Vollgefederte Offroad-Tiefeinsteiger eröffnen neue Horizonte, bieten deutlich mehr Komfort und Fahrsicherheit. Mit dem Modelljahr 2023 nimmt das Segment richtig Fahrt auf und wird zu einem ernstzunehmenden, spaßbringenden Trend. Wir stellen euch fünf Trendsetter vor und erklären euch, worin die Anziehungskraft dieser E-Bikes liegt.

Die Natur ruft, aber sie schreit einen nicht an. Viele E-Mountainbike-Neueinsteiger sind auf der Suche nach einem entspannten Fahrerlebnis, bei dem es um die Nähe zur Natur und die Befriedigung des eigenen Entdeckerdrangs geht. Auf den hin und wieder eintretenden Adrenalin-Kick von High-Speed-Abfahrten durch steiles und anspruchsvolles Gelände sind sie jedoch weniger scharf. Offroad-Tiefeinsteiger-E-Bikes sind wie geschaffen für diesen Einsatzbereich. Sie vereinen Komfort, Geländegängigkeit und Sicherheit, wie es momentan keine zweite E-Bike-Kategorie vermag. Dieses Potenzial haben wir bereits 2020 erkannt und 10 Modelle in unserem Offroad-Tiefeinsteiger-Vergleichstest gegeneinander antreten lassen. Seit dem hat sich jedoch einiges getan! Während in unserem Vergleichstest nur 1 von 10 Bikes ein gefedertes Heck hatte, sieht der Markt mittlerweile ganz anders aus! Wir stellen euch die heißesten Offroad-Tiefeinsteiger von der Eurobike 2022 vor!

Malaguti Collina FW 6.0

Hier hätte Antonio Malaguti wahrscheinlich stark darüber gestaunt, seinen Namen auf dem Rahmen eines Offroad-Tiefeinsteiger-Fullys wiederzufinden. Dabei scheint im Malaguti Collina FW 6.0 der Spirit aus Bologna nicht verloren gegangen zu sein. Der Rahmen mit tiefem Durchstieg ist geziert im unverwechselbaren Italo-Design der Marke. Der markante Hinterbau liefert 100 mm Federweg und versteckt den SR Suntour EDGE-Dämpfer tief im Sattelrohr. Zusammen mit dem 110 mm Federweg an der Front aus der SR Suntour XCR32 und den profilierten Schwalbe Johnny Watts-Reifen ist für die nötige Geländegängigkeit gesorgt. Angetrieben wird das Collina von einem kraftvollen Bosch Performance Line CX-Motor und einer 625-Wh-Batterie, die nach oben aus dem Unterrohr entnommen werden kann. Der Motor gehört zwar nicht zur neuesten Bosch-Generation, ist aber technisch fast identisch zum neuen Bosch Smart System-Motor. Der Vorteil des Vorgängers: Er ist mit einem Bosch Nyon-Display kompatibel, was wiederum eine ausgereifte Offline-Navigation bietet. Das Malaguti Collina FW 6.0 geht für 4.600 € über den Ladentisch.

Mehr Infos findet ihr unter malaguti-bicycles.com

Corratec E-Power MTC 100 Wave

Der Offroad-Tiefeinsteiger E-Power MTC 100 Wave vom deutschen Hersteller Corratec ist dem Malaguti Collina zum Verwechseln ähnlich. Tatsächlich sind die Hinterbauten nahezu identisch, und stammen vermutlich vom gleichen Lieferanten. Was beim Corratec den Unterschied macht, ist neben dem geradlinigen Unterrohr und dem großzügiger dimensionierten Durchstieg das neue Bosch Performance Line CX Smart System. Dadurch stehen neue Features wie das eBike Lock zur Verfügung, bei dem das Smartphone zum Schlüssel wird. Das SR Suntour-Fahrwerk liefert 120 mm Federweg an der Front und 100 mm im Heck. Dank tiefem Durchstieg und absenkbarer Sattelstütze gelingt der Aufstieg sehr komfortabel, ohne das Bein über das Heck schwingen zu müssen. Besonders mit voll beladenen Heckgepäckträgertaschen stellt das bei der älteren Generation oder Menschen mit Handicap eine Herausforderung dar. Apropos Gepäck: Der Heckgepäckträger verfügt über den praktischen MIK-Standard, wodurch Taschen, Körbe und weiteres Zubehör im Handumdrehen auf den Heckgepäckträger aufgesteckt werden können. Das Corratec E-Power MTC 100 Wave wechselt für 4.699 € den Besitzer.

Mehr Infos findet ihr unter corratec.com

CONWAY CAIRON SUV FS 5.7

Das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 sticht unter den Offroad-Tiefeinsteigern durch die aufwendig gestaltete Hinterbaukinematik hervor. Der horizontal verbaute FOX FLOAT DPS-Dämpfer wird durch ein zusätzliches Paar Streben und mehrere Gelenke angesprochen und erinnert damit stark an die Dämpferaufnahmen von so manchem Downhill-Worldcup-Bike. Fun Fact: Die Konstruktion basiert tatsächlich auf dem legendären Specialized Demo-Rahmen, der bis zum Modelljahr 2015 über die doppelten Hinterbaustreben verfügt hat. Der Hinterbau verleiht dem CAIRON 100 mm Federweg, gepaart mit 120 mm Federweg der RockShox Recon-Federgabel an der Front, wodurch das E-Bike auch abseits geteerter Straßen eine gute Figur machen soll. Die 2,35” breiten Schwalbe Johnny Watts-Reifen sorgen durch ihr Volumen und ihr Profil für zusätzliche Dämpfung und guten Halt auf unbefestigten Wegen. Der kraftvolle Bosch Performance Line CX-Motor greift auf 625 Wh Akkukapazität zurück. Auch hier kommt noch, wie beim Malaguti, die nicht aktuellste Bosch-Motorengeneration samt Kiox-Display zum Einsatz. Der Akku kann nach unten aus dem Unterrohr entnommen werden. Das CONWAY CAIRON ist in vier Größen von S bis XL verfügbar und kostet euch 4.799 €.

Mehr Infos findet ihr unter conway-bikes.de

Victoria Parcours 5

Das neue Victoria Parcours 5 macht all denjenigen Avancen, die besonders stilvoll Land und Leute erkunden wollen. Es bietet 100 mm Federweg an der Front und am Heck. Der Dämpfer für das Heck ist beinahe komplett im Sattelrohr integriert, was für eine cleane Silhouette sorgt. Über einen kleinen Rahmenausschnitt lässt sich die Dämpferpumpe ansetzen, um das Fahrwerk auf das eigene Fahrergewicht abzustimmen. Für Vortrieb sorgt ein Bosch Performance Line CX Smart System-Motor und ein 625-Wh-Akku, der nach oben aus dem Unterrohr entnommen werden kann. Die Kraft auf das Hinterrad überträgt ein wartungsarmer GATES Carbon-Riemen und geschalten wird mit einer stufenlosen Enviolo HD-Nabenschaltung. Preise für den neuen Tiefeinsteiger standen zum Erscheinungsdatum dieses Artikels noch nicht fest. Wir halten euch aber auf dem Laufenden.

Mehr Infos findet ihr unter victoria-bikes.com

ZEMO ZE FS und SU-E FS

Bei dem neuen ZEMO-Tiefeinsteiger bleibt die Wahl des Einsatzgebietes dem Kunden überlassen. So besitzt das ZEMO ZE FS12+ eine stadttaugliche Ausstattung mit 28”-Laufrädern mit Schwalbe Marathon City-Reifen. Zudem hat der cityorientierte Tiefeinsteiger 80 mm Federweg sowohl an der Front als auch am Heck. Das ZEMO SU-E FS12+, das auf dem gleichen Rahmen basiert, bietet vorne mit 100 mm etwas mehr Federweg und besitzt eine trekkinglastige Ausstattung mit 2,5” breiten Schwalbe Johnny Watts-Reifen. Eine Besonderheit bei beiden ZEMO-Bikes ist das verbaute GPS-Modul, mit dem man sein E-Bike über die ZEMO-App leicht orten kann. Als Motor dient beiden Varianten der neue Bosch Performance Line CX Smart System-Motor, der über einen sehr großen 750-Wh-Akku mit Strom versorgt wird. Der Akku wird bequem zur Seite entnommen, weshalb auf dem Oberrohr ein ABUS Bordo-Faltschloss Platz findet, das zur Serienausstattung gehört. Ebenso zur Serienausstattung gehören ein Brems- und Tagfahrlicht und die höherwertigen Modellvarianten bekommen sogar noch ein Fernlicht von ZEMO spendiert. Das ZEMO ZE FS12+ und SU-E FS12+ gibt es nicht nur als Tiefeinsteiger, sondern auch mit hohem Oberrohr jeweils in den größen S, M und L. In beiden Varianten besitzt der Vorbau einen Schnellspanner, um die Lenkerhöhe werkzeuglos anzupassen, so finden auch unterschiedlich große Fahrer noch relativ komfortabel auf dem gleichen ZEMO Platz. Der Preis für das Offroad-taugliche SU-E FS12+ liegt bei 5.999 €, das stadttaugliche ZE FS12+ schlägt mit 6.399 € zu Buche.

Mehr Infos findet ihr unter zemo.com

Vollgefederte Offroad-Tiefeinsteiger-E-Bikes are here to stay. Die neuen Modelle machen Lust, das Gefilde auf komfortable Weise zu erkunden. Dabei ist das durchdachte Bike-Konzept mehr als ein vorübergehender Trend, denn Komfort und Sicherheit sind hier auf allerhöchstem Niveau. Wie sich die E-Bikes der Gattung Offroad-Tiefeinsteiger im Praxistest schlagen, verraten wir euch, sobald wir sie ausführlich erprobt haben. Das CONWAY CAIRON SUV hat dafür den Weg in unsere Redaktion bereits gefunden.


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Words: Rudolf Fischer Photos: Mike Hunger, Peter Walker,

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …