Das Specialized Turbo Levo ist aus der E-MTB-Welt nicht mehr wegzudenken und hat schon mehrmals in unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest abgeräumt. Die neue Alu-Version kommt auf den ersten Blick mit unveränderten Eckdaten, doch der Teufel steckt im Detail. Wie schlägt es sich gegen die Konkurrenz?

Specialized Turbo Levo Comp Alloy | Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned/700 Wh | 160/150 mm (v/h)
23,7 kg in Größe S4 | 6.000 € | Hersteller-Website

Die Silhouette des Specialized Turbo Levo erkennt nahezu jeder. Seit der Vorstellung im Jahr 2015 hat das Turbo Levo die E-MTB-Welt in vielerlei Hinsicht geprägt, da bei Specialized schon immer das Zusammenspiel aller Teile im Vordergrund gestanden hat. Da ist es kaum verwunderlich, dass das Turbo Levo schon öfters bei unseren Vergleichstests ganz oben auf dem Treppchen stand. Die Neuauflage der Alu-Version kommt wie eh und je in unverkennbarer Specialized-Optik: Der Rahmen des Turbo Levo Comp Alloy besteht aus geschwungenen und runden Rohren und der Dämpfer wird halbseitig von einer Strebe umschlossen. Abgesehen von den sichtbaren Schweißnähten sieht es so dem Carbon-Bruder zum Verwechseln ähnlich. Trotz Alurahmen gehört es mit 23,7 kg zu den leichteren Bikes im Test. Nicht nur das Bike an sich, sondern auch das Größen- und Geometrie-Konzept werden bei Specialized ganzheitlich betrachtet. Durch das niedrige Sitzrohr mit viel Einstecktiefe über alle sechs Rahmengrößen hinweg verfügt das Turbo Levo selbst für Fahrer mit kurzen Beinen über viel Bewegungsfreiheit. So stehen den meisten Fahrern zwei Rahmengrößen zur Auswahl und über den Flip-Chip im Ausfallende und verstellbare Steuersatzschalen lässt sich die Geometrie noch weiter anpassen. Mit einem Preis von 6.000 € ist das Specialized Turbo Levo Alloy Comp das günstigste Bike im Test. Wir hätten nie gedacht, dass wir das mal über ein Bike der Premium-Brand Specialized sagen können.

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Aus einem Guss – Was macht das Specialized Turbo Levo Comp Alloy besonders?

Das Antriebssystem bildet ein auf das Bike zugeschnittenes Paket. Der Specialized 2.2-Motor im Turbo Levo Comp Alloy ist mit 90 Nm der stärkste Motor im Test und holt sich seine Energie aus dem Specialized M3-Akku mit 700 Wh Akkukapazität. Zum Laden lässt sich der Akku nach unten aus dem Rahmen entnehmen. Dazu muss der 6er-Inbusschlüssel zum Lösen der Akkuschraube griffbereit liegen, denn ein SWAT-Tool wie an den teureren Levo-Modellen sucht man vergebens. Wer eine Steckdose in der Garage hat, kann den Akku auch intern über den doppelt gedichteten Ladeport am Tretlagerbereich aufladen. Den Überblick über Geschwindigkeit und Fahrmodi behält man mit dem MasterMind TCU-Display, welches das alte LED-Display ersetzt. Es ist formschön in das Oberrohr integriert, hat einen hohen Informationsgehalt und wirkt dennoch nicht überladen. Informationsgierige Connectivity-Fans freuen sich über die Specialized Mission Control App: Mit ihr lassen sich umfangreiche Einstellungen am Motor vornehmen oder die Weite der letzten Sprünge analysieren.

Geschlossenes System
Der Specialized 2.2-Motor mit 90 Nm Drehmoment bildet mit dem Akku und dem Display ein aufs Fahrrad zugeschnittenes Antriebssystem.
Slide it out
Der 700-Wh-Akku kann durch Lösen der Schraube einfach nach unten aus dem geschlossenen Unterrohr gezogen werden.
Brain
Das schön ins Oberrohr integrierte MasterMind-Display ist das Gehirn des Antriebssystems. Es zeigt euch alle nötigen Fahrdaten an und mit der Mission Controll App könnt ihr euch die angezeigten Datenfelder selbst zusammenstellen.

Beim Fahrwerk setzen die Macher von Specialized auf Federelemente aus dem Hause FOX. Eine FOX 36 Rhythm-Gabel verwaltet 160 mm Federweg an der Front und ein FOX FLOAT X Performance-Dämpfer 150 mm am Heck. Den Anker vor Kurven wirft man mit den SRAM CODE R-Vierkolbenbremsen. Neben dem RADON DEFT ist das Turbo Levo das einzige E-Mountainbike im Test, das auf eine große 220-mm-Bremsscheibe an der Front setzt. Viele Parts, wie der Lenker und der Vorbau, kommen aus dem eigenen Haus. Auch der Alu-Laufradsatz mit 29”-Vorder- und 27,5”-Hinterrad und sogar die aufgezogenen Butcher- und Eliminator-Reifen kommen aus eigener Herstellung. Allen in allem rollt das Specialized Turbo Levo Comp Alloy mit einer guten und unspektakulären Ausstattung daher, die ihre Arbeit zuverlässig verrichtet.

Flip it
Über den Flip-Chip an der Kettenstrebe lässt sich die Geometrie anpassen. Zudem habt ihr die Möglichkeit, mit verschiedenen Steuersatzschalen zu experimentieren.
Pizzateller
Die SRAM CODE R-Vierkolbenbremsen in Kombination mit einer 220-mm-Bremsscheibe vorne und 200-mm-Bremscheibe am Heck sorgen für gute Bremspower.

Specialized Turbo Levo Comp Alloy

6.000 €

Ausstattung

Motor Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned 90 Nm
Akku Specialized M3-700 700 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 36 Rhythm 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Performance 150 mm
Sattelstütze X-Fusion Manic 175 mm
Bremsen SRAM CODE R 220/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Specialized Trail Stem 50 mm
Lenker Specialized Trail Alloy 780 mm
Laufradsatz Specialized 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail T9/Eliminator GRID Trail T7 2,6/2,6

Technische Daten

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 23,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Sattelrohr 380 mm 390 mm 405 mm 425 mm 445 mm 465 mm
Steuerrohr 105 mm 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm 145 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 78,0° 77,2° 76,7° 76,2° 76,2° 76,2°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlagerabsenkung 25 mm 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.179 mm 1.200 mm 1.225 mm 1.255 mm 1.284 mm 1.318 mm
Reach 412 mm 432 mm 452 mm 477 mm 502 mm 532 mm
Stack 605 mm 617 mm 626 mm 635 mm 644 mm 653 mm
Helm POC Tectal | Brille Alpina Sneek | Jacke POC Rouse | Shirt POC Resistance Ultra Tee
Shorts POC Infinite | Knieschoner POC Joint VPD | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA
Socken Crankbrothers Icon

Der Alleskönner? – Das Specialized Turbo Levo Comp Alloy im Praxistest

Beim ersten Platznehmen wird man kompakt und komfortabel, aber mit minimalem Druck auf den Händen im Sattel positioniert. Zieht die Steigung der Forststraße langsam an, werden die Hände schnell entlastet und man kann sich mithilfe des kraftvollen Motors entspannt Richtung Gipfel shutteln lassen. Mündet der Forstweg in einen steilen Climb, stellt der Motor genügend Power zur Verfügung und wird durch das traktionsstarke Fahrwerk gut auf den Boden gebracht, sodass man auch in losem Waldboden immer Traktion findet. Der lange Nachlauf des Motors hilft einem über Stufen zu kommen, bei denen man nicht treten kann. Nur in sehr steilen Sektionen muss man ein wenig auf das Vorderrad arbeiten, um ein Steigen der Front zu verhindern. Das Specialized Turbo Levo Comp Alloy gehört zu den besten Kletterern im Test, kann aber nicht ganz mit der Bergziege Moustache Samedi 29 Trail 5 mithalten.

Grip is da
Die Power des kraftvollen Motors wird durch das traktionstarke Fahrwerk gut auf den Boden gebracht, so meistert man auch steile Climbs.
Bügeleisen
Das Turbo Levo verfügt über ein hohes Sicherheitsempfinden und bügelt über Steinfelder hinweg. Allerdings wünschen sich aktive Fahrer etwas mehr Feedback vom Fahrwerk.

Hat man die Aussicht genossen und startet anschließend in den Trail, kommt sofort Wohlgefühl auf. Man steht gut integriert im Bike und weiß immer sofort Bescheid, was das Rad unter einem macht. Die ausgewogene Gewichtsverteilung zwischen Front und Heck erzeugt eine hohe Traktion an beiden Reifen und Lenkimpulse werden vorhersehbar umgesetzt. So meistern auch Anfänger offene Kurven selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Wird der Trail rougher, glänzt das Turbo Levo mit einer guten Laufruhe und bügelt nur so über Hindernisse hinweg. Verschätzt man sich bei einem Sprung, hält es genug Fahrwerksreserven für verpatzte Landungen bereit und selbst auf losem Boden wird man immer mit genügend Traktion belohnt. Das Bike gibt so gut wie keinen Ton von sich, so verliert man sich gern mal im Vogelzwitschern, aber durch das intuitive Handling schaffen es selbst Einsteiger, das Rad in nahezu jeder Situation unter Kontrolle zu halten. Nur aktive Rider, die sehr viel mit dem Trail interagieren, würden sich mehr Feedback vom Fahrwerk wünschen und deshalb hier zum definierten RADON DEFT greifen.

Das Specialized Turbo Levo Comp Alloy verfügt über ein sehr breites Einsatzgebiet und ist sowohl für Anfänger als auch Experten geeignet.

Für wen ist das Specialized Turbo Levo Comp Alloy das richtige Bike?

Einige Bikes in diesem Vergleichstest sind nur für Einsteiger oder nur für Experten geeignet, aber das Specialized Turbo Levo schert sich nicht um solche Einteilungen. Mit ihm kann jeder seine Skills vom Anfänger bis zum Experten einfach ausbauen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man eine längere Tour bestreitet oder eine kleine Trail-Runde mit den Kumpels – das Levo ist ein echter Alleskönner. Durch das besondere Größenkonzept und den Einstellmöglichkeiten über den Flip-Chip findet jeder sein passendes Setup und Freunde von Connectivity kommen durch das geschlossene Antriebssystem und der App voll auf ihre Kosten.

Tuning-Tipp: keinen

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Specialized Levo Comp Alloy

Das Specialized Turbo Levo Comp Alloy besticht vor allem durch sein rundes Gesamtpaket. Durch das auf das Bike zugeschnittene Motorsystem wirkt es wie aus einem Guss. Anfänger können durch das intuitive Handling mit dem Bike wachsen – bis hin zum Experten, nur aktive Fahrer vermissen etwas Feedback vom Fahrwerk. Das Levo vereint gekonnt Toureneigenschaften und Ballerqualitäten, verfügt über ein sehr breites Einsatzgebiet und eine hohe Performance in nahezu jeder Situation. Klarer Kauftipp!

Tops

  • starke Motorsystem-Integration
  • guter Mix aus Laufruhe und Agilität
  • starke Trail-Performance für alle Könnerstufen
  • leise im Downhill

Flops

  • wenig Feedback für aktive Fahrer

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 bis 7.000 € – 7 günstige Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bulls Sonic Evo EN-SL 1 Carbon (Zum Test) | Haibike Nduro7 (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 5 (Zum Test) | RADON Deft 10.0 750 (Zum Test) | SCOTT Lumen eRide 910 (Zum Test) | SIMPLON Steamer Pmax (Zum Test) | Specialized Turbo Levo Comp Alloy


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Words & Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.