Mit dem Uproc6 9.50 geht FLYER neue Wege in Sachen Design und Performance: Das schicke Carbon-Bike mit Bosch-Motor ist vor allem auf Abfahrtsperformance getrimmt. Macht es das automatisch zum König des Bikeparks? Und kann es sich dennoch als Allrounder durchsetzen oder ist es zu extrem?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

FLYER Uproc6 9.50 | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 170/160 mm (v/h)
23,96 kg in Größe L | 11.099 € | Hersteller-Website

Das FLYER Uproc6 9.50 läutet eine neue Design-Ära beim Schweizer Hersteller ein. Der schicke Carbonrahmen ist bullig, wuchtig und vor allem edel. Das Bosch Performance Line CX-Motorsystem des 11.099 € teuren Boliden ist gut in den Rahmen integriert. Highlights sind der so massive wie robuste Unterfahrschutz und der seitlich entnehmbare 625-Wh-Akku. Wie beim Trek Rail ist das ein echtes Komfortplus. Der Geschwindigkeitssensor sitzt pannensicher im Ausfallende und der dazugehörige Magnet ist perfekt in die hintere Bremsscheibe eingelassen. Das Kiox-Display macht es sich wie bei CUBE auf einem eigenen Halter hinterm Lenker direkt neben dem Vorbau gemütlich. Auch für die Kabelverlegung zur Remote geht FLYER clevere Wege, um die „Bosch-Liane“ zu vermeiden, die sich bei anderen Bikes um den Lenker legt. Kritik erntet das sonst so hochwertige FLYER für den Standard-Bosch-Ladeport. Hier ist es im täglichen Einsatz nur eine Frage der Zeit, bis die Abdeckung abreißt. Alle anderen Rahmendetails wie der umfangreiche Ketten- und Sitzstrebenschutz sind sehr gut umgesetzt und runden das insgesamt hochwertige Gesamtpaket ab.

Die Ausstattung des FLYER Uproc6 9.50 kann sich sehen lassen

Bei der Ausstattung setzt FLYER auf Trail-Performance statt auf Leichtbau. Dadurch bleibt die Waage bei 23,96 kg stehen. Die FOX 38 Factory GRIP2 liefert 170 mm Federweg, während ein DPX2-Dämpfer am Heck 160 mm Federweg generiert. Die kabellose SRAM X01 Eagle AXS-Schaltung und die RockShox Reverb AXS mit 170 mm Hub sorgen für ein relativ aufgeräumtes Cockpit. Bei den Bremshebeln der MAGURA MT7 (Bremsscheiben mit 220/200 mm) verzichtet FLYER zugunsten der Ergonomie bewusst auf die Shiftmix-Klemmschellen – ein echter Vorteil gegenüber den meisten anderen Bikes mit MAGURA-Bremsen. Bei Reifen und Laufrädern trifft das Uproc6 9.50 genau ins Schwarze: mit einem DT Swiss HX 1501 Alu-Laufradsatz inkl. MAXXIS-Reifen in der robusten Doubledown-Variante. Anders als bei den meisten Bikes mit gemischter Laufradgröße ist vorne ein ASSEGAI in 29” x 2,5” mit der ganz weichen 3C MaxxGrip-Gummimischung aufgezogen, hinten ein schmaler Minion DHRII in 27,5” x 2,5”.

Funktion über Optik
Mit dem speziellen Kiox-Halter räumt FLYER das Cockpit optisch auf. Auf die MAGURA Shiftmix-Klemmschellen verzichten die Schweizer bewusst: Denn nur so lassen sich Schaltung, Bremse und Variostütze gut erreichbar einstellen.
Grip, Grip, Grip
Der MAXXIS ASSEGAI in Front baut auf der pannensicheren Doubledown-Karkasse auf und nutzt die traktionsstarke 3C MaxxGrip-Gummimischung – selbst auf feuchten Wurzeln bleibt dieser Reifen kleben. Top!
Steinfeld, wir kommen!
Der massive Unterfahrschutz hält so manche verpatzte Linie und so manchen harten Steinkontakt problemlos aus. Allerdings verdeckt er nicht den gesamten Bosch-Motor.

FLYER Uproc6 9.50

11.099 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory 160 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 125–170 mm
Bremsen MAGURA MT7 220/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle AXS 1x12
Vorbau SPANK SPLIT 38 mm
Lenker SPANK OOZY Vibrocore 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1501 29"/27,5"
Reifen MAXXIS ASSEGAI/Minion DHF DD 2,5"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,96 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 106 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein


Fast perfekt
Das Bosch-Motorsystem ist fast perfekt ins FLYER integriert. Einzig der Standard-Ladeport stört den hochwertigen Gesamteindruck. Für den „Bosch-Lappen“ haben andere Hersteller wie CUBE elegantere Lösungen gefunden.
Bequem
Der 625-Wh-Akku sitzt absolut klapperfrei im Unterrohr und lässt sich bequem zur Seite entnehmen. Statt auf einen Schlüssel setzt FLYER auf einen Inbus, der sich zur Not in der hinteren Steckachse versteckt und perfekt passt. We like!
Super leise …
… bis auf den klackernden Motor. Mit dem großzügigen Ketten- und Sitzstrebenschutz sowie der gut umgesetzten Zugverlegung hat FLYER alles getan, um das Uproc6 leise zu machen. So stört lediglich der Bosch-Motor die Ruhe – und das tut er bei allen anderen Bikes auch.

Das FLYER Uproc6 9.50 wurde erst im Sommer letzten Jahres vorgestellt. Entsprechend modern, aber dennoch ausgewogen zeigt sich die Geometrie des E-Mountainbikes, das mit seinen vier Rahmengrößen Fahrern von 1,55 m bis 1,95 m passen soll. Den Einsatzzweck als „Baller-Bike“ unterstreicht der mit 64,5° eher flache Lenkwinkel. Der Sitzwinkel steht mit 75,3° und prägnantem Knick im Sitzrohr allerdings auch auf der flachen Seite. Dadurch ist die Sitzposition ausgewogen, mit guter Lastverteilung zwischen Händen und Gesäß. Mit zunehmendem Sattelauszug wird die Sitzposition bei Langbeinern aber bereits in der Ebene hecklastig. Touren sind mit dem FLYER machbar, dabei ist es allerdings unterfordert und langweilt sich.

Größe S M L XL
Sattelrohr 395 mm 415 mm 450 mm 485 mm
Oberrohr 579 mm 608 mm 636 mm 664 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 105 mm 110 mm
Lenkwinkel 63,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 75,7° 75,5° 75,3° 75,2°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 31 mm 31 mm 31 mm 31 mm
Radstand 1.208 mm 1.223 mm 1.250 mm 1.277 mm
Reach 420 mm 445 mm 470 mm 495 mm
Stack 623 mm 629 mm 633 mm 638 mm
Helm Fox Speedframe Pro | Brille 100% Speedcraft | Rucksack CAMELBAK Chase Protector Vest
Shirt Fox Ranger | Shorts Fox Ranger Shorts | Knieschoner Fox Launch D3O
Socken Fox 8″ Trail Cushion | Handschuhe ION Path

Bikepark-ready! Das FLYER Uproc6 9.50 im Test

Geht es bergauf, zeigt sich weiterhin die hecklastige Sitzposition als limitierender Faktor. Im Vergleich zu den meisten anderen Bikes mit flachem Sitzwinkel steht der Dämpfer jedoch auch an steileren Rampen hoch im Federweg, wodurch man die Front aktiv belasten kann. Das ist vor allem in Kurven notwendig, damit das Vorderrad dem eingeschlagenen Kurs auch folgt. Der robuste Hinterreifen lässt sich problemlos mit wenig Luftdruck fahren, wodurch das FLYER auch in technischem Terrain viel Traktion generiert. So hilft es dem Uproc6 im technischen Gelände, wenn man auch mal aus dem Sattel geht, um das Vorderrad am Boden zu halten. Mit den besten Kletterern im Test kann es aber selbst dann nicht mithalten.

Statt sich in der Warteschlange vor dem Lift zu langweilen, erkundet das FLYER den Bikepark lieber aus eigener Motorkraft. Vor allem auf gebauten Bikepark-Downhills liefert es so richtig ab!

Tuning-Tipp: Langbeiner schieben den Sattel weit nach vorne für eine zentrale Sitzposition im Uphill

Geht es bergab, zeigt sich das FLYER als sehr ausgewogener Allrounder. Trotz massig Federwegreserven macht es auf Flowtrails richtig Spaß. Denn außer Traktion bietet das Fahrwerk auch ordentlich Gegenhalt, wodurch beim Pushen in Anliegern Speed generiert wird und vor allem Sprünge gut gelingen. So viel Spaß wie die ganz wendigen Bikes im Test kann das FLYER allerdings mit seinem laufruhigen Charakter nicht vermitteln. Auf technischen Singletrails überrollt das Uproc6 9.50 alle Hindernisse problemlos, sicher und mit viel Traktion. Agile und spontane Fahrmanöver wie mit dem Lapierre erfordern aber viel Körpereinsatz und eine saubere Technik. Sobald es auf richtig ruppige, schnelle und gebaute Downhillstrecken geht, ist das FLYER in seinem Element: Kein Sprung ist zu weit, keine G-Kräfte in den Anliegern zu heftig und kein Drop zu hoch. Mit stoischer Laufruhe und absoluter Perfektion hält es die angepeilte Linie.

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Das FLYER Uproc6 9.50 macht fast alles richtig! Der bullige Carbonrahmen ist wirklich gut verarbeitet und steckt voller durchdachter Details. Wer regelmäßig im Bikepark unterwegs ist, sollte sich das FLYER auf jeden Fall mal genauer ansehen: Seine Ausstattung und sein Fahrverhalten passen hierfür perfekt! Aber trotz seines Abfahrtspotenzials kommt es auch gut mit gemäßigterem Terrain und Anstiegen zurecht. Chapeau, FLYER!

Tops

  • Performance auf ruppigen und schnellen Downhills
  • trotz enormem Abfahrtspotenzial vielseitig
  • Verarbeitungsqualität und Ausstattung
  • gute Integration des Bosch-Systems

Flops

  • Standard-Bosch-Ladebuchse mit „Bosch-Lappen“

Mehr Informationen findet ihr unter flyer-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

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