecht.

Canyon setzt auf die dünnwandige EXO-Karkasse an der Front und EXO+ am Heck. Für den Toureneinsatz und leichte Fahrer passt das gut, zudem spart es Gewicht. Je nach Fahrstil und Fahrergewicht empfehlen wir allerdings ein Upgrade auf Reifen mit einer stabileren Karkasse, die mehr Pannensicherheit liefert.

Der außergewöhnliche SD:ON-Sattel mit hochgezogenem Heck polarisiert. Im Uphill hilft er dabei, die leichte Front des Spectral:ON im Uphill aktiv zu belasten, im Downhill schränkt er die Bewegungsfreiheit ein. Für manche ist er komfortabel, andere kommen mit dem breiten und hohen Heck nicht zurecht.
Canyon Spectral:ON CF 7
5.199 €
Ausstattung
Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano SC-E7000
Federgabel RockShox Lyrik Select 150 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Select 150 mm
Sattelstütze Iridium Dropper 125–150 mm
Bremsen Shimano SLX M7120 200/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x12
Vorbau Canyon:ON 50 mm
Lenker Canyon:ON 780 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF EXO / DHRII EXO+ 2,5/2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 22,92 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 107 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
USB-Ladeport

Mit dem ON-Key oder einem 4er-Inbus lassen sich Akku und Akkucover einfach und schnell entnehmen. Wir finden’s klasse – mit dieser Lösung ist es nämlich auch kein Problem, wenn man den Schlüssel mal verliert.

Das Shimano SC-E7000-Display spart clever Geld und steht dem großen Bruder in seiner Funktion in nichts nach. Einzige Ausnahme: Farben kann es nicht anzeigen.

Canyon verbaut wie FOCUS einen der besten Laufradsätze im Test, den DT Swiss H1900. Er kann in Sachen Haltbarkeit absolut überzeugen.

Canyon kombiniert ein XT-Schaltwerk mit einer SLX-Kassette und dem passenden SLX-Trigger. Die Schaltperformance ist gut, allerdings wäre mit der cleveren Kombi, die am FOCUS JAM² 6.9 NINE zum Einsatz kommt, noch mehr drin gewesen.
Die Sitzposition, Tourentauglichkeit und Geometrie des Canyon Spectral:ON CF 7
Das Spectral:ON bietet Canyon in vier Größen an. Es hat einem kompakten Reach (465 mm in L) und mit 66,5° einen steilen Lenkwinkel – wer ein laufruhiges Fahrverhalten sucht, würde normalerweise zur nächstgrößeren Rahmengröße greifen. Doch davon müssen wir an dieser Stelle abraten: Das Sitzrohr ist in allen Rahmengrößen viel zu lang (480 mm in L) und schränkt nicht nur die Größenwahl, sondern auch die Bewegungsfreiheit bei der empfohlenen Rahmengröße unnötig ein. In der Ebene sorgen der flache Sitzwinkel und die aufrechte Sitzposition für viel Komfort. Auf langen Touren polarisiert der außergewöhnliche SD:ON-Sattel. Während er für einige sehr komfortabel ist, kommen andere nicht mit seinem ausgesprochen breiten und hohen Heck zurecht.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 430 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohr | 590 mm | 612 mm | 632 mm | 653 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 115 mm | 125 mm | 135 mm |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 33 mm | 33 mm | 33 mm | 33 mm |
Radstand | 1.171 mm | 1.197 mm | 1.221 mm | 1.245 mm |
Reach | 425 mm | 445 mm | 465 mm | 485 mm |
Stack | 620 mm | 625 mm | 635 mm | 645 mm |

Shirt Troy Lee Designs Ruckus 3/4 Team 81 | Hose Troy Lee Designs Sprint Ultra Pant
Schuhe Five Ten Kestrel Lace | Handschuhe Troy Lee Designs Ace 2.0
Das überzeugende Argument des Canyon im Trail-Test: Fahrspaß
Geht es bergauf, kann der Sattel seine Vorteile unter Beweis stellen: Das hochgezogene Heck hilft dabei, die Front aktiv zu belasten. Das ist auch nötig, denn bereits auf flachen und flowigen Trails will die Front aktiv am Steigen gehindert werden – und dann schlängelt sich das Spectral:ON CF 7 auch ohne Murren und mit einer ordentlichen Portion Fahrspaß empor. Je steiler der Trail wird, desto mehr Input verlangen die kurzen Kettenstreben und die hecklastige Sitzposition vom Fahrer, um das Canyon auf Spur und die Front am Boden zu halten. Selbst mit ganz nach vorne geschobenem Sattel kommt das Spectral:ON an steilen Rampen an seine Grenze. Auf einem richtig steilen Uphill – egal ob Waldboden oder Schotter – ist es dann auch das schwächste Bike im Testfeld. Technische Schlüsselstellen und verblocktes Gelände meistern auf dem Canyon nur geübte Piloten, die aktiv arbeiten.

Bergab ist das Canyon purer Spaß. Die Kombination aus seinem lebendigen, direkten Handling und dem Pop aus dem Fahrwerk macht jeden Trail zum Spielplatz.


Tuning-Tipps: gegebenenfalls anderer Sattel | (Hinter-)Reifen mit einer pannensicheren und stabileren Karkasse, z. B. MAXXIS Doubledown
Bergab ist das Canyon Spectral:ON CF 7 eine Klasse für sich! Wieselflink, quirlig und direkt. Die Kombination aus Agilität, leichtem Gewicht und Pop aus dem Fahrwerk machen es leicht, mit dem Gelände zu spielen, in Kurven aktiv zu beschleunigen und an Kanten abzuziehen – Fahrspaß pur! Für geübte und aktive Fahrer wird dadurch jeder Trail zum Spielplatz. Auch für Einsteiger ist das Spectral:ON CF 7 mit seinem einfachen Handling, der ausgewogenen Lastverteilung zwischen den Laufrädern und dem traktionsstarken Fahrwerk eine super Wahl. Denn selbst Bikern ohne geübte Fahrtechnik gelingen offene Kurven problemlos. Auf technischen Singletrails ist das E-Mountainbike Mittelmaß. Durch das lange Sitzrohr ist nur eine Dropperpost mit 150 mm Hub möglich. Das schränkt zusammen mit dem hohen Heck des Sattels den Bewegungsfreiraum in richtig steilem Gelände ein und limitiert hier die Performance und das subjektive Sicherheitsgefühl. Bei hohen Geschwindigkeiten kann das nervöse Spectral:ON CF 7 nicht an der Konkurrenz dranbleiben. Für den richtigen Highspeed-Einsatz hat es zu wenig Reserven. Das Fahrwerk gibt Schläge deutlich an den Fahrer weiter, wodurch man gezwungen ist, auf seine Linienwahl zu achten oder früh zur Bremse zu greifen.

Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Klare Sache: In flowigem Terrain ist das Canyon mit seinem quirligen und spaßigen Handling der King! Auch Tourenfahrer kommen voll auf ihre Kosten. Die tolle Integration des Shimano EP8-Systems, der hochwertige Look und die sinnvolle Ausstattung sind das Sahnehäubchen. Wer bergauf oder bergab nicht die krassesten Steilstücke meistern will oder mit Highspeed über den Trail ballert, findet ein super Gesamtpaket mit sagenhaftem Handling, der besten Preis-Leistung und dem meisten Fahrspaß im Testfeld. Verdienter Kauftipp!

Tops
- sehr hoher Fahrspaß
- quirliges, lebendiges Handling
- stark auf Touren
- sehr gute Preis-Leistung

Flops
- steile Trails bergauf und bergab
- zu langes Sitzrohr
- bei hohen Geschwindigkeiten nervös

Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 um 5.500 € – 7 günstige E-MTBs im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: Canyon Spectral:ON CF 7 | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | Haibike AllMtn 4 (Zum Test) | INFRONT IF-2.1 Fully (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 700 (Zum Test) | Propain Ekano AL 29 (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 920 (Zum Test)

Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Jonas Müssig & Valentin Rühl