Es könnte so schön sein: Man hat den ganzen Samstag Zeit zum E-Mountainbiken, aber nach spätestens drei Stunden auf dem Bike ist der Akku leer. Was nun? Will man seine Tour unabhängig von Ladestationen gestalten, hilft nur ein Ersatzakku im Rucksack. Wir haben für euch die wichtigsten Rucksäcke mit Akkufach getestet.

Warum braucht man überhaupt einen E-Mountainbike-Rucksack? Die Frage beantwortet sich fast von selbst: Bei manchen Touren kommt der Akku einfach an seine Grenzen. Wer dann keine Zeit mit längerem Nachladen verschwenden will, muss die zusätzliche Energie irgendwie transportieren. Klar kann man den Akku auch einfach in einen klassischen Tagesrucksack packen, doch ein spezieller E-Mountainbike-Rucksack garantiert den festen Sitz des ca. 3 kg schweren Ersatzakkus in einem dafür vorgesehenen Fach. Obendrein schützt ein integrierter Rückenprotektor die Wirbelsäule vor dem harten Akku.

Im Herbst 2016 brachte AMPLIFI den weltweit ersten E-Bike-spezifischen Rucksack auf den Markt, den AMPLIFI E-Track 23. Nur ein Jahr später bekam er mit dem E-Track 17 noch einen kleinen Bruder mit etwas weniger Volumen. Mittlerweile haben weitere Hersteller das Potenzial erkannt und Modelle mit integriertem Akkufach präsentiert. Grund genug für uns, die verschiedenen Modelle einmal genauer anzusehen. Außer AMPLIFI-Rucksäcken sind Modelle von Ergon, EVOC, Thömus und XLC im Test. Außerdem präsentieren wir am Ende noch zwei Alternativen zum Akku-Transport im Rucksack.

Achtung: Nicht jeder Akku passt in jeden Rucksack!

Früher war alles besser. Okay, nicht unbedingt besser, aber vieles war einfacher. Es gab zum Beispiel die Post und die war auch noch für das Telefonieren zuständig. Und im Jahr 2013 waren alle E-Mountainbikes, die wir getestet haben, noch mit einem Bosch-Antrieb ausgestattet. Doch bereits 2014 hatte unser erstes Testbike einen Yamaha-Motor und war dadurch natürlich auch mit einem anderen Akku bestückt. Im Jahr 2018 ist es noch mal deutlich komplexer und der Markt ist voll von unterschiedlichsten Akkus – vom flexiblen Snake-Akku, der aus einzelnen Segmenten besteht, bis hin zu mehr als 50 cm langen Modellen wie dem Akku aus dem Specialized Levo, der sich nur ganz knapp und mit Einschränkungen in den drei größten Rucksäcken dieses Tests verstauen lässt.

Die Rucksäcke im Test

Rucksack Preis Gewicht Volumen Akkukompatibilität*
Amplifi E-Track 17 200,00 € 1.473 g 17 l 1/2
Amplifi E-Track 23 Tschugg LTD 200,00 € 1.608 g 23 l 1/2/3
Ergon BA2 E Black 169,95 € 1.328 g 10 l 1/2
Ergon BA3 E Protect 179,95 € 1.390 g 15 l 1/2
EVOC FR TRAIL E-RIDE 220,00 € 1.460 g 20 l 1/2/3
Thömus E1 Backpack 150 CHF 1.163 g 16+3 l 1/2
XLC E-Bike Rucksack BA-S82 149,00 € 1.503 g 23 l 1/2/3

*1 = Bosch & Shimano extern
*2 = Intube Akkus ala Bosch Powertube
*3 = lange, spezielle Akkus ala Specialized Levo

Die Alternativen – Befestigung des Ersatzakkus am Bike

Tasche Preis Gewicht Volumen
Topeak MidLoader 3L-Rahmentasche 39,95 € 250 g 3 l
ORTLIEB Seat-Pack M 129,99 € 336 g 11 l

Auf was kommt es bei einem guten Akku-Rucksack an?

Die grundsätzliche Ausstattung eines E-Bike-Rucksacks unterscheidet sich nicht von einem normalen Bike-Rucksack. Besonderheiten sind die feste Fixierung des Akkus im Hauptfach des Rucksacks sowie ein hartes Rückenteil, damit der Akku keine zusätzliche Gefahr für die Wirbelsäule darstellt. Bis auf den Thömus sind deshalb alle Modelle im Test mit einem Rückenprotektor ausgestattet.

Der richtige Sitz

Das A und O eines Rucksacks ist der richtige Sitz. Beim Mountainbiken ist es wichtig, dass der Schwerpunkt möglichst nah am Körper ist, um die Fahrdynamik nicht negativ zu beeinflussen – auch wenn die Belüftung darunter etwas leidet. Entscheidend ist hier außer dem perfekten Rückenteil auch die richtige Größe des Rucksacks, damit er im Downhill weder hoch in den Nacken oder gar gegen den Helm rutscht, noch seitlich hin- und herfliegt. Die Größe des Rucksacks sollte also sowohl auf die Körpergröße als auch auf den tatsächlichen Transportbedarf abgestimmt sein. Einige Rucksäcke werden z. T. für verschiedene Körpergrößen, genauer gesagt Rückenlängen angeboten. Andere, vor allem kleinere Rucksäcke lassen sich durch ein intelligentes Verstellsystem an die unterschiedlichen Rückenlängen von S bis XL anpassen. Trockenübungen in Abfahrtshaltung geben hier schon einen ersten Anhaltspunkt.

Die Fächeraufteilung

Man sollte sich auch darüber im Klaren sein, welches Fassungsvermögen man tatsächlich benötigt. Reicht die Größe eines kleines Tagesrucksacks, in dem man nur das Allernötigste verstauen kann, oder nimmt man für Touren gerne etwas mehr mit? Die Größe sollte man so wählen, dass im gefüllten Zustand wenig Leerraum übrig bleibt, um das Durchschütteln des Inhalts im Staufach zu vermeiden. Auch gut platzierte Kompressionsriemen können nicht zaubern und aus einem für das Transportvolumen zu großen Rucksack einen kleinen machen. Ein gut aufgeteilter Stauraum hilft, Ordnung zu halten, damit man alles schnell griffbereit hat – vor allem, wenn es darin spezielle Fächer für Kleinkram wie Brillen, Tools oder Riegel gibt. Auch das Staufach für eine Trinkblase sollte separat abgegrenzt sein, damit die Blase vor spitzen Gegenständen geschützt und besser fixiert ist.

Die Haltbarkeit

Ein weiteres Thema heißt Haltbarkeit: Ein Mountainbike-Rucksack hat kein leichtes Leben – er muss Schweiß, Staub, Schlamm, Nässe und Sonne trotzen. Nicht zu vergessen sind gelegentlicher Bodenkontakt, das ständige Auf und Zu von Reißverschlüssen und Schnallen und der auch sonst nicht gerade sanfteste Umgang.

Der Komfort

Die Schultergurte müssen die Last gut auf den Schultern verteilen. Um die Schultern zu entlasten und den Rucksack richtig am Körper zu fixieren, sind Hüft- und Brustgurt unabdingbar. An der Hüfte kommt es auf das richtige Mittelmaß zwischen zu schmalen und zu breiten Gurten an, die richtig gepolstert sind und weder einschneiden noch einen Hitzestau verursachen. Die Funktionen und Fächeraufteilungen können noch so gut sein – wenn man nach 2 h im Sattel schon die ersten Druckstellen und Reibungspunkte spürt, wird der Rest des Tages zur Qual.

Packliste für die Tagestour

Um den Test so praxisnah wie möglich zu gestalten, haben wir folgende Packliste mit wichtigen Dingen für jede Tagestour zusammengestellt und beim Test in allen Daypacks untergebracht:

Fazit

Welcher Rucksack erfüllt all diese Anforderungen nun am besten? Der Ergon BA3 E besitzt mit 15 l Volumen zwar genug Platz für die meisten Utensilien, leider fällt sein Akkufach jedoch sehr klein aus und gerät bereits mit einem Bosch PowerTube-Akku an seine Grenzen. Die kleinere Version, der BA2 E, richtet sich mit seinen 10 l Volumen weniger an Tourenfahrer, sondern mehr an sportlich ambitionierte Biker, die nur eine kurze Runde drehen und dabei wenig Gepäck dabeihaben wollen und auch er bietet nur Platz für einen kompakten externen Akku. Der Thömus E1 ist aufgrund des fehlenden Rückenprotektors leider nicht wirklich empfehlenswert – die potenziellen Folgen bei einem Sturz sind einfach zu schwerwiegend. Der XLC E-Bike-Rucksack BA-S82 ist eine spannende Version für preisbewusste Käufer, leider kann er jedoch in Sachen Verarbeitungsqualität und Ausstattung nicht mit den besten Modellen mithalten.


Am Ende kämpfen der Pionier, der AMPLIFI E-Track und der EVOC FR TRAIL E-RIDE um den Testsieg. Der 20 € günstigere AMPLIFI E-Track 23 sichert sich in diesem Vergleich den begehrten Kauftipp. Am Ende ist es der EVOC FR TRAIL E-RIDE, der sich mit seiner herausragenden Verarbeitungsqualität, den vielen praktischen Details, dem sehr guten Tragekomfort und dem sicheren Sitz den Testsieg sichert.


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #013

Das E-MOUNTAINBIKE Magazin erscheint auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format. Ladet euch jetzt die App für iOS oder Android und lest alle Artikel auf eurem Tablet oder Smartphone. Kostenlos!