Das SIMPLON Steamer Pmax E-Mountainbike kommt mit einem brachialen Look. Es verfügt über 170 mm Federweg vorne und 166 mm am Heck und wird von einem Bosch Performance Line CX-Motor in Kombination mit einem 625-Wh-Akku angetrieben. Ist das für 6.929 € erhältliche Steamer Pmax auf dem Trail genauso eine Dampfwalze wie es aussieht?

SIMPLON Steamer Pmax | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 170/166 mm (v/h)
27 kg in Größe L | 6.929 € | Hersteller-Website

Die Österreicher von SIMPLON sind keine Unbekannten, das SIMPLON Rapcon TQ hat bereits in unserem großen E-MOUNTAINBIKE-Vergleichstest in der Kategorie „bestes Light-E-MTB für den Allround-Einsatz“ den Testsieg abgeräumt. Nun schickt SIMPLON das Steamer Pmax in den Vergleichstest. Beim Steamer ist der Name Programm: Der Rahmen wirkt mit seinen Rohren sehr massiv, was durch die sichtbaren Schweißnähte nochmals betont wird, und ist mit 27 kg das schwerste Bike im Test. Die dicken Reifen und die sandfarbene Lackierung mit orangen Akzenten erinnern an einen Safari-Truck, der sich seinen Weg durch den tiefen Sand der Sahara bahnt. Durch die geraden und klaren Linien reiht sich das Steamer optisch in das Portfolio von SIMPLON ein und ist bereits von Weitem als solches zu erkennen. Wie gewohnt, hat man beim Kauf die Möglichkeit, aus vorkonfigurierten Ausstattungsvarianten zu wählen, die bei Bedarf mithilfe des hauseigenen Konfigurators angepasst werden können. Allerdings ist dieser nicht ganz intuitiv und man sollte sich ein bisschen auskennen.

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Freie Wahl – Was macht das SIMPLON Steamer Pmax besonders?

Bei SIMPLON habt ihr über den Online-Konfigurator die Möglichkeit, euch ein Steamer Pmax zu fast jedem Preispunkt und allen Anforderungen zusammenzustellen. Unser Test-Bike kostet 6.929 €. Der verbaute Bosch Performance Line CX-Motor gehört nicht mehr zur aktuellsten Motorengeneration bei Bosch, die Konkurrenz mit Bosch-Motor im Test setzt auf das neue Bosch Smart System. Leistungstechnisch macht das keinen Unterschied, denn der Performance Line CX ist beinahe baugleich mit dem neuesten Bosch-Antrieb und kann mit dem gleichen Drehmoment von 85 Nm aufwarten. In Sachen Connectivity bietet das ältere System mit der eBike Connect App zwar ein umfangreiches Paket, im Vergleich zur eBike Flow-App des neuen Smart System muss man aber auf die neuesten Funktionen verzichten. Der Motor saugt seine Energie aus einem 625-Wh-Akku – mit dieser Kapazität ist er der kleinste Akku unter den Full-Power-Bikes im Test. Der Stromspeicher im Unterrohr wird von einem Cover aus Kunststoff vor Dreck und durch ein Schloss vor Langfingern geschützt. Wer den Akku zum Laden nicht entnimmt, muss sich mit dem fummeligen Bosch-Ladeport herumschlagen. Einen Überblick über den Akkustand, Geschwindigkeit und gewählten Fahrmodi erhält man mit dem Bosch Kiox-Display, das mittig über dem Vorbau platziert ist und für eine gute Ablesbarkeit auch während der Fahrt sorgt, aber auch ein gefährliches Leben bei Stürzen lebt. Wird das Display per einfachem Handgriff von der Halterung genommen, werden die Motorfunktionen lahmgelegt und mit kostenpflichtiger eBike Lock-Funktion kann das Display als Schlüssel verwendet werden. Erst mit Aufstecken desselben Displays wird die eBike Lock-Funktion deaktiviert und die Motorunterstützung wieder aktiviert. Startet man auf roughe Trails, sollte man einen Blick auf das Display haben, denn der Magnet hält es nicht fest genug und das Display sollte zusätzlich mit einer Schraube gesichert werden.

Veraltet
Der Bosch Performance Line CX-Motor gehört nicht mehr zur aktuellen Motorengeneration bei Bosch, ist aber beinahe baugleich mit dem neuesten Bosch-Antrieb und setzt auf das gleiche Drehmoment von 85 Nm.
Abgeriegelt
Der 625-Wh-Akku ist durch ein Kunststoff-Cover vor Dreckbeschuss geschützt und kann per Schlüssel gegen Langfinger verriegelt werden.
Aufgepasst
Das Bosch Kiox-Display kann einfach per Handgriff von der Halterung genommen werden. Ist man auf roughen Trails unterwegs, muss man aufpassen, dass das Display nicht von der Halterung springt.

Beim Fahrwerk setzen die Österreicher auf ein RockShox-Fahrwerk: eine Lyrik Select+ verwaltet 170 mm Federweg an der Front und ein Super Deluxe Select+ Luftdämpfer 166 mm am Heck. Die Kind Shock Rage-i-Sattelstütze bietet mit 150 mm zu wenig Hub für ein Bike in Größe L und schränkt vor allem Fahrer mit langen Beinen ein. Verzögert wird mit den kraftvollen Shimano DEORE XT-Vierkolbenbremsen mit werkzeugloser Hebelweiteneinstellung, die auf große 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten zupacken. Schon lange nicht mehr gesehen haben wir die Ganganzeige der kostengünstigen Shimano DEORE 10-fach-Schaltgruppe, mit der das SIMPLON Steamer Pmax ausgestattet ist. Der kraftvolle Motor sorgt in Kombination mit dem kleinen Hinterrad dafür, dass man selbst mit der 10-Gang-Kassette mit 11–43 T einen passenden Gang für steilste Anstiege hat. Auf den DT Swiss H1900 Hybrid Alu-Laufradsatz sind Pneus von Schwalbe aufgezogen. Der breite Eddy Current-Hinterreifen in 2,8” erinnert dabei mit seinem aggressiven Profil und dem voluminösen Erscheinungsbild an die Reifen eines Hill Climb-Trucks.

Damals …
Obwohl das SIMPLON mit einer Shimano DEORE-10-fach Schaltgruppe kommt, schränkt die geringere Bandbreite auch an steilen Anstiegen in keiner Weise ein.
Schaufelrad
Der breite Eddy Current-Hinterreifen in 2,8” wirkt sehr voluminös und erinnert mit seinem aggressiven Profil an die Reifen eines Hill Climb-Trucks.

SIMPLON Steamer Pmax

6.929 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel RockShox Lyrik Select+ 170 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ 166 mm
Sattelstütze KS RAGEi 175 mm
Bremsen Shimano DEORE XT BR-M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano DEORE 1x10
Vorbau Zero III 35 mm
Lenker SIMPLON Riser Alu 800 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 Hybrid 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Eddy Current Super Trail Soft/ Schwalbe Eddy Current Super Gravity Soft 2,4/2,8

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 27 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 113 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Größe S M L XL
Oberrohr 569 mm 596 mm 623 mm 645 mm
Sattelrohr 385 mm 410 mm 435 mm 460 mm
Steuerrohr 108 mm 116 mm 128 mm 139 mm
Lenkwinkel 64,7° 64,7° 64,7° 64,7°
Sitzwinkel 79,0° 79,0° 79,0° 79,0°
Kettenstrebe 448 mm 448 mm 448 mm 448 mm
Tretlagerabsenkung 31 mm 31 mm 31 mm 31 mm
Radstand 1.223 mm 1.255 mm 1.285 mm 1.310 mm
Reach 454 mm 479 mm 504 mm 524 mm
Stack 620 mm 627 mm 638 mm 647 mm
Helm Giro Merrit Spherical | Brille 100% Glendale | Hippack Thule Rail 2
Shirt Rocday Park Shirt | Shorts Rocday Roc Shorts | Knieschoner Rapha Trail Knee Pads
Schuhe Specialized 2FO Cliplite | Socken Velocio Trail Socks

Auf Safari – Das Simplon Steamer Pmax im Praxistest

Begibt man sich mit dem SIMPLON Steamer Pmax auf Safari, wird man aufrecht und komfortabel im Sattel positioniert – perfekt, um nach seltenen Tierarten Ausschau zu halten, oder den Pfad weit vor sich im Blick zu behalten, ohne dabei den Kopf zu sehr in den Nacken legen zu müssen. Wird der Weg anspruchsvoller, filtert der voluminöse Reifen bereits feine Unebenheiten weg, größere Schläge werden vom Fahrwerk geschluckt. In losem Terrain generiert der Hinterbau in Kombination mit dem Reifen gute Traktion und der kraftvolle Motor schiebt einen entspannt über Stufen. Nur in steilen Anstiegen muss man auf die Front arbeiten, um das Vorderrad am Boden zu halten.

Querfeldein
Der kraftvolle Motor schiebt einen entspannt über Stufen und der traktionsstarke Hinterbau steuert genügend Grip bei.
Dampfwalze
Das SIMPLON ist in Steinfeldern nur schwer aus der Ruhe zu bringen, was mehr Input vom Fahrer in engen Sektionen erfordert.

Flüchtet man bergab vor einem Löwen, steht man gut integriert im Bike und profitiert von einer guten Balance zwischen Front und Heck. Das ausbalancierte Fahrwerk arbeitet angenehm unauffällig im Hintergrund und bietet auch beim Pushen über Wellen genug Gegenhalt, ohne zu straff zu wirken. Bergauf bringt der dicke Reifen noch Komfort und Dämpfung, aber vor allem in Anliegern sorgt er für ein schwammiges und unpräzises Fahrgefühl. Solange es geradeaus Richtung Tal geht, hält man das Raubtier auf Distanz, denn das Steamer planiert wie eine Dampfwalze über alles, was sich ihm in den Weg stellt. In Sachen Laufruhe hat es gegenüber dem Haibike Nduro7 und dem Moustache Samedi 29 Trail 5 die Nase vorn, in engen Sektionen büßt es unter anderem durch das hohe Gewicht an Agilität ein und erfordert mehr Input vom Fahrer, um enge Kurven zu meistern.

Mit seiner guten Laufruhe walzt das SIMPLON Steamer Pmax über Steinfelder und ist nur schwer aus der Ruhe zu bringen

Für wen ist das Simplon Steamer Pmax das richtige Bike?

Wer auf der Suche nach einem robusten Bike ist, könnte mit dem SIMPLON Steamer Pmax einen geeigneten Partner finden, denn es strahlt von Weitem durch den massiven Alurahmen und den dicken Schweißnähten Robustheit aus. Auch Tourenfahrer, die vorrangig auf technischen Trails ohne enge Kurven unterwegs sind, finden am Steamer gefallen. Dass man sein Bike mit dem umfangreichen Konfigurator an eigene Vorlieben und Bedürfnisse anpassen kann,wird Individualisten freuen. Connectivity-Fans, die auf die neuesten Features aus dem Bosch Smart System abfahren, kommen beim Steamer leider nicht auf ihre Kosten. Auch alle, die ein ähnlich potentes Bike für die Abfahrt, aber mit deutlich mehr Spieltrieb suchen, sollten sich das RADON DEFT 10.0 750 näher anschauen.

Tuning-Tipp: schmalerer Reifen am Heck für mehr Präzision auf Trails | Display mit Schraube fixieren | Wer viele Abstecher in den Biergarten unternimmt, sollte sich die Premium-Funktion eBike Lock für 10 € zulegen, um das SIMPLON per Kiox-Display abzuschließen

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum SIMPLON Steamer Pmax

Das SIMPLON Steamer Pmax ist durch seine fetten Reifen, den massiven Rahmen und der sichtbaren Schweißnähte eine brachiale Erscheinung. So fährt es sich auch auf dem Trail. Mit seiner guten Laufruhe walzt es über Steinfelder und ist nur schwer aus der Ruhe zu bringen, büßt aber in engen Sektionen an Agilität ein. Hohe Gipfel lassen sich dank dem starken Motor und traktionsstarken Hinterbau gut erklimmen, und auch auf längeren Touren ist für guten Komfort gesorgt. Das SIMPLON Steamer bietet gute Allround-Qualitäten, doch im Test gibt es Bikes, die hier die Nase vorn haben.

Tops

  • guter Allrounder
  • komfortable Sitzposition
  • hohe Laufruhe

Flops

  • träges Handling
  • schwammiges Fahrgefühl am Heck
  • höchstes Gewicht mit kleinem Akku

Mehr Informationen findet ihr unter simplon.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 bis 7.000 € – 7 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic Evo EN-SL 1 Carbon (Zum Test) | Haibike Nduro7 (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 5 (Zum Test) | RADON Deft 10.0 750 (Zum Test) | SCOTT Lumen eRide 910 (Zum Test) | SIMPLON Steamer Pmax | Specialized Turbo Levo Comp Alloy (Zum Test)


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Words & Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.