E-Mountainbike-Hersteller in 2024: „I feel the need, the need for speed!“ Immer mehr Hersteller widmen sich dem Thema Racing und nehmen Race-E-MTBs für Hobby- sowie Profi-Rennfahrer ins Portfolio auf, so auch Haibike. Mit dem neuen HYBE 10.5 mit Yamaha PW-XM-Motor und Alu-Rahmen will Haibike das Rennen machen. Wir haben alle Infos für euch.

Haibike HYBE 10.5 | Yamaha PW-XM/720 Wh | 170/160 mm (v/h)
25,4 kg in Größe M (Herstellerangabe) | 7.999 € | Hersteller-Website

Es ist Bewegung in der E-Mountainbike-Szene, insbesondere die Bewegung bergauf und bergab mit der Stoppuhr im Nacken. Immer mehr Hersteller erweitern ihr Portfolio um potente E-Mountainbikes für den dedizierten Renneinsatz.

Dass dabei jedoch nicht nur brettharte Rennboliden mit giftigen Motoren und anspruchsvollem Handling das Licht der Welt erblicken, beweist unser großer E-Mountainbike-Vergleichstest. Hier konnten der Testsieger sowie der Kauftipp, das Orbea WILD sowie das Canyon Strive:ON, das Rennen machen. Die zwei waschechten Rennboliden beherrschen nämlich nicht nur die Rennstrecke, sondern verfügen gleichzeitig über herausragende Allround-Fähigkeiten für den „Otto-Normal-Nutzer”.

Haibike, die Pioniere des E-Mountainbike-Sports, mischen auch im E-Mountainbike-Rennzirkus bereits seit Stunde Null mit. Die ersten Rennstarts fanden auf seriennahen E-MTBs wie dem Haibike AllMtn SE von Andrea Garibbo statt. Erst mit der Vorstellung des HYBE im Jahr 2023 hatte Haibike ein Pferd im Stall, das speziell für den Renneinsatz hochgezüchtet wurde. Es begründet bei Haibike die neue „Power Sports“-Kategorie. Wir haben unsere schnellsten Test-Redakteure auf das HYBE 9 gesetzt und für euch getestet. Unser Testfazit zum HYBE 9 war anno dazumal: Gutmütig mit guten Touren-Eigenschaften – vermutlich nicht, was Haibike sich vorgestellt hat. Mit dem Haibike HYBE 10.5 startet Haibike einen neuen Anlauf und verpasst ihrem Rennpferd einen Alu-Rahmen und den neuen Yamaha PW-XM-Motor. 7.999 € müsst ihr an Haibike abdrücken, um herauszufinden, was am HYBE 10.5 alles neu ist – oder ihr verfolgt unsere News einfach gratis weiter. Wir haben alle relevanten Veränderungen für euch zusammengefasst.

Das neue Haibike HYBE 10.5 im Detail vorgestellt

Die größten Veränderungen betreffen den Rahmen und das Motorsystem. Während beim HYBE 11 und HYBE 9 aus dem vergangenen Jahr noch ein Carbon-Hauptrahmen auf einen Alu-Hinterbau traf, besteht das neue Haibike HYBE 10.5 nun vollständig aus Aluminium. Es ist den Carbon-Brüdern noch zum Verwechseln ähnlich, jedoch fallen die Alurohre am Hauptrahmen einen Tick schlichter aus und besitzen nicht den nach Carbon-Origami-Faltkunst veredelten Steuerrohr-Bereich. Die nächste große Änderung fällt auf, wenn man den Blick zum Motorhalter senkt.

Statt einem Bosch Performance Line CX oder einem CX-Race sitzt nun ein Yamaha PW-XM-Motor in der Motoraufnahme. Der Yamaha-Motor basiert auf einem Yamaha PW-X3. Das große M im Produktnamen steht höchstwahrscheinlich für das Gehäusematerial Magnesium (und angeblich auch für den bikeaffinen Produktionsstandort Morimachi in Japan). Im Gegensatz zum PW-X3 aus Alu soll der PW-XM ein besseres Wärmemanagement aufweisen und durch die Magnesiumhaut um 150 g leichter sein (2,6 kg statt 2,75 kg).

Aufgrund der Integration des neuen Motors ist leider der Eyecatcher-Faktor des freiliegenden Bosch-Aggregats verlorengegangen. Das ist auch der Akku-Integration geschuldet. Der Bosch-Motor lag noch nach oben rotiert im Rahmen, damit der Akku vor dem Motor und zur Unterseite aus dem Rahmen gezogen werden konnte. Mit der Akku- und Motor-Kombo von Yamaha hat sich die Anordnung „normalisiert“. Der 720-Wh-Intube-Akku liegt auf dem Motor auf und wird über eine große Öffnung auf der Unterseite des Rahmens entnommen statt herausgezogen.

Das von uns getestete HYBE 9 mit Carbon-Rahmen und Bosch-Motorsystem brachte 26,14 kg in Größe L auf die Waage. Trotz Alu-Rahmen soll sich am Gewicht nicht viel verändert haben: Laut Haibike bringt das Alu-HYBE 25,4 kg in Größe M auf die Waage.

Wem das Gewicht egal ist und stattdessen mehr Wert auf einfache Wartung legt, für den haben wir gute Nachrichten: Beim Alu-HYBE ist die Zugverlegung durch den Steuersatz gestrichen worden, die Züge verlaufen durch Kabelports hinter dem Steuerrohr in den Rahmen. Erhalten geblieben ist das Modular Rail System auf dem Unterrohr (MRS), eine praktische Schiene, an die man Zubehör anstecken und nach eigenem Gusto positionieren kann. So können z. B. Flaschenhalter, Werkzeug und eine Öse für ein Kettenschloss hintereinander am Unterrohr angebracht werden.

Die Ausstattung und Geometrie des Haibike HYBE 10.5 im Detail

Neben einem Alu-Rahmen rollt das neue Haibike HYBE 10.5 auch auf DT-Swiss H1900-Alulaufrädern. Das Fahrwerk steuert RockShox bei, eine ZEB Ultimate-Federgabel mit 170 mm Federweg trifft auf einen Super Deluxe Ultimate-Luftdämpfer, der am Hinterbau 160 mm Federweg generiert. Für die Kraftübertragung kommt eine SRAM GX Eagle AXS Transmission-Schaltung zum Einsatz.

Die Wahl der Bremse ist auf die kraftvolle MAGURA MT7 gefallen. Falls ihr euch dafür interessiert, wie die Stopper gegen 13 der aktuell angesagtesten Vierkolben-Scheibenbremsen abschneiden, werft einen Blick in den großen Bremsen-Vergleichstest unseres Schwestermagazins ENDURO.

Haibike HYBE 10.5

7.999 €

Ausstattung

Motor Yamaha PW-XM 85 Nm
Akku InTube 720 Wh
Display Yamaha Interface - X
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 170 mm
Dämpfer RockShox SuperDeluxe Ultimate 160 mm
Sattelstütze Dropper-Post
Bremsen Magura MT7
Schaltung SRAM GX Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Haibike Components The Stem +++
Lenker Haibike Components The Bar +++ 780 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 29"/27,5"
Reifen MAXXIS ASSEGAI/ Minion DHR II MaxxTerra Exo+ 2,5"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 25,4 kg (Herstellerangabe)
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 94 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Modular Rail System

Die Rahmengeometrie des Alu-HYBE 10.5 ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Carbon-HYBE-Vorgänger. Ganz nach der Devise „Länge läuft“, hat man bei Haibike auf das HYBE 10.5 noch eine Schippe draufgelegt und den Rahmen etwas länger und flacher designt.

Der Radstand ist angewachsen, die Kettenstreben fallen in allen Größen mit 460 mm relativ lang aus, trotz eines kleinen 27,5”-Hinterrads und der Lenkwinkel ist um ein halbes Grad auf 64° abgeflacht worden. Insgesamt ist der Radstand in allen vier Größen (S–XL) um 2–3 cm länger, was laut Haibike für mehr Fahrstabilität in anspruchsvollen Rennsektionen führen soll.

Der Reach ist hingegen nur in den Größen S und M etwas angewachsen, in den Größen L und XL bleiben die Reachwerte mit 468 mm und 500 mm moderat kurz. Einen großen Wachstumsschub erhält die Stack-Höhe. In unserem Test zum Haibike HYBE 9 ist uns bereits das hohe Cockpit aufgefallen und positiv in Erinnerung geblieben. Die hohe Front hat uns auf dem HYBE 9 gut integriert und für ein starkes Sicherheitsempfinden im Downhill geführt. Ob die positiven Eigenschaften durch die noch höhere Front am HYBE 10.5 erhalten bleiben oder ob es bereits zu einer Disbalance der Gewichtsverteilung kommt, muss erst ein Fahrtest bestätigen.

Leider fand kein Feintuning an den langen Sattelrohren statt (465 mm in Größe L), die uns bereits am HYBE 9 in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt haben.

Grösse S M L XL
Sattelrohr 410 mm 440 mm 465 mm 495 mm
Oberrohr 571 mm 601 mm 627 mm 660 mm
Steuerrohr 120 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64° 64°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 77°
Kettenstreben 460 mm 460 mm 460 mm 460 mm
BB Drop 16 mm 16 mm 16 mm 17 mm
Radstand 1.225 mm 1.255 mm 1.282 mm 1.317 mm
Reach 415 mm 445 mm 468 mm 499 mm
Stack 649 mm 649 mm 659 mm 668 mm

Unsere erste Einschätzung zum neuen Haibike HYBE 10.5

Ein paar Neuerungen sprechen für das neue Haibike HYBE 10.5, die es womöglich für Hobby-Racer besonders attraktiv machen. Da wären zum Beispiel der noch relativ günstige Einstiegspreis von 7.999 €, solide Komponenten und die wartungsfreundliche Zugverlegung durch den Rahmen. Die Alu-Racer-Fraktion, die vor Carbon zurückschreckt, wird die Rückkehr zu Alu auch begrüßen. Ob sich das eher gutmütige Haibike HYBE durch den Umstieg von Carbon auf Alu und von Bosch zu Yamaha zu einem Vollblut-Racer gewandelt hat, können wir jedoch nicht sagen, ohne das Bike gefahren zu sein. Allein die Umstellung des Motorsystems kann einen enormen Einfluss auf das Fahrverhalten herbeiführen, wie wir in unserem Vergleichstest mit vier beinahe identischen SIMPLON Rapcons mit unterschiedlichen Motoren festgestellt haben. Sobald wir die erste Testfahrt mit dem Haibike HYBE 10.5 bestritten haben, verraten wir euch, was unsere Stoppuhr und unser Popometer dazu sagen.

Fazit zum Haibike HYBE 10.5

Haibike hat am HYBE 10.5 einige bedeutsame Veränderungen vorgenommen, wie eine angepasste Rahmengeometrie, die in Richtung Racing hindeutet. Leider hat Haibike die Chance verpasst, andere Schmerzstellen wie die hohen Sattelrohre anzugehen, die uns bisher am HYBE gestört haben. Ob der Umstieg auf einen Alu-Rahmen und den Yamaha PW-XM-Motor zu mehr oder weniger Renntauglichkeit führt, lässt sich momentan noch nicht abschließend bewerten. Sobald wir einen Fahreindruck gesammelt haben, erfahrt ihr es hier zuerst.

Für mehr Infos, besucht Haibike.com.


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Words: Rudolf Fischer Photos: Haibike

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …