Der kanadische Hersteller Norco ist jedem Mountainbiker ein Begriff. Doch im E-Mountainbike-Markt sind sie erst seit Kurzem dabei und ein fast noch unbeschriebenes Blatt. Das Norco Range VLT C1 ist ihr erstes, langhubiges E-Mountainbike. Ist das Debüt geglückt?

Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.

Norco Range VLT C1 | Shimano STEPS E8000/630 Wh | 180/170 mm (v/h) | 23,74 kg in Größe L | 7.999 € | Hersteller-Website

Norco hat für 2020 seine gesamte Bike-Modellpalette ordentlich umgekrempelt und mischt nun zusätzlich noch mehr im E-MTB-Bereich mit. Beim 7.999 € teuren Range VLT C1 setzen sie auf eine cleane, schicke Designsprache in Kombination mit einer progressiven Geometrie. Im Carbon-Rahmen steckt der Shimano STEPS E8000-Motor, der seine Energie aus einem internen 630-Wh-Akku zieht. Für noch längere Touren kann auf der Oberseite des Unterrohrs ein optionaler 360-Wh-Range Extender (499 €) montiert werden.

Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Norco Range VLT C1

Mit seinem 180/170 mm RockShox-Fahrwerk mit Lyrik-Gabel und Super Deluxe Coil-Stahlfederdämpfer macht das Range VLT schon im Stand klar, dass es für die harte, schnelle Gangart bergab gemacht ist. Passend zum Fahrwerk sind auch die Rahmendetails im schicken BoXXer-Red gehalten. Weniger detailverliebt ist Norco bei den Kabelöffnungen des Rahmens oder dem Kettenstrebenschutz: Weder werden die Züge zuverlässig geklemmt, noch wird die Kette daran gehindert, den Lack der Kettenstrebe zu zerkratzen. Mit Ausnahme der 27,5”-Reifen ist die Ausstattung des Norco Range VLT absolut hochwertig und dem Einsatzzweck angemessen. Die 2,5”-breiten MAXXIS ASSEGAI-Reifen an Front und Heck kommen in unterschiedlicher Gummimischung, allerdings mit der härteren Mischung an der Front: Was das auf dem Trail bedeutet, verraten wir euch später.

Für steilste Rampen
Der Sitzwinkel des Norco Range VLT ist super steil und macht sich vor allem im Uphill bezahlt. Dank viel Stützenhub ist der Sattel im Downhill dennoch nicht im Weg.
Genau andersrum
Die robuste Doubledown-Karkasse des MAXXIS ASSEGAI am Hinterrad ist löblich. Die super weiche Gummimischung lässt es aber schlechter rollen und bremst das Norco bergauf merklich.
Haarscharf
Die Bremsscheibe kommt dem Carbon der Bremssattelaufnahme gefährlich nahe. In Anliegern flext der Hinterbau und die Scheibe kann gelegentlich sogar am Rahmen reiben.

Norco Range VLT C1

7.999 €

Ausstattung

Motor Shimano STEPS E8000 70Nm
Akku In-Tube Battery 630Wh
Display Shimano STEPS E8000
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate RC2 180 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil Ultimate DH 170 mm
Sattelstütze BikeYoke REVIVE 160 – 185 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 200/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Norco 35 50 mm
Lenker Deity Ridgeline Aluminium 800 mm
Laufradsatz DT Swiss E1700 Hybrid 27,5"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,74 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

optionaler Zusatzakku (360 Wh) – 499€ bei Norco bestellbar


Energydrink oder Energypack?
Zusätzlich zum internen 630-Wh-Akku lässt sich anstelle des Flaschenhalters ein separat erhältlicher Range-Extender mit 360 Wh montieren.
Perfekt abgestimmt
Der Stahlfeder-Dämpfer saugt Unebenheiten förmlich auf und bietet dennoch sehr viel Gegenhalt für spontane Flugaktionen.
Unsicher
Beim Geschwindigkeitssensor verlässt sich Norco auf einen fragilen Sensor an der Kettenstrebe und einen Speichenmagneten, der sich leicht lösen kann.
Länger ist besser …
… zumindest beim Kettenstrebenschutz. Beim Range VLT ist er viel zu hart und viel zu kurz: Innerhalb kürzester Zeit hatten wir Lackabplatzer.

Geometrie und Größe des Norco

Dass Norco aus dem Bike-Mekka British Columbia kommt, merkt man ihm beim Blick in die Geometrietabelle sofort an. Der steile Sitzwinkel und der super flache Lenkwinkel sowie der lange Hauptrahmen sind wie geschaffen dazu, im steilen kanadischen Terrain Vollgas zu geben.

Größe M L XL
Sattelrohr 405 mm 445 mm 485 mm
Oberrohr 585 mm 614 mm 642 mm
Steuerrohr 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77,3° 77,7° 78,0°
Kettenstrebe 440 mm 440 mm 440 mm
Tretlager Höhe 355 mm 355 mm 355 mm
Tretlagerabsenkung 5 mm 5 mm 5 mm
Radstand 1.229 mm 1.263 mm 1.298 mm
Reach 450 mm 480 mm 510 mm
Stack 602 mm 610 mm 619 mm
Helm Fox Flux MIPS | Rucksack Norrona Skibotn 15 | Brille POC Aspire Clarity | Shirt Morvélo Journey Overland Tech Tee | Knieschoner POC VPD Air | Schuhe ION Raid Amp II

Das Norco Range VLT C1 im Test

Bereits beim ersten Aufsitzen auf dem Norco Range VLT C1 ist klar, für was es gemacht ist: steil bergauf und noch steiler bergab. Der super steile Sitzwinkel positioniert den Fahrer zentral im Bike und sorgt bergauf für eine ergonomische Tretposition. Egal ob im Stehen, auf losem Schotter oder nassen Wurzeln – dank der griffigen Gummimischung überträgt der Hinterreifen die maximalen 70 Nm Drehmoment des Motors ohne Durchdrehen auf den Boden. So erklimmt das Norco Range VLT wirklich jeden Gipfel stressfrei und mit Leichtigkeit. In der Ebene und auf flowigen Uphills saugt der – wir hätten nie geglaubt, dass wir das jemals sagen würden – „zu griffige“ Hinterreifen den Akku jedoch recht schnell leer. Zwar lässt sich hier mit dem Range-Extender auf fast 1.000 Wh aufrüsten. Dennoch ist das Noroc kein ausgesprochenes Touren-Bike, was an seiner sportlichen Sitzposition, die viel Druck auf die Front bringt, und der „Ballerausstattung“ liegt.

Mit dem Norco Range VLT C1 lässt man es am besten Laufen, denn erst bei höherem Speed kann es seine Stärken so richtig ausspielen.

Bergab macht das Norco Range VLT keine halben Sachen. Der super flache Lenkwinkel, die hohe Front und der lange Reach sorgen zusammen mit dem top Fahrwerk für ein ungeahntes Gefühl der Sicherheit. Selbst in super steilen Passagen kommen keine Überschlagsgefühle auf. Im Gegenteil: Das Range VLT glänzt mit so viel Stabilität und Traktion an beiden Reifen, dass man als Pilot voller Selbstvertrauen auf die härtesten Linien hält. Trotz langem Hauptrahmen ist die Balance des Bikes sehr gelungen, sodass auch offene, hängende Kurven mit Highspeed genommen werden. Auf feuchten und rutschigen Untergründen ist allerdings Vorsicht geboten: Durch die härtere Gummimischung an der Front verliert der Vorderreifen deutlich früher die Traktion als das Hinterrad und bricht unberechenbar aus. Wird der Trail langsamer und flacher, fühlt man sich an Bord des Range VLT wie mit einem Traktor auf der Nordschleife. Der Hinterreifen, die lange Geometrie und das schluckfreudige Fahrwerk bremsen es aus. Anders gesagt: Das Norco Range VLT erwacht erst auf ruppigen Trails mit ordentlich Gefälle zum Leben und kann dort sein volles Potenzial ausschöpfen.

Tuning Tipp: Härtere Gummimischung am Hinterrad für bessere Allround-Eigenschaften, oder eine weichere Mischung am Vorderrad für ein ausgewogenes Gripverhältnis bei Nässe

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Wer eine entspannt komfortable Sitzposition für Touren oder eine gemächliche Fahrweise sucht, der wird beim Norco VLT C1 nicht fündig. Das Norco Range VLT ist ein waschechter Freerider: Bergauf fahren ist mit ihm absolut problemlos möglich, allerdings eher gemächlich als Mittel zum Zweck. Bergab überzeugt es im ruppigen, harten Gelände und fleht seinen Fahrer förmlich an, die Bremsen offen zu lassen. Für 7.999 € bieten die Kanadier eine sehr gute Fahr-Performance und ein schickes Design – einige Rahmen-Features hätten jedoch mehr Liebe zum Detail erfahren können … .

Tops

  • vermittelt sehr viel Sicherheit im Downhill
  • top Sitzposition für steile Uphills
  • je schneller, desto besser

Flops

  • exponierter Geschwindigkeitssensor
  • Gummimischung des Hinterreifens
  • Kettenstrebenschutz

Mehr Informationen zum Norco Range VLT C1 findet ihr auf norco.com.

Das Testfeld

Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.

Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann