Mit dem Specialized SL 1.1 haben die Amerikaner in Zusammenarbeit mit MAHLE einen ganz eigenen Motor entwickelt, um ein besonders leichtes E-Mountainbike mit geringer Unterstützung zu realisieren. Rund um den Motor setzt Specialized auf smarte Details und macht so dem FAZUA Ride 50 Evation mächtig Konkurrenz.

Dieser Motor ist Teil unseres großen E-Mountainbike-Motor-Vergleichstest. Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Der mit 1,95 kg besonders leichte Specialized SL 1.1-Motor kommt in einem kompakten Magnesiumgehäuse daher. Er wird ausschließlich in E-Road-Bikes und besonders leichten E-Mountainbikes von Specialized eingesetzt, wie dem Turbo Levo SL. Mit 35 Nm Drehmoment und einer Maximalleistung von 240 W ist der Specialized SL 1.1 deutlich schwächer, aber auch sparsamer als die anderen Motoren im Test. Genauso wie den Turbo Levo 2.1-Motor, der auf dem Brose Drive S Mag basiert, integriert Specialized den SL 1.1-Motor in sein eigenes Ökosystem. Herzstück ist die Turbo Connect Unit, die auf dem Oberrohr Platz findet und über LEDs den Ladezustand und die Fahrstufe anzeigt. An ihr kann der Fahrmodus auch mit einem Tastendruck gewählt werden. Denn wer mag, kann den SL 1.1 auch ganz ohne Remote und Display am Cockpit verwenden. Die kompakte Remote ermöglicht aber den schnellen Wechsel direkt vom Lenker. Das TC-Display arbeitet kabellos und kann die wichtigsten Fahrdaten darstellen. Wer möchte, kann sich dieselben Daten auch auf einem Garmin oder Wahoo darstellen lassen. Wir sind gespannt, wann Specialized auch beim SL 1.1 auf das neue Mastermind-Display aus dem neuen Levo zurückgreift. Alle Infos dazu findet ihr hier. Ein weiteres Specialized-typisches Highlight ist die Mission Control-App, mit der man nicht nur alle drei Fahrstufen ganz individuell tunen, sondern auch unter Einbezug des Akkustands und des aktuellen „Verbrauchs“ navigieren kann.

Auch das modulare Akkukonzept wurde extra von Specialized entwickelt. Der SL 1.1-Motor wird von einem internen 320-Wh-Akku gespeist. Zusätzlich gibt es einen 160 Wh starken Range-Extender. Er wiegt etwa 1 kg und wird mit einer zusätzlichen Sicherung im Flaschenhalter des Bikes fixiert. Im Vergleich zum ebenfalls leichten FAZUA Evation bringt es der Specialized SL 1.1 in Anbetracht der höheren Akkukapazität und des geringeren Stromverbrauchs auf deutlich mehr Reichweite. Er schafft vergleichbare Touren wie ein Standard-Bosch-Motor mit 625-Wh-Akku – aber natürlich deutlich langsamer und mit mehr erforderlichem Körpereinsatz

Wasser oder Saft
Im Flaschenhalter findet alternativ der 160 Wh Range-Extender platz. Er wiegt ein gutes Kilo und erhöht die Akkukapazität um 50 %.

Doch eines ist klar: Mit einer Maximalleistung von 240 W ist der SL 1.1-Motor der mit Abstand schwächste Motor im Test. Das ist von Specialized aber auch so gewollt und die US-Amerikaner bleiben bewusst sogar 10 W unter der gesetzlich erlaubten Nennleistung. Der FAZUA Ride 50 Evation ist im direkten Vergleich deutlich stärker. Als grober Anhaltspunkt: Die Maximalunterstützung des Levo SL entspricht in etwa dem Tour-Modus des Bosch Performance CX-Motors oder dem Eco-Modus des Specialized Levo-Motors. Warum nur so wenig Wumms? Das oberste Entwicklungsziel von Specialized war es, ein sehr natürliches Fahrgefühl zu erzeugen, bei dem der Motor gar nicht als solcher wahrgenommen wird. Das ist dem mehr als 30-köpfigen Entwicklungsteam auch gelungen, denn auf dem Trail hält sich der Specialized-Motor angenehm zurück. Dass er in der mittleren Fahrstufe bereits kräftig unterstützt, merkt man nur an der Geräuschkulisse. Die Kraftentfaltung ist so geschmeidig, dass es sich eher so anfühlt, als hätte man besonders starke Waden. Auch an steileren Rampen ähnelt das Fahrgefühl viel eher analogen Bikes als E-Bikes. Hier erfordert der SL 1.1 den richtigen Gang und viel Eigenleistung, unterstützt dann aber auch gerade so, um steilen Rampen den Schrecken zu nehmen. Auch das trägt zum super natürlichen Fahrgefühl bei.

Schaltzentrale
Die Turbo Connect Unit zeigt Ladezustand und Fahrstufe des SL 1.1-Motors. Obendrein kommuniziert sie kabellos mit dem TC-Display, einem Garmin oder einem Wahoo.
Volle Kontrolle
Mit der Mission Control App lassen sich die drei Unterstützungsstufen an die persönlichen Vorlieben anpassen.

Bei keinem anderen Motor gelingt der Übergang an der 25-km/h-Schwelle selbst in der stärksten Unterstützungsstufe so dezent und kaum wahrnehmbar. Das liegt aber auch daran, dass der SL 1.1-Motor schon deutlich früher seine Leistung drosselt als alle anderen Motoren im Test und bei 25 km/h und im Toleranzbereich darüber kaum mehr unterstützt. Bei gemischten Touren mit E-Bikes der Bosch-Liga ist dann viel Wadeneinsatz gefragt, um mit den anderen in der Ebene mitzuhalten.

Unser Fazit

Der Specialized SL 1.1-Motor ist mit großem Abstand Spitzenreiter in Sachen Rahmenentwicklung bzw. Integration, Connectivity und natürlichem Fahrgefühl. Durch seine kompakte Bauweise ermöglicht er richtig leichte E-Bikes, die analogen Bikes im Handling in fast nichts nachstehen. Wer schweißfrei und mit Top-Speed an seinem Ziel ankommen möchte, ist beim Specialized-Motor an der falschen Stelle. Durch seinen natürlichen und sportlichen Charakter wird jede Ausfahrt zum Workout.

Tops

  • super natürliches Fahrgefühl
  • sehr klein und leicht
  • Integration und Connectivity durch TCU
  • individuelles Motor-Setup
  • modulares Akkukonzept

Flops

  • hohes, lautes Surren

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Brose Drive S Mag | Bosch Performance Line CX | FAZUA Ride 50 Evation Firmware 2.0 | SACHS RS (Zum Test) | Yamaha PW-X2 | Shimano STEPS E8000 | Shimano EP8 | TQ HPR 120S | Specialized SL 1.1


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