Der Bosch Performance Line CX ist der Dauerbrenner unter den E-Mountainbike-Motoren und buhlt mit Shimano um die Vormachtstellung auf dem Markt. Bis zu 1.250 Wh Akkukapazität, 85 Nm, ein progressiver eMTB-Modus und ein geringes Gewicht sorgen auf dem Papier für Top-Werte. Ist der Hype um den Performance Line CX Gen4 berechtigt?

Dieser Motor ist Teil unseres großen E-Mountainbike-Motor-Vergleichstest. Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Der Bosch Performance Line CX-Motor liefert mit 85 Nm nicht nur massenhaft Drehmoment, sondern überzeugt vor allem durch sein Fahrverhalten auf dem Trail. Mit seinem maximalen Unterstützungslevel von 340 % und einer hohen Maximalleistung bleibt er auch an steilen Rampen am noch stärkeren Brose Drive S Mag dran. Das absolute Highlight des 2,79 kg schweren Motors ist aber nicht die Power, sondern der abgestimmte eMTB-Modus: Der dynamisch-progressive Modus stellt je nach Fahrsituation und Pedaldruck die Unterstützung zwischen den Modi Tour (140 %) und Turbo (340 %) zur Verfügung. Dabei trifft der Modus fast immer ins Schwarze, liefert stets genug Power und ist dabei jederzeit sanft und kontrollierbar. Einzig für ganz leichte Fahrer ist er in der Ebene etwas zu kraftvoll und stürmisch abgestimmt. Hier wäre eine Individualisierung der Fahrstufen via App wünschenswert, wie es z. B. bei Brose oder Shimano möglich ist. Dank Extended Boost erkennt der eMTB-Modus Fahrsituation vor Stufen und Hindernissen und unterstützt dann mit einem besonders kraftvollen und längeren Nachlauf. Dadurch lassen sich technische Uphills mit keinem anderen Motor so einfach und gelassen meistern wie mit dem Bosch Performance Line CX! Der Übergang an der 25-km/h-Grenze gelingt dem Performance CX nahtlos. Tretwiderstand? Fehlanzeige! Dafür hat der neue Bosch-Motor ein Lautstärkeproblem. Wir meinen hier nicht das recht laute und hohe Surren unter Volllast, sondern die grobe Verzahnung im Inneren des Motors. Der Bosch-Motor klackert nämlich metallisch, sobald Kettenkräfte, die z. B. beim Einfedern des Fahrwerks entstehen, am Kettenblatt ziehen.

Bereit für jedes Abenteuer
Mit dem DualBattery-System sind bis zu 1.250 Wh Akkukapazität möglich. Der Rahmen muss dafür aber vorbereitet sein.

Typisch Bosch, erhalten die Bike-Hersteller auch beim neuen Performance Line CX ein nahezu geschlossenes System und müssen auf die serienmäßige App sowie die regulären Remotes, Displays, Akkus und die Standard-Motorenabstimmung zurückgreifen. Dank DualBattery-Kombination aus internem PowerTube- und externem PowerPack-Akku sind bis zu 1.125 Wh Akkukapazität möglich – mit zwei PowerTube-Akkus sind es sogar 1.250 Wh. Trotz sechs potenzieller Display-Optionen sind für E-MTBs nur das Purion-, das Kiox- und das Nyon-Display sinnvoll. Das Kiox ist mit seiner sehr schicken, aber klein(teilig)en Darstellung auf dem Trail allerdings nur schlecht ablesbar und auch die Standard-Halterung auf dem Vorbau ist für sportliche E-Mountainbikes nicht ideal. In Kombination mit einem Smartphone besitzt es eine rudimentäre Navigationsfunktion. Das Purion-Display mit der integrierten Remote ist gut zu bedienen und liefert die wichtigsten Basis-Informationen. Im Vergleich mit der kompakten Lösung von Shimano wirkt es aber überaltert und klobig. Für Tourenfahrer eignet sich das neue Nyon-Display. Sein 3,2” großes Touchdisplay besitzt eine eigenständige (Offline-)Navigation und kann die Länge und die Topographie von geplanten Routen mit der Akkureichweite abgleichen. Individuelles Tuning der Unterstützungsstufen ist weder für E-Biker – via App – noch für Händler möglich. Bike-Hersteller haben etwas mehr Spielraum und können bei einzelnen Modi mitwirken und den eMTB-Modus an die Kurbellänge anpassen.

Exponiert
Der Standard-Halter positioniert das Kiox-Display auf dem Vorbau. Hier kann es schnell beschädigt werden. Deshalb setzen die meisten Bike-Hersteller auf eigene Sonderlösungen.
Tourenprofi
Das Nyon-Display ist derzeit das einzige E-Bike-Display, das sowohl eine eigenständige Offline-Navigation als auch eine reichweitenbasierte Navigation anhand des Akkustands und der Topographie der Route besitzt.

In Sachen Gewicht und Baugröße spielt der Bosch-Motor bei den Allroundern ganz vorne mit: „Leicht und kompakt“ bringt es auf den Punkt. Er lässt den Bike-Herstellern viel Spielraum bei der Gestaltung des Hinterbaus, stellt die Designer wegen des markanten Knicks an der Front aber vor neue Herausforderungen bei der optischen Integration in den Rahmen – zumindest, wenn man ohne Motor-Cover auskommen will. Auch die Integration des Geschwindigkeitssensors ist problematisch: Bosch bietet lediglich einen Sensor mit pannenanfälligem Speichenmagnet an, weshalb einige Hersteller ebenso wie beim absolut untauglichen Ladebuchsen-Cover zu selbst entwickelten Speziallösungen greifen.

Unser Fazit

In Sachen Fahr-Performance ist der Bosch Performance Line CX spitzenmäßig! Der eMTB-Modus ist kraftvoll und dennoch intuitiv zu kontrollieren, was ihn zum besten progressiven Modus macht, den es auf dem Markt gibt. Das neue Nyon-Display ist besonders für Tourenfahrer ein echtes Highlight. Auf individuell anpassbare Unterstützungsstufen, eine Lösung für reduziertes metallischen Klappern und eine minimalistische Display/Remote-Einheit muss man nach wie vor verzichten.

Tops

  • kompakt und leicht
  • eMTB-Modus ist phänomenal
  • kraftvoll und gut dosierbar zugleich
  • Nyon-Display für Tourenfahrer

Flops

  • Klappergeräusche
  • erschwerte Integration (Display, Remote, Sensor)
  • Keine individuellen Unterstützungsstufen

Mehr Informationen findet ihr unter bosch-ebike.com

Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Brose Drive S Mag | Bosch Performance Line CX | FAZUA Ride 50 Evation Firmware 2.0 | SACHS RS (Zum Test) | Yamaha PW-X2 | Shimano STEPS E8000 | Shimano EP8 | TQ HPR 120S | Specialized SL 1.1


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Words: Photos: E-MOUNTAINBIKE-Team