Das Moustache Samedi 29 Trail 5 verspricht spannende Eckdaten: Es kommt mit Bosch Performance Line CX Smart System-Motor, 750-Wh-Akku und 150 mm Federweg (v/h) und das zu einem Preis von 6.299 €. Doch kann es mit dem eigens entwickelten Dämpfer auf dem Trail überzeugen?
Wer auf der Webseite von Moustache nach Bikes stöbert, wird schnell feststellen, dass es dort nur Bikes mit E-Antrieb zu kaufen gibt – egal ob ein E-Bike für die Kids, Tandem oder E-MTBs. Das Moustache Samedi 29 Trail 5 ist der kleine Bruder des Samedi 29 Game, das wir in unserem großen E-MTB-Vergleichstest mit 30 Bikes getestet haben. Das Samedi 29 Trail kommt mit 150 mm Federweg (v/h) und verspricht einen breiten Einsatzbereich. Uphills und Downhills soll es gleichermaßen meistern, egal ob in einem gemütlichen Tempo oder mit Vollgas. Wie alle Moustache-Bikes setzt auch das Samedi Trail auf einen schlichten Alurahmen, der eher im klassischen Design daherkommt und in ein silber-schwarzes Lackkleid getaucht ist. Im Vergleich zu den anderen Alu-Bikes im Test wirkt der Rahmen durch die verschliffenen Schweißnähte im Steuerrohrbereich hochwertig und clean. Leider wurde das nicht ganz durchgezogen, da im Bereich um den Motor und am Hinterbau sichtbare Schweißnähte zu finden sind. Trotz Leichtmetall-Rahmen bringt das Moustache fahrfertig 25,10 kg auf die Waage. Für alle Pendler hat Moustache den Hinterbau mit Montagepunkten für ein Schutzblech versehen. Das schlichte Erscheinungsbild wird durch die vielen Züge und Kabel am Cockpit gestört, die erst am Oberrohr in den Rahmen laufen. Die Bremsleitung und der Schaltzug verlassen den Rahmen kurz am Knick zwischen Sattelrohr und Oberrohr, so werden die Leitungen nicht abgeknickt und laufen einen weiten Bogen.
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Eigeninitiative – Was macht das Moustache Samedi 29 Trail 5 besonders?
Moustache ist langjähriger Entwicklungspartner von Bosch, daher ist es kaum verwunderlich, dass das Samedi 29 Trail 5 mit dem starken Bosch Performance Line CX Smart System-Motor und 85 Nm Drehmoment ausgestattet ist. Befeuert wird der Motor von einem 750 Wh großen Akku im Unterrohr. Moustache verzichtet auf das herkömmliche Schloss und setzt auf eine eigene Akkuhalterung mit einer Schraube und zwei Riegel zum Aufschieben, die sich ohne Werkzeug und ohne Schlüssel öffnen lassen – so ist der Akku unkompliziert und schnell entnehmbar. Auch beim gut platzierten Ladeport gehen die Franzosen eigene Wege. Er ermöglicht ein einfaches Aufladen und ist mit einer zusätzlichen Dichtung vor Dreck und Wasser geschützt. Wichtige Informationen wie der aktuelle Akkustand oder den gewählten Fahrmodus werden am großen Bosch Kiox 300-Display angezeigt. Durch seine exponierte Befestigung vor dem Vorbau liegt es zwar direkt im Blickfeld des Fahrers, lebt aber bei Stürzen ein gefährliches Leben.
Die Marzocchi Bomber Z1-Federgabel sollte vor allem den eingefleischten Bikern unter euch ein Begriff sein, da sie schon bei ihrer Erstauflage 1997 für Furore sorgte. Nun verbaut Moustache am Samedi 29 Trail 5 die Neuauflage mit 150 mm Federweg. Die ikonische Federgabel verfügt zwar über weniger umfangreiche Einstellmöglichkeiten wie zum Beispiel die Highend FOX 38 Factory-Gabel im RADON, steht aber der etwas einfacheren FOX 36 Rhythm – wie man sie im Specialized Levo in diesem Vergleichstest wiederfindet – in Sachen Performance in nichts nach. Marzocchi, inzwischen ein FOX-Tochterunternehmen, teilt sich nämlich mit der FOX 36 Rhythm die gleiche FIT Grip-Dämpfung. Am Heck verwaltet der eigens entwickelte Magic Grip Control-Luftdämpfer 150 mm Federweg. Er kommt an jedem Modell der Trail-Serie zum Einsatz, egal ob High- oder Lowspec. Dank dem angeklippten SAG-Indikator und den wenigen Einstellmöglichkeiten ist das Setup schnell und unkompliziert erledigt. So einfach wie das Setup von der Hand geht, so schwergängig ist die Remote der Sattelstütze – hierfür müsst ihr fast Profi im Daumenwrestling sein, um die Dropper auf- und abzusenken. Für saubere Schaltvorgänge sorgt das Shimano DEORE XT 12-fach-Schaltwerk, das mit einem günstigeren Shimano DEORE-Schalthebel und einer Drittanbieter-Kassette von SunRace ausgestattet ist. Gebremst wird mit Shimano DEORE BR-M6120-Vierkolbenbremsen in Kombination mit 200 mm großen Bremsscheiben vorne und hinten. Die günstige DEORE-Bremse liefert eine vergleichbare Bremsperformance wie teurere XT-Stopper ab, nur auf eine werkzeuglose Hebelweitenverstellung muss verzichtet werden. Auch der schmale 760-mm-Lenker und die Laufräder kommen aus eigener Produktion. Auf Letztere sind Moustache-typisch MAXXIS ASSEGAI-Reifen vorne und hinten aufgezogen. Sie kommen leider in der pannenanfälligen EXO-Karkasse und der harten DualCompound-Gummimischung, die nur bedingt für den Trail-Einsatz geeignet ist. Wir empfehlen, die Reifen für den sportlichen Einsatz auf Trails gegen Modelle mit der robusteren Doubledown-Karkasse auszutauschen und im selben Zug am Vorderreifen für mehr Grip auf die weiche MaxxGrip-Gummimischung upzugraden. Das sorgt nicht nur für mehr Pannenschutz, sondern auch für mehr Grip und Dämpfung, da man einen geringeren Luftdruck fahren kann.
Moustache Samedi 29 Trail 5
6.299 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch Kiox 300
Federgabel Marzocchi Bomber Z1 150 mm
Dämpfer Moustache Magic Grip Control 150 mm
Sattelstütze EXA 900i 170 mm
Bremsen Shimano DEORE BR-M6120 200/200 mm
Schaltung Shimano DEORE XT 1x12
Vorbau Moustache 50 mm
Lenker Moustache 760 mm
Laufradsatz Moustache Aluminium 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI 3C MaxxTerra EXO/MAXXIS ASSEGAI 3C MaxxTerra EXO 2,5/2,5
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 25,1 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 114 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 588 mm | 618 mm | 643 mm | 668 mm |
Sattelrohr | 390 mm | 420 mm | 450 mm | 480 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 65,6° | 65,6° | 65,6° | 65,6° |
Sitzwinkel | 76,6° | 76,6° | 76,6° | 76,6° |
Kettenstrebe | 462 mm | 462 mm | 462 mm | 462 mm |
Tretlagerhöhe | 345 mm | 345 mm | 345 mm | 345 mm |
Radstand | 1.218 mm | 1.250 mm | 1.279 mm | 1.306 mm |
Reach | 441 mm | 468 mm | 489 mm | 512 mm |
Stack | 623 mm | 632 mm | 650 mm | 659 mm |
Durch 1000 und 1 Nacht – Das Moustache Samedi 29 Trail 5 im Praxistest
Steht eine große Tour an, ist man mit dem Moustache Samedi 29 Trail 5 bestens gewappnet: Es platziert den Fahrer mit einer komfortablen, dennoch leicht handlastigen Sitzposition im Sattel. Der sensible Hinterbau filtert Fahrbahnunebenheiten zuverlässig weg, so hat man das Gefühl, auf Aladins fliegendem Teppich über die Forststraßen zu schweben. Bereits eine leichte Steigung reicht, um dem Druck auf den Händen entgegenzuwirken. Bei steilen Uphills schiebt der starke Motor bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten und Kadenzen an und das Bike strotzt nur so vor Traktion durch den sensiblen Hinterbau. Auch wenn der sich zunächst sehr weich anfühlt, verfügt er über eine gute Endprogression und versackt nicht im Federweg. Durch die langen Kettenstreben liegt die Front auch in sehr steilen Sektionen satt am Boden, ohne dass das Vorderrad zu steigen beginnt. So zieht das Samedi 29 Trail 5 im Uphill an der Konkurrenz vorbei und setzt sich die Uphill-Krone im Testfeld auf.
Startet man oben in den Trail, fühlt sich das Bike ab dem ersten Draufsetzen vertraut an. Wie im Uphill spricht der Hinterbau zu Beginn des Federwegs sensibel an und schluckt auch größere Unebenheiten weg. Im mittleren Federweg fehlt etwas Gegenhalt und gerade beim Pushen auf Flowtrails verpufft viel Energie im Fahrwerk. Die Front fühlt sich härter an als das Heck, was für eine leichte Dysbalance sorgt. Abhilfe schafft hier, mehr Druck im Dämpfer einzustellen als der SAG-Indikator empfiehlt, und auch aktive Rider profitieren durch die gewonnene Reaktionsfähigkeit und höheren Gegenhalt. Die Agilität leidet unter dem zwar traktionsstarken, aber dadurch zu weich abgestimmten Fahrwerk und das Samedi erfordert mehr Input vom Fahrer, um schnelle Richtungswechsel oder enge Kurven zu meistern. Zudem verringert sich der Grip unter der harten Gummimischung der Reifen, hier würden wir ein Upgrade auf eine weichere Gummimischung empfehlen. Das Moustache ist eher auf der laufruhigen Seite und trumpft in Steinfeldern mit einem hohen Sicherheitsempfinden und einem entspannten Fahrgefühl auf schnellen Geraden auf.
Das weiche Fahrwerk des Moustache Samedi 29 Trail 5 schluckt Unebenheiten zuverlässig weg und sorgt für ein hohes Sicherheitsempfinden.
Für wen ist das Moustache Samedi 29 Trail 5 das richtige Bike?
Das Moustache Samedi 29 Trail 5 ist vor allem ein Bike für Tourenfahrer, die ein komfortables Bike für lange Ausflüge in die Natur suchen. Durch das softe Fahrwerk kommt man auch nach Stunden im Sattel nicht mit Rückenschmerzen nach Hause und die erstklassigen Kletterqualitäten in Kombination mit dem kraftvollen Motor lassen einen auch die höchsten Gipfel erklimmen. Für Pendler bietet das Bosch Smart System einige Connectivity- und Sicherheits-Features wie eBike Lock und durch die eigene Lösung kann der Akku mit wenigen Handgriffen aus dem Unterrohr entnommen werden.
Tuning-Tipp: Reifen mit robusterer Doubledown-Karkasse und weicherer MaxxGrip-Gummimischung für Trail-Fahrer | mit höherem Druck im Dämpfer experimentieren
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Moustache Samedi 29 Trail 5
Das Moustache Samedi 29 Trail 5 kommt im klassischen Moustache-Look daher und ist sofort als solches zu erkennen. Es kommt mit vielen eigenen Lösungen wie dem eigens entwickelten Dämpfer, der für enorme Traktion und für ein Magic Carpet-Feeling sorgt. Bergab punktet es mit hoher Laufruhe, aber gibt für aktive Fahrer etwas zu wenig Feedback vom Untergrund. Sowohl Tourenfahrer als auch passionierte Tech Climb-Geeks kommen mit dem Moustache voll auf ihre Kosten. Wer ein agiles Bike sucht, ist mit einem anderen Bike allerdings besser beraten.
Tops
- schlanker Alu-Rahmen
- Hinterbau bietet viel Komfort
- sehr starker Kletterer
Flops
- unaufgeräumtes Cockpit
- zu wenig Gegenhalt für fortgeschrittene Trail-Fahrer
- träges Fahrverhalten
Mehr Informationen findet ihr unter moustachebikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 bis 7.000 € – 7 günstige Modelle im Test
Alle Bikes im Test: Bulls Sonic Evo EN-SL 1 Carbon (Zum Test) | Haibike Nduro7 (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 5 | RADON Deft 10.0 750 (Zum Test) | SCOTT Lumen eRide 910 (Zum Test) | SIMPLON Steamer Pmax (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Comp Alloy (Zum Test)
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Words & Photos: Mike Hunger