Der SACHS RS-Motor führte bisher nur ein Nischendasein in der E-Mountainbike-Welt. Doch nach und nach kommen neben Cargo-Bikes auch immer mehr sportive E-Mountainbikes mit ihm auf den Markt. Grund genug für uns, den 110 Nm starken Motor im direkten Vergleich gegen die Konkurrenz antreten zu lassen!

Dieser Motor ist Teil unseres großen E-Mountainbike-Motor-Vergleichstest. Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Mit 110 Nm maximalem Drehmoment schließt der 3,6 kg schwere SACHS RS-Motor die Lücke zwischen dem extrem kraftvollen TQ und dem deutlich leichteren Brose Drive S Mag. An steilen Rampen setzt der SACHS-Motor genau das um, was das Datenblatt vermuten lässt. Durchzugsstark zieht er an allen anderen Aggregaten im Test – mit Ausnahme des TQ-Motors – vorbei: ein echter Power-Motor. Dabei surrt er lautstark, ist aber leiser als der TQ mit seinen Mahlgeräuschen aus dem Pin-Ring-Getriebe. So viel geballte Motorkraft will vor allem auf technischen Trails kontrolliert werden und das gelingt dem SACHS RS trotz vier Fahrstufen nur bedingt. Im Vergleich zu allen anderen Motoren im Test reguliert er seine Power nämlich vor allem in Bezug auf die Trittfrequenz und weniger auf den Druck am Pedal. Als Resultat lässt sich der SACHS RS in der Ebene sogar im Slack fahren – also ganz ohne Druck auf dem Pedal, bei langsamer Rotation der Kurbeln. Das ist vor allem vor engen Kehren ein Problem, denn als E-Mountainbiker rotiert man die Kurbeln oftmals unterbewusst weiter, wodurch der SACHS RS weiter beschleunigt, statt seine Leistung geschmeidig zu reduzieren. In der Folge greift man beim SACHS RS bergauf häufig zur Bremse. Hinzu kommt, dass man auf eine progressive Unterstützungsstufe wie Shimanos Trail- oder Boschs eMTB-Modus verzichten muss. Schade, denn schwankende Trittfrequenzen machen dem SACHS zu schaffen. Das merkt man vor allem im Bereich um die 60 rpm: Gerät man unter diese magische Zahl, liegt seine Power nämlich plötzlich eher auf dem Level vom Specialized SL- oder FAZUA-Motor. Prinzipiell nicht schlecht, aber in Anbetracht der maximalen Power ein spürbarer Leistungsverlust.

Herzstück
Die SIGMA EOX Remote 500 ist die zentrale Komponente im Cockpit. Ganz puristisch zeigt sie Akkustand und Unterstützungsstufe mit LED-Streifen auf der Seite an. Wer will, kann die Remote mit verschiedenen Displays und sogar dem SIGMA ROX-Navi koppeln.
Kantig
Alle Akkus für E-Mountainbikes von SACHS sind groß und vor allem kantig. Richtig elegante Unterrohre sind dadurch nicht möglich – dafür aber Akkukapazitäten bis zu 725 Wh.
Zum Glück nur an unserem Test-Bike
Auf einen exponierten Geschwindigkeitssensor mit Speichenmagnet können die Bike-Hersteller zurückgreifen. Doch SACHS hat auch einen pannensicher ins Ausfallende integrierten Sensor für sie im Angebot.

Beim Überschreiten der 25-km/h-Schwelle gibt sich der RS geschmeidig. Noch gefühlvoller gelingt ihm das Wiedereinsetzen des Motors, das fast nur an der Geräuschkulisse wahrnehmbar ist. Wer mit dem SACHS RS an der 25-km/h-Schwelle cruist, kann problemlos in einer der mittleren Unterstützungsstufen unterwegs sein. Dann gibt er sich beim Schwanken zwischen 24 km/h und 26 km/h auch spürbar gefühlvoller als bei maximaler Unterstützung. Bergab reiht sich der RS mit Bosch und Shimano bei den laut klappernden Motoren ein: Auch bei ihm gehört das metallische Klackern auf rumpeligen Strecken dazu.

Das Team von SACHS lässt den Herstellern ähnlich wie Brose viel Spielraum in der Entwicklung und Integration des RS-Motorsystems. Es bietet aber auch Komplettsysteme mit Akkus, Displays und Service-Software an, auf die die meisten Bike-Hersteller bis jetzt zurückgreifen. Für E-Mountainbikes kommen vor allem die internen Akkus mit 651 Wh und 725 Wh Kapazität infrage. Bei Remote und Displays greifen einige Hersteller noch auf das veraltete BLOKS-Display zurück, doch in Zukunft werden die meisten SACHS-Bikes entweder mit eigenen Entwicklungen oder mit dem modularen EOX-System von SIGMA ausgestattet werden. Herzstück des Systems ist die EOX Remote 500, die mit LEDs ähnlich wie die FAZUA-Remote den Ladestand und die Fahrstufe anzeigt. Wer will, kann die Remote mit zusätzlichen Displays oder sogar dem SIGMA ROX-Bike-Computer mit Navi-Funktion koppeln. Im Gegensatz zum ROX bieten die EOX-Displays einen sehr kleinen Funktionsumfang und setzen auf eine altbackene Darstellung der Fahrdaten. In Sachen Connectivity haben SACHS und die Bike-Hersteller, die den Motor verbauen, noch Nachholbedarf. Individuelle Unterstützungsstufen und Anpassungen des Systems auf dem Trail sind bislang nicht möglich. Einzig euer Bike-Händler kann die vier Unterstützungsstufen im maximalen Drehmoment und dem Unterstützungsfaktor für euch anpassen. Bei den Geschwindigkeitssensoren gibt es pannensichere Lösungen, die ins Ausfallende des Bikes integriert werden können. Cool!

Fazit

Power-Freunde, aufgepasst! Der kraftvolle SACHS RS ist der einzige Motor im Test, der an Rampen mit dem TQ-Motor mithalten kann. Er fährt allen außer dem TQ davon, hat aber Schwächen in der Dosierbarkeit. Zudem ist er für spritzige, leichte E-MTBs zu groß, zu schwer und zu digital im Fahrverhalten. Dank dem modularen SIGMA EOX-System lässt sich das Cockpit nach euren Vorlieben gestalten. Auch die Hersteller genießen viele Freiheiten und können das Motorsystem individuell ins Bike-Konzept integrieren.

Tops

  • modulares SIGMA Display-/Remote-System
  • sehr kraftvoll

Flops

  • Klappergeräusche im Downhill
  • kein progressiver Unterstützungsmodus
  • kein natürliches Fahrverhalten

Mehr Informationen findet ihr unter sachsmicromobility.com

Hier geht es zu den Hintergrundinfos und den Kriterien dieses Tests.

Brose Drive S Mag | Bosch Performance Line CX | FAZUA Ride 50 Evation Firmware 2.0 | SACHS RS (Zum Test) | Yamaha PW-X2 | Shimano STEPS E8000 | Shimano EP8 | TQ HPR 120S | Specialized SL 1.1


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Words: Rudolf Fischer Photos: E-MOUNTAINBIKE-Team