Das Team von Greyp möchte das T5.2 Trekking-E-Bike durch High-Tech auf das nächste Level heben und vermischt klassische Trekking-Bauweise mit modernster Connectivity-Technologie. Kann das Greyp T5.2 mit MPF 6.0c-Motor, 700-Wh-Akku und permanenter Online-Verbindung den Trekking-Vergleichstest für sich entscheiden?

Greyp T5.2 | MPF 6.0c/700 Wh | 100/- mm (v/h)
26,8 kg in Größe L | 5.500 € | Hersteller-Website

Das E-Bike ist Teil unseres großen Trekking-E-Bike Vergleichstest. Hier findet ihr eine Übersicht über das Testfeld und alle wichtigen Informationen zur neuen Generation von Trekking-E-Bikes.

Das Greyp T5.2 im Test: So fährt sich das High-Tech Trekking-E-Bike

In Sachen Software- und Batterietechnologie leistet das kroatische Team von Greyp Pionierarbeit. Statt einfach nur Motoren in E-Bikes zu integrieren, fokussiert man sich bei Greyp auf die Kernkompetenz und versucht ein datengetriebenes Bike-Erlebnis zu erschaffen. Wir wollten uns selbst ein Bild von der neuen digitalen E-Bike-Welt machen und haben auf dem 5.500 € teuren und 26,80 kg schwere Topmodell Greyp T5.2 in Größe L Platz genommen. Auf dem E-Bike sitzt man durch den steilen Sitzwinkel zentral über dem Motor und der Oberkörper wird weit nach vorne geschoben. Dadurch lastet in der Ebene viel Druck auf den Handballen, was vor allem bei längeren Touren stark ermüdend ist. Bestreitet man die Touren auf gut befestigten Radwegen, wird man mit dem Handling des Greyp keine Schwierigkeiten bekommen. Man kann sich ebenso leicht um den Stadtpark-See in langgezogene Kurven lehnen wie im engen Stop-and-go-Verkehr durch die Innenstadt schlängeln. Auch mit Gepäck am Heck ändert sich an den Fahreigenschaften auf asphaltierten Straßen wenig. Auf nicht befestigten Wegen hingegen liefern die nur sehr schwach profilierten Schwalbe G-One Allround-Reifen wenig Traktion und sorgen so für lange Bremswege. Das trübt das Vertrauen in die Fahrsicherheit des Greyp T5.2, sobald man den Asphaltdschungel verlässt. Die Formula Cura-Bremse selbst bietet eine knackige Brems-Performance. Trotz Zweikolben-Bauweise erzeugt sie viel Bremskraft mit nur einem Finger.

Selbst ein Bombenentschärfungskommando wüsste hier nicht mehr, welcher Draht wohin führt. Bei Greyp arbeitet man mit fünf (!) unterschiedlichen Funkstandards, kommt aber trotzdem nicht um einen hässlichen Kabelbaum herum.
Vertane Chance
Statt der massiven Sattelstütze hätten wir uns eine absenkbare und gefederte Variante gewünscht. So leidet der Sitzkomfort unter dem sehr straffen Heck.
Einfach Gold wert
Die RockShox 35 Gold-Federgabel sorgt für den nötigen Fahrkomfort an der Front. Durch eine leicht verständliche Luftdrucktabelle auf dem Tauchrohr und der Dämpfungsmarkierung auf dem Standrohr (übrigens die einzige Im Testfeld) ist sie einfach auf das eigene Gewicht einstellbar.
Kommandozentrale
Unter dem 3”-Display versteckt sich ein vollwertiger Computer mit Linux-Betriebssystem. Über dem Display befindet sich die weiche Gummiklammer, die die meisten Smartphones mit und ohne Hülle sicher an Ort und Stelle festhält.
Kraft aus Fernost
Greyp vertraut beim Antrieb auf den in Europa nur wenig verbreiteten MPF 6.0c-Motor aus Taiwan. Mit 90 Nm Drehmoment hat er nominell das höchste Drehmoment im Test, bei der Leistungsentfaltung hinkt er den Platzhirschen von Bosch und Shimano aber hinterher.
Bringt Licht ins Dunkel
Der Heckgepäckträger transportiert nicht nur MIK- und ORTLIEB QL3.1-kompatible Taschen, sondern ist auch Träger für das Rücklicht und die Weitwinkelkamera am Heck. Die Kameras streamen während der Fahrt ein Live-Video aufs Smartphone und können auch per App-Fernbedienung ausgelöst werden.
Fitness 2.0
Zum Lieferumfang gehört ein Armband, das über zwei optische Sensoren den Puls misst und die Daten per Bluetooth und ANT+ ans Smartphone weiterleitet. In der Greyp-App lässt sich ein Zielbereich für den Puls definieren, das E-Bike reguliert seinen Motor-Support dann automatisch.

Greyp T5.2

5.500 €

Ausstattung

Motor MPF 6.0c 90 Nm
Akku Greyp custom 700 Wh
Display Greyp CIM
Federgabel RockShox 35 Gold RL 100 mm
Dämpfer - - mm
Sattelstütze Alu - mm
Bremsen Formula Cura (mit Bremssensor) 200/180 mm
Schaltung SRAM GX/NX Eagle 1x12
Vorbau Greyp custom mit eingebauter Kamera 50 mm
Lenker Ergotec 720 mm
Laufradsatz BlackJack Ready 25 29"
Reifen Schwalbe G-One Allround 2,25"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 26,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 113 kg
Anhänger-Freigabe FALSCH
Ständeraufnahme RICHTIG

Besonderheiten

Front- und Heckkamera
integriertes GPS und 3G Modul, Herzfrequenzarmband
Greyp Heckgepäckträger mit ORTLIEB QL3.1-Standard
Busch & Müller Lichtanlage

Gerade noch die Kurve gekriegt
Die vielen Connectivity-Features in der Greyp-App können schon mal ablenken und Abbiegehinweise des Navis vergessen lassen. Zum Glück lässt sich das T5.2 sowohl bequem in die Kurve legen als auch aufrecht um Hindernisse zirkeln.

Hardware statt Software – Der Komfort auf dem Greyp T5.2

An der Front leistet eine RockShox 35 Gold-Federgabel mit 100 mm Federweg beim Abfedern von kleineren Vibrationen und auch größeren Schlägen einen guten Job. Für den Fahrkomfort am Heck fehlt es aber an einem passenden Counterpart. Den 2,25” schmalen Schwalbe G-One-Reifen mangelt es zudem an Volumen, um Fahrbahnunebenheiten auszubügeln. Der steife Hardtail-Rahmen aus Alu und die massive Sattelstütze geben alle Stöße auf das Hinterrad nahezu ungefiltert an den Biker weiter. Darunter leidet der Fahrkomfort enorm, sodass das Greyp nicht mehr Komfort liefert als das super sportliche Niner RLT e9 RDO Gravel-Bike und sich den vollgefederten Bikes wie dem Riese & Müller Homage um Welten geschlagen geben muss. Durch die hohe Überstandshöhe des Rahmens und der fest stehenden Sattelstütze gestaltet sich auch das Auf- und Absteigen mühselig. Dazu kommt der Bedienkomfort im Cockpit: Zwar sind die ergonomischen Einfingerhebel der Formula Cura-Bremsen gut zu bedienen, hingegen ist die Lenkerremote mit sieben Tasten und einem Joystick überladen und gewöhnungsbedürftig. Die Geräuschkulisse aus klapperndem Fahrradständer verlangt ebenfalls nach etwas Gewöhnungszeit. Leise und funktional hingegen ist die restliche Alltagsausstattung aus soliden Metallschutzblechen und dem Gepäckträger mit MIK- und ORTLIEB QL3.1-Befestigungen und einer Zuladung von maximal 25 kg. Nur die Lichtausbeute aus dem Busch & Müller IQ-XS-Frontlicht ohne Fernlichtfunktion ist für Nachtfahrten zu gering.

Helm POC Tectal Race SPIN | Jacke GONSO Sura Plus | Gepäckträgertasche ORTLIEB Sport Roller City

Die Connectivity-Funktionen des Greyp T5.2 im Detail

Bei der Connectivity schlägt in unserem Trekking-Vergleichstest die Sternstunde des Greyp T5.2, denn das E-Bike ist besser vernetzt als der Facebook-Account von Mark Zuckerberg. Startet man das Greyp T5.2, fährt sich das System eine halbe Minute lang hoch. Daher empfehlen wir, das E-Bike nie komplett auszuschalten, sondern nur in den Stand-by-Modus zu wechseln, das schont das Zeitkonto und das Nervenkostüm. Ohne verbundenes Smartphone zeigt das leicht ablesbare 3”-Display vor dem Vorbau alle Basisdaten klar geordnet an. Spannt man das Smartphone in die Klammer vor dem Display und koppelt es per Wi-Fi mit dem E-Bike, kann man auf viele Zusatz-Features in der Greyp-App zugreifen. Im Ride-Modus der App kann man das Smartphone zum Navigieren nutzen. Die App zeigt die ermittelte verbleibende Reichweite aus dem Akku als Kartenausschnitt an, dabei werden Topographie und Motorunterstützung in die Berechnung miteinbezogen. Für Fitness-Fans legt Greyp dem E-Bike ein Armband mit Pulsmesser bei, sodass das T5.2 die Motorunterstützung an euer Trainingsziel anpasst. Die Fahrt lässt sich mit den fest verbauten Weitwinkelkameras an Front und Heck aufzeichnen und live wiedergeben. So kann man das Smartphone als Rückspiegel mit einer kleinen Verzögerung von knapp einer Sekunde verwenden, um Familienmitglieder auf Radtouren im Blick zu behalten– top.

Das Greyp T5.2 strotzt vor Connectivity: eSim, Wi-Fi, Mobilfunk, GPS, Bluetooth, ANT+ und USB-Stecker. Bei Greyp nutzt man wirklich jede Verbindung!“

Auch abseits des E-Bikes gut vernetzt: Die Fernsteuerungsfunktionen des Greyp T5.2

Entfernt man sich vom Greyp T5.2, hören die Connectivity-Funktionen nicht auf. Eine fest verbaute eSim gewährleistet, dass das Greyp T5.2 dauerhaft online ist. Dank einer Kooperation mit T-Mobile bleibt der Datentarif bis Ende 2025 kostenfrei. Hat man einmal sein Greyp T5.2 mit der Greyp-App verbunden, kann man im Remote-Modus weiterhin auf das E-Bike zugreifen. So kann das E-Bike eine Benachrichtigung verschicken, falls es bewegt wird, und auf einer Karte den Standort anzeigen. Per sogenanntem Kill-Switch lassen sich die Motorfunktionen deaktivieren und es ist sogar möglich, sich Fotos von den Kameras zusenden zu lassen. Dadurch besitzt das Greyp einen wirkungsvollen Diebstahlschutz, wie ihn sonst nur das Riese & Müller Homage in unserem Vergleichstest bietet. Die starke Vernetzung geht allerdings zu Kosten der sauberen Optik und Zuverlässigkeit. Vor der Front verlaufen zahlreiche Kabel und Stecker, die sich während unseres Tests gelöst haben, wodurch sich der Motor abschaltet. Auch die Bremslichtfunktion der verbundenen Formula Cura-Bremsen hat im Test an einem Wackelkontakt gelitten.

Macht euch noch schnell einen Tee, ich muss kurz mein Fahrrad hochfahren.“

Easy Rider
Das Greyp T5.2 lässt sich von Gepäck auf dem Heckträger nicht ins Handling reinpfuschen. Solange der Fahrbahnbelag mitspielt, ist es ein guter Transporter.

Tuning-Tipps: Standby-Modus benutzen statt das E-Bike herunterzufahren | gefederte und absenkbare PROCRAFT Drop-Suspension-Sattelstütze nachrüsten

Der MPF 6.0c-Antrieb des Greyp T5.2 im Detail

Die Kinderkrankheiten wie Wackelkontakte und lange Ladezeiten zeigen, dass die Spitze des Eisbergs in Sachen Connectivity noch lange nicht erreicht ist. Schnellere Prozessoren und mehr Funkverbindungen könnten Abhilfe schaffen. Immerhin sind Motor- und Akku-Software bereits Over-the-Air-updatefähig. Beim Motor setzt Greyp mit dem MPF 6.0c auf einen Exoten. Im Gegensatz zur Konkurrenz von Shimano und Bosch bietet der MPF-Antrieb mit 90 Nm auf dem Papier etwas mehr Drehmoment, kann bei der Kraftentwicklung aber nicht mithalten. Trotz höchster Sensitivitäts-Einstellung in der App spricht er verzögert an. Die erste Kurbelumdrehung muss man aus eigener Kraft leisten und bei niedriger Kadenz gelingt es dem Motor nicht, viel Drehmoment zu entfalten. Besonders beim Anfahren an Rampen hat man daher mit dem MPF-Motor gegenüber den progressiven eMTB- bzw. Trail-Modi von Bosch und Shimano das Nachsehen. Auch der Einsatz eines pannenanfälligen Speichenmagnets und der deutlich spürbare Tretwiderstand bei ausgeschaltetem Motor sind nicht on par mit der Konkurrenz. Der Akku für den Antrieb stammt von Greyp selbst und besitzt beachtliche 700-Wh-Akkukapazität. Er verfügt über einen praktischen USB-Anschluss, um Gadgets wie ein externes Navi während der Fahrt zu laden, sitzt teilintegriert auf dem Unterrohr und kann leicht nach oben entnommen werden. Dadurch mussten die zwei Flaschenhalteraufnahmen ans Sattelrohr und Unterrohr wandern, was mit manchen Flaschenhaltern den Zugang zum Ladeport über dem Motor erschwert. Hier bietet sich der magnetische Flaschenhalter von FIDLOCK an.

Unser Fazit

Beim Greyp T5.2 stehen die hochmodernen Connectivity-Features im starken Kontrast zu der in die Jahre gekommen Trekking-Bike-Bauweise. Wer viel Wert auf die starke Vernetzung eines E-Bikes legt oder die schönsten asphaltierten Radrouten Europas auf Video aufzeichnen will, kann hier fündig werden. Der mangelnde Grip und Fahrkomfort abseits befestigter Wege schränken das Einsatzgebiet aber stark ein, sodass sich das Greyp T5.2 im Kampf um den Titel bester Trekking-E-Bike Allrounder früh geschlagen geben muss.

Tops

  • Connectivity
  • Abschließen und Orten per Smartphone-App
  • Herzfrequenz-gesteuerte Unterstützungsstufen
  • gute Darstellung im Display

Flops

  • mangelnder Fahrkomfort schränkt Einsatzgebiet stark ein
  • chaotische Kabelverlegung und Wackelkontakte
  • System fährt langsam hoch
  • Kraftentfaltung und Tretwiderstand des Motors

Mehr Informationen findet ihr auf der Hersteller-Website

Der Test des Greyp T5.2 ist Teil unseres großen E-Bike Vergleichstests „Das beste Trekking-E-Bike 2021 – 8 moderne E-Bikes für Touren im direkten Vergleich“. Wir haben 4 verschiedene Konzepte und 8 Bikes verglichen und sagen euch, worauf es ankommt und welches das beste E-Bike für den Trekking-Einsatz ist!

Alle Bikes im Test

CENTURION Country R2600i | FLYER Goroc3 6.50 | Greyp T5.2 | Kalkhoff Entice 5.B Advanced + | MERIDA eONE-FORTY EQ | Niner RLT e9 RDO | Riese & Müller Homage GT Touring | Trek Powerfly FS 9 Equipped


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Rudolf Fischer Photos: Jonas Müssig

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …