Love it or hate it: Der Yamaha PW-X2 ist ein Motor mit einem ganz eigenen, kernigen Charakter. Mit dem Update hat er nicht nur eine neue Software und Sensorik bekommen, sondern auch einen smarten progressiven Modus. Wie schlägt er sich im Vergleich mit den anderen Motoren im Test?

Dieser Motor ist Teil unseres großen E-Mountainbike-Motor-Vergleichstest. Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Der 3,06 kg schwere Yamaha PW-X2 steckt voller smarter Features, die das Fahrverhalten verbessern sollen. Der japanische Motor besitzt ein breit nutzbares Drehzahlband, soll heißen, dass der PW-X2 seine Leistung auch bei hohen Trittfrequenzen abrufen kann. Zudem setzt Yamaha auf einen smarten progressiven Modus, der die Unterstützungsstufe zwischen den drei mittleren der insgesamt fünf normalen Fahrmodi reguliert. Der Automatic Support Mode erfasst dabei auch die Hangneigung, um vor allem beim Anfahren an steilen Rampen ab dem ersten Pedalkontakt ausreichend Support zu bieten. Das gelingt ihm zwar, allerdings reagiert der Motor in allen Modi so sensibel, dass das Bike schon bei der geringsten Berührung des Pedals wild nach vorne prescht. Besonders ungeübte Fahrer kann das nicht nur auf dem Trail, sondern auch im Straßenverkehr vor sicherheitsrelevante Probleme stellen. Im Extra Power Mode – der stärksten Unterstützungsstufe – schiebt der Yamaha-Motor mit 80 Nm und 360 % auch an steilen Rampen richtig kräftig an. In den niedrigeren Fahrmodi stellt er maximal 70 Nm Drehmoment zur Verfügung, mit denen er auch schon bei geringen Trittfrequenzen ausreichend Power entfaltet. Dadurch besitzt der PW-X2 auch bei komfortabler Fahrweise ordentlich Durchzug und verleitet bergauf zum Cruisen, indem er dem Fahrer je nach Unterstützungsstufe den Hauptteil der Arbeit abnimmt. Bei kurzzeitig hohen Trittfrequenzen – z. B. beim Beschleunigen vor einer Stufe – geht dem PW-X2 die Puste ebenfalls nicht aus. Der Automatic Support Mode erkennt solche Fahrsituationen blitzschnell und regelt die Power entsprechend nach oben. Anders als Shimano Trail- oder Bosch eMTB-Modus drosselt er die Leistung aber nur zaghaft. Ein richtig natürliches Fahrgefühl lässt er deshalb nicht aufkommen. Hinzu kommt der sehr lange Nachlauf des Motors im High und Extra Power Mode, der vor engen Kehren oft mit der Bremse reguliert werden muss. Ebenfalls wenig natürlich und vor allem laut ist das Einrasten des relativ groben Freilaufs, wenn man nach kurzer Tretunterbrechung energisch und kraftvoll in die Pedale tritt. An der 25-km/h-Schwelle reduziert der Yamaha PW-X2 seine Leistung hingegen angenehm sanft und generiert darüber hinaus nur einen geringen Tretwiderstand.

Cruisen
Der Yamaha-Motor ist schon bei niedriger Kadenz sehr kraftvoll. Wie mit einem großen Diesel-Motor cruist man mit ihm noch so steile Rampen hoch.
Bedienungsanleitung gefällig?
Yamaha stellt mit dem PW-X2 auch den progressiven Automatic Support Mode vor. Um ihn zu starten, muss man aber zuerst die Bedienungsanleitung konsultieren. Auch mit der Remote bei Bikes von Giant ist er alles andere als intuitiv zu aktivieren.
Buckel
Anders als z. B. Bosch-Motoren benötigt der PW-X2 viel Bauraum rund um die Tretachse. So stellt er die Entwickler von vollgefederten Mountainbikes vor kinematische Herausforderungen.

Bei Yamaha können die Bike-Hersteller auf ein Komplett-System zurückgreifen. Zur Auswahl stehen zwei Displays mit zusätzlicher Remote und das Kombi-Display A mit integrierten Tasten, ähnlich dem Bosch Purion. Letzteres eignet sich noch am besten für E-Mountainbikes. In Sachen Haptik und Ergonomie ist es aber noch schlechter als der direkte Konkurrent von Bosch. Auch die Bedienung des Automatic Support Mode ist wenig intuitiv. Er wird durch langes Drücken einer Taste aktiviert und deaktiviert. Möchte man dann – beispielsweise vor einer Rampe – in den Extra Power Mode schalten, dauern die Deaktivierung und der Wechsel in den höheren Modus viel zu lang. Bei den Akkus bietet Yamaha drei interne Optionen mit 400, 500 und 600 Wh an. Genauso wie bei Brose können die Bike-Hersteller auf das Yamaha-Sortiment zurückgreifen, müssen es aber nicht. GIANT ist einer der größten Abnehmer des neuen Motors und setzt nicht nur auf eigene interne 500- bzw. 625-Wh-Akkus und optionale Range-Extender mit 250 Wh, sondern auch auf die minimalistische RideControl One mit Status-LEDs für Fahrstufe und Akkustand. Dazu kommt noch ein neuer Name: Aus dem PW-X2 wird bei GIANT der SyncDrive Pro. Zu ihm wurde auch eine eigene App entwickelt, mit der ihr die Unterstützungsstufen ähnlich wie bei Shimano individuell anpassen könnt.

Unser Fazit

Der Yamaha PW-X2 ist bereits bei geringer Trittfrequenz bärenstark! Entspanntes Cruisen und steile Rampen meistert man mit ihm problemlos. Auf ein super natürliches Fahrgefühl muss man aber verzichten – auch die progressive Fahrstufe ändert daran nichts. Die hohe Sensibilität im Stand bzw. beim Anfahren kann für Unerfahrene ein Problem darstellen. Die Standard-Komponenten (z. B. Displays) sind nur mittelmäßig, Bike-Hersteller dürfen aber auch Eigenentwicklungen oder Drittanbieter-Produkte verwenden.

Tops

  • sehr kraftvoll bei niedriger Kadenz
  • kein abrupter Leistungsabfall
  • freie Wahl bei der Integration ins Bike

Flops

  • schiebt schon bei leichtem Druck auf das Pedal im Stand ungewollt an
  • grober Freilauf
  • Bedienung des progressiven Modus an der Remote

Mehr Informationen findet ihr unter yamaha-motor.com

Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Brose Drive S Mag | Bosch Performance Line CX | FAZUA Ride 50 Evation Firmware 2.0 | SACHS RS (Zum Test) | Yamaha PW-X2 | Shimano STEPS E8000 | Shimano EP8 | TQ HPR 120S | Specialized SL 1.1


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Words: Photos: E-MOUNTAINBIKE-Team