Da ist es! Mitte September vorgestellt, haben wir nun endlich Hand ans neue Haibike HYBE legen können. Nachdem der erste Hype ums HYBE schon wieder abgeflacht ist, sorgt das E-Mountainbike mit 170/160 mm Federweg weiterhin für Aufsehen. Nicht zuletzt wegen des Bosch CX Race-Motors im 10.000 € teuren Top-Modell soll es auch dem Renneinsatz gewachsen sein. Wir haben getestet, ob das stimmt!

Haibike HYBE 9 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 170/160 mm (v/h)
26,14 kg in Größe L | 7.399 € | Hersteller-Website

Wir schreiben das Jahr 1995. Zu der Zeit, als das Schengen-Abkommen Europa enger zusammenführt, wird Haibike gegründet – vom E-Hype noch keine Spur. Erst 15 Jahre später – also 2010 – präsentiert Haibike dann stolz das Haibike eQ Xduro SL auf 26”-Rädern. Ja, das waren noch Zeiten. Aber seither hat sich die Landschaft im E-Mountainbike-Markt dramatisch verändert: von Light-Assist-Motoren, was Haibike mit dem LYKE realisiert hat, bis hin zur nahezu nahtlosen Integration der E-Komponenten.

Den einzigartigen Look mit unverwechselbarem Wiedererkennungswert hat sich Haibike über die Jahre bewahrt, und das spiegelt sich im ersten dezidierten Race-Bike, dem neuen HYBE, wider. Der Name steht dabei einerseits für den Hype, den das Bike auslösen soll, und andererseits für eine transkribierte, stark verkürzte Form von Haibike – also eine Art Selbstreferenz. Dieses Bike betritt mit 170 mm Federweg vorne und 160 mm am Heck die Manege des E-Mountainbike-Rennzirkus. Dafür setzt das Top-Modell sogar auf Boschs getunte Antriebseinheit, den Performance Line CX Race-Motor – dieser Motor unterstützt im speziellen Race-Modus noch aggressiver und direkter beim Kampf um Zehntelsekunden.

Der Haibike-typische Knick im Oberrohr wurde zwar abgemildert, bleibt aber bestehen.
Die auffällige Farbkombo glänzt selbst nach einer Matschpartie noch.

Mit dem Anspruch, race-ready zu sein und sich in der E-Bike World Tour zu behaupten, macht das HYBE keine Kompromisse. Doch wie weit sind die Entwickler aus Sennfeld bei Schweinfurt wirklich gegangen? Wir haben das günstigere Haibike HYBE 9 unter verschiedenen Bedingungen auf unterschiedlichen Trails getestet. Das Bike setzt auf einen Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau, womit es ein Gewicht von 26,14 kg auf die Waage bringt. Zu einem Preis von 7.399 € wechselt es den Besitzer.

Das neue Haibike HYBE im Detail – Schrille Farben und bekannte Formen

Haibike war schon immer sehr auffällig. Neonlack und der markante Höcker auf dem Oberrohr sind hier Serie statt Sonderanfertigung – Understatement Fehlanzeige! So kommt auch das neue HYBE mit grellen Farben und der gewohnten Rahmenform, denn dieser stammt vom kleinen Bruder, dem Haibike ALLMTN, das mit anderen Komponenten ausgestattet wurde. Besonders beim Top-Modell HYBE 11 wurde beim Griff ins Farbtöpfchen nicht gegeizt: Blau, Lila sowie pinke Schriftzüge und Details. Das alles noch mit Metallic-Effekt untermalt, der in der Sonne wild glitzert.

Shine bright like a candy shop – beim Top-Modell hat sich Haibike an der Farbpalette des Süßwarenladens bedient (und unser Redakteur bei Rihanna feat. 50 Cent).

Das günstigere E-Bike-Fully HYBE 9 kommt hingegen etwas gediegener daher. Creme und Rot sind hier die Farben. Separat auswählen oder in irgendeiner Art konfigurieren lässt sich bei Haibike übrigens nichts, auch nicht die Farbe.
Die Logos sind beim HYBE Haibike-untypisch eher runterskaliert worden und bedecken nicht das gesamte Unterrohr, dennoch ist der Farbunterschied immer noch sehr präsent.
Ebenso auffällig geht es bei der Motorsystem-Integration zur Sache. Der Motor liegt als Eyecatcher offen im Tretlagerbereich, nach oben rotiert und präsent, und laut Haibike besonders gut belüftet. Zudem kann dadurch die Akku-Entnahme entspannt durchs Unterrohr nach unten hin erfolgen und der Schwerpunkt wandert etwas tiefer. Nominal leistet der CX Race, wie der „normale“ Bosch Performance Line CX-Motor, 85 Nm Drehmoment und ist damit stark genug für die steilsten Uphill-Stages. Mit dem Smart System ausgestattet, erlauben die Motoren viel Connectivity und Einstellungsmöglichkeiten wie Navigation und Motorcharakteristik. Gepaart wird das Motorsystem mit der dicken LED Remote und dem Kiox 300-Display am Lenker. Hier wären die kabellose Mini Remote mit Bluetooth und der System Controller im Oberrohr, ohne Display am Lenker, deutlich race-tauglicher und schöner gewesen.
In puncto Akku kommen beide Bikes mit dem Bosch PowerTube mit 750 Wh Kapazität. Um diesen zu entnehmen, muss eine 5-mm-Inbusschraube herausgedreht werden und anschließend das Motor-Cover vom Rahmen gezogen werden wie ein Strumpf vom Fuß. Dann noch ein beherzter Zug an der Textilschlaufe und der Akku rutscht euch schon entgegen. Ein Schlüssel wird zur Entnahme nicht benötigt.

Zuerst kommt das robuste Akku- und Motor-Cover runter …
… und dann kann der Akku einfach via Schlaufe entriegelt werden.
Geladen wird der Akku direkt oberhalb des Motors, der Ladeport schließt zuverlässig.
Auf dem Präsentierteller: Der Motor wird bei Haibike nicht kompliziert in den Rahmen integriert, sondern steht wortwörtlich im Mittelpunkt.

Entlang des gesamten Unterrohrs zieht sich Haibikes eigenes Modular Rail System MRS. Das lässt sich mit unterschiedlichsten Haltern bestücken, wie beispielsweise für Trinkflasche, Fahrradschloss oder Pannenset. Die verschiedenen Halter müssen separat erworben werden, können dann aber frei auf der Schiene positioniert werden, um den Bauraum bestmöglich auszunutzen.

Das Modular Rail System ist eine Schiene, auf der Flaschenhalter oder andere Befestigungsmöglichkeiten variabel platziert werden können.
Die Zugverlegung findet durch den Steuersatz statt und entledigt den Rahmen somit von auffälligen Cableports. Selber Schrauben wird dafür zur Herausforderung.

Die Zugverlegung am HYBE findet intern durch den Steuersatz statt, das sorgt für eine aufgeräumte Optik und einen cleanen Rahmen ohne Cableports. Am Alu-Hinterbau laufen die Züge und Leitungen ebenfalls intern, müssen aber wegen des nach vorn verlagerten Gelenks in der Kettenstrebe schon wieder früh aus dem Rahmen austreten und laufen im großen Bogen an ihren Bestimmungsort.

Durch das vorgelagerte Gelenk tritt der Schaltzug zur SRAM NX Eagle schon früh aus dem Hinterbau ans Tageslicht.
Der Kettenstrebenschutz ist zwar nicht besonders umfangreich, reicht aber, um das Bike leise zu machen und vor Beschädigungen zu schützen.

Der Kettenstrebenschutz des E-Mountainbikes wirkt zwar nicht besonders umfangreich, genügt aber, um das Bike leise zu machen. Dazu trägt wahrscheinlich auch die ausladend große Form des Hinterbaus bei, wobei die Kettenstreben weit unterhalb der Radachse verlaufen. So hat die Kette mehr Raum nach unten und verursacht weniger Kettenschlagen.

Die zwei Ausstattungsvarianten des Haibike HYBE 2024

Für das HYBE 11 setzt Haibike auf ein edles FOX Factory-Fahrwerk, bestehend aus FOX 38-Gabel und FLOAT X-Dämpfer – beide vielfältig einstellbar und mit der edlen goldenen Kashima-Beschichtung ein echter Hingucker. Kraftvolle MAGURA MT5-Vierkolbenbremsen mit 203-mm-Scheiben vorne wie hinten bringen euch auch auf den anspruchsvollsten Strecken zum Stehen. Geschaltet wird mit einer elektronischen SRAM GX Eagle 12-fach-Gruppe. Mit einer günstigen und schwereren SRAM SX Eagle-Kette wird hier allerdings genau da gespart, wo es nicht direkt sichtbar ist. Die hauseigene Dropperpost wächst im Hub mit den Rahmengrößen. In Größe S gibt’s 125 mm Hub, in M und L 150 mm und in XL 175 mm. Besonders Langbeiner werden hier allerdings nicht glücklich, weil die Länge der Stütze über alle Größen hinweg recht kurz ausfällt und zudem das Sitzrohr recht lang ist. Das HYBE 11 rollt auf Mavic E-Deemax-Laufrädern aus Aluminium. Würden wir bei einem Rennen an den Start gehen, würden wir ganz sicher nicht auf die verbaute Reifenkombi aus MAXXIS Minion DHF in der dünnen EXO-Karkasse und der harten MaxxTerra-Gummimischung an der Front und einem Minion DHR in der etwas stabileren EXO+ Karkasse und gleicher Gummimischung am Heck setzen. Für maximalen Grip bei Nässe und den von Haibike angepeilten Renn-Stages sollte man zumindest am Vorderrad auf die weichere MaxxGrip-Gummimischung umbauen und wenigstens hinten auf die deutlich robustere Doubledown-Karkasse upgraden. Denn nichts ist ärgerlicher als ein Defekt unterwegs!

Haibike HYBE 11

10.000 €

Ausstattung

Motor Bosch Peformance Line CX-R 85 Nm
Akku Bosch Powertube 750 Wh
Display BOSCH LED-Remote
Federgabel FOX 38 Factory 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 160 mm
Sattelstütze Haibike Dropper Post 125 - 170 mm
Bremsen Magura MT5 200/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle AXS 1x12
Vorbau Raceface Chester 35 mm
Lenker Raceface Atlas 785 mm
Laufradsatz Mavic E-DEEMAX 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF MaxxTerra EXO/ MAXXIS Minion DHR II MaxxTerra EXO+ 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Modular Rail System

Das von uns getestete Haibike HYBE 9 muss etwas auf den Glanz des HYBE 11 verzichten und wird mit deutlich günstigeren Parts bestückt – dafür geht es mit über 2.000 € weniger für 7.399 € über die Ladentheke. Das Fahrwerk glitzert nicht in Kashima-Gold, sondern besteht aus einer RockShox ZEB Select RC-Gabel und einem RockShox Super Deluxe Select+ Dämpfer. Besonders für fortgeschrittene Fahrer ist die hier sehr eingeschränkte Einstellbarkeit zu nennen. Anfänger finden dadurch zwar leichter ein grobes Setup, das ungefähr passt, Fortgeschrittenen werden indes die letzten Klicks zum Wunsch-Setup fehlen. Der Antrieb des HYBE 9 basiert auf einer mechanischen SRAM NX Eagle-Schaltgruppe und erfordert somit etwas mehr Wartung, weil die mechanische Zugspannung und die Leichtgängigkeit im Betrieb immer etwas nachlassen. Zudem sind die Schaltvorgänge unter Last deutlich ruppiger als bei der elektronischen Schaltung des großen Bruders HYBE 11. Zur Verzögerung kommen die Shimano SLX-Vierkolbenbremsen mit 203-mm-Scheibe zum Einsatz – diese bremsen ordentlich und sind auf langen Abfahrten standhaft. Die Dropperpost aus dem Hause Haibike und Reifen von MAXXIS sind dieselben wie beim Top-Modell.

Tuning-Tipp: Für mehr Bewegungsfreiheit, längere Dropperpost nachrüsten.

Haibike HYBE 9

7.399 €

Ausstattung

Motor Bosch Peformance Line CX 85 Nm
Akku Bosch Powertube 750 Wh
Display BOSCH LED-Remote
Federgabel RockShox ZEB Select RC 170 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ 160 mm
Sattelstütze Haibike Dropper Post 125 - 170 mm
Bremsen Shimano SLX 200/200 mm
Schaltung Shimano SLX 1x12
Vorbau Haibike TheStem 35 mm
Lenker Haibike TheBar 780 mm
Laufradsatz WTB ST i30 TCS 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF MaxxTerra EXO/ MAXXIS Minion DHR II MaxxTerra EXO+ 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 26,14 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 93 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Modular Rail System

Die Geometrie des Haibike HYBE 9 2024

Haibike spendiert dem HYBE vier Größen von S–XL. Von der Länge ist es dabei eher auf der kürzeren Seite mit Reach-Werten von 408 mm (S) bis 500 mm (XL). Der Lenkwinkel liegt mit 64,5° ziemlich genau im Mittelfeld dessen, was man aktuell an potenten E-MTBs findet – nicht zu steil und nicht zu flach. Mit 455 mm über alle Größen fallen die Kettenstreben ziemlich lang aus – trotz des kleinen Hinterrads. Dadurch, dass die Kettenstrebenlänge nicht an die jeweilige Rahmengröße angepasst ist, muss man im Hinterkopf behalten, dass sich die Balance zwischen den verschiedenen Rahmengrößen unterscheiden dürfte. Der Stack ist mit 644 mm in der von uns getesteten Größe L recht hoch und zieht die Front weit nach oben, was generell für Sicherheit sorgt. Unbehagen im Intimbereich dürfte dagegen das sehr lange Sitzrohr mit 470 mm in Rahmengröße L verursachen – das ist länger als der Reach und schränkt im Zusammenhang mit der nur 150 mm langen Dropperpost die Bewegungsfreiheit auf dem Trail stark ein.

Grösse S M L XL
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Oberrohr 560 mm 590 mm 625 mm 660 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 64.5° 64.5° 64.5° 64.5°
Sitzwinkel 76.3° 76.3° 76.3° 76.3°
Kettenstreben 455 mm 455 mm 455 mm 455 mm
BB Drop 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1.191 mm 1.223 mm 1.260 mm 1.296 mm
Reach 408 mm 435 mm 468 mm 500 mm
Stack 626 mm 635 mm 644 mm 653 mm

Das Haibike HYBE 9 auf dem Trail – So fährt sich das race-orientierte E-Mountainbike

Entgegen der race-lastigen Marketing-Parolen von Haibike fühlt sich das HYBE auf den ersten Metern sehr entspannt an. Die Sitzposition fällt sehr aufrecht und bequem aus und funktioniert auch für lange Renn- bzw. Tourtage gut. Die hohe Front sorgt für eine gleichmäßige Druckverteilung zwischen Händen und Gesäß, was in Verbindung mit dem Modular Rail System den Gedanken an lange Tourtage noch präsenter macht – das MRS mit Trinkflasche und Fahrradschloss ausgestattet, steht auch dem Zwischenstopp im Biergarten nichts im Weg. So fühlt sich das Bike trotz Größe L im Sitzen eher kompakt an, was auch zu den recht kurzen Reach-Werten passt.

Im Uphill bleibt die Sitzposition auf dem Haibike HYBE 9 entspannt, was nach wie vor Touren auch durch hügelige Landschaften denkbar macht. Erst wenn es sehr steil wird, neigt die Front etwas zum Steigen und benötigt Nachdruck vom Fahrer. Der Hinterbau wippt beim Treten nur leicht, generiert dadurch aber gute Traktion, sodass der Griff zum Climb-Switch bei Bergauf-Etappen unnötig ist.
Besonders fällt bezüglich der Haltung auf dem Bike auch der gewöhnungsbedürftig geformte Lenker aus dem Hause Haibike auf. Dieser ist sehr gerade und beinahe nach unten gebogen, was den Fahrer in eine eher passive Fahrposition zwingt. Piloten, die gern die Ellbogen ausklappen, sollten den besser austauschen.

Auf schnellen und ruppigen Geradeaus-Etappen fühlt sich das HYBE 9 wohler als in schnellen, engen Kurvenwechseln.

Wenn es grob und geradeaus hergeht fühlt sich das Haibike HYBE 9 am wohlsten und planiert den Trail zu einer Schotterpiste.

Geht es bergab, verleiht das Haibike HYBE 9 viel Sicherheit. Die 170/160 mm Federweg bügeln auch grobe Unebenheiten zuverlässig platt und die hohe Front steigert das Sicherheitsgefühl noch – so treten keine Überschlagsgefühle auf. Auf offenen Kurven benötigt das Vorderrad hingegen aktive Belastung durch den Piloten, um den Grip aufrechtzuerhalten.

Das Fahrwerk bügelt so eindrücklich, dass nur wenig Feedback beim Fahrer hängenbleibt. Das ist einerseits gut für eher passive Piloten, die blind draufhalten und einfach das Beste hoffen, macht es aber für fortgeschrittene Piloten schwer, einen aktiven Fahrstil beizubehalten. Durch Anlieger oder über Wellen pushen, das verpufft im Fahrwerk, und flink über den Trail huschen ist mit viel Kraftaufwand verbunden. Zudem liegen die Arme aufgrund des unergonomischen Lenkers enger am Oberkörper an und es wird einem erschwert, das Bike mit aktivem Armeinsatz bei aufrechtem Oberkörper in Schräglage für Kurven zu drücken.

Der unergonomisch geformte Lenker drängt den Piloten in eine eher passive Fahrposition…
… was unseren Tester Mikey nicht davon abgehalten hat, ordentlich die Ellbogen auszuklappen.

Wird der Trail enger und wartet mit schnellen Turns auf, gibt sich das HYBE 9 von seiner schwerfälligen Seite. Trotz des kleineren Mullet-Hinterrads ist viel Kraftaufwand seitens des Fahrers nötig, um das Bike durch enge Kurven zu wuchten. Hier spielt das etwas zähe Fahrwerk mit wenig Gegenhalt ebenso eine Rolle wie auch das relativ lange Heck. So werden spontane Richtungswechsel sehr fordernd auf dem HYBE.
Wird das Terrain sehr steil, stören zudem die kurze Dropperpost und das lange Sitzrohr. Beides schränkt die Bewegungsfreiheit nach hinten ein und man hat kaum Gelegenheit, vom kleineren 27,5” Mullet-Hinterrad zu profitieren und wird stattdessen schon vom Sattel aufgehalten – da lohnt sich der Griff zur Sattelklemme oder das Aufrüsten durch eine Dropperpost mit mehr Hub. Beispielsweise die OneUp V2 mit top Preisleistungsverhältnis.

Helm FOX Speedframe Pro | Brille Delayon Line Tracer | Shirt POC Reform | Hose Hiru Core Pants | Schuhe Fizik Gravita Tensor | Socken Vans

Für wen ist das Haibike HYBE 9 das richtige Bike?

Entgegen der lauten race-orientierten Ansagen von Haibike ist zumindest das HYBE 9 ohne CX Race-Motor eher das gutmütige Bike für Einsteiger als eine präzise Rennmaschine. Sowohl Tourer als auch Einsteiger können mit dem etwas schwerfälligen Bike über grobe Trails planieren und müssen nicht auf ausreichend Befestigungspunkte oder Sicherheit verzichten, sondern sich nur die akrobatischen Manöver verkneifen.
Aktive Fahrer, die gerne wilde Spielereien in ihren Lunchride einbauen, werden sich am wenig Feedback vermittelnden Fahrwerk stören. Beherzte Tuning-Maßnahmen an Lenker und Dropperpost sollten in Teilen schon Abhilfe schaffen. Für ein Fahrwerks-Update und die reaktivere Motor-Plattform samt elektronischer Schaltung lohnt sich wahrscheinlich sogar der Griff zum 10.000 € teuren Top-Modell HYBE 11.

Das Fazit zum Haibike HYBE 9

Haibike schafft es nicht ganz, das proklamierte Race-Prestige im Fahrverhalten umzusetzen. Dennoch ist das HYBE ein sehr sicherheitsvermittelndes Bike, das gleichsam mit guten Touring-Qualitäten und ausgefeilten Befestigungsmethoden glänzt. Zu dem fair bepreisten HYBE 9 für 7.399 € bekommt man den schrillen eigenständigen Auftritt gratis dazu. Wer mehr Race-Flair sucht, muss den Aufpreis in Kauf nehmen und fällt mit dem 11er-Modell noch mehr auf!

Tops

  • laufruhiges Bike mit schluckfreudigem Fahrwerk
  • Modular Rail System MRS lässt vielfältige Befestigungsmöglichkeiten zu
  • faires Preisleistungsverhältnis

Flops

  • zu kurze Dropperpost in Rahmengröße L
  • Lenker zwingt in passive Sitzposition
  • Reifen werdem dem Einsatzbereich nicht gerecht

Für mehr Infos besucht haibike.com


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Words: Julian Schwede Photos: Julian Schwede

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.