Fußfesseln oder der entscheidende Klick fürs nächste Level? Für die einen sind Klickpedale ein Alptraum, für die anderen unverzichtbar, um so richtig performen zu können. Die Diskussion über Flat- versus Klickpedale ist geprägt von Ängsten, aber auch dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Wann kann und wann sollte man umsteigen?

Der Einstieg in die Gemeinschaft der Klickpedal-Fahrer scheint wie ein Ritterschlag: Man befindet sich plötzlich innerhalb eines exklusiven Kreises an krassen Piloten, die – fest verbunden mit ihrem Bike – scheinbar mühelos die schwierigsten Trails meistern. Wenn da nur diese diffuse Angst nicht wäre … Die Angst, mit dem Bike hinzufallen, sich sogar zu überschlagen – und nicht rechtzeitig aus den Pedalen zu kommen. Wer trotz dieser Sicherheitsbedenken mutig mit dem Gedanken spielt, sein Mountainbike auf Klickpedale umzurüsten, bekommt jede Menge gut gemeinter Ratschläge. Die Bandbreite der Aussagen reicht von „Klickpedale sollte man nur fahren, wenn man perfekt auf den Flats unterwegs ist“ bis hin zu „mit Klicks ist man viel sicherer unterwegs“. Und was stimmt jetzt? Sind Klickpedale wirklich so schwer zu fahren und gefährlich für Neulinge oder geben sie durch die feste Verbindung eher Sicherheit?

Wie funktionieren Klickpedale? Die wichtigsten Begriffe und Fakten im Überblick

    1. Das Klickpedal ist Teil eines Bindungssystems, das dem von Skischuhen gleicht, allerdings wird nur im Vorderfußbereich eingeklickt. Die Schuhplatten, die an der Unterseite des Bike-Schuhs verschraubt sind, dienen als Bindungselement.

 

    1. Die Cleats genannten Schuhplatten verbinden Schuh und Pedal. Cleats können aus Metall oder Plastik bestehen.

 

    1. Zweiloch-System und Dreiloch-System: Fast alle MTB-Schuhe nutzen das Zweiloch-System und sind mit unterschiedlichen Metall-Cleats und dadurch auch verschiedenen Pedalen kompatibel, Rennradschuhe haben dagegen ein Dreiloch System mit Cleats aus Plastik.

 

    1. Der Float-Winkel bezeichnet die Bewegungsfreiheit bei eingeklicktem Schuh. Anfängern wird empfohlen, mit einem möglichst großen Float-Winkel zu fahren, damit sich der Fuß noch etwas bewegen kann. Die größere Bewegungsfreiheit kann auch Knieprobleme vermeiden.

 

    1. Der Auslösewinkel ist durch das Klicksystem und die Cleats bestimmt, wobei manche Hersteller Cleats mit unterschiedlichen Auslösewinkeln anbieten. Für Anfänger ist ein kleiner Winkel zu empfehlen, da man dann schneller aus dem Pedal herauskommt.

 

    1. Ganz wichtig ist die Federspannung oder auch Auslösehärte. Sie sollte am Anfang nicht zu groß gewählt werden, denn sie bestimmt, wie leicht oder schwer man sich aus den Pedalen ausklicken kann. Ungeübte sollten eher ein System mit einer geringen Federspannung wählen, um leicht herauszukommen. Hier ist man mit Klickpedalen, bei denen sich die Federspannung korrigieren lässt, im Vorteil.

 

  1. Als sogenannten Käfig bezeichnet man den Rahmen, also die Fläche rund um den Klickmechanismus. Der Rahmen bietet weicheren Schuhen etwas mehr Abstützung und verhindert, dass das Pedal unter dem Fuß wegrutscht, wenn man nicht auf Anhieb den Einstieg findet. Zudem bietet das Pedal dadurch eine größere Standfläche und ein sicheres Standgefühl. Plattform-Klickies gibt es mit oder ohne Pins, je nachdem, ob man etwas mehr oder weniger Bewegungsfreiheit im Pedal haben möchte.

Welche Bindungssysteme gibt es und welches ist das richtige für mich?

SPD:

Shimano Pedaling Dynamics (SPD) ist eines der am häufigsten verwendeten Klick-Systeme und gilt als robuster und langlebiger Klassiker. Die Federhärte ist einstellbar, das Klickgefühl ist etwas kantig. Es gibt auch viele andere Hersteller, die das von Shimano entwickelte SPD-System an ihrem Pedal nutzen, wie Nukeproof, Acros oder TATZE. Viele Fahrer schwören auf das Original von Shimano, das auch nicht teurer ist als die Konkurrenz.

Crankbrothers:

Crankbrothers ist eine US-amerikanische Marke, die für Mountainbike-Komponenten bekannt ist. Der Vorteil des Crankbrothers-Pedalsystems: Man kann über verschiedene Cleats den Ausklick- und Float-Winkel einstellen. Es gehört zu den beliebtesten Bindungssystemen und ist gerade bei abfahrtslastigen Bikern, die Enduro oder Downhill fahren, wegen seinem freien Klick-Gefühl sehr beliebt. Auch bei Matsch lässt sich noch sehr gut einklicken, allerdings ist die Federhärte nicht einstellbar und die Cleats aus Messing nutzen sich schnell ab.

Hope:

Pedalsysteme von Hope sieht man eher selten auf den Trails, obwohl sie in unseren Tests immer top abgeschnitten haben. Die Federhärte ist einstellbar, das System ist robust und langlebig, das Klick-Feeling ist frei. Man könnte sagen, es vereint die Vorteile von Shimano und Crankbrothers.

Time:

Auch das Klicksystem von Time ist eher selten. Es ist ebenfalls robust und lässt sich auch in matschigen Bedingungen noch leicht einklicken, allerdings ist das Einklicken etwas umständlicher, man kommt nicht so gut in die Pedale hinein. Die Federhärteneinstellung bringt auf dem Trail keinen spürbaren Unterschied.

HT:

Die filigranen und leichten Pedale aus Taiwan sind ebenfalls noch selten zu finden. Sie bieten ein gutes Klick-Feeling, ähnlich wie die Systeme von Hope, auch die Federhärte ist einstellbar. Bei der Haltbarkeit muss man aber Abstriche machen: Lager und Federn leiern schnell aus.

TATZE:

Das Kombi-Pedal TATZE TWO-FACE ist auf der einen Seite ein Flatpedal, auf der anderen Seite wartet es mit einem SPD-System auf. Es ist eine Zwischenlösung für Biker, die bergauf oder auf leichten Trails mehr Effizienz haben möchten, aber bergab mit eingeklickten Schuhen sich (noch) unsicher fühlen.

Magped:

Die Speziallösung: Hier ermöglicht ein patentierter Magnetmechanismus das sichere, schnelle und einfache Ablösen des Schuhs vom Pedal. So ist neben Plattformpedal und Klickpedal eine neue Pedalgattung entstanden. Der Schuh ist durch den Magneten gefühlt fest mit dem Pedal verbunden, löst im Notfall aber schnell aus. Eine interessante Alternative für Einsteiger.

Flats vs. Klicks – Vor- und Nachteile

Anders als bei den Rennradfahrern sitzen die kleinen Cleats, die auf MTB-Pedale passen, oft versenkt in der Schuhsohle und stören kaum beim Gehen. Da es beim Mountainbiken im Gebirge immer wieder zu Schiebe- oder Tragepassagen kommt, ist das ein wichtiger Aspekt. Ist man häufig auf schlammigen Wegen oder im Schnee unterwegs, kann es aber passieren, dass sich die Cleats beim Gehen zusetzen und dadurch das Einklicken erschwert wird. Dann empfehlen sich Systeme mit besonders guter Selbstreinigung wie z. B. von Crankbrothers. Insgesamt hängt die Eignung von Klick-Pedalen für Neulinge auch von individuellen Faktoren wie Fahrkönnen, Selbstvertrauen und persönlicher Präferenz ab. Es kann hilfreich sein, sich von einem erfahrenen E-Mountainbiker beraten zu lassen und verschiedene Pedaloptionen auszuprobieren, um herauszufinden, welche für einen am besten geeignet ist. In unserem großen Pedal-Vergleichstest haben wir die besten Pedale für Mountainbiker getestet.

Tops

  • bessere Kraftübertragung
  • mehr Kontrolle bei technischen Singletrails
  • bei Sprüngen bleiben die Füße immer auf dem Pedal
  • korrekte Fußstellung und damit auch weniger Knieprobleme
  • Konzentration auf die restliche Körperhaltung
  • weniger Verletzungen durch scharfe Pins bei Flatpedalen, dadurch weniger vernarbte Schienbeine

Flops

  • höhere Unfallgefahr für Ungeübte und Neulinge
  • bei Schlamm kann der Klickmechanismus verdrecken
  • erfordert spezielle Schuhe

Wann sollte man auf Klicks umsteigen?

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt stellt sich früher oder später jeder ambitionierte Mountainbiker. Grundvoraussetzung ist, dass der Fahrende sein Bike beherrschen muss und auch auf ruppigen Trails keine Schwierigkeiten hat. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man merkt, dass auf Trails immer mal wieder der Halt auf dem Bike verloren geht. Wenn man sich weiterentwickeln möchte, kann jetzt der richtige Zeitpunkt sein, umzusteigen. Spätestens dann, wenn man es leid ist, sich schon wieder die scharfen Pins ins Schienbein zu rammen.

Was ist zu beachten, wenn man auf Klicks umsteigt?

Zunächst einmal muss man sich für ein System entscheiden. Idealerweise hat man Freunde und Bekannte, die einen – gleiche Schuhgröße vorausgesetzt – ihr System mal testen lassen. Schließlich fallen nicht nur neue Pedale, sondern auch die dazu passenden Schuhe als Kostenfaktor ins Gewicht. Jeder Zweiloch-Schuh ist mit 95 % aller Zweiloch-Systeme kompatibel. Wichtig ist zudem die Passform der Schuhe, sie dürfen nicht zu locker sitzen, sonst verliert man die Bindung zum Bike.

Training, Training, Training: Beim Mountainbiken kommt es immer wieder zu Situationen, in denen man schnell vom Bike absteigen muss. Deshalb sollte man das Ausklicken in einer sicheren Umgebung üben. Erst wenn das ohne Nachzudenken – sozusagen im Schlaf – funktioniert, sollte man auf den Trail gehen. Ideal sind Trockenübungen mit Hilfestellung von Freunden.

Einstellung der Auslösehärte: Viele Click-Pedale lassen sich in der Auslösehärte einstellen. Für Einsteiger ist es ratsam, diese etwas lockerer einzustellen, um ein schnelles Ausklicken in Notsituationen zu ermöglichen.

Die Schuhplatten müssen richtig montiert und festgezogen sein, damit man nur gewollt ausklicken kann. Wichtig ist auch die korrekte Ausrichtung der Cleats, hier muss jeder individuell ausprobieren, welcher Winkel sich intuitiver anfühlt bzw. die beste Position für das Knie ist. Für viele ist es angenehmer, wenn die Zehen leicht nach außen zeigen.

Unsere Tester und ihre Erfahrungen

Der Überzeugte: Robin Wormer

„Nachdem ich mich einmal an die Klicks gewöhnt habe – hat vielleicht 3 bis 4 Fahrten gebraucht –, bin ich echt überzeugt davon. Ich mache keine großartigen Tricks, wo man den Fuß vom Pedal nehmen müsste, und dann hat das für mich eigentlich nur Vorteile. Größter Pluspunkt für mich ist, dass man immer sofort in der richtigen Position ist, während ich bei Plattformpedalen oft nicht die richtige Position gefunden habe oder auch mal während dem Fahren verrutscht bin. Auch sonst gibt es einfach viel Sicherheit, nicht das Pedal zu verlieren, wenn man mal durch ruppigere Passagen fährt und vor allem bei Sprüngen. Seitdem ich Klicks fahre, kratze ich mir kaum noch die Schienbeine auf – das ist vielleicht sogar der größte Vorteil für mich persönlich. Hab auch schon den einen oder anderen Crash gehabt mit Klickies und das war nie ein Problem. Ich fahre die Nukeproof Horizon Pedale, also Shimano SPD-System, mittlerweile sogar mit dem härtesten Auslösewinkel zum Rauskommen. Denn ich weiß, dass es immer noch schnell genug geht, und die Sicherheit ist mir wichtiger, auch um bei Sprüngen im Pedal zu bleiben. Dürfte sogar noch härter sein für meinen Geschmack, aber passt schon so. Nur wenn man mal Matsch in den Cleats oder am Pedal hat, wird es manchmal schwierig mit dem Rein- und Rauskommen. Ich behandle die Pedale regelmäßig mit Brunox Turbo-Spray, damit alles geschmeidig bleibt. Und gelegentlich muss man das Cleat am Schuh frei kratzen, damit da nichts im Weg ist, falls man mal in den Matsch tritt.
Meine erste Erfahrung mit den Nukeproof-Klickpedalen war auf jeden Fall nicht die allerbeste, weil es tiefster Winter war. Es lag sogar Schnee und da habe ich mich überhaupt nicht wohl gefühlt und bin dann kurzzeitig wieder auf Flats gefahren, bis sich die Bedingungen gebessert hatten. Aber nachdem ich mich dran gewöhnt habe, würde ich mich fast nicht mehr auf Flats trauen – aus Angst, das Pedal zu verlieren und mir die Schienbeine zu verkratzen. Die sehen jetzt endlich mal wieder einigermaßen verletzungsfrei aus.“


Die Skeptische: Paulina Sauter

Bis jetzt fährt Paulina Flatpedale und probiert für uns das erste Mal Klicks aus. Für die ersten Übungen hilft es, mit einem Partner, der das Rad hält, im Stand immer mal wieder ein- und auszuklicken. Die Spannung haben wir auf ganz locker eingestellt, um die Bewegung üben zu können. Danach wird das Ein- und Ausklicken ohne Unterstützung trainiert. Generell kann man sagen, dass man vorausschauender fahren muss, meint Paulina, man agiert nicht mehr so intuitiv. Erste Erfahrungen auf dem leichten Trail: Paulina findet sofort eine sichere Position auf dem Bike, allerdings mag sie es lieber, wenn sie etwas spielen kann. Dafür kann eingeklickt beim Springen die Flugkurve besser gelenkt werden. Auch die Körperhaltung wird besser, weil man sich nicht noch gleichzeitig auf die Füße konzentrieren muss. Die Haltung von Paulina wird aktiver, nicht mehr so aufrecht.

Flats oder Klicks? Letztendlich ist es Geschmackssache: Paulina ist als Fahrerin lieber selbstständig, das kennt sie vom Motocross und mag es nicht, mit dem Rad fest verbunden zu sein, also eine erzwungene Einheit zu bilden. Sie kann sich aber vorstellen, später mal umzusteigen, wenn sie besser geworden ist. Bis dahin will sie mit den Flats weiter lernen. Da sie gerne über ihre Verhältnisse fährt, müsste sie mit Klicks konzentrierter fahren. Und das passt momentan nicht zu ihrer Performance.


Der Pragmatische: Erik Bötzle

Das Experiment mit den Klicks muss Eric nicht unbedingt machen. Sein Kommentar: „Kann ich schon probieren, aber dann nur mit Vollschutz-Ausrüstung.“ Sprich, Eric fühlt sich auf den Flats sicherer und möchte kein Risiko eingehen. Er hat deshalb für uns die Magpeds getestet, eine Art Zwischenlösung, bei dem das Pedal durch Magnete am Schuh gehalten wird. Der Vorteil: Man hat eine feste Verbindung, kommt aber jederzeit auch nach oben wieder vom Pedal weg, wenn es gefährlich wird. Da die Magnete auf beiden Pedalseiten eingebaut sind, spielt es auch keine Rolle, welche Seite oben ist: Man kann also ohne nachzudenken immer „einklacken“, zumal sich das Pedal auch ohne Magnetverbindung fahren lassen würden, wenn es mal hektisch wird. Im Gegensatz zu konventionellen Klickpedalen lässt sich das Pedal auch mit normalen Schuhen einwandfrei fahren, wenn es beispielsweise mal schnell in die Stadt gehen soll.

Durch diese innovative Lösung hat Eric beides: Stabilität auf dem Pedal und die Sicherheit, sich jederzeit vom Pedal lösen zu können. Eric ist von dieser Lösung so überzeugt, dass er nur noch mit den Magpeds anzutreffen ist.

Wer schon länger mit Klicks geliebäugelt hat, der sollte sich nicht davon abhalten lassen, sie einfach mal auszuprobieren und sich ein eigenes Bild zu machen. Hat man den Dreh erstmal raus, kann man oft sicherer fahren und seine Performance verbessern. Also, keine Angst vor einer festen Bindung, sie kann der Einstieg zu einer besseren Beziehung zu eurem Bike sein. Und für alle, die immer noch unsicher sind, können Zwischenlösungen wie Magpeds oder TATZE ein erster Schritt in die Welt der Klickpedale sein.


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Words: Susanne Feddersen Photos: Simon Kohler