In unserem Offroad-Tiefeinsteiger-Vergleichstest konnte sich das CENTURION E-Fire Country F3500 bereits den Testsieg sichern. Nun versucht der überarbeitete Nachfolger, das Country R2600i, mit neuem Rahmen und Bosch-Motor auch den Trekking-E-Bike-Vergleichstest für sich zu gewinnen. Kann es die Siegessträhne aufrechterhalten?

CENTURION Country R2600i | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 80/- mm (v/h)
26,6 kg in Größe L | 4.199 € | Hersteller-Website

Das E-Bike ist Teil unseres großen Trekking-E-Bike Vergleichstest. Hier findet ihr eine Übersicht über das Testfeld und alle wichtigen Informationen zur neuen Generation von Trekking-E-Bikes.

Der Tiefeinsteiger für Offroad-Trekking – Das CENTURION Country R2600i im Test

Bei CENTURION hat man früh das Potenzial erkannt, das in Tiefeinsteigern steckt. Der Vorgänger, das CENTURION E-Fire Country F3500, konnte uns bereits 2018 mit seinem ausgereiften Konzept begeistern und sich in unserem großen Offroad-Tiefeinsteiger-Vergleichstest 2020 als Testsieger behaupten. Gelingt es dem komplett überarbeiteten Nachfolger, dem 4.199 € teuren und 26,6 kg schweren Country R2600i, die Erfolgsgeschichte im Trekking-E-Bike-Vergleichstest fortzuführen? Wir haben es in Größe L für euch getestet. Auf dem CENTURION nimmt man aufgrund der hohen Front in einer sehr aufrechten und entspannten Sitzposition Platz, die für eine gute Rundumsicht und viel Langstreckenkomfort auf Touren und in der Ebene sorgt. Die Position lässt sich über den höhen- und winkelverstellbaren Vorbau zudem auf die eigene Größe anpassen. Dem Hersteller aus dem schwäbischen Magstadt ist es gelungen, einen steifen Rahmen zu konstruieren, der sich trotz fehlendem Oberrohr nicht aufschaukelt – ein Problem, das häufiger bei Tiefeinsteigern auftritt und dem Kalkhoff Entice in unserem Vergleichstest schwer zu schaffen macht. Das Country R2600i zeigt sich hingegen spurstabil und vermittelt einen sehr laufruhigen Fahreindruck. Man kann sich entspannt in lange Kurven im Stadtpark lehnen oder um Hindernisse auf Trampelpfaden mit schnellen Lenkbewegungen manövrieren. Das CENTURION versprüht dabei einen wendigen Charakter, der sich direkt hinter dem sportlichen Trek Powerfly FS 9 und MERIDA eONE-FORTY Equipped einordnet.

Multitalent
Der höhenverstellbare PROCRAFT Adjustable Deluxe AICR-Vorbau lässt sich leicht auf die Körpergröße anpassen und führt alle Kabel sauber durch einen ACROS AZX Trekking Pro-Steuersatz – clean!
Inklusive Komfortpaket
Die PROCRAFT Drop-Suspension-Sattelstütze besitzt 120 mm Hub und einen Luftfederdämpfer, der sich auf das Körpergewicht einstellen lässt. Dadurch hat das CENTURION deutlich mehr Komfort als ein Hardtail mit starrer Sattelstütze.
Sichere Sache
Das ABUS SHIELD Plus 5740L teilt sich den Schlüssel mit dem Akkuschloss und ist praktisch, um das CENTURION bei kurzen Stopps zu sichern. Aktive Fahrer jedoch, die das E-Bike weit in alle Richtungen lehnen, stoßen mit der rechten Wade am Schloss an.
Das Glas ist halb voll und nicht halb leer
Das Country R2600i hat einen angenehm breiten Durchstieg. Will man ihn sich nicht versperren, macht es Sinn, nur die obere der beiden Flaschenhalteraufnahmen zu verwenden.
Nicht die hellste Kerze auf der Torte
Die Lezyne Mini STVZO blendet durch ihre gut definierte Lichtkante keine Mitmenschen, besitzt aber kein Fernlicht und ist für regelmäßige Nachtfahrten zu schwach.
Hat das Steuer fest im Griff
Wenn es einen Ort am Country R2600i gibt, der sicherer ist als im Sattel, dann bestimmt im massiven Steuerrohr. Er verleiht dem E-Bike eine robuste Optik.
Lean on me, when you’re not strong
Der schlichte CENTURION Racktime E-Trekking-Gepäckträger stützt sich auf nur zwei Streben und dem Schutzblech ab. Will man die maximale Zuladung von 20 kg auf 30 kg erhöhen, muss man ein Paar Zusatzstreben für 17,99 € erwerben.
Gut integriert
Der Bosch Performance Line CX-Motor wurde sauber in den Rahmen integriert. Der bullige Kühlergrill passt zu der robusten Anmutung des Country R2600i und greift mit seinem grellen Gelb das Design der farbigen Piktogramme auf.

CENTURION Country R2600i

4.199 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel SR SuntourMOBIE34 80 mm
Dämpfer - - mm
Sattelstütze PROCRAFT Drop-Suspension 120 mm
Bremsen Shimano DEORE BR-M6100 200/180 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x11
Vorbau PROCRAFT Adjustable Deluxe AICR 90 mm
Lenker PROCRAFT Riser Pro 700 mm
Laufradsatz PROCRAFT MPD23 27,5"
Reifen Schwalbe Smart Sam 2,25"

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 26,6 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 123 kg
Anhänger-Freigabe RICHTIG
Ständeraufnahme RICHTIG

Besonderheiten

Lezyne Mini STVZO Licht
ABUS SHIELD Plus 5750L Rahmenschloss

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Das wendige und gleichzeitig laufruhige Handling des CENTURION Country R2600i ermuntert dazu, anspruchsvolle Wege abseits des Radwegs zu erkunden.

Die Fahrsicherheit auf dem CENTURION Country R2600i

Abseits befestigter Wege wünscht man sich Reifen mit etwas mehr Bremstraktion. Auf asphaltierten Radwegen rollen die Schwalbe Smart Sam schnell und leise über ihren geschlossenen Mittelsteg. Bei härteren Bremsmanövern auf losen Schotterpisten tendieren sie aber früh dazu, zu blockieren und beim Anfahren auf z. B. nassen Wurzeln drehen sie leicht durch. Die ausgeprägten Seitenstollen hingegen sorgen in Kurven für ein sicheres Fahrverhalten. Geht es eine Rampe steil bergauf, bewirkt der hohe und hecklastige Schwerpunkt von Fahrer, E-Bike und Packtaschen, dass das Vorderrad leicht abhebt. Um das Vorderrad am Steigen zu hindern, reicht es aus, das Körpergewicht leicht nach vorne zu lehnen. Der progressive eMTB-Modus hilft durch seine feinfühlige Kraftentfaltung, die Traktion der Reifen nicht zu überfordern. Bergab freut man sich über verwinkelte Pfade, um das agile CENTURION in enge Kehren legen zu können. Für mehr Bewegungsfreiheit im Stehen lässt sich die gefederte PROCRAFT Drop-Suspension-Sattelstütze um 120 mm absenken. Schwere Fahrer haben auf langen Abfahrten mit Überhitzung der hinteren Bremse zu kämpfen. In Anbetracht der maximalen Zuladung von 123 kg, der zweithöchsten in unserem Trekking-E-Bike-Vergleichstest, empfehlen wir, die 180-mm-Bremsscheiben der Shimano DEORE-Zweikolbenbremse am Heck durch eine 200-mm-große Bremsscheibe für mehr Standfestigkeit zu tauschen. Dann sollten auch Fahrten mit 10 kg schweren Packtaschen keine Probleme bereiten, denn durch seinen steifen Rahmen und seine gute Fahreigenschaften bleibt das CENTURION selbst beladen leicht beherrschbar.

Helm POC Tectal Race | Shirt Oakley | Schuhe Five Ten Sleuth | Gepäckträgertaschen ORTLIEB Sport Roller City

Das softe Hardtail – Der Komfort auf dem CENTURION Country R2600i

Abgesehen von der sehr aufrechten und entspannten Sitzposition bietet das CENTURION Country R2600i noch weitere Komfort-Aspekte, die es für Touren tauglich machen. Gröbere Unwegsamkeiten wie Bordsteinkanten filtert die SR Suntour MOBIE34-Federgabel mit 80 mm Federweg raus. Die gefederte Sattelstütze absorbiert harte Schläge am Heck, sodass trotz viel Gewicht auf dem Sattel die Fahrt nicht zu unbequem wird. Der Härtegrad lässt sich per Luftdruck ans Körpergewicht anpassen – top! Mit dem Langstreckenkomfort der vollgefederten E-Bikes wie dem Riese & Müller Homage oder dem Trek Powerfly kann das Country R2600i zwar nicht mithalten, es positioniert sich aber deutlich vor den anderen Hardtails im Vergleichstest. Vibrationen aus der Fahrbahn nimmt man auf dem CENTURION trotzdem deutlich wahr, auch weil es den 27,5” großen und 2,25” breiten Reifen an Volumen fehlt. Das Auf- und Absteigen gelingt dem CENTURION dank absenkbarer Sattelstütze und dem tiefen und breiten Durchstieg am besten im Vergleichstest, selbst die anderen Tiefeinsteiger Homage und Kalkhoff Entice 5.B Advanced+ müssen sich ihm hier geschlagen geben.

Tuning-Tipps: große 200 mm Bremsscheibe für schwere Fahrer hinten montieren | Upgrade auf Bosch SmartphoneHub oder Bosch Nyon für bessere Navigation und Connectivity

Die Ausstattung und Connectivity des CENTURION Country R2600i

Das Bosch Kiox-Farbdisplay ist der Bordcomputer des CENTURION Country R2600i und sitzt in einer winkelverstellbaren Halterung auf dem Vorbau. Über den praktischen USB-Port am unteren Ende kann man während der Fahrt das Smartphone oder ein externes Navi laden. Ein umfassendes Connectivity-Paket bietet es aber nicht. In Verbindung mit einem Smartphone kann es Turn-by-Turn-Navigationshinweise anzeigen, aber keine Karte darstellen. Für ein ausgereifteres Navigationssystem bietet sich ein Upgrade auf das Bosch SmartphoneHub an (229 € mit Remote) oder ganz ohne Smartphone auf das Bosch Nyon-Display (349 €). Der Umbau erfordert nicht mal einen Händlerbesuch, sondern nur ein klein wenig handwerkliches Geschick, da sich Kiox, Nyon und SmartphoneHub dieselben Stecker für die Lenkerremote und für den Motor teilen. Die Alltagsausstattung liefert ein stimmigeres Bild ab als die Connectivity-Features. Die Schutzbleche sind sehr solide, der Ständer klappert zwar etwas bei größeren Absätzen, ist aber sonst stabil, der großzügige Curana Fly-Kettenschutz hält die Hose sauber und das ABUS SHIELD Plus 5750-Rahmenschloss lässt sich mit dem Schlüssel des Akkuschlosses verriegeln. Für eine gute Lichtkante sorgt das Leyzne Mini STVZO E65-Frontlicht, allerdings fehlt für regelmäßige Nachtfahrer eine Fernlichtfunktion. Das am Heckgepäckträger angebrachte TRELOCK LS 611 DUO FLAT-Rücklicht mit eingebautem Reflektor sorgt dafür, nicht übersehen zu werden, wirkt aber im Vergleich beispielsweise zur HERRMANS H-CARGO-Lampe am MERIDA eONE-FORTY nur wenig hochwertig.

Das Beste aus zwei Welten
Das Country R2600i vereint Komfort und Sicherheit eines Tiefeinsteigers mit der Touren-Performance von modernen Trekking-E-Bikes.

Hohe Qualität zum niedrigen Preis – Das CENTURION Country R2600i im Detail

In Sachen Verarbeitungsqualität zeigt das günstige CENTURION der zum Teil deutlich teureren Konkurrenz, wie es gemacht wird. Die Züge vor dem Cockpit verlaufen gut sortiert in den Steuersatz und sorgen für eine saubere Silhouette. Der kraftvolle Bosch Performance Line CX-Motor wurde gut in den Rahmen integriert und mit einem auffälligen, knallgelben Kühlergrill in Szene gesetzt. Der Kühlergrill greift das Design der vielen selbsterklärenden Piktogramme auf, die E-Bike-Neulingen den Umgang mit dem Tiefeinsteiger erleichtern sollen und z. B. auf den Ladeport hinweisen. Er sitzt weit oben auf dem Unterrohr und wird von einem praktischen Magnetverschluss abgedeckt. Beim Akku hat sich CENTURION für zwei Flaschenhalter auf dem Unterrohr und gegen eine bequeme Entnahme nach oben entschieden. Der Nachteil: Will man den 625-Wh-Akku extern aufladen, muss man das etwas fummelige Akku-Cover öffnen und ihn nach unten aus dem Unterrohr entnehmen.

Das CENTURION Country R2600i bringt hart und weich in Einklang: hart für die Fahrstabilität, soft beim Fahrkomfort!“

Unser Fazit zum CENTURION Country R2600i

Das CENTURION Country R2600i spielt viele Komfort- und Sicherheits-Vorteile eines Tiefeinsteigers mit Bravour aus und lässt sich durch sein stabiles Fahrverhalten entspannt über lange Strecken chauffieren. Gleichzeitig hat es ein intuitives Handling und lässt sich wendig über unbefestigte Wege dirigieren. Daher eignet sich das CENTURION für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen. Durch die gute Ausstattung und den attraktiven Preis macht das CENTURION den Sack zu und räumt unseren Kauftipp ab. Nur auf langen Trips kann das Hardtail mit dem Komfort der besten im Test nicht mithalten.

Tops

  • tiefer und bequemer Einstieg
  • intuitives Handling
  • guter Sitzkomfort durch gefederte Sattelstütze
  • Aufnahmepunkt für zwei Flaschen oder Ausrüstung

Flops

  • fummelige Akkuentnahme nach unten
  • aktive Biker stoßen am ABUS 5750 PLUS-Rahmenschloss an

Mehr Informationen findet ihr auf der Hersteller-Website

Der Test des CENTURION Country R2600i ist Teil unseres großen E-Bike Vergleichstests „Das beste Trekking-E-Bike 2021 – 8 moderne E-Bikes für Touren im direkten Vergleich“. Wir haben 4 verschiedene Konzepte und 8 Bikes verglichen und sagen euch, worauf es ankommt und welches das beste E-Bike für den Trekking-Einsatz ist!

Alle Bikes im Test

CENTURION Country R2600i | FLYER Goroc3 6.50 | Greyp T5.2 | Kalkhoff Entice 5.B Advanced + | MERIDA eONE-FORTY EQ | Niner RLT e9 RDO | Riese & Müller Homage GT Touring | Trek Powerfly FS 9 Equipped


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Words: Rudolf Fischer Photos: Valentin Rühl, Jonas Müssig

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …