Der Bosch Performance Line CX ist einer der populärsten E-Bike-Motoren und in extrem vielen E-MTBs zu finden. Wir sind den Antrieb des Stuttgarter Motorenherstellers bereits an über 50 E-Mountainbikes gefahren und haben ihn für euch in der Praxis und im Labor im direkten Vergleich mit den neuesten Motoren getestet!

Dieser Test ist Teil unseres großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest. Einen Überblick über alle 13 von uns getesteten Motorensysteme, spannende Hintergrundinfos und eine Kaufberatung, worauf ihr beim E-MTB-Kauf achten solltet, erhaltet ihr hier!

Bosch Performance Line CX Race | 85 Nm | 2,75 kg | Hersteller-Website

Der Bosch Performance Line CX Race Limited Edition hat es faustdick hinter den Ohren, denn er wurde an die speziellen Anforderungen für E-MTB-Rennen angepasst und soll im Rennbetrieb entscheidende Vorteile bieten. Aufgrund der harten Bedingungen, bergauf wie bergab, sind Rennen ein gutes Umfeld, um Belastbarkeit und Performance eines E-MTB-Motorsystems zu testen. Bosch mischt schon seit einiger Zeit in der E-MTB-Racing-Szene mit und nutzt den engen Austausch mit den Athleten, um ihre Motoren immer weiter zu verfeinern. Wie das Kürzel „Limited Edition“ im Produktnamen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition bereits vermuten lässt, ist der 2022 vorgestellte Motor nur in einer begrenzten Stückzahl erhältlich. Bosch will damit sicherstellen, dass der Motor größtenteils den Weg in renn- oder zumindest Performance-optimierte High-End E-MTBs findet, wie z. B. das Orbea WILD M-LTD, Pivot Shuttle AM Team oder Mondraker Crafty Carbon XR. Die Basis für den CX-Race ist der bewährte Bosch Performance Line CX Motor aus dem Bosch Smart System, der fast baugleich ist und sich rein äußerlich nur durch die wenig aufregende graue Farbe und den Schriftzug unterscheidet. Es muss ja kein Ferrari-Rot sein, aber etwas mehr „Wow“ hätten wir uns schon gewünscht, zumal das Grau etwas billig wirkt.
Durch Gewichtsoptimierungen konnte Bosch knapp 150 g gegenüber dem herkömmlichen Performance Line CX einsparen, sodass beim Race-Motor der Zeiger der Waage bei 2,75 kg stehen bleibt. In Sachen Leistung besitzt der CX Race das gleiche Drehmoment von 85 Nm und dieselbe Maximalleistung von 600 Watt wie sein Pendant ohne Race-Kürzel, die maximale Tretunterstützung steigt im Race-Modus jedoch von 340 % auf 400 %. Das heißt, mit weniger Tret-Input gibt der Motor schneller seine Leistung frei.
Der CX Race ist Teil des modularen Bosch Smart System-Ökosystems, sodass es zahlreiche Optionen für Akkus, Displays und Remotes gibt, die kontinuierlich erweitert werden. In puncto Service weiß Bosch, wie es geht, kaum ein anderer Motorenhersteller bietet ein so gutes und globales Service-Netzwerk wie die Schwaben.

CX Race im Detail: Bosch Performance Line CX Race mit Abo im Fitnessstudio?

Auf den ersten Blick hat sich zum Performance Line CX kaum etwas geändert. Doch die Veränderungen stecken im Detail: Der CX Race verfügt über eine neue Motorsoftware, die die neue Unterstützungsstufe „Race“ beinhaltet und exklusiv nur bei den CX Race-Motoren zum Einsatz kommt. Neben dem neuen Race-Modus bleiben je nach Hersteller und Modell die altbekannten Fahrmodi Eco, Tour+, eMTB und Turbo erhalten. Dabei ist es dem Bike-Hersteller überlassen, welche vier Fahrmodi er wählt und ob er den Race-Modus anstelle des Turbo-Modus aufspielt, als fünfte Stufe einfach darüber platziert oder in einer beliebigen anderen Reihenfolge anordnet.

Neben dem neuen Race-Modus bleiben die altbekannten Unterstützungsstufen Eco, Tour+, eMTB und Turbo je nach Bike und Hersteller erhalten.

Wie der Bosch Performance Line CX ist auch der CX Race in das Bosch Smart System eingegliedert und mit den gleichen Akkus, Displays und Remotes kompatibel. An einem Race-Bike ergeben vor allem die minimalistische Mini-Remote, der im Bike integrierte System Controller und der etwas kleinere und leichtere 625-Wh-Akku Sinn. Viele Hersteller setzen aber auch den größeren 750-Wh-Akku. Der hat mit seinem recht hohen Gewicht von 4,38 kg eine relativ geringe Energiedichte von umgerechnet 171 Wh/kg. Andere Akkus mit vergleichbarer Kapazität kommen zum Teil sogar auf über 200 Wh/kg und besitzen damit ein besseres Verhältnis von Gewicht zu Akkukapazität. Wenige Hersteller wie z. B. Orbea lassen einem im Konfigurator die Wahl zwischen verschiedenen Akku-Optionen, zudem hat man die Möglichkeit, einen Range Extender mit zusätzlichen 250 Wh nachzurüsten, der sich an den Montagepunkten des Flaschenhalters transportieren lässt. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man in der Regel kurze Strecken fährt und sporadisch für die längere Tour mehr Akkukapazität benötigt.

An einem Race-Bike ergeben der ins Oberrohr integrierte Bosch System Controller und die Bosch Mini Remote durch ihre intuitive Bedienung Sinn.
Die minimalistische Bosch Mini Remote trägt zum cleanen Erscheinungsbild bei.
Der Range Extender mit 250 Wh lässt sich an den Montagepunkten des Flaschenhalters befestigen.

Wie gewohnt lassen sich eine Vielzahl von Einstellungen über die eBike Flow-App vornehmen. Neben umfangreicher Navigationsfunktion mit Einbindung des Höhenprofils lassen sich die Unterstützungsstufen individualisieren und eine Erklärung hilft Einsteigern, die Auswirkungen auf das Fahrerlebnis besser zu verdeutlichen. Durch den Diebstahlschutz eBike Alarm könnt ihr in Ruhe außerhalb der Sichtweite auf das Bike ein Powernap während des Rennens machen. Durch die Software wird die Motorfunktion deaktiviert und es erschwert Langfingern, mit eurem Bike einfach so davon zu radeln. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Connect Modul und das kostenpflichtige Premium Abo Flow+, das nach den ersten 12 kostenlosen Monaten mit 4,99 € pro Monat oder 39,99 € jährlich zu Buche schlägt.

Durch die Funktion Bosch eBike Alarm werden die Motorfunktionen lahmgelegt und es Langfingern erschwert, euer Bike zu entwenden.
Die Unterstützungsstufen lassen sich auf die eigenen Vorlieben in einem bestimmten Bereich anpassen.

Der Bosch Performance Line CX Race im Test – Lizenz zum Racen?

Auch beim Bosch Performance Line CX Race hat man – wie beim Bruder CX – je nach Bike und Hersteller die Unterstützungsstufen Eco, Tour+, eMTB und Turbo zur Auswahl. Der dynamische eMTB-Modus passt die Unterstützungsleistung an die jeweilige Fahrsituation an. Dabei spielt er auch im Vergleich mit den dynamischen Modi der Konkurrenz in einer eigenen Liga und regelt sehr gefühlvoll. Hier merkt man in der Standardeinstellung keinen Unterschied zum herkömmlichen Bosch Performance Line CX Motor. Wechselt man aber in den Race-Modus, macht der Motor uns plötzlich Feuer unter dem Hintern und der eigentliche Turbo-Modus wird überflüssig. Auch wenn man die Füße nur leicht in die Pedale fallen lässt, sorgen die 400 % Tretunterstützung für eine sehr schnelle Beschleunigung. Wie bei einem E-Auto setzt der Schub sehr direkt ein. Das sorgt für ein unnatürliches Fahrgefühl und auch das Aussetzen oberhalb der 25-km/h-Grenze fällt viel deutlicher aus. Hier zeigt sich auch im Labor, dass der CX Race einer der stärksten E-Bike-Motoren ist und die Nase immer ein klein wenig vor dem kleineren Bruder Bosch Performance Line CX hat. Nur die Motoren Panasonic GX Ultimate und Pinion MGU E1.12 sind dem Bosch Performance Line CX Race bei der Leistungsentfaltung überlegen und geben die Leistung noch schneller, aber auch unsanfter frei. An langen und steilen Climbs sorgt die nochmals gesteigerte Motorunterstützung dafür, dass der CX Race seltener bei einer niedrigen Trittfrequenz „absäuft“ und man seltener zum Stehen kommt. Ist das an einer kniffligen Stelle doch mal kurz der Fall, fällt das Anfahren durch das sehr direkte Ansprechverhalten leichter – vorausgesetzt, der Fahrer verfügt über eine gute Bike-Beherrschung und eine gute Gewichtsverteilung auf dem E-MTB. Anfänger werden hier so ihre Schwierigkeiten haben.

Durch die gesteigerte Kraftentfaltung kann das Vorderrad im Race-Modus schneller dazu tendieren, vom Boden abzuheben als beim Turbo-Modus in der Standardeinstellung. Wie stark das passiert, hängt vom jeweiligen Bike und der Fahrerposition ab. Kletterorientierte E-MTBs, die nicht zu einer steigenden Front an steilen Anstiegen neigen, könnten stark vom stürmischen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition-Motor profitieren und zu noch potenteren Uphill-Performern werden. Doch auch hier setzt die Physik ihre Grenzen und auf losem Untergrund kann das Hinterrad schnell durchdrehen. Darum kann es sich lohnen, in den gut abgestimmten eMTB-Modus runterzuschalten, bei dem der Motor deutlich gefühlvoller anfährt. In engen Kurven macht es ebenfalls meist Sinn, in den weniger stürmischen und exzellent abgestimmten eMTB-Modus zu wechseln. Geht es in ordentlicher Steigung dem Gipfel entgegen, wählt man wieder den Race-Modus.

Oft reichen schon ein bis zwei Kurbelumdrehungen aus, um das E-Mountainbike in Schwung zu versetzen, damit es einzelne Hindernisse überwinden kann. Der vom eMTB-Modus bereits bekannte Extended Boost-Motornachlauf hält im Race-Modus nochmals länger an und unterstützt noch besser über Felsstufen und Wurzelteppiche, an denen man kurz aufhören muss zu pedalieren. In manchen Situationen reicht es sogar aus, das vordere Pedal nur beherzt anzutippen, um nochmal eine halbe Hinterradumdrehung aus dem Motor herauszukitzeln. Folgt Schlüsselstelle auf Schlüsselstelle, hilft der Motor mit seinem direkten Ansprechverhalten und seiner hohen Kraftentfaltung, eigene Power-Tiefpunkte und Kadenzschwankungen auszugleichen, und gewährt dem Biker so ein gleichbleibendes Minimalmaß an Schub. Das kann man für sich nutzen, um das Bike über und zwischen Hindernissen zu manövrieren und neu auszurichten, auch wenn man selbst nur sehr unrund in die Pedale tritt. Aufgrund des längeren Motornachlaufs herrscht für einen Sekundenbruchteil mehr Spannung auf der Kette, weshalb man die eigenen Schaltvorgänge beim neuen Bosch-Motor mit mehr Bedacht durchführen sollte. Ein verfrühter Schaltvorgang kann dann deutlich mehr Stress für die Kette, Kassette und das Schaltwerk bedeuten.

Bergab bietet der Race-Modus für Racer kleine Vorteile durch schnelleres Herausbeschleunigen aus Kurven. In kniffligen Trail-Stücken ist jedoch mehr Vorsicht geboten: Tritt man unbewusst oder versehentlich in die Pedale, sorgt der Bosch-Motor immer für Schub und kann einen sogar aus der Kurve heraustragen. Hier bedarf es einer erhöhten Reaktionsfähigkeit und gut dosierbaren Bremsen, um nicht ungewollt die Spur zu verlassen. Auch hier gilt: Ein Motor ist nur so gut, wie das auf ihn abgestimmte E-MTB! Gerade beim CX Race gibt es Bikes, zu denen der Charakter des Race-Modus besser oder schlechter passt.

Fazit

Der Bosch Performance Line CX Race ist zwar speziell für Racing konzipiert, aber keineswegs spezieller. Im Gegenteil: Er bietet alles, was der Bruder CX kann, bei geringerem Gewicht und dem zusätzlichen Race-Modus. Im technischen Uphill eröffnet das neue Linienwahlen und Fahrmanöver. Mit entsprechendem Fahrkönnen sorgt der Motor für richtig Freude, und das nicht nur bei Racern. Wem der stürmische Race-Modus zu viel ist, der kann einfach einen Gang in einen der anderen Modi herunterschalten und hat quasi einen klassischen und nach wie vor hervorragenden Performance Line CX!

Tops

  • Race-Modus ermöglicht neue Linien und neue Fahrmanöver
  • hohes Maß an Konnektivität und Modularität mit vielen Konfigurationen
  • starkes globales Service-Netzwerk

Flops

  • Race-Modus bedarf mehr Vorsicht im technischen Gelände
  • schwerer Akku und geringe Akku-Energiedichte
  • graue Optik wirkt etwas billig

Für mehr Informationen besucht bosch-ebike.com


Das Testfeld

Einen Überblick über unseren großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest erhaltet ihr hier

Alle Motoren im Test: Bosch Performance Line CX | Bosch Performance Line CX Race | Bosch Performance Line SX (zum Test) | Brose Drive S Mag (zum Test) | FAZUA Ride 60 (zum Test) | GIANT SyncDrive Pro2 (zum Test) | Panasonic GX Ultimate (zum Test) | Pinion MGU E1.12 (zum Test) | Shimano EP801 (zum Test) | Specialized SL 1.2 (zum Test) | Specialized 2.2 (zum Test) | TQ HPR 50 (zum Test) | Yamaha PW-X3 (zum Test)


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Words: Mike Hunger Photos: Diverse

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.