FLYER hat mit dem neuen Uproc EVO:X ein E-Mountainbike auf den Markt gebracht, das mit dem Bosch Smart System und abfahrtsorientierten Eckdaten glänzen soll. Mit 170 mm Federweg vorne und 165 mm hinten ist es ein E-Bike fürs Grobe. In der Top-Version für 12.499 € macht der limitierte Bosch CX Race-Motor das Bike noch exklusiver. Wird die Trail-Performance den Eckdaten gerecht?

FLYER Uproc EVO:X 9.50 | Bosch Performance Line CX Smart System/750 Wh | 170/165 mm (v/h)
24,98 kg in Größe M | 12.499€ | Hersteller-Website

Das FLYER Uproc EVO:X ersetzt das Uproc6 im FLYER-Portfolio. Die E-Komponenten von Bosch wurden auf den neuesten Stand gebracht, was bedeutet, dass im Uproc EVO:X der Bosch Performance Line CX-Motor mit Smart System am Werk ist. Alle Ausstattungsvarianten verfügen außerdem über das Bosch ConnectModul für Tracking, Diebstahlschutz und Connectivity. Das Einstiegsmodell kommt nur mit einem 625-Wh-Akku, während die anderen Modelle mit einem 750-Wh-Akku ausgestattet sind. Der Bosch System Controller – eine im Oberrohr integrierte Steuereinheit, die ein gewöhnliches E-Bike-Display ersetzt – und die kabellose Mini Remote sorgen für ein unkompliziertes Handling und sind bei allen Modellen als Serienausstattung an Bord. Das Topmodell verfügt außerdem über den Bosch CX Race-Motor. Die Geometrie des Bikes wurde angepasst, wodurch es hinten nun über 5 mm mehr Federweg als der Vorgänger verfügt. Insgesamt kommt das Bike so auf 170 mm Federweg an der Front und 165 mm am Heck. Das Mixed-Laufradsetup mit 27,5”-Hinterrad ist geblieben. Im Gegensatz zum Uproc X, das wir bereits getestet haben, ist das FLYER mit dem EVO-Namenszusatz ein Bike fürs Grobe.

Wie ein Schweizer Radwerk – Das FLYER Uproc EVO:X im Detail

Das Design des Uproc EVO:X ist elegant und kommt in edlem Schwarz oder Curcuma Gloss (gelb) auf dem Carbonrahmen. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es keine große seitliche Rahmenöffnung mehr für die Akkuentnahme und der Knick im Oberrohr wurde entfernt, wodurch dieses nun komplett parallel zum Dämpfer verläuft. Stattdessen wurde der Motor leicht nach oben gedreht, was zu einer kleineren Rahmenöffnung führt und eine Akkuentnahme nach unten ermöglicht. Dafür muss man das Bikes entweder auf den Kopf stellen oder auf die Seite legen. Laut FLYER führt die geänderte Öffnung zu einer Gewichtsersparnis von fast 700 Gramm. Gewichtstechnisch gebracht hat das wenig, denn das Bike wiegt mit seinen fast 25 kg sogar mehr als unser Testbike aus 2021, doch unsere Stammleser wissen ja bereits, dass Gewicht nicht alles ist.

Im FLYER Uproc EVO:X verrichtet der Bosch Performance Line CX Smart System-Motor sein Werk. Im Topmodell kommt sogar die hochgezüchtete CX Race-Limited Edition zum Einsatz – am Testbike war dieser leider nicht verbaut.
Durch die Drehung des Motors und die nach unten entnehmbare Batterie entsteht die Stufe zwischen Motor und Akku.
Der Akku wird von einem Bolzen mit 6-mm-Inbus gesichert – dank des Tools im Steuersatz ist dieser immer an Bord und der Akku kann auch außerhalb des Bikes geladen werden.

Die Zugverlegung erfolgt durch gummierte Cableports und dank der kabellosen SRAM AXS-Komponenten am Topmodell sowie der bluetooth-fähigen Bosch Mini Remote wirkt das Cockpit des Bikes sehr aufgeräumt. Eine Besonderheit ist das im Steuerrohr integrierte Tool von Granite, das alle wichtigen Werkzeuge wie Inbus, Nippelspanner und Ventil-Schlüssel enthält. Das Tool mit Halterung ist dreiteilig, daher solltet ihr bei der Entnahme aufpassen, dass nichts verloren geht.

Das Multitool von Granite Design ist in einer Kunststoff-Fassung untergebracht und wird via O-Ring in die Steuerrohr-Hülse geklemmt – da verrutscht nichts.
Das Tool beinhaltet alle wichtigen Werkzeuge, um Kleinigkeiten auf dem Trail anzupassen oder wieder nachzuziehen.

Der Ladeport sitzt links oberhalb des Motors; er ist gut zu erreichen und abgedichtet. Der Kettenstrebenschutz ist so üppig wie beim Vorgänger Uproc6 und macht das Bike in der Abfahrt leise. Bis auf das leichte Motorklappern ist nur das Abrollgeräusch der Reifen auf dem Untergrund zu hören.

Die Ausstattungsvarianten des neuen FLYER Uproc EVO:X

FLYER bietet das Uproc EVO:X in insgesamt vier verschiedenen Modellen an, die durch kryptische Zahlen wie 4.10, 6.10, 8.70 und 9.50 gekennzeichnet sind. Alle Modelle sind mit dem Bosch ConnectModul ausgestattet, das eine Ortung sowie Diebstahlschutz ermöglicht. Im ersten Jahr ist dieser Service kostenlos, danach könnt ihr mit einer abobasierten Nutzung fortfahren. Zudem verfügen alle Modelle über das neueste Bosch Smart System mit System Controller und Bluetooth Mini Remote. Bei jeder Ausstattungsvariante sind ONZA Aquila GRC-Reifen und 200-mm-Bremsscheiben vorn wie hinten montiert.

FLYER Uproc EVO:X 6.10 | 8.199 €
FLYER Uproc EVO:X 4.10 | 7.399 €

Das Einsteigermodell 4.10 verfügt über einen kleineren 625-Wh-Akku, ein RockShox-Fahrwerk und eine Schaltgruppe sowie Bremsen von Shimano. Der günstigste Preis liegt bei 7.399 €. Die Modelle 6.10 und 8.70 bieten beide FOX-Fahrwerke, wobei das 6.10 Modell eine FOX 38 Rhythm-Federgabel und einen FLOAT X-Dämpfer mit eingeschränkter Einstellbarkeit hat. Beide Modelle sind mit einem 750-Wh-Akku ausgestattet und kosten 8.199 € bzw. 8.999 €. Beim 8.70-Modell kommen Shimano XT-Bremsen und -Schaltwerk sowie eine FOX 38 Performance-Federgabel und ein X2 Performance-Dämpfer mit einfacher Einstellbarkeit zum Einsatz.

FLYER Uproc EVO:X 8.70 | 8.999 €
FLYER Uproc EVO:X 9.50 | 12.499 €

Das Topmodell, das Uproc EVO:X 9.50, zeichnet sich durch einige prestigeträchtige Komponenten aus. Hier wird der leistungsstarke Bosch CX Race-Motor eingesetzt, der anstelle des Turbo-Modus den besonders aggressiven und reaktionsschnellen Race-Modus bietet. Zudem sind hochwertige Komponenten verbaut, wie Shimano XTR-Bremsen, ein elektrisches SRAM X01 Eagle AXS-Schaltwerk und eine ebenfalls elektrische RockShox Reverb AXS-Sattelstütze. Dadurch fällt das Kabelgewirr am Cockpit weg. Das Bike ist zudem mit Mavic E-Deemax S-Laufrädern ausgestattet. Für dieses umfangreiche und hochwertige Ausstattungspaket liegt der Preis bei 12.499 €.

FLYER Uproc EVO:X 9.50

12.499 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX Smart System 85 Nm
Akku Bosch Powertube 750 Wh
Display BOSCH LED-Remote
Federgabel FOX 38 GRIP2 Factory 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Factory 165 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 150 mm
Bremsen Shimano XTR 200/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle AXS 1x12
Vorbau Satori Ursa 35 mm
Lenker Hayes ProTaper Carbon 810 mm
Laufradsatz Mavic E-DEEMAX 29"/27,5"
Reifen Onza Aquila GRC 2,5"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 24,98 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

integriertes Tool in Steuerrohr
Flip Chip

Die Geometrie des neuen FLYER Uproc EVO:X

Das FLYER Uproc EVO:X zeichnet sich durch eine moderate Geometrie aus, die Rahmengrößen von S bis XL ermöglicht und damit für Fahrerinnen und Fahrer mit einer Körpergröße von 155 bis 195 cm ausgelegt ist. Dafür setzt FLYER in allen 4 Größen auf Mixed-Laufräder. Eine konstante Kettenstrebenlänge von 443 mm sorgt für einen eher kurzen Hinterbau, während die Akkukapazität über alle Rahmengrößen hinweg gleich bleibt. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurden Veränderungen an der Geometrie vorgenommen. Der Lenkwinkel beträgt weiterhin 64,5°, kann aber durch den Einsatz eines Flip-Chips ein halbes Grad flacher auf 64° gestellt werden. Der Flip-Chip befindet sich in der hinteren Dämpferaufnahme und ermöglicht somit eine Anpassung des Sitz- und Lenkwinkels.
Der Vorgänger Uproc6 war nicht gerade ein Kletterkünstler. Daher wurde beim EVO:X der Sitzwinkel um etwa 1° steiler gemacht, von 75,5° auf 76,3° (in Rahmengröße M), um eine effizientere Sitzposition und weniger Überschlagsgefühle zu erreichen.

Die Geometrie des Flyer Uproc EVO:X im Low-Setting

Größe S M L XL
Oberrohr 582 mm 607 mm 634 mm 661 mm
Sattelrohr 395 mm 415 mm 450 mm 485 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64° 64°
Sitzwinkel 76,5° 76,3° 76,2° 76,1°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 12 mm 12 mm 12 mm 12 mm
Radstand 1.215 mm 1.240 mm 1.270 mm 1.299 mm
Reach 436 mm 461 mm 486 mm 511 mm
Stack 619 mm 619 mm 621 mm 637 mm

Wie performt das FLYER Uproc EVO:X 9.50 auf dem Trail?

Das FLYER Uproc EVO:X bietet eine – für diese Kategorie von abfahrtsorientierten E-Mountainbikes – eher aufrechte und kompakte Sitzposition, die weder zu lang noch zu sportlich ist. Diese Position ist auch für längere Touren geeignet und macht es dem Fahrer leicht, sich im Uphill nach vorne zu beugen, um das Gewicht zu verlagern. Wenn man ambitionierte Trail-Uphills in Angriff nehmen will, ist das Uproc EVO:X 9.50 eine gute Wahl. Für das Testbike war allerdings noch kein Bosch CX Race-Motor verfügbar. Dieser schiebt erfahrungsgemäß ordentlich an und verleiht den Bikes noch einen zusätzlichen Punch im Antritt. Der längere Nachlauf hilft auf technischen Anstiegen auch über große Stufen hinweg. Die vorgewanderte Sitzposition und der flachere Lenkwinkel tragen zur ausgewogenen Gewichtsverteilung bei und sorgen dafür, dass technische Uphills kein Problem darstellen. Das Vorderrad muss dabei kaum stärker belastet werden, um die Traktion zu halten und am Boden zu bleiben. Die kurzen 160-mm-Kurbeln verhindern weitgehend Pedalaufsetzer und der niedrige Schwerpunkt des Bikes trägt zur Stabilität bei.

Wenn der Trail bergab führt, fällt der tiefe Stand im Bike auf, der den Piloten gut integriert. Dank des gut abgestimmten Fahrwerks mit viel Gegenhalt kann das Bike besser um Kurven manövriert werden, als man von einem langen, abfahrtsorientierten Bike erwarten würde. Der Federweg von 170/165 mm glättet den Trail unter dem Bike, liefert aber dennoch ausreichend Feedback, damit der Fahrer spürt, was unter ihm passiert. Somit kann man das E-Mountainbike immer noch gut über Wurzeln und Kanten abziehen, wenn man Flugmeilen sammeln will. Dabei wird jedoch das hohe Gewicht des Bikes spürbar, da die knapp 25 kg erst einmal gegen die Schwerkraft bewegt werden müssen. Das Bike lässt sich auch auf flowigen Trails aktiv fahren, ohne dass die Energie des Fahrers im Fahrwerk verpufft. Die Steifigkeit des Rahmens fällt ebenfalls auf und sorgt für eine hohe Präzision an der Front. Dies begünstigt aber auch Armpump und verzeiht kaum, wenn man doch mal die falsche Linie erwischt. Beim Vorgängermodell sollte den Eigenschaften durch einen Vibrocore-Lenker entgegengewirkt werden, auf diesen Luxus muss man am neuen Flyer Uproc EVO: X leider verzichten.

Helm Alpinestars Vector Tech | Brille NAKED Core | Jacke Rapha Trail Jacket | Shirt Alpinestars Vert Tech Tee | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA | Socken STANCE

Für wen ist das FLYER Uproc EVO:X geeignet – Für wen eher nicht?

Das FLYER Uproc EVO:X richtet sich eher an erfahrene Piloten, die eine präzise und aktive Fahrweise pflegen. Das Bike ist auch tourtauglich und mit dem integrierten Tool auf kleinere Pannen vorbereitet. Fährt man vorwiegend entspannte Trails und pflegt einen nicht besonders aktiven Fahrstil, kommt jedoch nicht so viel Fahrspaß auf.

Fazit zum neuen FLYER Uproc EVO:X 9.50 2023

Insgesamt ist das neue FLYER Uproc EVO:X ein würdiger Nachfolger des Uproc6, das viele Verbesserungen mit sich bringt. Es verfügt über eine gute Balance zwischen Uphill-Qualitäten und Downhill-Performance. Wer vorwiegend entspannte Trails fährt und nicht aktiv auf dem Bike unterwegs ist, sollte sich allerdings anderweitig umsehen. Für Uphill-Enthusiasten bringt der CX Race-Motor beim Topmodell mehr als nur Prestige – das hat mit 12.499 € natürlich auch seinen Preis.

Tops

  • Fahrwerk vermittelt viel Feedback
  • Tool im Steuerrohr hilft bei kleinen Pannen

Flops

  • steife Frontpartie
  • macht wenig spaßig auf entspannten Trails

Für mehr Infos besucht flyer-bikes.com


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Words: Julian Schwede Photos: Remi Cordier, Julian Schwede

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.