Das MERIDA eONE-FORTY EQ mit Shimano EP8-Motor ist ein reinrassiges E-Mountainbike für den Trail-Einsatz. Durch seine konsequent gewählte Alltagsausstattung will es zudem alle Kriterien eines Trekking-E-Bikes erfüllen. Ob das Konzept aufgeht und wie sich das Fully im Trekking-Einsatz schlägt, erfahrt ihr hier.
Das E-Bike ist Teil unseres großen Trekking-E-Bike Vergleichstest. Hier findet ihr eine Übersicht über das Testfeld und alle wichtigen Informationen zur neuen Generation von Trekking-E-Bikes.
Trail-Performance für den Trekking-Einsatz – Das MERIDA eONE-FORTY EQ im Test
Das MERIDA eONE-FORTY EQ nähert sich dem Trekking-Segment aus der Ecke des E-Mountainbike-Sports, denn dafür wurde es ursprünglich entwickelt. Das Trail-Performance- orientierte E-Mountainbike-Fully soll durch seine Alltagsausstattung auch im Trekking-Einsatz eine formidable Figur abgeben. Wir haben das 4.799 € teure und 25,2 kg schwere MERIDA daher nicht nur auf Trails getestet, sondern auch auf abwechslungsreichen Touren, um herauszufinden, ob sich das wilde eONE-FORTY auch als modernes Trekking-E-Bike eignet. Auf dem eONE-FORTY in Rahmengröße M nimmt man zentral und leicht gedrungen Platz – ein E-Bike in Größe L mit entsprechend mehr Bewegungsfreiheit, konnte MERIDA für den Test leider nicht stellen. In sportlicher E-Mountainbike-Manier sitzt man nach vorne über den Lenker gelehnt. Auf Touren lastet permanent Druck auf den Handflächen und Arme und Brust müssen mehr Arbeit leisten, um den Oberkörper zu stützen als auf den E-Bikes mit aufrechter Sitzposition, wie dem CENTURION Country R2600i. Lässt man sich auf die aktive Sitzposition ein oder richtet sich aus dem Sattel auf, erhalten geübte Fahrer viel Traktion am Vorderrad und ein hohes Maß an Kontrolle. Über den langen Hebel des 780 mm breiten Lenkers lässt sich das MERIDA präzise auf die angepeilte Spur dirigieren. Geübte Fahrer meistern damit selbst anspruchsvolle Abfahrten auf Trails und knifflige Offroad-Situationen mit Bravour und reichlich Fahrspaß. Fahranfänger und alle ohne aktive Fahrposition müssen hingegen eine steile Lernkurve durchlaufen, um mit dem MERIDA im unwegsamen Gelände die Linie zu halten.
MERIDA eONE-FORTY EQ
4.799 €
Ausstattung
Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 (504 in S) Wh
Display Shimano SC-E5003
Federgabel SR Suntour ZERON35 140 mm
Dämpfer SR Suntour RS-EDGE 133 mm
Sattelstütze MERIDA COMP TR 100 – 150 mm
Bremsen Shimano MT420 200/200 mm
Schaltung Shimano DEORE 1x11
Vorbau MERIDA Expert eTRII 50 mm
Lenker MERIDA Expert eTR 780 mm
Laufradsatz Merida Comp Tr 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Rekon 2,4"/2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL XXL
Gewicht 25,24 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 114 kg
Anhänger-Freigabe RICHTIG
Ständeraufnahme RICHTIG
Besonderheiten
Lezyne STVZO E115 /Hermans H-Cargo
Minitool
Fahr-Performance gebändigt – Die Fahrsicherheit auf dem MERIDA eONE-FORTY EQ
Der flache Lenkwinkel, die kurzen Kettenstreben und das Konzept mit gemischten Laufradgrößen entstammen allesamt dem E-Mountainbike-Bereich. Das 29”-große Vorderrad des MERIDA verbessert das Überrollverhalten, während das kleine 27,5”-Hinterrad dem Heck mehr Agilität verleihen soll. Bemerkbar macht sich das besonders abseits befestigter Wege, wo das eONE-FORTY selbst vor anspruchsvollen Abfahrten nicht zurückschreckt und dazu anregt, den Trampelpfad dem Radweg vorzuziehen. Dort folgt es wieselflink allen Lenkbefehlen und ermöglicht es, mit etwas Geschick das Heck um die Kurven zu werfen. Zusatzgewicht durch Gepäckträgertaschen kaschiert es in der Ebene gekonnt durch den tiefliegenden Schwerpunkt der Packtaschen. Die Shimano MT420-Vierkolbenbremsen mit 200-mm-Bremsscheiben sorgen immer für zuverlässige Verzögerung, auch bei starker Beanspruchung. Für eine bessere Dosierbarkeit würden wir uns Einfingerhebel wünschen. Die profilierten MAXXIS-Rekon-Reifen bringen die Bremskraft auf trockenen und befestigten Wegen sicher auf die Fahrbahn. Auf nassem und weichem Waldboden können sie aber nicht dieselbe Traktion aufbringen wie sie z. B. die deutlich stärker profilierten Johnny Watt-Reifen des Riese & Müller Homage bieten. Wagt man sich auf steile Anstiege, muss man den Körperschwerpunkt geschickt zwischen vorne und hinten balancieren, um das Vorderrad am Steigen zu hindern und gleichzeitig den Grip unter dem 2,6” breiten Hinterrad am kurzen Heck nicht abreißen zu lassen. Mit Gepäck am Heck wird der Balance-Akt noch fordernder. Anfängerfreundlich? Nein! Spaßig? Absolut!
Der Komfort an Bord des MERIDA eONE-FORTY EQ
Beim Auf- und Abstiegskomfort spielt das MERIDA in der Mittelklasse. Trotz Knick im Oberrohr und absenkbarer Sattelstütze muss man beim Auf- und Absteigen beim MERIDA eONE-FORTY EQ das Bein höher heben als beim Trek Powerfly FS. Will man sich mit dem MERIDA eONE-FORTY auf lange Tagestouren begeben, muss man Abstriche beim Komfort eingehen. Die sportlich nach vorne verlagerte Sitzposition ist in erster Linie zweckmäßig für ein präzises Handling und nicht für lange Touren geeignet. Die ZERON35-Federgabel und der RS-EDGE-Dämpfer von SR Suntour bieten 140 mm Federweg vorne und 133 mm hinten. Größere Schläge, z. B. durch Bordsteinkanten und Schlaglöcher, werden dadurch zuverlässig entschärft, kleine Vibrationen werden von den voluminösen Reifen aufgesaugt. Nur bei schnell aufeinanderfolgenden kleinen Hügeln, wie beim Überfahren von wilden Wiesen, arbeitet das Fahrwerk nicht auf dem hohen Niveau des komfortabelsten E-Bike in unserem Trekking-Vergleichstest, dem Riese & Müller Homage. Der Bedienkomfort der Shimano SC-E5003-Fernbedienung mit eingebautem Display ist nicht ausgereift. Sie steht etwas vom Lenker ab und will man das Display in eine gut ablesbare horizontale Position befestigen, sind die weit nach oben zeigenden Tasten für Menschen mit kurzen Daumen schwer erreichbar.
Beim MERIDA eONE-FORTY EQ versteckt sich ein E-Mountainbike-Wolf im Trekking-Schafspelz. Unter den Schutzblechen und Gepäckträgern schlummert viel Fahr-Performance.“
Wenig Auswahl bei Shimano – Die schwache Connectivity des MERIDA eONE-FORTY EQ
Das Shimano SC-E5003-Display hat nicht nur ein Ergonomieproblem, auch der Funktionsumfang ist eingeschränkt. Es zeigt nur die Basisdaten an und kann keine Verbindung zum Smartphone oder GPS-Gerät aufnehmen. Will man die Motorcharakteristik in der Shimano E-Tube Project-App tunen oder Fahrten in der E-Tube Ride-App aufzeichnen, muss man auf eines der Bluetooth-fähigen Displays wie das Shimano SC-EM800 upgraden. Und zwar am besten beim Shimano-Händler, Kostenpunkt 300 € für Display und Remote zuzüglich Werkstattkosten. Dann habt ihr aber immer noch kein eigenständiges Navi, denn das gibt es bei Shimano nicht. Beim EQ-Ausstattungspaket gibt es deutlich weniger Angriffspunkte für Kritik. Die soliden Metallschutzbleche sind klapperfrei montiert und schützen vor Schmutz. Der MERIDA Gepäckträger besitzt zwar keine Plattform, sorgt aber für einen tiefen Schwerpunkt von Satteltaschen und einen sportlichen Look. Das integrierte HERRMANS H-CARGO-Rücklicht sieht nicht nur schick aus, sondern ist auch durch seine Leuchtstreifen gut von der Seite sichtbar. Beim Frontlicht setzt MERIDA auf die Lezyne E-Bike Power STVZO E115, die die kleinere E65 am CENTURION Country R2600i überstrahlt und dieselbe gute Lichtkante bietet. Ihre Leuchtkraft reicht auch für Nachtfahrten aus, ein eigenständiges Fernlicht besitzt sie hingegen nicht. Nur der klapprige AtranVelo-Ständer erntet Kritik. Er sollte durch ein etwas stabileres Modell getauscht werden, das nicht klappert, oder gleich ganz weggelassen werden. Das würde besser zum sportlichen Charakter des MERIDAs passen.
Tuning-Tipps: Ständer abschrauben | Shimano SC-EM800-Display und SW-EM800-Remote installieren
Der Sportwagen unter den Bikes im Trekking Vergleichstest – Das MERIDA eOne FORTY EQ im Detail
Mit dem MERIDA eONE-FORTY erhält man ein E-Mountainbike im Trekking-Schafspelz. Die bulligen Reifen, die sich unter Schutzblechen und Gepäckträgern verstecken, und die stimmigen Proportionen des Rahmens verleihen dem MERIDA einen sportlichen Look – die Wolfs-Gene lassen sich eben doch nicht ganz verstecken. Die Kabelführung vor dem Cockpit ist MERIDA gut gelungen. Alle elektrischen Leitungen zum Akku oder Motor werden durch den Lenker oder den Steuersatz in den Rahmen geführt und verleihen dem Cockpit einen cleanen Look. Der integrierte 630-Wh-Akku kann leicht mit einem 4er-Inbus, der sich z. B. am Multitool unter dem Sattel oder in der hinteren Steckachse befindet, aus dem Unterrohr entnommen und in die Wohnung zum Aufladen gebracht werden. In Größe S kommt aus Platzgründen nur ein 504-Wh-Akku zum Einsatz. Das Herzstück, der Shimano EP8-Motor, fügt sich formschön in die Silhouette des E-Bikes ein. Durch seine gefühlvolle und gleichzeitig sportliche Motorcharakteristik passt er gut zum Bike und ist nicht nur optisch gut gewählt.
Das MERIDA eONE-FORTY ist ein Trekking-E-Bike für Fahrkönner und solche, die es noch werden wollen. Wer das fordernde Handling meistert, kann aus ihm viel Fahrspaß holen, besonders abseits befestigter Wege.“
Unser Fazit zum MERIDA eOne-FORTY EQ
Das MERIDA eONE-FORTY EQ begeistert auf Touren durch seine starke Fahr-Performance besonders abseits befestigter Wege und lädt zur Erkundung neuer Pfade ein. Die gute Alltagsaustattung gibt es on top. Doch den Fahrspaß gibt es nicht umsonst. Es erfordert fahrerisches Können, um das MERIDA voll unter Kontrolle zu haben. Daher ist es das richtige Touren-E-Bike für Mountainbiker und solche, die es noch werden wollen. Für Fahranfänger und Trekking-Biker, die auf Komfort und Genuss aus sind, ist es durch seinen E-MTB-Fokus und dem damit verbunden schmalen Einsatzgebiet die falsche Wahl.
Tops
- Fahrspaß und präzises Handling auf Pfaden und Trails
- aufgeräumtes Cockpit
- Multitool unterm Sattel
Flops
- keine Connectivity
- forderndes Handling
Mehr Informationen findet ihr auf der Hersteller-Website
Der Test des MERIDA eONE-FORTY EQ ist Teil unseres großen E-Bike Vergleichstests „Das beste Trekking-E-Bike 2021 – 8 moderne E-Bikes für Touren im direkten Vergleich“. Wir haben 4 verschiedene Konzepte und 8 Bikes verglichen und sagen euch, worauf es ankommt und welches das beste E-Bike für den Trekking-Einsatz ist!
Alle Bikes im Test
CENTURION Country R2600i | FLYER Goroc3 6.50 | Greyp T5.2 | Kalkhoff Entice 5.B Advanced + | MERIDA eONE-FORTY EQ | Niner RLT e9 RDO | Riese & Müller Homage GT Touring | Trek Powerfly FS 9 Equipped
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Words: Rudolf Fischer Photos: Valentin Rühl