Der Bosch Performance Line CX ist einer der populärsten E-Bike-Motoren und in extrem vielen E-MTBs zu finden. Wir sind den Antrieb des Stuttgarter Motorenherstellers bereits an über 50 E-Mountainbikes gefahren und haben ihn für euch in der Praxis und im Labor im direkten Vergleich mit den neuesten Motoren getestet!

Dieser Test ist Teil unseres großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest. Einen Überblick über alle 13 von uns getesteten Motorensysteme, spannende Hintergrundinfos und eine Kaufberatung, worauf ihr beim E-MTB-Kauf achten solltet, erhaltet ihr hier!

Bosch Performance Line CX | 85 Nm | 2,9 kg | Hersteller-Website

Der Bosch Performance Line CX ist der Platzhirsch unter den Motorsystemen der E-MTB-Welt und ein echter Allrounder. Er ist für den sportlichen Offroad-Einsatz konzipiert, kommt aber sowohl in radikalen E-MTBs zum Einsatz als auch in Offroad-Tiefeinsteigern bzw. Trekking-E-Bikes, Urban-E-Bikes und Gravel-E-Bikes. Alleine in unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest war in jedem dritten E-MTB ein Antrieb aus dem Hause Bosch verbaut, davon waren 7 Modelle mit dem Bosch Performance Line CX ausgestattet. Auch in unseren jährlichen Leserumfragen mit über 12.000 Teilnahmen wird Bosch jedes Jahr mit Abstand zur besten Marke gewählt. Dass die Marke so stark ist, liegt nicht nur an den sehr guten Produkten, sondern auch an der langjährigen Qualität und E-Bike-Pionierarbeit des deutschen Weltkonzerns. Das Motor-Modell Bosch Performance Line CX gibt es übrigens bereits seit 2015 und hat seitdem eine kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung erfahren. 2021 wurde das Bosch Smart System eingeführt, das dem Antriebssystem eine smartere Infrastruktur und eine Basis für zukünftige Features und Entwicklungen verpasst hat. Während beim Motor und Getriebe bis auf kleinere Hardware-Anpassungen das meiste beim Alten geblieben ist, wurde das Ökosystem mit Remotes und Displays komplett neu gedacht und auch der alte Kabelbaum musste einem neuen, optimierten Modell weichen. Das Bosch Smart System-Upgrade ist für euren alten Bosch-Motor leider nicht rückwärtskompatibel.

Der Bosch Performance Line CX bekommt vor allem intern eine wachsende Konkurrenz: Mit dem 2022 präsentierten Bosch Performance Line CX Race gibt es ein noch sportlicheres und stärkeres Modell im Portfolio der Reutlinger. Unter dem CX positioniert sich der kleinere und deutlich leichtere Performance Line SX-Motor, der 2023 präsentiert wurde. Er liefert zwar weniger Drehmoment – maximal 55 Nm statt 85 Nm –, aber die gleiche Maximalleistung wie der CX.
Was früher ein Schwachpunkt von Bosch war, ist heute eine Stärke: App-Connectivity und Individualisierbarkeit, sowie ein modulares Ökosystem mit zahlreichen Optionen für Akkus, Display und Remotes, das kontinuierlich erweitert wird. Getreu dem Motto: „Was lange währt, wird gut“ stehen bei Bosch Qualität und Sorgfalt vor Innovation und Schnelligkeit. Kaum ein anderer Motorenhersteller hat es so gut verstanden wie die Schwaben, dass ein dichtes und globales Service-Netzwerk wichtig ist – und entsprechend haben sie investiert!

Bosch Performance Line CX im Detail: Gewicht, Maximalleistung und Akku-Energiedichte

Vorweg: Klar geht es in diesem Test hauptsächlich um den Motor, aber jedes Motorsystem ist nur so gut wie das Bike, in dem es steckt. Beim Motorsystem hat Bosch viel zu bieten. Der 2,9 kg schwere Bosch Performance Line CX setzt bis zu 85 Nm Drehmoment frei und soll bis zu 600 Watt Maximalleistung liefern. Beim renommierten Prüfinstitut Velotech haben wir im Labortest gemessen, dass man je nach Trittfrequenz bereits zwischen 170 und 200 Watt Fahrerleistung im Turbo-Modus die maximale mechanische Leistung von 600 Watt aus dem Motor abrufen kann. Wer im Turbo-Modus stärker in die Pedale tritt, kitzelt nicht mehr Leistung aus dem Motor heraus. Das entspricht auch ungefähr dem vom Hersteller angegebenen Unterstützungsverhältnis von 340 %. Rein rechnerisch heißt das: Wer mit 176 Watt in die Pedale tritt, wird um das 3,4-Fache der Eigenleistung unterstützt und erreicht eine Maximalleistung von 600 Watt.
Das Bosch Smart System, wie es Bosch nennt, bietet eine Menge an unterschiedlichen Akkus, Displays und Remotes, die eine Vielzahl an Konfigurationen zulassen. Dabei lässt Bosch jedoch keine Individuallösungen von Drittanbietern zu und alle Bike-Hersteller können einzig und allein auf die originalen Bosch-Komponenten setzen. Der beliebteste Akku für den Bosch Performance Line CX ist – nach dem Bosch PowerTube 625 mit 625 Wh – der Bosch PowerTube 750 mit 750 Wh. Er hat mit seinem recht hohen Gewicht von 4,38 kg eine spezifische Energie von umgerechnet 171 Wh/kg und somit eine geringe Energiedichte. Andere Akkus mit vergleichbarer Kapazität kommen zum Teil sogar auf über 200 Wh/kg und besitzen ein besseres Verhältnis von Gewicht zu Akkukapazität. Wer längere Touren bestreiten will, kann sich den optionalen PowerMore 250 Range Extender mit zusätzlichen 250 Wh an seinem Bike befestigen.

Wer längere Touren bestreiten will, hat die Möglichkeit, auf den optionalen Range Extender PowerMore 250 mit 250 Wh zurückzugreifen.
Der Bosch PowerTube 750 bietet 750 Wh und ist der beliebteste Akku aus dem Bosch Smart System.

Nur ein Teil der angebotenen Displays und Remotes ist für richtiges Trailriding geeignet. Für abfahrtsorientierte E-MTBs ist vor allem der ins Oberrohr integrierte Bosch System Controller in Kombination mit der am Lenker befestigten Mini Remote eine gute Wahl. Die kabellose Remote und das Display bieten zwar nur eine Übersicht zu Akkustand und gewählter Fahrstufe über LEDs, überzeugen aber mit einer cleanen Optik und guter Bedienbarkeit. Alternativ gibt es die recht klobige Bosch LED-Remote, die die Schaltzentrale bildet und die Funktionen von Mini Remote und Systemcontroller vereint. Das bedeutet, dass man das Bike auch nur mit der LED-Remote fahren kann. Die Optik und Bedienung können dann aber beispielsweise nicht mit der schlanken Shimano SW-EN600L mithalten. Für mehr Informationsgehalt sollte man zum größeren Bosch Kiox 300- oder Kiox 500-Display greifen. Sie beherrschen zudem bei aktivierter Navigation eine schematische Weganzeige, die ein Abbiegen an Kreuzungen erleichtert. Allerdings gilt zu beachten, dass die Kiox-Displays durch die exponierte Standard-Halterung vor dem Vorbau ein gefährliches Leben bei einem Sturz führen.

Der ins Oberrohr integrierte Bosch System Controller bietet zwar nur eine Übersicht über Akkustand und gewählter Fahrstufe, ist aber für trailorientierte E-MTBs völlig ausreichend.
Für alle wichtigen Informationen inklusive Navigation hat Bosch das Kiox 300- oder Kiox 500-Display im Programm.
Die recht klobige Bosch LED Remote bietet die gleichen Funktionen wie der Bosch System Controller und lässt sich mit oder ohne Display fahren.

Aber nicht nur Akkus, Displays und Remotes sind Teil des Motorsystems, sondern auch die eBike Flow App. Über die übersichtlich gestaltete Benutzeroberfläche der App lassen sich verschiedene Motoreinstellungen vornehmen: Die jeweiligen Fahrstufen kann man in einem bestimmten Bereich anpassen, sodass immer ein Unterschied zu den angrenzenden Fahrmodi spürbar bleibt. Sie lassen sich in ihrer Dynamik, ihrem maximalen Drehmoment, der Stärke der Unterstützung sowie der Geschwindigkeit (im Rahmen der gesetzlichen Regularien) anpassen.
Um sich als Einsteiger besser zurechtzufinden, werden die vorgenommene Einstellung und die Auswirkung auf das Fahrerlebnis erklärt – top! Während andere Motorenhersteller die Navigation in eine zweite App auslagern, vereint die Bosch eBike Flow App alles in einer: Es lassen sich eigene Routen planen, die verbleibende Reichweite je nach Fahrmodi wird angezeigt. Eine so umfangreiche Navigationsfunktion bieten nur die wenigsten Mitstreiter an. Der Diebstahlschutz eBike Alarm schützt das Bike besser vor Langfingern. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Connect Modul und das kostenpflichtige Premium Abo Flow+, das nach den ersten 12 kostenlosen Monaten mit 4,99 € pro Monat oder 39,99 € jährlich zu Buche schlägt. Ebenfalls mit dem Bosch Performance Line CX kompatibel ist das Bosch ABS-System, das die E-Bike-Sicherheit auf ein neues Level hebt.

Die jeweiligen Fahrstufen kann man in einem bestimmten Bereich anpassen, sodass immer ein Unterschied zu den angrenzenden Fahrmodi spürbar bleibt.

Der Bosch Performance Line CX im Test – Smooth Operator

Auf dem Trail stehen euch je nach Bike-Hersteller vier Unterstützungsstufen Eco, Tour+, eMTB und Turbo zur Verfügung, die alle einen unterschiedlichen Charakter besitzen. In Sachen dynamische Fahrmodi spielt Bosch ganz vorne mit und stellt dem Rider die Modi Tour+ und eMTB an die Seite. Sie passen ihre Unterstützungsleistung an die jeweilige Fahrsituation an, sodass man während einer Tour nicht mehr zwischen den Modi zu wechseln braucht. Der Tour+ Modus ist der schwächere im Bunde und eignet sich gut zum Akku-Sparen oder für leichtere Fahrer als weniger stürmische Alternative zum kraftvolleren eMTB-Modus. Je nach Fahrsituation und Pedaldruck stellt der Tour+ Modus die Unterstützung zwischen 140 % und 340 % zur Verfügung. Dabei trifft die Software fast immer ins Schwarze und regelt sehr smooth. Hier kommen die Reifen bei entsprechender Fahrtechnik selbst auf nassen Wurzeln oder Steinen kaum ins Rutschen. Erklimmt man technische Uphills, unterstützt der eMTB-Modus durch einen kraftvollen und langen Nachlauf über Stufen und Hindernisse. Bosch nennt das Feature Extendend Boost. Der Turbo-Modus fühlt sich in der Standardeinstellung sehr kraftvoll und etwas stürmisch in der Anfahrt an und sorgt im Uphill für Shuttle-Feeling, mit dem man auch gut und gerne an der 25-km/h-Grenze Richtung Gipfel fliegen kann. Die schnelle Kraftentfaltung des Turbo-Modus wirkt in Summe dann aber weniger natürlich – Turbo-Modus eben! Freunde von Individualisierbarkeit haben die Möglichkeit, die sowohl progressiven Modi als auch alle anderen Fahrstufen über die eBike Flow App anzupassen.

Der Bosch Performance Line CX überzeugt vor allem durch sein herausragendes Fahrverhalten. Mit seinem smoothen Charakter und der großen Trittfrequenz-Bandbreite sorgt er im Uphill für viel Power bei gleichzeitig guter Dosierbarkeit, was auch unser Labortest untermauert. Der Motor steigert im stärksten Modus seine mechanische Leistung sehr linear und hält sie für eine große Trittfrequenz-Bandbreite aufrecht. Auch seine maximale Leistung erreicht der Bosch Performance Line CX bereits bei einer niedrigen Trittfrequenz und einer Fahrerleistung, die auch wenig trainierte Biker im Sitzen mit ein wenig Anstrengung erreichen können. So lässt der Bosch den ebenfalls 85 Nm starken Shimano EP801-Motor locker links liegen. An steilen Rampen schafft er es, selbst am noch stärkeren Brose Drive S Mag dranzubleiben. Dabei fühlt er sich aber nicht ganz so natürlich an, da er relativ früh seine maximale Power erreicht, während der Brose seine Leistung einen Tick geschmeidiger über die Trittfrequenzbandbreite hinweg steigert.

Fazit

Der Bosch Performance Line CX ist nicht der stärkste, nicht der leichteste und nicht der leiseste Motor, aber dennoch ein absoluter Platzhirsch! Er ist ein super Allrounder für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche. Doch der CX bekommt immer mehr hausinterne Konkurrenz durch den noch stärkeren Performance Line CX Race-Motor oder den deutlich leichteren SX-Motor mit ähnlicher Maximalleistung. Bosch ist nach wie vor die Benchmark, nicht nur in Sachen Fahrperformance, sondern auch in der hauseigenen Modularität und dem globalen Service-Netzwerk.

Tops

  • erstklassiger Allrounder
  • eMTB-Modus trifft immer ins Schwarze
  • hohes Maß an Konnektivität
  • starkes Service-Netzwerk

Flops

  • schwerer Akku und geringe Akku-Energiedichte
  • weniger natürliches Fahrgefühl im Turbo-Modus

Für mehr Informationen besucht bosch-ebike.com


Das Testfeld

Einen Überblick über unseren großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest erhaltet ihr hier

Alle Motoren im Test: Bosch Performance Line CX | Bosch Performance Line CX Race (zum Test) | Bosch Performance Line SX (zum Test) | Brose Drive S Mag (zum Test) | FAZUA Ride 60 (zum Test) | GIANT SyncDrive Pro2 (zum Test) | Panasonic GX Ultimate (zum Test) | Pinion MGU E1.12 (zum Test) | Shimano EP801 (zum Test) | Specialized SL 1.2 (zum Test) | Specialized 2.2 (zum Test) | TQ HPR 50 (zum Test) | Yamaha PW-X3 (zum Test)


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Words: Mike Hunger Photos: Diverse

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.