Das Bosch Nyon-Display ist die zweite Generation der Bosch-eigenen Navigationslösung, die in das Bordsystem eines E-Mountainbikes integriert ist. Das 2014 eingeführte System wurde für 2021 grunderneuert. Gelingt Bosch im zweiten Anlauf der Durchmarsch in unserem Fahrrad-Navi-Vergleichstest?

Hier findet ihr alles über den Test des besten Fahrrad-Navi für E-Bikes.

Bosch Nyon | 3,2″ | 80 x 110 x 21 mm (ohne Halterung) | 136 g | 349 €
Hersteller-Website

Die zweite Generation des Bosch Nyon lässt seinen Vorgänger und die Konkurrenz alt aussehen. Die Integration von Navi und Zusatzfunktionen in den Bordcomputer erreicht hier das nächste Level.

Beim Überarbeiten des Nyon-Displays hat Bosch dem 2021er-Modell ein kleineres Display und eine elegantere Silhouette verpasst. Mit einem Wisch über den hellen und sehr gut lesbaren Touchscreen oder einem Druck auf die Fernbedienung wechselt man seitlich zwischen den Anzeigen des Bosch Nyon durch. Über die Lenkerfernbedienung lässt sich auch während der Fahrt ein Schnellmenü öffnen, das sich auf einfache Funktionen wie die Steuerung der Displayhelligkeit oder der Zoomstufe der Karte beschränkt – simpel, aber völlig ausreichend. Alle weiteren Funktionen müssen per Touch auf dem Display erledigt werden. Die Steuerung des Touchdisplays ist dabei selbsterklärend und intuitiv. Ein weiterer bauartbedingter Vorteil: Das Nyon ist mit dem Hauptakku verbunden, dadurch geht euch nie der Saft aus. Als Nachrüstlösung kostet es 349 € und ist damit eines der günstigeren Geräte im Testfeld, für den Einbau vom Bosch-Händler solltet ihr zur Sicherheit noch ein paar Euro zusätzlich einrechnen.

Das Nyon ist Navi und Bordcomputer in einem. Darum muss es sich seinen Platz am Lenker mit keinem anderen Gerät teilen und kann schön mittig sitzen.
Bosch verbannt die Hardware-Tasten ins Exil an die Fernbedienung.
Außer dem Lichtschalter und dem Ein-/Aus-Knopf besitzt das Nyon am Display keine weiteren Tasten.

Um die Navigation nutzen zu können ist es zwingend notwendig, das Nyon mit einem WLAN-Netzwerk zu verbinden. So gelangen Karten und Updates auf das Fahrrad-Navi. Sind die Karten auf dem Gerät, braucht ihr noch ein Bosch eBike Connect-Konto, danach kann es mit der Routenplanung und der Verwaltung eurer Aktivitäten losgehen! Auf dem nicht modifizierbaren Navigationsbildschirm startet man die Zielsuche mit einem Druck auf die Lupe. Neben gespeicherten Orten wie der Arbeitsadresse kann man in die Suchleiste ein Ziel eintippen, vorherige Ziele aus einer Liste auswählen oder eine gespeicherte Route aufrufen. Durch zweisekündiges Tippen auf die Karte kann man das Ziel ebenfalls markieren. Das waren bereits alle Möglichkeiten der Routen und Tourenplanung auf dem Nyon-Navigationsgerät – schlicht, einfach und intuitiv. Für die Navigation zum Ziel bietet das Bosch-Gerät die Routenoptionen „schnell“, „schön“ und „MTB“ an. „Schnell“ ist die kürzeste Verbindung, die das Navi findet, „schön“ vermeidet Hauptverkehrsstraßen und „MTB“ kann auch ausgewiesene Trails auf eurer Route umfassen. Persönliche Präferenzen oder Zwischenziele lassen sich leider nicht einstellen.

Das Nyon wird während der Fahrt vom Hauptakku geladen und muss daher nicht mit seiner Leuchtkraft geizen. Das Display strahlt auf der höchsten Stufe sehr hell.

Um eine individuelle Tour zu planen, müssen die Routen zuvor im Bosch eBike Connect-Portal angelegt oder von eurem Komoot-Konto importiert werden. Die Synchronisation der Routen geht dabei kabellos über euer Smartphone oder per WLAN. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des Nyon ist die geschätzte Restreichweite, die auch topografische Gegebenheiten mit einberechnet. Noch vor dem Start einer Tour gibt das Nyon eine Schätzung darüber ab, ob die komplette Tour mit Motorunterstützung gefahren werden kann und berücksichtigt dabei die gewählte Unterstützungsstufe, die Distanz, die Topografie der geplanten Strecke und den Ladezustand des Akkus. Ist voraussichtlich nicht mehr genug Akku vorhanden, wird ein Warnhinweis angezeigt. Muss der Motor über längere Passagen je nach Fahrweise mehr oder weniger Leistung abliefern, passt sich die kalkulierte Restreichweite auch unterwegs dynamisch an. Während der Fahrt weist das Fahrrad-Navi mit Pfeilen und Pieptönen auf Abzweigungen hin. Eine Sprachausgabe über einen Lautsprecher oder Bluetooth-Kopfhörer beherrscht das Nyon nicht. Die Navigation läuft sorgenfrei ab: Weicht man von der vorgeschlagenen Route ab, reagiert das Nyon schnell und berechnet die Route neu statt den E-Biker mit dauerhaften „Bitte-wenden“- Aufforderungen zu nerven. Außerhalb geschlossener Ortschaften vertut sich das Nyon schon mal in seiner Auslegung dessen, was „befahrbare Strecken“ sind. Dann führt es einen teilweise selbst bei der Routenoption „schön“ über anspruchsvolle Trails oder schmale Wanderwege.

Nachdem das Bosch Nyon eine Route berechnet hat, gleicht es die verbleibende Akkureichweite mit der Route ab. Auch die Topografie der geplanten Strecke bezieht es in seine Berechnungen mit ein.
Das Bosch Nyon 2021 funktioniert auch vom E-Bike losgelöst und kann als eigenständiges Navi zum Wandern benutzt werden. Der eingebaute Akku mit 1.000 mAh hält ungefähr 2 h.

Damit der Fitnessaspekt nicht zu kurz kommt, lässt sich das Bosch Nyon-Display mit Sensoren verbinden und kann z. B. die Herzfrequenz auf dem Display anzeigen, aufzeichnen sowie nach einer gefahrenen Tour ausgeben. Dazu beherrscht es Bluetooth, der ANT-Funkstandard wird nicht unterstützt. Dafür besitzt das Bosch Nyon Zusatzfunktionen, die andere Geräte nicht leisten können: Durch die Integration in das Motorsystem punktet das Display mit der besten Ansicht aller motorrelevanten Daten. Die Trittfrequenz, der Anteil an Eigenleistung und die Geschwindigkeit werden ohne zusätzliche Sensoren aus dem Motor heraus an das Display gesendet. Mit der Premiumfunktion Lock für 10 € wird ein Diebstahlschutz auf dem Nyon-Display aktiviert. Das Entfernen des Displays sperrt dann alle Motorfunktionen des E-Bikes – nur dasselbe Display kann sie wieder reaktivieren. Das verhindert zwar nicht, dass jemand euer Bike klauen kann. Aber es wird für Langfinger unattraktiv, weil das Bike nicht mehr als E-Bike gefahren werden kann.

Fazit

Das Bosch Nyon 2021 liefert als Next-Level-Bordcomputer alle Funktionen, die man am E-MTB braucht, in einem Gerät. Und bietet mit der intuitiven Bedienung, der reichweitenbasierten Navigation und dem Diebstahlschutz einen Mehrwert, den andere Geräte nicht erbringen können. Wen die Bosch-Routenführung stört, der nimmt einfach Komoot. Als Nachrüstlösung für 350 € bietet das Bosch Nyon das beste Paket zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis: verdienter Testsieger! Leider nur für Bosch-Bikes.

Tops

  • intuitive Bedienung
  • wegweisende Integration von Funktionen in den Bordcomputer
  • starkes Display
  • intelligente Reichweitenberechnung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Flops

  • kein ANT
  • eingeschränkte Individualisierung bei der Routenplanung über Display
  • nur mit Bosch kompatibel

Mehr Informationen findet ihr unter bosch-ebike.com.

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Fahrrad-Navi für E-Bikes im Test

Alle Navigationsgeräte im Vergleichstest: Bosch COBI.Bike Sport (Zum Test) | Bosch Nyon | Bosch SmartphoneHub (Zum Test) | Garmin Edge 1030 Plus (Zum Test) | SIGMA ROX 12.0 (Zum Test)


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Words: Rudolf Fischer Photos: Jonas Müssig

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …