SQlab will mit dem kostenlosen Family & Friends „Vermiss mich” Set das Bike-Fitting für Zuhause anbieten und legt dabei den Fokus auf die richtige Sattel-, Griff- und Einlegesohlenwahl. Doch verbessert das Set in der Praxis wirklich die Ergonomie oder ist es nur auf der Pappe stimmig? Wir haben es getestet.

Das “Vermiss mich” Set bietet SQlab kostenlos an. Für weiter Infos besucht die Hersteller-Website.

Brennende Oberschenkel, verschwitzte T-Shirts und schlaffe Arme – Mountainbiken kann zweifellos anstrengend sein. Allerdings sollten zusätzliche Strapazen wie Taubheitsgefühle oder schmerzende Knie nicht dazugehören. Der Hersteller SQlab setzt genau hier an und möchte das Radfahren nicht nur für die Profis, die in der Regel ein persönliches Bike-Fitting erhalten, sondern auch für die breite Masse ergonomischer und einfacher gestalten. Mit dem kostenlosen „Vermiss mich” Set will das Unternehmen vielen Fahrern den ersten Schritt in dieses unbekannte Terrain ermöglichen. Das Measurement-Set erlaubt es jedem, unabhängig von Zeit und Ort, seine persönlichen Maße für das Home-Bike-Fitting zu ermitteln. Denn nicht jeder möchte in einem gläsernen Bike-Geschäft wie von einem Schneider vermessen werden, sondern würde das Ausmessen lieber selbst und bequem in den eigenen vier Wänden durchführen. Die Bestimmung des Sitzknochenabstands, der Griffweite und des Fußtyps bilden dabei die Grundlagen für die Auswahl der richtigen Produkte. Doch kann das kostenlose Vermessungs-Set von SQlab tatsächlich die richtigen Körpermaße ermitteln und die damit verbundene Produktauswahl erleichtern? Im folgenden Test erfahrt ihr, ob sich die Nutzung des „Vermiss mich” Sets lohnt.

Der Hersteller SQlab im Detail

Das 2003 gegründete Unternehmen SQlab in Straßlach bei München spezialisiert sich auf die Ergonomie der drei Kontaktstellen zwischen Rad und Fahrer: Fuß, Becken, Hand. Zudem steht alles, was das Radfahren ergonomischer macht, im Mittelpunkt. Somit reicht die SQlab-Produktpalette von Sätteln über Griffe bis zu Einlegesohlen und Lenkern. Wir haben den Hersteller schon einmal besucht und in unserem Interview mit Fragen gelöchert. SQlab nutzt bereits seit über 20 Jahren ein System zur Sitzknochenvermessung, das nun um weitere Messpunkte, wie Griffweiten- und Fußtypenbestimmung, erweitert wurde, um noch genauere Daten für Radfahrer zu liefern. Das Set zur Vermessung ist einfach und kostenlos innerhalb der EU und in Nordamerika auf der SQlab-Website erhältlich und enthält zwei Messpappen, eine Durchführungsanleitung sowie eine Produktübersicht zur Auswahl der richtigen Produkte.

Die Anleitung des SQlab „Vermiss mich” Sets

Zum Vermessen der Sitzknochen legt man die Wellpappe auf eine harte Unterlage, setzt sich darauf und drückt sich mit seinem gesamten Körpergewicht kräftig in die Pappe. Durch das Halten der Stuhlunterseite und leichtes Anwinkeln der Beine entstehen Abdrücke der Sitzknochen, die man umkreist und markiert.

Misst man nun von Mitte zu Mitte der markierten Stellen und fügt ein bis vier Zentimeter – je nach Sitzposition – hinzu, erhält man das Sitzknochen-Maß.

Dieses Maß hilft dabei, den passenden Sattel für das individuelle Einsatzgebiet auszuwählen. Doch Vorsicht: Wer beim Messen nicht genau arbeitet, verfälscht das Ergebnis, was wiederum eine falsche Sattelbreite zur Folge hat.

Für die Griffweitenbestimmung enthält das Set eine Schablone, auf der man die Hand platziert. Der Mittelfinger sollte dabei auf die Höhe des markierten Pfeils positioniert werden. Durch leichtes Spreizen des Daumens und Markieren der Daumenbeuge gibt die Schablone an, welche Griffgröße man wählen sollte.

Das SQlab-Gesamtpaket umfasst auch eine Fußtypenbestimmung: Hierbei stellt man sich barfuß auf eine vorgefertigte Schablone, zeichnet den Fußumriss nach und verwendet die beigefügten Fußformen zur Bestimmung des Fußtyps. In einem zweiten Schritt bestimmt man die Beinachse vor einem Spiegel, um festzustellen, ob man O-Beine, X-Beine oder gerade Beine hat. Die Kombination beider Maße ermöglicht schließlich die Auswahl der passenden Einlegesohlen. Das Set heißt zwar Family & Friends, doch die Bedienung bekommt man größtenteils auch alleine hin, nur vielleicht beim Fuß abzeichnen, sollte man sich für eine genaue Messung helfen lassen.

Wurde alles genau vermessen, können in der Produktübersicht die richtigen Einzelteile ausgewählt werden.

Sitzt, passt, wackelt nicht: Der Praxistest des SQlab „Vermiss mich’ Sets

Wir haben uns natürlich auf die Wellpappe geschwungen, das „Vermiss mich” Set getestet und mit unseren ermittelten Maßen einen Sattel ausgewählt. Unser Tester Bene hat sich für den SQlab 6OX ERGOWAVE Active 2.1-Sattel in einer Breite von 15 cm entschieden. Den SQlab 6OX Infinergy ERGOWAVE Active 2.1-Sattel, den neuen Bruder, haben wir natürlich auch schon unserem Dauertest unterzogen. In der Handhabung und Bedienbarkeit des Sets lässt SQlab keine Wünsche offen. Die beigelegte Anleitung der einzelnen Schritte ist spätestens mit den dazu verfügbaren YouTube-Videos für jeden verständlich und man erhält in kurzer Zeit das benötigte Maß. Zwar sieht das Set auf dem Papier stimmig aus, doch erzielt es auch die gewünschte Wirkung?

Unser Tester Bene hat sich für den SQlab 6OX ERGOWAVE Active 2.1-Sattel in einer Breite von 15 cm entschieden.

Natürlich kann die clevere Low-Tech-Lösung von SQlab ein Probesitzen oder ein Bike-Fitting beim Profi nicht ersetzen, dafür ist die menschliche Anatomie einfach zu individuell. Sie liefert aber einen überraschend präzisen Anhaltspunkt, der den Auswahlprozess der richtigen Komponenten gravierend verkürzt. Unsere Erfahrung damit: Die erste Testfahrt auf dem neuen Sattel zeigt, dass das Set die richtige Sattelbreite auf Anhieb ermittelt hat. Nach mehrwöchigem Testen auf verschiedenen Trails erhielten wir guten Fahrkomfort auf dem getesteten Sattel. Auch wenn unser Tester zuvor keine Probleme mit anderen herkömmlichen und universalen Sätteln hatte, fühlte sich der Sattel mit individueller Breite am Ende dennoch komfortabler an. Drückt der Sattel Anfangs ein wenig und wird der Dammbereich leicht taub, sollte – wie bei unserer ersten Testfahrt – die Sattelnase etwas abgesenkt werden. SQlab bietet durch beigefügte Elastomere, also flexible Gummiformen, die den Sattel an das Fahrergewicht anpassen und unterhalb des Sattels platziert sind, zusätzlich individuelle Einstellungsmöglichkeiten. Wem der Sattel nach dem Testen nicht passt, sollte ihn innerhalb von 30 Tagen wieder zurückschicken, um ihn auszutauschen oder das Geld zurückzuerhalten.

Clever recycled! Redakteur Rudi hat die Wellpappe direkt für seine Bastelstunde verwendet.

Das SQlab Family & Friends „Vermiss mich” Set ist für jeden Fahrer sinnvoll, der Probleme mit den ab Werk verbauten Sätteln und dadurch Schmerzen bei seinem Lieblingshobby hat. Ein Bike-Fitting ersetzt es aber nicht. Schlussendlich kommt man um eine Probefahrt nicht herum und man sollte bei der falschen Sattelbreite definitiv nicht zu lange am falschen Wert festhalten. Dennoch dient das kostenlose Set als präziser Anhaltspunkt und ist definitiv ein nützliches Tool im Bike-Keller.

Tuning-Tipp: Drückt der Sattel Anfangs ein wenig, sollte die Sattelnase etwas abgesenkt werden.

Tops

  • kostenlose Vermessung
  • einfache Bedienbarkeit
  • bietet präzise Anhaltspunkte

Flops

  • wird nicht exakt die Mitte der Sitzknochen gemessen, wird das Ergebnis verfälscht

Für mehr Infos besucht sq-lab.com


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Words: Benedikt Schmidt Photos: Antonia Feder