E-Mountainbikes sind nicht gerade Schnäppchen, das ist allen klar. Dass die Rechnung aber mit der Bike-Anschaffung noch nicht am Ende ist, hingegen kaum. Equipment, Wartungskosten, Ersatzteile – was sollte man noch einkalkulieren und wie viel kostet E-Mountainbiken wirklich?

Die Anschaffung

Wie jedes Jahr, so haben wir uns auch 2021 auf die Suche nach dem besten E-Mountainbike 2021 begeben und die Crème de la Crème auf dem aktuellen Markt verglichen. Der Durchschnittspreis des Testfelds lag 2020 bei 8.121 € und stieg in diesem Jahr auf 8.846 €. Wir testen diese High-End-Modelle, weil sie den aktuellen Stand der Technik darstellen. Bei aller Faszination sind wir uns aber bewusst, dass viele unserer Leser am Ende zu einem günstigeren Bike greifen werden. Laut unserer aktuellen Umfrage haben unsere Leser im Schnitt 4.593 € für ihr derzeitiges E-MTB ausgegeben und wollen für ihr neues Bike durchschnittlich 4.953 € investieren. Das ist zwar keinesfalls wenig Geld, aber deutlich weniger als die Anschaffungskosten der Spitzenmodelle. Dabei spart man gleich in mehrfacher Hinsicht, denn nicht nur die Anschaffung eines Mittelklasse-Modells ist günstiger, auch Ersatzteile und laufende Kosten fallen meist geringer aus.

Vom Helm bis zum Pedal

Vielen ist nicht bewusst, dass die Anschaffungskosten des Bikes erst der Anfang sind. Bevor es das erste Mal auf die Trails geht, braucht man als Neueinsteiger eine grundlegende Ausrüstung, um sicher und komfortabel unterwegs zu sein. Dazu gehören zunächst einmal Pedale, da alle E-Mountainbikes ohne Pedale bzw. höchstens mit ganz billigen Plastik-Pedalen ausgeliefert werden.

Bei der Auslieferung sind lediglich ganz billige Plastik-Pedale dabei. Höherwertige Pedale müssen als Zubehör dazu gekauft werden.

Auch am anderen Ende ist gutes Equiment extrem wichtig: Einen Helm halten wir für zwingend notwendig. Worauf ihr beim Helmkauf achten sollte, ob ein klassischer MTB-Helm oder ein Fullface-Helm der richtige für euch ist, haben wir in dem Artikel E-MTB-Protektoren-Guide zusammengefasst. Weiteres Geld kann man in Funktionsklamotten, Regenjacke, Rucksack, Handschuhe, Schuhe, Brille, Minitool etc. investieren und so kann man schnell an einen vierstelligen Betrag herankommen. Doch auch hier gilt: Es muss nicht immer das Beste vom Besten sein. Greift man beim Equipment aber immer zum vermeintlichen Schnäppchen, können mangelhafte Funktion und Qualität schnell den Spaß vermiesen, teure Folgeanschaffungen sind die Folge.

Das E-Mountainbike ist gekauft – jetzt kommt noch das Zubehör.

Verschleißteile

E-Mountainbikes bestehen im Großen und Ganzen aus Fahrrad-Komponenten, die zum Teil noch nicht oder nur bedingt auf die höheren Belastungen beim Biken mit Motorunterstützung ausgelegt sind. Doch warum ist der Verschleiß überhaupt höher als bei einem unmotorisierten Mountainbike? Der wichtigste Faktor ist die zusätzliche Kraft des Motors. Der Antriebsstrang, also Kettenblatt, Kette und Kassette, werden durch das hohe Drehmoment deutlich stärker beansprucht als bei einem klassischen Fahrrad. Die Lager am Hinterbau müssen die höheren Kräfte ebenso aufnehmen wie die Nabe des Hinterrads.

DT Swiss stellte bereits 2017 HYBRID-Laufräder für E-Mountainbikes vor, die an allen wesentlichen Punkten verstärkt wurden und dadurch auch für ein Systemgewicht von 150 kg freigegeben sind.

Einige Hersteller haben hier bereits mit angepassten Produkten reagiert, wohingegen andere Hersteller noch handelsübliche Komponenten aus dem Mountainbike-Bereich verbauen.

An der FOX 36 FLOAT Rhythm weist der Sticker „E-MTB tuned“ darauf hin, dass die Federgabel den speziellen Anforderungen eines E-Mountainbikes angepasst wurde.

Ein weiterer Aspekt ist das höhere Gewicht der Räder. Das macht sich unmittelbar bei den Bremsen bemerkbar, Bremsbeläge und -scheiben verschleißen spürbar schneller. Aber auch Federgabeln, Dämpfer, Rahmen und Lager müssen erhöhte Lasten wegstecken – hier sind die Auswirkungen oft erst in der Dauerhaltbarkeit ersichtlich. Ganz nebenbei kommt dann natürlich der Faktor Mensch hinzu: Mit dem E-Mountainbike fahren wir deutlich längere Strecken und viel mehr Höhenmeter als jemals zuvor, die Jahresfahrleistung vieler E-Mountainbiker ist deutlich höher als früher auf dem normalen Rad.

Die richtige Balance finden

Bei der Wahl der Ersatzteile sollte man grundsätzlich auf Robustheit und Langlebigkeit achten, doch oft gilt es, einen guten Kompromiss zu finden. So gibt es eine große Auswahl an verschleißarmen Reifen mit harten Gummimischungen, diesen Pneus fehlt es aber oft an Grip. Wie ihr die perfekte Reifenkombination für euch findet, erfahrt ihr in unserem Reifen-Vergleichstest. Bei Bremsbelägen lässt sich mit günstigeren Nachrüstbelägen von Fremdherstellern etwas Geld sparen, doch nicht alle bieten die gleiche Performance wie die Originale. Die Ersatzteilversorgung ist derzeit äußerst schwierig, weshalb man zum Teil keine Original-Bremsbeläge bekommt und auf Alternativen ausweichen muss. Die Gründe hierfür haben wir bereits in unserem Artikel Bike-Boom in der Krise? Lange Lieferzeiten, limitierte Verfügbarkeit und höhere Preise für 2021 dargelegt

Bei Lieferengpässe bestimmter Hersteller muss man auf Alternativen zurückgreifen.

Wie viel kostet die Inspektion eines E-Bikes?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da es bei den Händlern bzw. Werkstätten Unterschiede gibt. Die Kosten für eine reine Jahresinspektion liegen zwischen 70 und 120 Euro. Manche Händler verlangen von Kunden, die das Bike nicht bei ihnen gekauft haben, einen Aufschlag. Wenn Ersatzteile oder andere Komponenten getauscht werden müssen, fallen dafür zusätzliche Kosten an.

Kosten für Verschleißteile

Nicht jeder ist der geborene Mechaniker und hat Zeit und Lust, sein Bike selber in Schuss zuhalten. Doch kleinere Wartungsarbeiten, wie einen neuen Reifen aufziehen, Bremsbeläge wechseln oder die Kette tauschen, lassen sich in der Regel problemlos zuhause erledigen. In unserer Know-how-Sektion findet ihr jede Menge Tipps und Anleitungen, aber selbst der versierteste Schrauber kommt irgendwann an seine Grenzen und sollte sein Bike dann in die Hände eines guten Fachhändlers geben. Je nachdem, wie viel ihr selber schrauben wollt, solltet ihr daher mit entsprechenden Werkstattkosten rechnen. Beim Austausch einer teuren Kassette sollte man den Verschleiß der Kette überprüfen und dieses gegebenenfalls auch gleich mit wechseln. Für viele Biker gilt die Faustformel: Alle 2 Kettenwechsel eine Kassette, – spätestens aber, wenn die Kette am Ritzelpaket springt, ist eine neue Kassette fällig.

Bespielrechnung

Der Verschleiß hängt stark vom persönlichen Einsatzzweck und den Fahrgewohnheiten ab. Wird das E-Mountainbike hauptsächlich im Stadtverkehr, zum täglichen Pendeln und auf Schotterwegen benutzt oder eher im harten Trail-Einsatz und auch bei widrigen Wetterverhältnissen? Wird hauptsächlich im Eco-Modus oder im Turbo-Boost-Modus gefahren? Erklimmt man viele Höhenmeter oder ist man nur im Flachland unterwegs? Harte Schaltvorgänge unter Last zerren natürlich viel mehr an der Kette und belasten den gesamten Antriebsstrang wesentlich stärker als weiche Schaltvorgänge. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Bremsen, die Reifen und das Fahrwerk. Die richtige Kettenpflege wirkt auf jeden Fall lebensverlängernd und spart Geld. So kann ein Kettenwechsel bereits bei unter 1.000 Kilometern notwendig sein, während bei einer materialschonenden Fahrweise und guter Pflege auch nach 3.000 Kilometern noch kein Kettenwechsel notwendig sein kann. Für Bremsbeläge und Reifen gilt natürlich das Gleiche.

Anhand des FOCUS JAM² 6.9 NINE, welches für 5.499 € über die Ladentheke geht, haben wir die Kosten für Verschleißteile ermittelt und hierbei darauf geachtet, dass die originalen Parts bzw. gleichwertige Teile Verwendung finden.

Als Jahresfahrleistung nehmen wir die 2.440 km aus unserer Leserumfrage 2020 an, die ihr durchschnittlich pro Jahr fahrt.

Die nachfolgend gelisteten Preise für die Verschleißteile entsprechen denen der großen Online-Shops und beziehen sich auf den Ersatz der am FOCUS JAM² 6.9 NINE verbauten Komponenten. Wir gehen davon aus, dass die meisten Reparaturen selbst durchgeführt werden und Werkzeug bereits vorhanden ist. Mindestens einmal im Jahr sollte ein großer Gabel- und Dämpferservice durchgeführt werden, die meisten Händler überlassen dies dem Fahrwerks-Hersteller selbst und schicken die Federelemente ein.

Materialschonende Benutzung

überwiegend Rad- und Forstwege, wenig Höhen- und Tiefenmeter, wenig Schalten unter Last …

Ersatzteil Menge Preis Gesamtpreis
Kette 1 33 € 33 €
Kasette 0 100 € 0 €
Kettenblatt 0 32 € 0 €
Bremsbeläge 2 20 € 40 €
Bremsscheiben 0 40 € 0 €
Reifen 1 65 € 65 €
Gabel Service 1 144 € 144 €
Dämpfer Service 1 144 € 144 €
Summe 426 €

Wenig materialschonende Benutzung

sehr sportliche Fahrweise, viele Trails auch bei Matsch, Schalten unter Last in hohen Unterstützungsstufen …

Ersatzteil Menge Preis Gesamtpreis
Kette 2 33 € 66 €
Kasette 1 100 € 100 €
Kettenblatt 1 32 € 32 €
Bremsbeläge 3 20 € 60 €
Bremsscheiben 2 40 € 80 €
Reifen 2 65 € 130 €
Gabel Service 1 144 € 144 €
Dämpfer Service 1 144 € 144 €
Summe 756 €

Über das Jahr gerechnet können bei einer wenig materialschonenden Benutzung des E-Mountainbikes schnell 400–500 € oder auch mehr an Materialkosten für Verschleißteile zusammenkommen, während ein Schönwetterfahrer bei materialschonender Fahrweise für die gleiche Kilometerleistung eventuell nur 100–150 € veranschlagen muss. Hinzu kommen noch die Kosten für einen Gabel- und Dämpferservice. FOX empfiehlt einen Service im jährlichen Intervall oder nach 125 Betriebsstunden, je nachdem, was zuerst eintritt. Wir haben bei unserer Beispielrechnung soweit wie möglich auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers zurückgegriffen und beim Gabel- und Dämpferservice die Servicepreisliste von FOX zugrunde gelegt. Diese Rechnung soll nicht abschrecken, doch sie verdeutlicht, dass die laufenden Kosten eines E-Mountainbikes nicht zu unterschätzen sind. Wer vorwiegend auf Forstwegen unterwegs ist oder im Eco-Modus auf dem Radweg zur Arbeit fährt, hat bei gleicher Laufleistung natürlich deutlich geringere Kosten. Fährt man ein Rad hingegen mehrere Jahre, kommen mit der Zeit weitere Posten wie Lager, Schaltzüge oder Griffe hinzu.

Stromkosten

Unsere Leserumfrage 2020 ergab eine durchschnittliche Jahresfahrleistung von 2.440 km und darauf entfallen in Deutschland ca. 10 € Stromkosten. Angenommen wird ein Stromverbrauch von 500 Wh pro 40 km und ein Strompreis von 32,05 Cent pro Kilowattstunde (kWh).

2.440 km auf dem E-Mountainbike verursachen Stromkosten in Höhe von ca. 10 €.

Unterm Strich

Man könnte diese Rechnungen jetzt ewig weiter treiben und Faktoren wie Versicherung, Urlaub, Folgekosten eines Sturzes usw. mit einberechnen, doch wir glauben, so weit sollte niemand gehen! Pendelt ihr zum Beispiel mit dem E-Bike zur Arbeit und lasst dafür euer Auto stehen, habt ihr nach Abzug aller Kosten sogar noch Geld übrig. E-Mountainbiken ist für die meisten Leute ein Hobby, für viele sogar eine Leidenschaft und Lebenseinstellung – da sollte man nicht jeden Euro umdrehen. Bei solchen Rechnungen kommt es am Ende immer auch auf das große Ganze an. E-Mountainbiken hält euch fit und gesund, macht jede Menge Spaß und kann euch zu einem völlig neuen Lebensgefühl verhelfen!


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Words: Moritz Dittmar, Manfred Schmitt Photos: Trevor Worsey, Valentin Rühl