Bullige Formen, sexy Details und der stärkste Motor: Das Haibike XDURO Nduro 10.0 macht optisch einiges her, ist gleichzeitig aber das schwerste Bike im Test. Wir haben gecheckt, ob seine Offroad-Tauglichkeit über die Bordsteinkante hinausgeht.
Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.
Wow, was für ein Look! Das massive Haibike XDURO Nduro 10.0 ist von oben bis unten durchgestylt. Vom Carbonrahmen des 180-mm-Bikes mit integrierten Rücklichtern über das riesige Display und die Remote, den Front-Scheinwerfer mit Fernlicht bis hin zum Kettenblatt kommen nur Spezialanfertigungen zum Einsatz. Absolutes Highlight ist der mit 120 Nm Drehmoment extrem kraftvolle FLYON HPR 120 S-Motor von TQ. Dass viel Power auch viel Strom braucht, ist klar. Der Akku im Inneren des Oberrohrs liefert zwar nur 630 Wh Kapazität, lässt sich aber mit dem optionalen, recht teuren Speed-Charger-Ladegerät in einer Stunde wieder auf 80 % laden. Für ausreichend Reichweite empfiehlt es sich dennoch, den Fahrmodus möglichst häufig an das Gelände anzupassen und den sparsamen Eco-Plus-Modus zu verwenden. Denn in der höchsten Unterstützungsstufe verbraucht das Bike logischerweise sehr viel Strom.
Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Haibike XDURO Nduro 10.0
Mit 27,96 kg ist das 8.999 € teure Haibike XDURO Nduro 10.0 mit riesigem Abstand das schwerste Bike im Test und das trotz relativ leichter Ausstattung mit 200-mm-Bremsscheiben und der relativ schwachen Apex-Karkasse der Schwalbe-Reifen. Die brachiale Motorkraft wird über SRAMs EX1 8-Gang-Schaltung an das 27,5”-Hinterrad übertragen. Beim Cockpit vertraut Haibike auf seine hauseigenen Aluminiumprodukte. Hier hätten wir uns etwas mehr Detailliebe gewünscht, da sich die Remotes von Teleskopsattelstütze und Motor beim Betätigen in den Weg kommen.
Haibike XDURO Nduro 10.0
8.999 €
Ausstattung
Motor FLYON HPR120S 120Nm
Akku Flyon The Battery 630Wh
Display Flyon The Display
Federgabel FOX 36 GRIP2 Factory 180 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Factory 180 mm
Sattelstütze Kind Shock LEV INTEGRA 150 mm
Bremsen MAGURA MT7 200/200 mm
Schaltung SRAM EX1 1x8
Vorbau Haibike Components TheStem 2 50 mm
Lenker Haibike Components TheBar +++ 780 mm
Laufradsatz DT Swiss FR1950 27,5"
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 27,96 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 92 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
Skybeamer 5000 Scheinwerfer mit Fernlicht
Rücklichter im Rahmen integriert
Geometrie und Größe des Haibike
Rein optisch vermittelt das wuchtige Haibike mit seinem markanten Knick im Oberrohr viel Sicherheit. Die Front wirkt schon im Stand sehr hoch. Hat man einmal Platz genommen, offenbart sich allerdings das Gegenteil. Wegen des hohen Tretlagers ist auch der Stack mit 612 mm entsprechend gering.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Oberrohr | 570 mm | 600 mm | 630 mm | 660 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 110 mm | 130 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 64,0° | 64,0° | 64,0° | 64,0° |
Sitzwinkel | 75,1° | 75,1° | 75,1° | 75,1° |
Kettenstrebe | 470 mm | 470 mm | 470 mm | 470 mm |
Tretlagerabsenkung | 5 mm | 5 mm | 5 mm | 5 mm |
Radstand | 1.226 mm | 1.256 mm | 1.290 mm | 1.320 mm |
Reach | 412 mm | 442 mm | 467 mm | 497 mm |
Stack | 594 mm | 594 mm | 612 mm | 612 mm |
Das Haibike XDURO Nduro 10.0 im Test
Auf Forststraßen und im leichten Gelände bergauf macht dem Haibike XDURO Nduro 10.0 keiner was vor. Der Motor schiebt zwar laut surrend an, erreicht die 25-km/h-Schwelle aber in Sekundenschnelle und an fast jeder Steigung. Schlupf am Hinterrad unterbindet Haibike mit modernster Technik: Der Geschwindigkeitssensor ist deutlich präziser, als das sonst üblich ist; er fungiert als aktive Schlupfregelung und reduziert die Motorpower entsprechend. Ein Nachteil des smarten Systems: Wheelies sind nahezu unmöglich, weil sie als Wheelspin interpretiert werden. Auf dem Trail bleibt das Vorderrad dank der niedrigen Front permanent am Boden und dank ausreichend Bumms lassen sich auch technische Herausforderungen mit Schwung meistern. Allzu hohe Kanten müssen jedoch um- statt überfahren werden, da das niedrige Tretlagergehäuse häufiger aufsitzt. Im Steilen abzusteigen, ist mit dem Haibike XDURO Nduro 10.0 nicht die beste Idee. Das schwere Bike lässt sich nur mit viel Anstrengung herumwuchten oder schieben, und auch das Anfahren im technischen Gelände erfordert viel Geschick.
Auf verwinkelten Trails kommt das Haibike XDURO Nduro 10.0 so gut zurecht wie ein dicker SUV in der italienischen Altstadt.
Mit 180 mm Federweg sollte das Haibike in der Abfahrt eigentlich alle Hindernisse glattbügeln und viel Sicherheit vermitteln. In der Realität zieht einen die niedrige Front im Steilen jedoch weit nach vorne und das hohe Gewicht schiebt auch bei Vollbremsungen noch ordentlich an. Im Gegensatz zu seinem kleineren Bruder, dem XDURO AllMtn, ist das Nduro deutlich gestreckter, weniger ausbalanciert und schwerfälliger. So fühlt sich das Haibike XDURO Nduro 10.0 auf engen Trails an wie ein dicker SUV in einer verwinkelten italienischen Altstadt. Auf gebauten, relativ flachen Strecken mit Anliegern, Wellen und Sprüngen fühlt sich das XDURO Nduro 10.0 deutlich wohler. Ähnlich wie ein Motocross-Bike muss es mit Schwung und sehr aktiv gefahren werden, um gut manövrierbar zu bleiben.
Ständeraufnahme, Anhängerfreigabe und klasse integriertes Licht: Das Haibike XDURO Nduro 10.0 ist absolut alltagstauglich – mit Ausnahme des geringen zulässigen Gesamtgewichts.
Tuning Tipp: Lenker und Vorbau mit viel Rise | 220-mm-Bremsscheiben vorne | Sattelstützen-Remote mit besserer Positionierung | weiches Tape an der Kettenstrebe
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Wer auf der Suche nach dem absolut kraftvollsten Motor und dem stylishsten Gesamtauftritt ist, wird beim Haibike XDURO Nduro 10.0 fündig. Ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit und viel Fahrspaß auf Forststraßen und leichten Trails machen es eher zum SUV als zum Geländewagen – coolerweise mit serienmäßig integrierten Scheinwerfern. Sportliche E-Mountainbiker werden mit ihm auf technischen sowie schnellen Trails allerdings kaum Spaß haben.
Tops
- Kontrolle trotz brachialer Motor-Power
- Alltagstauglichkeit
- integrierte Lichtanlage an Front und Heck
Flops
- geringes zulässiges Gesamtgewicht
- nur bedingt für den Trail-Einsatz geeignet
- Optik und Ergonomie des Cockpits
Mehr Informationen zum Haibike XDURO Nduro 10.0 findet ihr auf haibike.com.
Das Testfeld
Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.
Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann