Lackschäden am Rahmen des neuen E-Bikes sind ärgerlich! Und genauso, wie man sein neues Smartphone mit Hülle und Schutzfolie ausstattet, kann man sein Bike vor Steinschlag und Kratzern schützen. Schutzfolie heißt hier das Zauberwort. Wir haben uns schlau gemacht, welche Möglichkeiten es für Frame Protection am Markt gibt.

Wer kennt das nicht? Kaum ist das neu gekaufte Smartphone vorsichtig aus der Hülle gehoben und mit allen Daten eingerichtet, wird auf das empfindliche Display erstmal eine Schutz- oder Panzerfolie aufgezogen. Erst dann startet man ins digitale Leben. Und das neue E-Bike, auf das man lange Zeit gewartet und auch gespart hat, wird sofort in den Wald und auf die Trails gejagt? Das kann durchaus in Ordnung sein, schließlich ist ein gutes Mountainbike dafür konstruiert, Sprünge, Stürze und ruppige Passagen zu überstehen. Viele Besitzer ärgern sich dann allerdings über Kratzer und Macken, die zunehmend den teuren Rahmen verunzieren. An manchen Cockpits lässt sich selbst mit perfekt abgelängten Zügen nicht vermeiden, dass die Züge von Bremse, Schaltung oder Remotes am Steuerrohr und am Rahmen reiben und den Lack beschädigen. Und auch Fahrer mit großen Füßen müssen im Laufe des Bike-Lebens feststellen, dass die Fersen an den Sitzstreben reiben. Das sind nicht nur optische Mankos, sondern kann bei einem Weiterverkauf auch zu unnötigem Wertverlust führen. Wer das vermeiden möchte, der kann seinem neuen Rahmen vorab eine Rahmenschutzfolie gönnen. Hier bieten sich mehrere Möglichkeiten an.

Es muss nicht immer ein Sturz sein: Viele Hinterbauten fallen so breit aus, dass Fahrer mit großen Füßen mit der Ferse den Lack von den Sitzstreben reiben. Hier sollte man sich auf jeden Fall mit einer Lackschutzfolie absichern.
Lack ab: Lackschäden durch Stürze und Steinschläge etc. sind optisch unschön und lassen sich durch eine Rahmenschutzfolie weitgehend vermeiden.

Basic-Version: Lack-Schutzfolie selbst besorgen und zuschneiden

Wir haben Jens Müller, den Inhaber der Werkstatt „Müller klebt! Werkstatt für Beschriftung” in Leonberg besucht und ihn nach seinen Erfahrungen gefragt. Herausgekommen sind 3 Tipps, die er uns mit auf den Weg gegeben hat und die man beachten sollte:

  1. Mattlack: Schutzfolie hält auf mattem Lack nicht besonders gut. Das liegt daran, dass Mattlack mit Silikon hergestellt wird und sich das Material nicht so gut mit dem Kleber verbindet. Das kann dann dazu führen, dass sich die Schutzfolie vor allem an den Rändern schneller ablöst.
  2. Originallack: Generell lassen sich alle guten Schutzfolien, wenn man sie z. B. mit einem Föhn erwärmt, wieder abziehen. Aber Vorsicht: Ist auf dem Bike nicht der Originallack, kann die Schutzfolie beim Ablösen den nachträglich aufgebrachten Lack mit ablösen.
  3. Luftblasen: Beim Aufbringen der Klebefolie entstehen immer wieder Blasen, auch wenn man sich noch so sehr anstrengt. Das Gute dabei ist, diese gehen teilweise. im Laufe der Zeit von selbst weg. Ein Aufstechen ist nicht immer möglich.
Jens Müller von „Müller klebt!” erklärt, was es beim Anbringen von Schutzfolien zu beachten gilt.

Wer für sein E-Bike keine teure, speziell zugeschnittene Rahmenschutzfolie findet oder einfach nicht bestellen möchte, kann mit einer guten Universalfolie, die laut Jens Müller idealerweise zwischen 0,3 und 0,36 mm dick sein sollte, empfindliche Teile seines Rahmens schützen. Am besten man fragt bei einem Fachbetrieb, also einem Werbetechniker oder einer Werkstatt für Beschriftung, nach. Oft haben diese Reste von Folien aus der Beklebung von Kraftfahrzeugen übrig und können diese auch schnell und fachmännisch anbringen. Das ist manchmal nicht viel teurer, als die Folie im Internet oder Baumarkt zu kaufen, selbst zuzuschneiden und das Bike zu bekleben. Auf jeden Fall spart es Zeit und Nerven.

Comfort-Version: Spezielle Rahmenschutzfolien-Sets für E-Bikes

Bei den Rahmenschutzfolien-Sets sind die einzelnen Folien schon speziell auf die schützenswerten Rahmenteile zugeschnitten. Doch zunächst muß man sich entscheiden, ob man eine durchsichtige Folie – klar oder matt – haben möchte, um die Originallackierung optisch nicht zu verändern, oder, ob ob man sich ganz bewusst für eine pimp-up-your-bike-Lösung entscheidet. Hier gibt es auf dem Markt unzählige Anbieter, die für jeden Geschmack und Geldbeutel Designs anbieten. Wir stellen euch hier exemplarisch einige vor.

Luxshield

Luxshield mit Sitz in Konstanz bietet ein großes 20-teiliges Rahmen-Set für E-Bikes an. Dabei wird alles mitgeliefert, was man für die Montage braucht: Reinigungs- und Montageflüssigkeit, ein Mikrofasertuch sowie ein Filzrakel, um das Wasser auszustreichen. Der Universalzuschnitt kann für viele gängige Rahmengrößen verwendet werden. Ein Anleitungsvideo erklärt anschaulich die einzelnen Schritte.

Luxshield – Lackschutzfolie Made in Germany. Das All-Inclusive-Paket mit glänzender Folie ist für 29,99 € erhältlich. Für die matte oder Carbon-Version zahlt man 39,99 €.
Wir haben für das Haibike AllMtn 7 das Paket von Luxshield verwendet… um die wichtigsten Teile zu schützen.
… um die wichtigsten Teile zu schützen.

DYED Bro

Von Bikern für Biker: Die spanische Firma DYED Bro mit Sitz in Madrid, deren Gründer auch in der Enduro World Series unterwegs sind, bietet unzählige Designfolien an. Inzwischen sind auch für E-Mountainbikes universelle Kits für 49,99 € zu haben. So ein Set beinhaltet eine Schutzfolie für das Ober- und Unterrohr, zwei zusätzliche Stücke für größere Rahmen sowie je zwei Folien für Kettenstreben und Sitzstreben.

Coole Folien aus Madrid: Bei den Designs von DYED Bro sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

rie:sel design

Die Firma rie:sel design mit Sitz in Dresden hat sich ganz dem Spaß auf dem Bike verschrieben und bietet außer Foliensets noch passende Mudguards, Sticker und jede Menge Zubehör an. Bei der Verklebung setzt riesel auf einen lackfreundlichen Klebstoff, die Sticker können direkt auf das frisch gereinigte Bike geklebt werden.

Auch bei der Oberfläche geht riesel seinen eigenen Weg: Beim TAPE3000 ist die Oberfläche bewusst leicht strukturiert, um Bläschen, die sich nie vermeiden lassen, zu kaschieren. Das Material lässt sich leicht aufbringen, allerdings ist bei weißen Rahmen ein leichter Gelbstich nicht zu vermeiden. Das Rahmenset für 32,95 € umfasst 17 Shapes zwischen 70 x 340 mm und 30 x 30 mm und bietet den kompletten Schutz für Oberrohr, Unterrohr und Sitzrohr.

Ob mit oder ohne Aufdruck: rie:sel design bietet vorgefertigte Foliensätze an, die universal auf gängige Rahmenformen aufgebracht werden können.

Mucky Nutz

Mucky Nutz mit Sitz in England bietet zahlreiche Bikeschutz-Produkte. Die Skinz sind vorgestanzt und werden auf das gut gesäuberte Bike aufgeklebt. Wer unter den Designs der Firma nichts findet, kann sich das Set Frame Skinz auch selbst konfigurieren. Die Frame Skinz sind für 25 Pfund, die Customized Version für 45 Pfund erhältlich. Das Frame-Set enthält 17 Folien, die von 32 x 28 mm bis 220 x 65 mm reichen: für Oberrohr, Unterrohr, Sitzrohr, Scheren-Protektoren und Kabelabrieb.

Die Skinz von Mucky Nutz gibt es in glänzend und matt sowie in vielen coolen Designs.

AMS Bike Guard

Der Anbieter Allmountainstyle, kurz AMS mit Sitz in Barcelona, hat sich neben Mudguards und Griffen auf Schutzfolien-Sets spezialisiert. Die Foliensets gibt es für alle Bereiche der Bikes in einer Riesen-Auswahl an Designs und Farben.

AMS bietet mit dem Honeycomb Bike Guard Total das komplette Set für Sitz- und Kettenstreben, den Hauptrahmen und sogar die Tauchrohre der Federgabel und Extrateile. Das 25-teilige Set in clear wird für 82 € angeboten.

Luxus-Version: Die High-End-Lösung: Maßgeschneiderte Folien-Kits für bestimmte Bike-Modelle

Wer die Rundum-sorglos-Lösung haben möchte, der kann sich ein individualisiertes Rahmenschutzset speziell für sein Bike zulegen. Hier bekommt man einen ganzen Bogen mit vorgestanzten Folienformen und einer genauen Anleitung, welches Teil an welcher Stelle des Bikes anzubringen ist. Für unser Testrad FOCUS JAM² hatten wir den passenden Satz von invisiFRAME bestellt, andere Hersteller, wie z. B. Chameleon Skin aus Italien oder Slicy aus Frankreich, hatten zu unserem Testzeitpunkt Lieferschwierigkeiten.

invisiFRAME

invisiFRAME aus England bietet für viele Bike-Marken und -Modelle speziell konfigurierte Rahmenschutzfolien in allen Größen – sowohl für Carbon- als auch Alu-Rahmen – an, so auch für unser FOCUS JAM².

Für das FOCUS JAM² gibt es speziell auf dieses Modell konfigurierte und zugeschnittene Foliensätze in allen Bikegrößen.
Das Rundum-sorglos-Paket von invisiFRAME: Alle Materialien inklusive Anleitung werden komplett geliefert.
Vorarbeit: Vor dem Aufbringen der Folie muss das Rad gründlich gereinigt und von Fettresten befreit werden.
Für jedes Teilstück des FOCUS JAM² ist ein passendes Stück Folie vorgesehen. Die einzelnen Folienstücke sind exakt an das Bike angepasst.

Egal, für welche Version ihr euch entscheidet, generell empfiehlt es sich, Folien immer nass aufzukleben. Nur dann kann der Sitz der Folie korrigiert und optimal ausgerichtet werden. Im ersten Schritt wird der Rahmen vorgereinigt. Manche Hersteller, wie z. B. Luxshield, liefern dazu schon ein spezielles fettlösendes Reinigungsmittel mit, ebenso ein fusselfreies Tuch. Danach werden die Folie und auch die Finger mit einem speziellen Wassergemisch eingesprüht. Das kann man auch selbst herstellen: Meist wird empfohlen auf 500 ml Wasser 4 Tropfen Babyshampoo zu geben. Wichtig ist, dass es keine Zusatzmittel, wie handelsübliche Haushaltswaschmittel, enthält. Um ein sauberes Verklebe-Ergebnis zu erzielen, ist darauf zu achten, dass die Klebeseite der Folie so wenig wie möglich berührt wird. Dadurch entstehen sonst unschöne Fingerabdrücke, die später zu sehen sein könnten. Also auch die Finger gut mit dem Wassergemisch befeuchten. Sitzt die Folie an der gewünschten Stelle, streicht man mithilfe eines Rakels (alternativ eine EC-Karte, am besten funktioniert eine American Express Platin-Karte, oder einen Filzklotz benutzen) das Wasser von innen nach außen aus.

Das Ausstreichen des Wassers gelingt mithilfe eines Rakels …
… oder einem speziellen Rakel-Filz. Bei kalten Außentemperaturen hilft auch ein Föhn.
Hat der Rahmen, wie hier beim Haibike AllMtn, einen Knick, muss die Folie eventuell eingeschnitten werden, damit sie anliegen kann, optimal ist das allerdings nicht.

Idealerweise beträgt die Raumtemperatur zwischen 20 und 23 Grad, wenn es kälter ist, lässt sich die Folie nicht gut am Rahmen befestigen. Ein geschlossener Raum wird ebenfalls empfohlen, denn beim Arbeiten im Freien kann durch aufkommenden Wind unerwünschter Staub und Schmutz zwischen Rahmen und Folie gelangen. Ein Föhn hilft, um die Haftung der Folie an den Rändern zu verbessern und die letzten Wasserreste zu verdrängen. Danach sollte man mindestens 24 Stunden warten, bis auch die letzten Wasserreste verdunstet sind und die Folie optimal haftet.

Folienschutz ab Werk

Immer mehr Hersteller, wie z. B. Canyon, SCOR oder Specialized, liefern ihre neuen Bikes schon mit Schutzfolie aus. Während beim neuen Canyon Spectral:ON 2022 und beim Specialized S-Works Turbo Levo das Unterrohr durch eine Klarsichtfolie geschützt wird, kann man bei SCOR bei der Bestellung gleich das passende Folienset für das Ober- und Unterrohr sowie die Kettenstreben mitliefern lassen. Gerade bei einem dezenten Bike wie dem SCOR kann man mit den individuell designten Lackschutzfolien viel gestalten. Entweder kann man selbst kreativ werden oder auf Designvorlagen im Konfigurator zurückgreifen. Die erste selbst designte Lackschutzfolie bekommt ihr gratis zum Bike dazu.

… ist perfekt für individuell zusammengestellte Lackschutzfolien.
Ein neutrales Lackdesign wie z. B. beim SCOR…

Was muß ich beim Ablösen der Folie beachten?

Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr die Lackschutzfolie durch eine neue ersetzen wollt, um euer E-Bike in einem frischen Look erstrahlen zu lassen, oder um den unversehrten Rahmen für den Weiterverkauf perfekt zu präsentieren. Klebt die Schutzfolie schon über einen längeren Zeitraum auf der Lackoberfläche, hilft es, diese etwas anzuwärmen – dazu genügt ein normaler Haarföhn. Diese Methode empfiehlt sich, wenn die Folien auf empfindlichen oder auf bereits beschädigten Oberflächen verklebt wurden. So verhindert man, dass lose Lackteilchen an der Folie haften bleiben und mit abgezogen werden. Manche Hersteller, wie z. B. Luxshield, empfehlen einen Abziehwinkel von 180°. Sollten noch Kleberückstände am Lack sein, dann kann man diese einfach mit etwas Waschbenzin, Spiritus oder Silikonspray und einem Tuch entfernen.

Fazit:

Alle drei Folien-Lösungen zur Frame Protection funktionieren gut. Es gibt kein besser oder schlechter, sondern hängt von der handwerklichen Begabung und davon ab, wie viel Zeit und Geld man investieren möchte. Wichtig ist, dass das Bike gut geschützt und der Lack so lange wie möglich unversehrt bleibt. Denn das ist nicht nur eine optische Entscheidung, sondern auch eine wirtschaftliche. Schließlich sinkt der Wert eines Bikes, wenn es mit Kratzern und Lackabplatzern übersät ist.


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Words: Susanne Feddersen/Manne Schmitt Photos: Manne Schmitt